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71. Jahrgang. ?S S18 Sonnabend, ». Juli 1«7 Gegründet IMS DrattaalibrMi Machet»««, Deeoba» E»»»ior«ck«r-S«m»»Uw»»«»i 2»S»1 Rar tür Nackteeioräck«; 20011 B-zu^-Sebühr MLLL» !>or<,u»b«»ali SchrMleitnng und Aauv!g»Ick,Lft«k«Il» «artanktrab» »r Druck «. Berta« van vte»«ch ck Matchardt tn Dreede» BaMLeck-Konto <OSS Dreode» Nachdruck nur mii deutlich«! Quellenanoad« »vreedner Nackr.'> luISifta Uaverlaiunr LckrilNtück» n>»rben nicht auidewadrt. i-iolsl Vellevue st4»vtifnI1t»g-1'«« mit Konnsrt. stäittng- unci Im T«rr»»»«n-S»n> nn cisr ^ibs. Ssienmit« vornskmvl'chfchlmuslk. k«»t»LI« ui Xanksrchnnlinmsr. l^SUIJIOIJ Endgültige StabWeruns des Franken? Angeblich Einigung -er Leiter -er Notenbanken auf -er Washingtoner Gvl-Kvnserenz. DasSleuermil-erungsgesehveriSngeri. — Ablehnung-er AnlrSge zur gollvorlage. — General Aoffmann-j-. — Deutscher Schrill in Brüssel. Rückkehr Frankreichs zur Goldwährung. Xenyork. 8. Juli. „New Uork Times" melden aus Washington, daß die Besprechungen der Notenbankleiter von Deutschland. Amerika, England und Frankreich ihren Ab- schluß gesunden haben. Die sollen hauptsächlich der Stabilisierung des französischen Franken ge» gölten haben. ES soll eine Einigung darüber erzielt worden sein, so daß Frankreich schon in den nächsten Wochen» wahr» schetnlich i« August, ,« der Goldwährung ,«rückkehre« »erde. Der Frank soll aus der Basis 1: 5 stabilisiert »erden. Potnears habe auf eine Beschleunigung bei der Erlebt» gung dieser Frage gedrängt, um die Kammer im Herbst vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Die Meldung des Blattes »erweist auf die französischen Goldanhäufungen tn England und Amerika während der letzten Monate. „Universal Service" meldet aus Washington, daß sich dt« Konferenz auch mit der Frage der Unterbringung der deutsche« EikeubahubouS beschäftigt habe. Die Konferenz Hab« versucht, eine Verbindung der Heiden Fragen her» betzusühren, so bah sie auch für Amerika annehmbar sei, das bisher auf dem Standpunkt stand, daß eine amerikanische Investition nicht für die interalliierten Schulden aufkommen könne. — Eine Bestätigung dieser Blättermeldung bleibt ab» zuwarten. Di« Bankiers sind von Washington nach Neuyork zurückgekehrt. Die amerikanische Regier«»»« hie« sich sern. Washington, 8. Juli. Der Präsident Crtnneger der Federal Reserve Bank gab den Chefs der Zentralbanken Deutschlands, Englands und Frankreichs, die gestern tn Washington eintrafen, ein Frühstück. Sowohl das Programm der Besprechungen wie auch die Pläne werben streng geheim gehalten. Im Anschluß an bas Frühstück fanden Be» sprechungen statt, an denen mehrere prominente Wirtschaftler und Mitglieder der Federal Reserve Bank tetlnahmen. DaS Staatsdepartement und das Handelsamt waren nicht vertreten. ES besteht hier der Eindruck, daß die Regierung entschlossen ist, diesen Besprechungen, die nach An» sicht einiger hiesiger Finanzleute ein weites Programm, darunter die Kredithilf« an Rußland sür die Einfuhr aus Deutschland und dem übrigen Europa, umfassen, «n» bedingt sernzubletben. um nicht tn schwierige Fragen, wie die Anerkennung der Sowjets und die Neurege» lung der Gchuldenfrage. verwickelt zu werben, svtd.) » Washington, 8. Juli. Die Chefs der Zentralbanken sind gestern abend nach Neuyork abgereist. An ihren Br» sprechungen hatten einige Mitglieder des Schatzamtes als Beobachter teilgenommen. Ein Kommuniquä ist bisher noch nicht auSgegeben worden. sW. T. B.) „PoinearS hak an Prestige eingebüht." Paris, 