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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188507233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850723
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-07
- Tag 1885-07-23
-
Monat
1885-07
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.07.1885
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.RI08.— S.MrMiU, Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dein Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes«Anzeiger mit Beiblättern kostet bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten 50 Pfennige monatlich; bei der Post 60 Pfg. (10. Nachtrag 45236.) Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckerci, Chemnitz. Sächsischer LUf Matter: Ll»ii>ks-Ai>jkisel mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unterhaltungsblatt" und humoristisch illustrirtes Sonutagsdlutt „Lustiges Bilderbuch". Donnerstag, 23. Juli 1885. Jnsertionspreis: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung groher Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag sin Briefmarken) beifügen (>e 8 Silben Korpusschrist bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede'S Anzeiger, Chemnitz: Ik. »«mleste, Koffer, > solider S. sf«« vr. 100, chen M. «0. ihruug, chen en, Mtzv, tttche en rm- »Men e Auswahl Preise« Odsmnitr, i-s.nAvstr.16. V --- ZaeMren dns, t S r esirssss 25. 0 ?k. sortirt, 90 kl. r OlssIVssser t äis desto ronsäe. l-im.-Lnelror, 1.20, ü k'l. 60 rk., rein, ivdlkoudou», ertrisodenci. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Das im Grundbuchs auf den Namen Franz Hermann Lieberwirth ein getragene, dermalen als Garten benutzte, zu Bauareal geeignete Grundstück Nr. 60 des Flurbuchs, Folium 232 des Grundbuchs für Einsiedel, nach dem Flurbuche 5,7 Ar groß, geschätzt au> 900 Mk., soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 29. Juli 1885 Vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 11. August 1885 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann in der Gerichtsschrciberci des Unterzeichneten Amtsgerichts eingeiehen werden. Chemnitz, am 23. Juni 1885. Das Königliche Amtsgericht. Die im Grundbuche ans den Namen Julius Heinrich Oesterreich einge tragenen, in Chemnitz am Nicolaigrabcn unter Nr. 22 gelegenen, zum Be triebe der Schankwirthschaft eingerichtete» Grundstücke: I. Folium 379 des Grundbuches für Chemnitz, bestehend aus der mit einem Wohn- und Restau ralionsgebäude, sowie verschiedenen Nebengebäuden bebauten Parzelle Nr. 236a des Flurbuchs für Chemnitz, geschätzt auf 25,400 Mark, 2. Folium 380 desselben Grundbuches, bestehend aus der mit einem Wirthschasts-, einem Gesellschasts- und einem Niedcrlagsgcbäude bebauten Gartenparzelle Rr. 23S b des Flurbuchs für Chemnitz, geschätzt auf 10,900 Mark, sollen in: hiesigen Amtsgericht zwangweise versteigert werden und ist der 21. August 1885, Vormittags 10 Uhr, als Anmeldetermin, ferner der lt. September 1885, Vormittags 10 Uhr, als Versteigcrungstermin, sowie der 25. September 1885, Vormittags 10 Uhr, als Termin zur Verkündung des Vertheilungsplans an beraumt worden. Die Realbercchtigtcn werden ausgefordert, die aus den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostensorderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Ueber sicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhält- nisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des Unter zeichneten Amtsgerichts eingeseben werden. Chemnitz, am 13. Juli 188b. Das Königliche