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Nummer 92 — 25. Jahrgang «mal wach. für «Pr« » «. einsihl, «estellgeki. «n,ei^rp«1le: Dte Igesp. Petttzell« 50^« Stellengesuch« A Dte Petttreklame-ellr. 8V Mlli. mrirr brr«. 1 Offertengebilhren für Selbsftwhoirr LO ^ bet Uedersendung durch di« Post autzerdem Vortozuschlaa Einzel-Nr. 10 L. Scmntags«Nr. 15 Geschäft!? Teilt I. Hi Heb rand in Dresden. SiickMe Dienstag, 27. April 1921 gm Kakle höherer Gewalt erlischt jede verpflicht auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeiaenaufträg «. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf üdermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Der« antwortung. Unverlangt «ingesandte nicht versehene Manuskripte wers. Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Wp-IMdilllie kür i^sbnentrSger VMMeiiersrtiksI i-slierbossn krs«slt«n ttossnlrkqvr lleildssSIrs «.t.M-N'1 iii«° M. II,«»IeiiIt..p>>I>iüen!t.rS IlMmren unck «ofllMMI ^.Kvieirekügell Oresöen kiiiitzstrsüe 44 «tiiiMir rai» Uslkm «VOchiNieftell«. druck ood Berta», Saxoma- Buchdruckere, ÄmbH.. Dresden-^, i, Polterstrahe 17. Ferimu 21012. PoMcheckkonlo Dresden I47S7 'NanNonlo: Bassenae 4: Nrlolckie. Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Eäckisischeu Bolkszetiung Dresden. SlIIsiadt I. Polterstrahe 17 sternrin 20711 und 21012. 7NI»k7k»I k. rc«aoe L <o. Linlirii, 1ii/st»sntHauT0traI1s 10, >» lmllil-llnilir, zigilltdn iiliin i.i»i0L.ku»q Deutschland und Rutzland Der neue Vertrag Währung eines deutschen Kredits an Rußland in Höhe von 300 Millionen Reichsmark sei ein günstiges Zeichen für die Zusammenarbeit der beiden Länder. Moskau, 26. April. In der gestrigen Schlußsitzung des Generalexekutive- Komitecs der Sowjetunion, der auch der deutsche Botschafter Gras Brockdorff-Rantzau beiwohnte, hielt der stell vertretende Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Litwinow eine längere Rede über die auswärtige Pogitik der Sowjetregierung, in der er ausführter Die gegenwärtige weltpolitische Lage wird gekennzeich net durch enie Diskreditierung des Völkerbundes und eine Erschütterung der Locarnopolitik in der letzten Völkerbunds- tagung. Die Tatsache, daß man es der Sowjetunion un möglich gemacht hat, an den Arbeiten der vorbereitenden Ausschüsse der Abrüstungskonferenz teilzunehmen, hat ge zeigt, daß die Führer des Völkerbundes bewußt darauf hiuarbeitcn, daß die Arbeiten dieses Ausschusses nicht zum Ziele führen. In Berlin ist der d e u t sch - r u > s i s ch e Vertrag unterzeichnet worden. (Starker Beifall der Ver sammlung.) Dieses Abkommen beruht auf der Ueberzeugung der Regierungen beider Länder, daß es im Interesse beider Länder liege, die auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Freundschaft zu festigen. Der Vertrag enthält keine geheime Klausel und es besteht kein Geheimprotokoll als Ergänzung zu ihm. Der Berliner Vertrag stellt lediglich eine Prä zisierung des Vertrages von Rapallo dar. Wenn alle Staaten der Welt die gleiche Politik verfolgen würden, wie sie in dem türkisch-russischen und dem deutsch-russischen Ver trag zum Ausdruck komme, so würde dies für die Sicherung des Weltfriedens unendlich mehr beeilten als alle bisherigen und künftigen Maßnahmen des Völkerbundes auf diesem Ge biete. Werde mit Locarno die Befriedigung Europas erstrebt, so müsse jedermann den Abschluß des deutsch-russischen Ver trages aufs wärmste begrüßen. Wenn aber der Verdacht der Sowjetunion begründet sei und Locarno den Zweck verfolge, einen Block gegen die Sowjetunion zu schaffen und diese zu isolieren, so widerspreche der in Berlin Unterzeichnete Vertrag einem solchen Geiste von Locarno. Die Ge- Die Unterzeichnung Berlin, 26. April. Der deutsch-russische Vertrag ist