8. Juli. Perttnax erklärt in einer Betrachtung über dtetnnerpolitischc Lage Frankreichs, daß daS Kabinett Poincars im Laufe des vergangenen Monats viel von seinem Prestige verloren habe, seit einiger Zeit hätte man damit gerechnet, daß daS Kabinett vielleicht im Herbst verschwinden werde. Jetzt aber scheine «S Io. als ob «S sich nicht etumal so lauge halte« dürfte. «lelmehr beabsichtige die Rechte, cs vor dem 13. Juli zu stürze». Dt« Gelegenheit werbe sich geben, wenn di« Kammer über die Erhöhung der Be» amtengeh älter abzustimmen habe. Dabet dürfte sich die äußerste Linke, die äußerste Rechte und daS rechte Zentrum verbinden. Eine solche Kombination wäre imstande, Potn- cars in die Minorität zu versetzen. Erbitterter Kamps um die Wahlrechtsreform. Die Kamersitzuug am Freitag. Pari», 8. Juli. In der heutigen Kammersitzung setzten die Kommunisten und die Rechte ihre Opposition gegen das RegierungSprojekt über di« Wahlrechtsreform fort. Die Gegner des KretSwahlrechtS versuchten heute besonders durch Stellung von Zusatzanträgrn die Regierung in eine unangenehme Lage zu bringen, bzw^ durch eine ZusallS» abstimmung das von den Linksparteien so heiß ersehnte KrciSwahlsystem zu Hintertreiben. In den Abendstunden mußte schließlich der Präsident die Sitzung auf morgen vor» mittag vertagen. Die Beratungen werden morgen den ganzen Tag und die Nacht hindurch anbauern. Man hofft aus diese Weise das Wahlresormprojekt bis spätestens Sonn» tag vormittag unter Dach und Fach bringen zu können. Ueber die Nachtsttzung vom Donnerstag auf Freitag daS Folgende: Paris, 8. Juli. Die Kammer hat, nachdem sich 295 gegen 244 Abgeordnete sür eine Nachtsitzung ausgesprochen hatten, um Al» Uhr abends die Beratung über die Wahlreform fort» gesetzt. Der rechtsstehende Abgeordnete BonnefouS begründete seinen Gegenentwurf, der die Einführung des ursprünglichen Verhältniswahlsystems durch Abschaffung der Prämien sür die absolute Mehrheit und für den stärksten Durchschnitt fordert. Sodann ergriff Minister des Innern Sarrant das Wort, um sich insbesondere an diejenigen Mitglieder der Regierungsmehrheit zu wenden, die der Regierung vor. werfen, daß sie eine Verletzung des Pakte» der nationalen Einheit durch ihre Befürwortung der ArrondtssementSwahl begehen. Der Minister konnte sich jedoch in de« entstauben«« Tumult kein Gehör »erschaffe«. Er mußte schließlich die Tribüne verlassen. Hierauf ergriff der sozialistische Abgeord» ncte LSo« Blum das Wort. Nach Lson Blum, der wegen des andauernden Lärmes -er rechtsstehenden Abgeordneten nach dem ersten Satz auf das Weitersprechen verzichtete, nahm ein Abgeordneter von der Gruppe Marin das Wort. Er wurde durch Pultdeckelgeklapper am Sprechen verhindert. Da sich alle Versuche des Präsidenten, die Ruhe wtederher» zustellen, als vergeblich erwiesen, wurde die Sitzung kurz nach 10 Uhr auf zehn Minuten unterbrochen. Nach -er Pause unternahm der demokratische Abgeord nete Balanant einen Vorstoß gegen den Innenminister, dem er vorwarf, seine Haltung mit Lson Blum verabredet zu haben. Im wetteren Verlaufe der Nachtsttzung hat die Kammer den Antrag des Abgeordneten BonnefouS auf Einführung der lückenlosen Verhältniswahl tn nament» licher Abstimmung mit 265 gegen 17S Stimmen abgelehnt. Auch der darauf von dem Abgeordneten Molints eingebrachte Antrag auf Vertagung der Debatte und «in neuer Gegen» antrag zur Wahlreform wurden abgelehnt. Ein neuer japanischer Tvnnagevorscklag. l Amerikas Forderung unverSn-ert. Geheimverhandlungc« a«, der Dreimächtekonferenz. Washington. 