Amtsgericht. Ueber das Vermögen des Fleischers Heinrich Richard Hähner in Altchemnitz wird heute am2l. Juli 1885, Vormittags neun Uhr das Concursverfahrcn eröffnet. Der RechtsanwaltJrmscher in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt. Concurssorderungen sind bis zum 1. September 1885 bei dem Gerichte an zumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver walters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Concursordnung bezeichnet«» Gegenstände auf den 18. August 1885, Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 2. October 1885, Vormittags 10 Uhr vor dem Unter zeichneten Gericht Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Con- cursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Be friedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 1. August 1885 Anzeige zu machen. Das König!. Amtsgericht. Gesucht wird der bei dem diesjährigen in Altendorf abgehaltenen Schießen in dem Schankzelt von Wenzel Uhlemann beschäftigt gewesene Handarbeiter Adolph Wiedemann, angeblich ans Limbach bei Chemnitz. Chemnitz, am 20. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Telegramme des Landes-Anzeigers. Vom 21. Juli. Berlin. Auf die Äcnuuciation einer hiesigen Berichterstatters gegen den Hofprediger Stöcker wegen Meineides lehnte es die Staatsanwaltschaft ab, Anklage zu erheben. Es fei völlig ausge schlossen, daß Stöcker die falsche Beeidigung wider besseres Wissens gemacht habe. Wien. Wegen des an der Central Boden-Creditbank verübten Betruges in Höhe von sechzigtausend Gulden wurde heute Gustav Schadl- bauer, Theilhaber der altrenommirten Eiscnfirma am StesanSplatz, zu fünf Jahren schweren Kerker vcrurtheilt. DerVerurtheilte stürzte nach der Bekanntgabe des Urtheils zusammen und mußte hinausgetragen werden. Sein milangeklagter Commis, Ho ermann, wurde freigesprochen. Wien. Die Behörde löste den ultramontanen „Deutschen Verein" in Graz, welchem Carnerie und Wurmbrand nicht deutsch genug waren, auf. Grund der Maßnahme war, daß sich der Verein durch seinen Beschluß bezüglich des CurorteS Sauerbrunn, durch welchen es dem Grazer Männer > Gesangverin «ahegelegt wurde, die Absingung eines deutschen Liedes zu unterlassen, eine ihm nicht zu- kommende Autorität angemaßt habe. London. Den „TimeS" wird aus Philadelphia gemeldet, daß der Staatsseeretär Bayard die Ernennung des Tschechen Jonas zum Vereinigten Staaten-Consul in Prag widerrufen hat und an seine Stelle einen Anderen zum Consul zu ernennen gedenkt. Petersburg. Das Gesetzblatt veröffentlicht einen vom Kaiser genehmigten Reichsrathsbeschluß, welcher Zahlungen in Coupons von zinstragenden staatlichen und privaten Werthpapieren, deren Zahlungs termin noch nicht abgelaufen ist, ingleichen alle Geschäfte mit Coupons, deren Zinsenlauf nicht begonnen hat, untersagt. Dieser Beschloß erstreckt sich nicht auf die Zollzahlungen in Coupons der auf in Metallvaluta lautenden Prrcentpapiere. Die hieraus bezügliche bestehende Verord nung bleibt intact. Petersburg. Wie die „Nordische Telegraphen - Agentur" meldet, lauten die Saatenberichte auch aus Livland und Kurland überwiegend ungünstig. Da» Winterkorn und die Sommersaaten litten säst überall durch die Dürre im Juni; in den letzten Tagen seien zwar Gewitterregen gefallen, aber gleichzeitig auch Hagel, welcher viel Schaden anrichtete. Petersburg. Kalkow's „Moskauer Zeitung" bespöttelt Eng landr Ruffensurcht und Salisbury'- Sorge für feste Operationsbascn In Afghanistan, theilt jedoch besten Ansicht über die Zwecklosigkeit vorzeitiger