Sonnabendmittag 2 Uhr im Auswärtigen Amt unterzeichnet wurden. Das Schrift stück trügt die Unterschriften Dr. Stvesemanns und des russi schen Botsckiofters Krestinski. Der Vertrag besteht aus vier Artikeln. Das Doku ment stellt einen allgemeinen Freundschastsvertrag dar. Die beiden Staaten sichern sich gegenseitig Neutralität bei jedem Angriff zu. der durch die Haltung des Angegriffenen sich als ungerechtfertigt darstellt. Die Neutralität bezieht sich in diesem Falle auch auf jede Form wirt,'cl>aftlicher Kriegführung. Es wird die Bildung einer Instanz zum Ausgleich von Schwie rigkeiten, die sich im Nahmen des Vertrages und der ihn er gänzenden Noten zwischen den beiden Staaten ergeben könn ten, vorgesehen. Besondere Beachtung dürfte der Inhalt des angefüglen Notenwechsels finden. In diesen Noten wird hin ge wiesen aus die bisherigen deutsch-russischen Beziehungen, und es wird m diesem Zusammenliang aus die Bedeutung des Artikel 16 des Bötkerüiindsstatutes eingcgangen. Das gejchichi in einer Form, die sich nicht unterscheidet von den Erklärungen, die von deutscher Seite bereits abgegeben worden sind. Deutschland lmt immer betont, daß es sieb nicht für verpflichtet halte, an Strafvktionen. die sich aus jenem Artikel ergeben, teilzuneh men. wenn Beschlüsse des Völkerbundes oder Beschlüsse von Gruppen innerhalb des Bundes vorliegen, denen es nicht seine Zustimmung geben konnte. Diese Auflassung hat bekanntlich auf Ser Seite der Völkerbundsmächte in Locarno Verständnis iind Billigung gesunden. Sie dürfte ähnlich im Vertrage zum Ausdruck kommen. Die amtlich« Veröffentlichung des Vertrages dürfte ain Mittwoch oder Donnerstag erfolgen, und zwar in Berlin und Moskau gleichzeitig. M MW MVWiüIllS Eine Kundgebung elnmüttgen Willens Dresden, 26. April. Ein Ausdruck zielbewußten Wollens und geschlossener Einmütigkeit war der gestrige Landesparteitag der Sächsischen Zentrumspartei in Dresden Fast sämtliche Ortsgruppen hätten Vertreter zu der Tagung entsandt, sodatz die Stimmung und die Wünsche aller Londesteile in der Aussprache zum Ausdruck kommen konnten. Von Berlin hatten sich Reichstagsabgeord- neder Dr. Krone, das jüngste Mitglied der Aentrumssraktion des Reichstages, und Generalsekretär M. Grobdel einge funden. Die Tagung wurde durch den Landesvorsitzenden. Regie rungsrat a. D. Dr. Flügler (Dresden) kurz nach 12 Uhr im Speisesaal des Neustädter Bahnhofes eröffnet. Noch herzlichen Worten der Begrüßung gab der Landesvorsitzende Dr. Flügler Bericht über die Ereignisse des letzten Jahres. Der letzte or dentliche Parteitag fiel mitten in die Zeit der Kämpfe um die Präsidentschaft. Im ersten Wahlgong hatte der Zentrumskondidat einen neuen Stimmenzuwachs zu verzeich nen, mit über 31000 Stimmen erreichte das Zentrum in Sach sen seinen bisher höchsten Stand. Der zweite Wahlgang, bei dem dte Parteien des „Volksblockes" zusammengingen, konnte in Sachsen zu keinem erfreulichen Ergebnis führen, da das kul turpolitische Ressentiment sich hier in weiten Kreisen als stär ker erwies denn die staatspvlitischen Erwägungen. Für den Katholiken Marx war in Sachsen keine Mehrheit zu erzielen. Es mutz aber hervorgehoben werden, daß das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sich trotz der bestehenden Schwierigkeiten last durchweg in dankenswerter Weise für die Kandidatur des „Volksblockes" eingesetzt hat Die Politik lm Sommer 1025 hat zu einer lebhaf ten Bewegung unter der Zentrumswählerschast geführt, die ihren Höhepunkt fand, als Dr. Wtrth aus der Fraktion austrat. Die sächsische Partei hat diese Ereignisse auf einem außerordent lichen Parteitag am 25. November vorigen Jahres durchgespro chen. Sie hat damals in einer Entschließung von der Zen trumsfraktion eine entschlossene