8. Juli. Die «esvrechunaen »wische, Gens, 8. Juli. DaS Bureau der SeeabrüstunaSkonferenz ist heut« vormittag 11 Uhr zu einer »weiten Sitzung zu» sammengetreten. An den Verhandlungen nahmen außer den diplomatischen Delegationsführern sowie dem Generalsekretär der Konferenz auch die maßgebenden militärischen Sachver ständigen, sowie der französische und der italienische Beobachter teil. — Allgemein wird den geheimen Verhandlungen dev heutigen Vormittags größte Bedeutung für den weiteren Verlaus der Konferenz beigemcssen. Wie verlautet, ist heut« vormittag ein fapanischer Vermittlungsvorschlag zur Verhandlung gelangt, der eine Ge» amttonnagezahl gemeinsam sür die Kreuzer» und Zerstörer- lott« Vorsicht. Der japanische Vorschlag"!»!! 48V 900 Tonne« kr England. 450 VVV Tonnen sür Amerika. »1VVVV Tonne« Sr Japan gemeinsam sür die Kreuzer- und Zerstörerflotte »»»schlage«. Jedoch sind in der heutigen VormittagSsitzung noch eine grobe Anzahl weiterer VcrmittlnngSvorschläge er» örtert worden. Die japanischen VermittlungSvorschläge haben bei der englischen Delegation keine Unterstützung gesunde», da diese nach wie vor die Herabsetzung der Tonnage der einzelnen SchifsStnpen fordert. Aus welche Weise die Konferenz zu einer Einigung gelangen wird, ist gegenwärtig ziemlich unklar. Die größte Schwierigkeit bereitet noch immer die Kreuzer« frage, die flr England der Hauptpunkt ist und bleibt. Washington, 8. Juli. Die Besprechungen zwischen dem amerikanischen Staatssekretär Kellogg und dem eng» lischen Botschafter Howard sind zu einem vorläufigen Ab» schluß gekommen. Howard hat der englischen Regierung be» richtet, daß die Stellungnahme Amerika» gegenüber der Genfer GeeabrüstungSkonserenz unverändert sei. Elne Marimaltonnage »»« 4üg 09« Tonnen für Kreuzer f«l »ach wie vor das äußerste Zugeständnis Amerika«. Amerika fei entschlossen, die Abmachungen für Unterseeboote nnb Zerstörer abzulehnen, wenn England dem amerika» Nischen Standpunkt in der Kreuzerfrage nicht nachgebe. Dri-geman hofft ans elne Einigung. Genf, 8. Juli. Der Führer der britischen Delegation zur Seeabrüstungskonferenz. Marinemlnister vridgeman, er» klärte Vertretern der internationalen Presse, die Konferenz sei tn manchen Punkten zu einer Einigung gelangt, in anderen Punkten erhoffe er eine Verständigung. Die größte Schwierigkeit bestehe zurzeit wohl tn der Kreuzerfrage. Die englische Delegation lasse sich ausschließlich von dem Gedanken einer wirksamen Verteidigung de« britischen Reiches und seiner zahlreichen nnd langen Verbindungswege zur See leiten Absurd würde e» natürlich sei«, eine Abrüstungs konferenz abznhalte«, die praktisch eine Vergrößern«» der Kriegsflotte« «ancher Länder ergebe» mürbe. MilUSraNachss. Aus fachmännischen Kreisen wird uns geschrieben: Durch die Presse geht dieser Tage die Nachricht von der Einladung England» au seine ehemaligen Fetndstaaten, die Stellen der Militärattaches bei den Botschaften bzw. Ge» sandtschaften wieder wie vor dem Kriege zu besetzen. Gleich» zeitig mit dieser Meldung und der Meldung aus Italien, daß Rom diesem Vorgehen Englands durchaus sympathisch gegenübersteht, wissen Berliner Darstellungen von Bedenke» in deutschen Regierungökreisen zu berichten, dieser Einladung Folge zu leisten. Begründet werden diese Bedenken aus der Linken u. a. damit, man könne vielleicht Frankreich damit „verletzen", oder diese Entsendung würde unter Umstände» Anlaß zu falschen Vermutungen über ein Wiedererstehen der deutschen „Militärmacht" geben. Diese