Verträge und sagt: UnS scheint, der bei Weitem noch nicht beendete Streit der russisch-englischen Interessen sei seiner natürlichen Entwicklung zu überlasten. Riga. Ein gestern Nachmittag in der Baltischen Waggonfabrik ausgebrochenes Feuer richtete dortselbst großen Schaden an, äscherte an hundert umliegende kleine Holzhäuser ein und beschädigte die be vachbarte Filiale der Gasanstalt. Die astatische Wolke. Privatnachrichten, welche aus Rußland eintreffen, geben den jüngsten Vorgängen, deren ausschreckende Wirkung Europa empfunden hat, ein lehrreiches Relief. Schon aus den Aeußeruugen des britischen Ministers für Indien, de- Lord Churchill, im Parlament zu London, konnte man entnehmen, daß die Thatsache neuer militärischer Be wegungen der Rüsten in Mittelasien nicht zu leugnen sei. In Ruß land selbst zweifelt kein Einsichtiger an dieser Thatsache und Niemand begreift, wie man erwarten kann, daß durch die „Unterhandlungen" mit England ein endgültiger Zustand geschaffen werden kann „Glaubt man denn," so heißt es in den nicht vfficiellen Berichten, „daß wir Millionen an Geld, viele Tausende von Menschenleben, die Arbeit von Jahrzehnten geopfert haben, nur um in den wege losen Wüsten und Steppen des asiatischen Hochlandes festen Fuß zu fasten? Was ist uns der Zulfikarpaß, was Herat? Es sind Etappen aus dem Wege, auf dem wir nicht mehr zurückkönnen und wollen; das Ziel ist der freie Zutritt zu Indien, die Erschließung dieses Stapcllandes asiatischen Reichthums für den Handel Rußlands, die ungehinderte Verbindung mit dem indischen Ocean." Die Entfernung der russischen Vorposten von den englischen an der indischen Grenze beträgt jetzt etwa drei Tagemärsche, ein Tagemarsch trennt die Rüsten nur noch von Herat. Die Jahreszeit ist aber augenblicklich mit fünfundvierzig Grad Hitze im Schalten für alle Bewegungen und Operationen die denkbar ungünstigste. Der Vormarsch der englischen Truppen von Indien aus kann auf den großen, bequemen Straßen erfolgen, unterstützt von den reichen Hülfs- quellen und Vorräthen des in üppiger Cultur stehenden Landes. Jenseits Indiens aber beginnt die Wasser- und vegetationslose Wüste, deren Schrecken und Drangsale in der Sonueugluth verheerender sind, als in Afrika. Der russische Nachschub geht zwar ohne Unter brechung, wenn auch ziemlich unvermerkt von Statten, vor Eintritt des Herbstes aber liegt aus russischer Seite jeder Gedanke an eine ernstliche Ausnutzung der inzwischen errungenen Vortheile fern. Niemand vermag heute zu beurtheilen, wie lange die Frist sein wird, die uns von dem einmal unvermeidlichen Zusammenstoß zwischen Rußland und England noch trennt, da beide Theile kein Interesse daran haben, sie ohue dringendes Bedürfniß abzukürzen. England ist niemals einem Kriege mit weniger Chancen entgegengetreten, als es jetzt der Fall sein würde. In Europa isolirt, ohne jeden Bundes genossen, von einer schwankenden, nichts weniger als befestigten Regier- ungsgewalt geleitet, bei starkem militärischem Uebergewicht des Gegners, hätte es von vornherein Wind und Sonne gegen sich. Rußland andererseits, unter den enormen Opfern seufzend, welche die asiatische Politik ihm auferlegt, setzt Alles daran, um, wenn möglich, die Voll endung der großen transkaukasischen Bahn zu erreichen, ehe es seine Armee den unermeßlichen Gefahren eines Krieges in jenen öde», wasserlosen Wüsteneien überläßt. Daß die europäische Friedenspolitik mit Deutschland an der Spitze das Ihrige thut, die Entzündung des Brandes anfzuhalten, weiß die Welt; Niemand