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Dienstag den 29. April. Inserate werden Tags vorher bis früh 9 Uhr für die nächste Nummer angenommen. ROT v« Erscheinen: Dienslag, Tonnerstag, Sonnabend. Abonnement vierteljährlick 1 Mark. Großenhainer NnttthMmP- L Anzcheblatt Amtsblatt für die königlichen and städtischen Behörden zv Großenhain nnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Auf dem die Firma Robert Götze in Großenhain betreffenden Fol. 186 des hiesigen Handelsregisters ist auf Grund der Anzeige vom 23. dieses Monats heute verlautbart worden, daß die Herrn Franz Börirke ertheilte Procura zurückgezogeu worden ist. Großenhain, den 25. April 1879. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. S. Bekanntmachung. Die Inhaber der mit den Nummern: 66, 113, 114, 115, 157, 165, 166, 167, 168, 169, 188, 189, 210, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 369, 381, 382, 383, 384, 385, 386, 387, 388, 389, 400, -104, 411, 412, 415, 416, 417, 418, 419, 420, 462, 464, 465, 479, 480, 481, 482, 484, 492, 543, 547, 548, 549, 550, 551, 599 ver ¬ sehenen Schuldscheine über je 300 Mark, welche die nunmehr in Concurs verfallene Actiengesellschaft der Bierbrauerei zu Medingen in Gemäßheit der von ihr anfgenommenen mittelst Decrets des Köuigl. Sächsischen Ministern des Innern vom 13. Juni 1870 ge nehmigten Prioritätsanleihe ausgestellt hat, werden andurch veranlaßt, diese gedachten Schuldscheine sammt Talons nnd Coupons spätestens binnen 4 Wochen zum Depositum des hiesigen Königlichen Gerichtsamtes Behufs der Berücksichtigung bei dem über die Erstehungsgelder der versteigerten Mediuger Actienbierbrauerei abzufassenden Vertheilungs- plaue einznreicheu, unter der Verwarnung, daß unterbleibenden Falles die auf die be treffenden Lchuldscheiue sammt Anhang ausfallenden Beträge seiner Zeit auf Kosten der Betreffenden zum hiesigen Depositum werden genommen werden. Radeburg, am 23. April 1879. Das Königliche Gerichlsamt. Betzing. Grun-kücksverkeigerung. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte sollen die zum Nachlasse Hannen Rosinen verw. Richter geb. Thieme gehörigen Nachlaßgrundstücke Fol. 94 und 108 des Grund- nud Hypothekenbuchs für Biebrach, bestehend auö Wohnhaus und Wirthschafts- gebäuden, Feldern und Wiesen, welche von den Trtsgerichten am 7. Februar d. I. auf 3675 M. gewürdert worden sind, freiwilliger Weise versteigert werden und ist hierzu der 20. Mai d. I., 12 Uhr Mittags terminlich anberaumt worden, was man unter Bezugnahme auf die nebst Bedingungen am hiesigen Gerichtsbret und in der Schänke zu Biebrach auShäugenden Anschläge hier mit bekannt macht. Großenhain, am 22. April 1879. Das Königliche Gerichlsaml. Schröder.Bornemann, Ass. Bekanntmachung. Das jetzige RathhauS mit Zubehör Nr. 70 hier soll Sonnabend, den 22. Mai v»., Vormittags 11 Uhr i im hiesigen Magistratsbureau öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Bedingungen ! können von jetzt ab im Verpachtnngslocale Ungesehen werden. Elsterwerda, am 23. April 1879. ! Der Magistrat. Mettschmi. Die Tstcrferien des Reichstages sind zu Ende, er findet bei seiner Wiederkehr eine Reihe von Vorlagen, deren Be handlung zu schweren Kämpfen führen muß. Wenn irgend einmal die Redeblume, daß Europa „auf diesen Saal blicke" berechtigt war, so ick sie es in Bezug auf die kommende« Verhandlungen. Denn nicht allein in Europa, sondern in der ganzen Welt, die sich der Handel zugänglich gemacht hat, giebt es mächtige Interessentenkreise, welche durch unsere Gesetzgebung über den Zolltarif berührt werden. Während über die Verhandlungen zwischen Berlin und Rom noch immer ein absolutes Stillschweigen gebreitet ist, berichtet der Telegraph von einem charakteristischen Erlasse des Papstes, der eine mehr als locale Bedeutung hat, obwohl er sich nur auf ein Münchener Blättchen kleinsten Formates bezieht. Der berüchtigte In-. Sigl, der Herausgeber des bayrischen „Vaterland", das extremste Mitglied der katholischen Votkspartei, „der geliebte Sohu" Pius IX., welcher iu seinem Blatte etwa 50,0^0 Mark PeterSpfeunige gesammelt hat, ist iu dcu Baun gethau. Wir können die päpstliche Curie wegen dieser That nur beglückwünschen. Die wilde, zügellose, gemeine Schreibweise des kw. Sigl war seinen Freunden schädlicher als seinen Feinden. Jene milden Kirchenfürsten, wie der gegenwärtige Erzbischof von Bamberg, waren der beständige Gegenstand seiner feindseligen Hetzereien. Den verstorbenen Bischof von Passan nannte er stets „Heinrich — mir — graut — vor — Dir." Seiu Preußenhaß erstreckte sich selbst aus die bekannte ultramontane „Germania." Der Cardinal- StaatSsccretär hat Anstrag gegeben, daß voll diesem Maune der Peterspsenuig nicht ferner angenommen werden soll. Am Donnerstag feierte der ö st e r r e i ch ische Kaiserstaat das Fest der silbernen Hochzeit seines Kaiserpaarcs. Die aufrichtige Anhäuglichkeit, Mbe und Verehrung, welche das österreichische Volk für sein Fürstenhaus im Herzen trägt, kam iu glänzender Weise zum Ausdruck. 