und klare Haltung gefordert und auf die Notwendigkeit hingewiesen, die alte demokratische Einstellung der Partei zu erhalten. Die Forderungen, die da mals erhoben wurden, können im Hinblick auf die heute aktu ellen Fragen nur aufs neue betont werden. Bei der Parteiarbeit i m W i n t e r hat der Lanües- vorstond Len Hauptwerk auf die Btldungsarbeit gelegt. In Dresden ist ein staatspolitischer Kursus abgehalten worden, in dem das Wesen des Staates und sein« Stellung zur Bolksge- meinsciiaft, zur Wirtschaft und zur Kirche erörtert winde. Achn- liche grundsätzliche Erörterungen über Fragen staalspalilischer Bildung wurden auch in aiideren Ortsgruppen angcstcllt Es ist unbedingt notwendig, daß diese Arbeit im nächsten Winter fortgesetzt wird. Von größter Bedeutung ist cs, die politisch in teressierte Jugend mit den Ideen und der Tradition des Zen trums bekannt zu machen. Der La n d e s pa r t e i t a g, den die Sächsischen Windthorstbünde am 28. März 1926 in Dresden ab gehalten l>aben. kann ein verheißungsvoller Beginn für einen neuen Zuzug junger Kräfte in die Sächsische Landespartei sein. — Der Landesvorsitzende schloß mit dem Appell, die Organi sation, vor allem das Bertrouensmännersystoin immer weiter auszubaucn, damit auch bei künftigen Wahlen Erfolge gesichert bleiben. An den Bericht schloß sich eine kurze Aussprache an, in der von allen Seiten Uebereinstimmung mit den Maßnah men und Vorschlägen des Landesvorstandcs zum Ausdruck ge bracht wurde. Landeskassierer H Tränkner (Dresden) gab den Kassenl>ericht, der nach Anhörung der Kassenprüfer ge nehmigt wurde. Dem scheidenden Vorstand wurde dann Ent lastung erteilt und die vieuwayi oes nanoesvorpanoes vorgenommcn. Den Wahlakt leitete Erzpriestcr Bodenbui (Dresden). Die Abstimmungen, die zum größten Teil durch Z ruf erfolgten, hotten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Reg rungsrat a. D. Dr. A. Flügler (Dresdens, 2. Vorsitzend Stadtrat P. Bruger (Bautzen), Schriftführer Regierung sekretär R. Müller (Dresden), Kassierer Apotheker' Tränkner (Dresden) Beisitzer: Frl. B. Ponath und F M. Ewers (Dresden), ferner die Herren Lehrer H. Kretzsc mer (Chemnitz). Lehrer H. Lorenz (Zittau), Gewcrkschafi sekretär P. Nowak (Leipzig) und Dr. Soppa (Barche, Für den Reichsausschuß der Deutschen Zentrumspartei wur wiederum Stadtrat Bruger (Bautzen) bestimmt. Die sächsischen Verhältnisse wurden dann nc einem kurzen Referat des Landesvorsitzcndcn eingehend betp, chen. U. a. beteiligten sich an der Ausspr«ck)e Dr. Tack« (Wurzen). Dr. Flügler (Dresden). Günther (Leutersdor Professor Heidlich (Bautzen), Grochowy (Riesa). Pfar, Bodenburg (Dresden). Vogt (Dresden) und Hain (Ba, zen). Das Ergebnis der Diskussion, in der alle schwebend Frogen auf das gründlichste erörtert wurden, war die vollste dige Einmütigkeit des Parteitages. , Fortsetzung siehe Sette 2! Politischer Diasporageist In Thüringen und Sachsen haben während der letzten acht Tage die Organisationen der Zentrums- mrtei ihre Landestagungen abgehalten. Am 18. April and in Leinefelde der Vertretertag für den Wahl- rreis Eichsfeld-Thüringen statt, am vergangenen Sonn« ag in D r e s d e n der Landesparteitag für Sachsen. Beide Tagungen waren bedeutsame Zeichen dafür, daß auch in Mitteldeutschland die Zentrumswählerschaft auf dem Posten ist. Was aber diese Tagungen ganz besonders bedeutsam machte, war die Einmütigkeit, die trotz sachlich verschiedener Beurteilung einzelner Fragen in geradezu überwältigender Weise zum Ausdruck kam. Gerade die Vertreter aus dem Reiche, die an diesen Ta gungen teilnahmen, betonten mit großer Freude, daß manche Tagung in Gebieten, die für die Zentrumsarbeit an und für sich ein günstigeres Feld bieten, sich an dem geschlossenen