aber kann behaupten, zu wissen, wann die englisch-russischen „Friedensverhandluvgen" jemals ihr Ende finden werden. Mit der Eroberung Turkestan's hat Rußland eine Riesenaufgabe bewältigt. Vieler Jahrzehnte bedurfte es, um die endlosen Steppen zu durchdringen, detachirte Forts zu errichten, von denen aus die marschirende Armee mit Holz, Wasser und Lebensmitteln versehen wird, die Nomadenvölker zu unterwerfen, sie zu Kosaken-Regimentern zu orgauisiren, Dampfschiffe auf dem Ural'scheu See und auf den in ihn mündenden Flüssen Amur—Daria und Sir—Daria zu coustatiren und endlich in den Sitz von Bochara, China und Kokand zu gelangen, Die Turkmenen sind Rußland unterworfen, die Baschkiren, Kalmücken, ein Theil der Kirgisen stellen auf jeden Ruf eine Masse irregulärer Kelterei. Wenn aber auch die Gebiete dieser halbwilden Stämme ür Rußland natürliche Eroberungsobjecte waren, Indien ist ein solches Object nicht, Rußland kann Indien Wohl erobern, aber nicht be haupten. Nur durch die Ueberlegenheit seiner Cultur vermag England Indien festzuhalten. Jeder Eroberer, der diese nicht besitzt, fände in Indien sein Grab. In Rußland selbst hat man dies Ziel der Eroberung Indiens auch nicht im Auge. Nur den freien Handel und die Mitausbeutung der indischen Naturreichthümer verlangt die russische Politik, ohne daß über die Formen dieses Mitbewerbes bis jetzt eine klare Vorstellung bestände. Die Schätze Indiens zwischen Orient und Oecident zu ver mitteln, ist die Ausgabe, für die russische Phantasten sich mit Vor liebe erwärmen. So sehr die europäischen Mächte zur Wachsamkeit bezüglich der Eroberungspläne Rußlands auf die Balkanhalbinsel ver pflichtet sind, so wenig werden sie bei dem Ringen der beiden Rivalen um Indien aus ihrer kühlen Neutralität heraustreten. Weder Deutsch land noch Oesterreich kann sich von Rußland bis ans adriatische Meer umklammern und dadurch seinen Levantehandel ruiniren laste»; daß aber Rußland seine« Schwerpunkt nach Asien verlegt, und dadurch die Gefahr eines Orientkrieges in unabsehbare Fernen rückt, kann weder Deutschland noch Oesterreich bedrücken — im Gegentheil. Scho» vor fünf Jahren schloß ein in fianzösischcr Sprache ge- chriebenes, damals vielgenanntes Werk über die Orientstage, das eine Zeit lang dem König von Schweden zugeschricbcn wurde, eine Be trachtung über die Entwickelung der orientalischen Dinge mit den Worten: „Alles, was gethan, Alles was unternommen werden mag, wird, wenn auch nicht ausschließlich, so doch vorwiegend zum Vortheil Deutschlands auSschlageu, weil dieses über die Trümpfe verfügt und weil es zugleich durch die Gewalt der Thatsache« und die Fehler der Anderen unterstützt wird." Wien, den 22. Juli. Im Namen der Bevölkerung Oester «ich» begrüßen da» .Fremdenblatt" und die „Abend Post" die Ankunft Kaiser Wilhelm- auf österreichischem «°dtn mit äußerst warmen und sympathisch geschriebene» Artikeln » euen auf die Bande aufrichtiger Freundschaft hingewiesen wird, urch dw beide Kaiserhöfe segen-rrich verbunden seien. zur Politische Run-schau. Chemnitz, den 22. Juli. Deutsches Reich. Seit Dienstag weilt Kaiser Wilhelm Nachcur in Gastein, dem so herrlich in den Vorbergen der Salzburger Alpen und im Thale der Ache gelegenen Badeorte. Schon seit Jahren pflegt der greise Monarch seine allsommerlichen Badereisen mit dem Aufenthalte in Wildbad Bastein zu beschließen und dieser Gewohnheit ist er somit auch in diesem Jahre treu ge bliebe«. Etwa drei Wochen wird unser Kaiser auf österreichischem Boden weilen, um dann direct «ach seiner Sommerresidenz Reu Babelsberg zurückzukehren und hier die Zeit bis zum Beginn der großen Herbstmanöver zu verbringen, vorausgesetzt, daß nicht von ärztlicher Seite Bedenken gegen einen längeren Aufenthalt in Neu wegen der daselbst immer etwa- feuchten Luft erhoben werden. Ihren Abschluß wird die Gasteiuer Cur Kaiser Wilhelm'- durch die am 7. August erfolgende Zusammenkunft zwischen ihm und Kaiser Franz Josef erhalten, welche somit auf's Neue sowohl von der beide Herrscher verbindenden innigen Persönlichen Freund schaft, als auch von den fortgesetzt zwischen dem Deutschen Reiche und der HabSburgischen Doppelmonaichie obwaltenden herzlichen Be ziehungen Zeugniß ablegen wird. — Ob die Drei-Kaiserzusammen- kunst von Skiernievice in diesem Jahre eine Wiederholung erfahren wird, steht noch sehr dahin und sind alle Nachrichten hierüber nur mit Vorsicht aufzunehmen. Auch was die verschiedenen Ankündigungen von einer nahe bevorstehenden Zusammenkunft de- Fürsten Bismarck mit dem Grafen Kalnoky, dem österreichischen Minister de- Aus wärtigen, anbelangt, so beruhen dieselben vorläufig nur auf Ber- muthungen. ES ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß die beide» leitenden Staatsmänner, wie in früheren Jahren, so auch diesmal zusammenkommen werden, um sich über die allgemein« Lage und be sonder- über das unerquickliche wirthschaftspolitische Berhältniß zwischen Deutschland und Oesterreich Ungarn zu besprechen; etwa- Bestimmtes läßt sich aber hierüber zur Zeit nicht sagen. — Unser Kaiser hat den deutschen Turnern in Dresden für das Begrüßungstelegramm, welches ihm auf der Reise zugegangen, mit dem Wunsche gedankt, daß das Turnen als Pflanzstätte der Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes sich weiter entwickeln und be- . währen möge. — Es hat geholfen I Der Hinweis, daß nur ein Deutscher einen deutschen Fürstenthron besteigen könne, hat den Herzog von Ed in- bürg veranlaßt, mit seiner Familie zunächst einen längeren Aufent halt in Koburg zu nehmen. Im Monat August folgt die Ueber- siedelung dorthin. — Der Vicepräfident des preußischen Staatsministeriums. Herr von Puttkam er, der sich nach Pommern begeben hat, besucht auch den Reichskanzler in Varzin. Mau will die Reise mit den Vorbereitungen für die preußischen Landtagswahlen in Verbindung bringen. — Der chinesische Gesandte in Berlin, der China auch bei der französischen Republik vertreten wird, begiebt sich in dieser Woche nach Paris, um dort sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen. — Der Botschafter Fürst Hohenlohe ist aus Varzin, wohin er sich Ende der vorigen Woche begeben, nach Berlin zurückgek-hrt. — Das Landgericht in Bromberg hat vor etwa sechs Woche« — wie wir damals mittheilten — die von der dortigen Polizeiverwalt ung aus Andrängen der Regierung erlassene Verordnung über Ein führung der Brot laxe in ihren Hauptpunkten für rechtsungültig erklärt und die wegen Uebertretung derselben angeklagten Bäckermeister freigesprochen. Das Urtheil ist jetzt rechtskräftig geworden, da die Staatsanwaltschaft keine Revision dagegen einlegte. — Die Beerdigung des bei den Streikkrawallen in Berlin zetödteten Maurers Heinrich Fastet hat in aller Stille ans dem tädtischeu Kirchhofe in Friedrichsfelde stattgefunden Es war aber ständig eine größere Zahl von Schutzleuten zur Verhinderung aller Ausschreitungen concentrirt — die streikenden Maurer sind von ihrem Beschlüsse, die Arbeit nur dann aufzunehmen, wenn alle Meister fünfzig Pfennige pro Stunde zahlten, wieder