'Auch in Deutschland gaben sich die lebhaften Sympathien kund, welche das Ergebniß der wahrhaft freundschaftlichen Be ziehungen der beiden Reiche sind. — Die Convention mit der Türkei wegen des Sandschaks Novibazar ist in der zwölften Stunde zum Abschluß gelaugt. Die österreichische Regierung wird sich vorläufig damit begnügen, das was sie Schwarz auf Weiß besitzt, getrost nach Hause zu tragen und von ihrem Besatzungsrecht vorläufig wohl kaum Gebrauch machen. Sie hat sich ohnehin mit der Tccupatiou voll Bosnien nnd der Herzegowina zwei kleine Nachbarn zu Feinden gemacht. Serbien und Montenegro, welche sich auf dem Papiere bereits in die occupirten Provinzen getheilt hatten, haben ein Schutz- und Trutzbünduiß abgeschlossen, dessen Spitze wohl gegen Testerreich gerichtet ist. Auch iu der Regelung der handelspolitischen Beziehungen giebt Serbien seine feindlichen Gesinnungen gegen Testerreich kund, obgleich Serbien in der ganzen Entwickelung seiner Verkehrswege aus Testerreich angewiesen ist. Die ostrumclische Frage scheint ihrer Wsung nahe zu sein. Von der gemischten T ccupation Hai man glücklicher weise Abstand genommen. Die noch schwebenden Punkte sind nicht derart, um das Zustaudekommeu einer Verein barung zwischen den meistbetheiligten Mächten zu erschweren. In Rußland ist man getheilt in Bezeugungen der Freude über die glückliche Vereitelung des schmachvollen ! Anschlages vom 14. April und in Maßregeln gegen die! immer bedrohlicher werdende Gefahr des Nihilismus. Ueber j eineu großen Theil des Reichs ist der Belagerungszustand . verhängt. In Rostow am Don hat eine große Revolte, , bei welcher zahlreiche Häuser geplündert und verwüstet ' wurden, stattgesunden. Dieselbe hatte jedoch mit politischen Agitationen nichts zu thun. Der erste Anlaß war die Arretiruug eines betrunkenen Menschen, welcher Händel i suchte. Frankreich befindet sich iu einiger Erregung über den , Wahlkreis Bordeaux, wo, dem Wortlaute und Sinne der j ! Gesetzgebung entgegen, Älangni zum Deputirteu erwählt i ! ist. Die radicalen Blätter jubeln über den Wahlsieg. „Es ! ' ist ein Richterspruch", sagt die „Marseillaise", „welchen die Radicalen von Bordeaux gefällt haben. Und so sehen. sich diese pflichtvergessenen Vertreter jetzt vor die Alternative ! gestellt, entweder allem Reckte zum Trotz das freie Verbiet j ! der Wähler umzustoßeu, oder allen Verbannten, allen Gc- ! sangenen die Pforten des Vaterlandes augelweit zu öffnen." — Als ob ein einzelner Wahlkreis befugt wäre, über die Erwählten einer ganzen 'Nation ;n Gericht zn fitzen. Aus England ist zunächst die wichtige Thatsache zu erwähuen, daß Lord Derby sich von der conservativen Partei getrennt hat. Der Anlaß war die immer größere Mißbilligung, welche der edle Lord der Politik der Re gieruug gegenüber empfindet, nnd der Umstand, daß diese Politik von der conservativen Partei gebilligt wird. Wenn > man sich vergegenwärtigt, daß Lord Derby vor etwas ' mehr als einem Jahre noch Mitglied derselben Regierung war, die er heute bekämpft, so wird man zugcben, daß cS sich hier nicht um eine unbedeutende Personeusrage handelt. Lord Derby ist ein Mann vou colossalcm Rcichthum, der sicherlich auch bei den Wahlen seine Rolle gespielt hat. — In Südafrika haben die Engländer den ersten Erfolg zu verzeichnen. Dem Lord Chelmsford ist eS nach langen Vorbereitungen und Ueberwiuduug ungeheurer Schwierigkeitcu gelungen, den seit Ende Januar in Ekowe von einer großen Zulumacht eiugeschlossenen Tberst Pearson zu ent setzen. Die Engländer haben iu der Nacht des 5. April Ekowe geräumt uud sich uack dem Tugelafluß zurückgezogeu, wahrscheinlich in der Absicht, das Znlugebiet ganz zu ver lasset!. Die Scharte vou Jsaudula wird durch