Willen und dem klaren Urteil der Zen trumsdiaspora ein Beispiel hätte nehmen Kannen. Die Einmütigkeit des Zentrums in den Gebieten, in denen es nur über eine zerstreute Ankängerschast ver fügt, ist heute stärker denn je Sachsen, dessen Zentrumspartei in vergangene^ manchen Sturm erleben mußte, zeigt sich heute ein sicheres Vor wärtsschreiten der Partei bei stärkster innerer Zusam menarbeit. Das besagt nicht, daß die politischen Pro bleme der letzten Monate die Zentrumswähler Sachsens weniger berührt hätten, als die in anderen Teilen des Reiches. Aber während an mancher anderen Stelle bei der Diskussion über die aktuellen Fragen der Umstand in Vergessenheit zu geraten drohte, daß der Bestand und die Schlagfertigkeit der Partei die Voraussetzung dafür sind, daß eine solche Diskussion überhaupt einen Sinn hat, ist man in der Diaspora stets von dem Ge danken ausgegangen: Politische Erörterungen haben nur Zweck, wenn ihre Ergebnisse durch eine starke Partei verwirklicht werden können. Die „politische Diaspora" — das ist nicht nur Sach sen und Thüringen. In den preußischen Provinzen Sachsen, Osthannover, Brandenburg, Niederschlesien, Grenzmark, Pommern und Ostpreußen, in Mecklenburg und den Hansastädten liegen die Verhältnisse ähnlich. Auch dort leben die Anhänger der Zentrumsidee in der Zerstreuung. Und auch dort ist lebendig der politi sche Diasporageist, der die Arbeitsfähigkeit der Partei als erste Voraussetzung alles politischen Denkens und Tuns stets im Auge behält. Eine halbe Million von Zentrumswählern sind über dieses weite Gebiet, das 18 von den 35 deutscken Wahlkreisen umfaßt, zerstreut. Ihre zahlenmäßige Schwäche, ihre Vereinzelung aber hat ihre politische Aktivität nur gefördert. Gerade in diesen Gebieten hat das Zentrum bei den Wahlen von 1924 und 1925 ständige Fortschritte zu verzeichnen gehabt. So be trug im Freistaat Sachsen die Zahl der Zentrumsstim men am 4. 5. 24: 18 774, am 7. 12. 24: 25 902 und am 29. 3. 25: 31438. Dieser Aufstieg wird nur bedeutsamer, wenn man ihn mit der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen vergleicht, die bei der dritten Wahl am nied rigsten war. während die Wahl vorn 7. 12. nur eine geringe Erhöhung der Wählerzahl gegenüber der vom 4. 5. gebracht hatte. Die Zentrumsanhänger in der Diaspora sind frei lich weit von dem Gedanken entfernt, diese Fortschritte und diese Geschlossenheit der Partei in der Diaspora für ein persönliches Verdienst zu halten. Wir Zentrumslcute in Mittel- und Ostdeutschland sind auch nicht klüger als die in anderen Gebieten, ja es mangelt manchmal hier naturgemäß viel stärker als in den „starken" Zentrums wahlkreisen an Führern. Der Z w a n g d e r U m st ä n d e weist uns nur viel eher und stärker darauf hin, daß es ohne starkes Zusammenhalten nicht geht. Auch hier ist Sachsen ein gutes Beispiel. Wenn die Zentrumswähler hier zusammenstehen und sich in keiner Weise von den Cchlagworten der Gegner verwirren lassen, dann wird von keiner Seite (auch von Seite der politischen Gegner nicht) bezweifelt, daß die Sächsische Landespartei im stande ist. einen Vertreter in den Landtag zu entsenden. Und so ist es überall in Mittel- und Ostdeutschland: Stehen die Zentrumsanhänger zusammen, dann werden sie gehört, denn man kann in unserer zersplitterten und hoffnungsarmen Zeit keine Kraft entbehren, die positive Aufbauarbeit zu leisten gewillt ist. Je stärker aber Wi derstände auftreten, die meinen, jenseits der Eibe sei höchstens in Oberschlesien Matz für einen Zentrumsmann, desto geschlossener und zietbewußter wird die Arbeit der Zentrumsdiaspora. Diese Notwendigkeit stärksten Zusammenhaltens — ist sie aber für die Gesamtpartei des Zentrums geringer als für die kleinen Gruppen in der Diaspora?