abgekommen. Es ist ein Beschluß angenommen, daß bei den Meistern gearbeitet werden kann, die fünfzig Pfennige zahlen. Damit ist der Streik in der Hauptsache vorbei, denn tüchtige Arbeiter erhalten sofort fünfzig Pfennige. — Die Veröffentlichung der nach Anhörung Sachverständiger aus den betheiligten Kreisen der Industrie und des Kleingewerbes umgearbeiteten Bestimmungen über das Submissionswesen in Preußen steht unmittelbar bevor. Hoffentlich ist das Resultat der Regierungsarbeit ein besseres als das der oben erwähnten Sub- missions-Conferenzen; mit den letzteren war eS bekanntlich nicht gerade weit her. — Wie der „Vossischen Zeitung" von einem namhaften Mit glied« deS Kirchenregimentes angedeutet worden ist, unterliegt es keinem Zweifel, daß Consistorium und Oberkirchenrath über die Processe, in welchen der Hofprediger Stöcker eine Rolle gespielt hat, ans das Genaueste sich informiren werden, schon weil die synodalen Körper schaften nach ihrem Zusammentritt nicht unterlassen werden, der Sache näher zu treten, um je nachdem Anträge an das Kirchenregi- meut zu stellen. Speciell der Proceß Schmidt-Stöcker, welcher zu einer Verurtheilung des Letzteren mit huudertfünfzig Mark, des Ersteren mit fünfzig Mark geführt hat, kann amtlich nicht ignorirt werden. Gleichwohl dürften Consistorium wie Oberkirchenrath zu dem Vorgefallenen nicht eher Stellung nehmen, um ein Disciplinar- verfahren gegen Herrn Stöcker einzuleiten, als bis die Sache definitiv vor Gericht abgeschlossen ist. Man glaubt nämlich Herr Stöcker werde in dem Proceß Schmidt Berufung gegen das erstinstanzliche Urtheil einlegen. Trotzdem aber soll angeblich nicht ausgeschloffen sein, daß Herr Stöcker amtlich, aber in schonender Weise, die An deutung erhält, bis zur Beendigung seiner Streitsache mit Schmidt sich aller geistlichen Amtshandlungen zu enthalten. — Es ist bemerkenswerth, daß die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" aus der Rede, welche Hofprediger Stöcker am Sonntag in Berlin bei dem großen Fest der christlich-socialen Partei gehalten hat, nur die folgenden Sätze hervorhebt: „Ich habe mich ernstlich geprüft: Hast Du etwas Unrechtes gethan? Daß die Sache gut ist, die wir vertheidigcn, weiß ich, aber war auch die Art des Kampfes richtig? Wenn man umtobt ist von dem Haß und dem Fanatismus der Gegner, dann muß man scharf werden, nicht um seiner selbst, sondern um der Sache willen. Vielleicht ist aber jetzt der Straßen- kampf nicht mehr nSthig. Was mich am meisten erschreckt hat, das ist der Haß der Feinde gegen mich- Ich will, soviel ich als ehrlicher Mensch kann, versuchen, Alles zu thun, daß dieser Haß nicht noch heißer geschürt wird. Wir werden nicht aufbören, zu bekämpfen, aber nachdem wir sieben Jahre hindurch manchmal mit grobem Geschütz gefeuert, will ich versuchen, sreundlicher, vorsichtiger, mäßiger zu reden. Bei dem Feste wurden Herrn Stöcker laute Ovationen dargebracht. — Es wird bestätigt, daß die deutschen Forschungsexpeditionen im Congogebiet wesentliche Fortschritte machen und gute Erfolge auf zuweisen haben. Mit den Expeditionen in Ostafrika sieht es aber ziemlich trübe au». Es fehlt ebensowenig an Hindernissen politischer wie klimatischer Natur. — Fürst Chlodwig von Hoheulohe-Schillingsfürst, der gegen wärtige deutsche Botschafter in Paris, wird der künftige Statt halter von Elsaß-Lothringen sein. Die Ernennung ist zwar noch nicht publiclrt, gilt aber als sicher, nachdem sich Fürst Hohenlohe , ' 'U ß
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