die Entsetzung CkoweS in London für ansgewetzt betrachtet, aber mit dem Rückzug über die Tngela erweist sich der Feldzug ! gegen König Cetewano als vollkommen gescheitert. Zwar werden immer nock Verstärknngen nach 'Natal gesandt; aber es ist jetzt mehr als zweifelhaft, ob man den Kampf gegen die Zulus vorerst wieder ausnehmen wird. Daraus i geht hervor, daß die Engländer wahrhastig keinen Anlaß, zum Siegesjubcl haben. — Aus England kommen be- i unruhigenke Meldungen über das Verhalten der dortigen Socialdcmokraten. Unter denselben herrscht eine Bewegung, wie sie vor den Attentaten des Jahres 1878 bemerkt > worden war. Sie scheinen die allgemeine Revolution für > nahe zu halten. Jedenfalls liegt in diesen Anzeichen eine ernste Mahnung für diejenigen Trgane, welche für die j öffentliche Sicherheit verantwortlich sind. In der eg optischen Frage ist cS merkwürdig still geworden. Die Engländer, welche im ersten Augenblick, als Ismail Pascha die von England und Frankreich ihm beigeordnelen Verwalter weggejagt hatte, Himmel und Erde in Bewegung setzen wollten, um diese Schmach zu rächen, verhalten sich jetzt mäuschenstill; die „Times", welche in der ersten Aufregung die Khedive absetzen wollten, haben jetzt kein Wort mehr über diese Frage, im englischen Parlament geben die Minister, sobald Anfragen in Bezug auf Egypten gestellt werden, ausweichende, auf die Zu kunft vertröstende Antworten, von welchen eigentlich Niemand weiß, waö er von ihnen zu halten hat; knrz, der ganze egyptische Handel sieht aus, wie eine unangenehme An gelegenheit, an welche die Engländer sich nicht gern erinnern ! lassen. In der That sicht der bisherige Verlauf der Sache einer ueueu Blamage der Engländer so ähnlich, wie ein Ei dem andern. Man mnß nicht so große Worte machen, wenn man ihnen nicht die That folgen lassen kann. Und das kann England nicht; daran hindert es schon die Un einigkeit, welche unter den beiden in der egyptischen Sache Verbündeten herrscht. England möchte gewiß, trotz seiner Kämpfe in Asien nnd Afrika, den Khedive energisch züchtigen, Lord Beaconsfield würde gar nicht vor dem Gedanken zurückschrecken, eine Anzahl Kriegsschiffe mit Truppen nach Egypten zu seudeu. Aber Frankreich widerstrebt dieser Action; es weiß ganz gut, daß England dann den Löwen antheil der Beute davoutrageu uud sich eine enorm wichtige Station auf dem Wege nach Judieu sichern, daß Frankreich aber leer ausgehen würde. Und da es durchaus kein Interesse daran hat, den Besitzstand am Mittelmeer einer Aenderung zu unterziehen, bei welcher England unter allen ! Umständen gewinnen würde, so hemmt es einfach die Unternehmungslust Lord BeaconSfield'S. Dazu kommt nun auch uoch die Eifersucht Italiens und Rußlands, welche , gleichfalls den Engläudern keine Erfolge am Nil gönnen ! und im Iutriguireu gewiß auch nicht faul gewesen sind. ! Der geriebene Khedive kennt diese Eifersüchteleien ganz i genau und auf sie baute er seiueu Plau, als er die ihm aufgedrungcueu Vormünder wegjagte. Er hat sich insofern nicht verrechnet, als er schwerlich eine Züchtigung dafür ! erfahren wird. Aber bezahlen wird er freilich müssen, denn i trotz aller Eisersüchtelcien sind die Geldmäuuer an Seine und Themse wenigstens in dem Einen Punkte einig, daß - sie ihren Schuldner nicht so leichten Kaufes loslassen. Tligesmichnchten. Grostcuhaiu. Am Geburtstage unserö Königs Albert hatte sich ein kleiner Kreis Männer zu einem Gastmahle im gcsckmackvoll decorirten Saalzimmer des Gesellschafts- Hauses versammelt, um dadurch die Liebe und Anhänglichkeit zu dem angestammten Köuigshause zu bekunden. Und diesem Patriotismus wurde uicht blos durch den officiellen Toast auf Sc. Majestät Ausdruck verliehen, sondern dem Königs- Hause in mehreren anderen iu höchst geistreicher Weise ge haltenen Trinksprüchen Treue und Ehrfurcht ausgesprochen. Dann folgte Toast auf Toast, erust und hciter, so daß sich ausnahmslos alle Anwesenden lange Zeit gefesselt hielten. 'Nach aufgehobener Tafel fnblte man sich zu einer Samm lung als Nothpfennig für eine bedrängte hiesige Familie veranlaßt. —- Dresden, 25. April. König Albert hat die Glück wünsche unseres Königshauses dem österreichischen Herrscher paar durch den kgl. säcks. Gesandten in Wien, Kammerherrn v. Helldorf, übermitteln lassen. — Der am hiesigen Hofe beglaubigte k. k. österreichisch ungarische Gesandte, Freiherr