zarte Rücksichtnahme auf Frankreich ist um so weniger verständlich, als England uns tn diesem Falle durch seine Einladung vollkommen den Rücken deckt, und England doch in allen für Deutschland dringend zur Diskussion stehenden außenpolitischen Fragen ein« für uns leider überaus peinliche Zurückhaltung wahrt mit Rücksicht auf seine Beziehungen zu Frankreich. Liegt der Fall hier einmal anders, so darf zum mindesten daraus geschlossen werden, daß Einwendungen ernsterer Natur nicht von Frankreich zu erwarten sind. Sie wären auch tn dem Versailler Diktat keineswegs begründet. Erachtet man aber tn Berlin unsere Beziehungen zu Frankreich als so eng ge knüpft — tm ungünstigen Sinne —. baß wir sogar unsere Beziehungen zu England von ihm uns kontrollieren lassen müssen? Der augenblicklich vertraglose Zustand mit Frank» reich tn den Handelsbeziehungen läßt diese These kaum zu. Daß Deutschland hier päpstlicher als der Papst sein will, er» klärt sich leichter aus Gründen, die viel mehr tn daS Gebiet der Kompetenz, und innenpolitischen Fragen, als tn das der Außenpolitik gehören. Bet einer Erörterung der ZweckmäßigkeitSfrage der Snt» sendung von MtlitärattachsS sind zunächst ihre Stellung und Aufgaben festzulegen» wie sie tm Deutschen Reiche vor dem Kriege Gültigkeit hatten. Die Attaches waren Mitglieder der Botschaft bzw. Gesandtschaft,- sie waren dem Missionschef unterstellt und rangierten mit den übrigen Mitgliedern der Mission nach dem Dienstrang, grundsätzlich aber unmittelbar hinter dem Botschaftsrat. Die von den Attaches einzu» reichenden Berichte — Militär- bzw. Marineberichte ge nannt —. gingen über den Chef der Mission und über das Auswärtige Amt an das KriegSminifterium, das sie seiner» setts wieder an den Generalstab weitergab. Dem Missions chef war die Stellungnahme zu diesem Bericht freigcstellt. ES waren ihm also durchaus die Mittel tn die Hand gegeben, die Berichterstattung des ihm unterstellten Militärattaches zu überwachen und abweichende Ansichten wirksam zum AuS» druck zu bringen. Die Hauptaufgabe der Militärattaches war die genaue Kenntnis de« Heerwesen» des betreffenden Lande». DaS hatte an sich mit Spionage nicht» zu tun, und in den deutschen Missionen wurde auch streng darauf gehalten, den Nachrichtendienst über auSISn» bische Heere nicht über die Militärattaches zu leiten. DaS Ausland hat sich tm Gegensatz hierzu seiner in Deutschland befindlichen Attaches etfrigst hierfür bedient, wie daS von Oberst Nicolai in seinem hochinteressanten Buche „Geheime Mächte" iK. F. Koehler, Leipzig 1923j eingehend geschildert ist. Die Kenntnis des fremden Heerwesens biente praktisch dazu, sich ein möglichst genaue» Bild zu machen über den Kampfwert der militärischen Machtmittel dieses Landes in einem zukünftigen Krieg — dieser Fortsetzung des politischen Verkehrs mit anderen Mitteln, wie Clausewttz ihn so treffend kennzeichnet. Diese Kenntnis allein aber gibt noch kein um« fassendes Bild der Mittel, die im Kriege die Krastentfaltung eines Landes bestimmen. Und wieder ist eS Clausewttz, der hier die Wege weist: „Strettkraft, Land und Will« zusammen ergeben erst die der politischen Leitung zur Verfügung stehenden Kräfte." Die Militärattaches hatten dement sprechend auch alle Faktoren zu beobachten und zu verfolgen, die die Wehrfähigkeit eines Staates tn entscheidender Weise beeinflussen und die Verwendung der Machtmittel bestimmen. Gerade tn z diesem weiteren Umfang der Beurteilung be fremden Landes lag aber besonders das Mißtrauen be» gründet, da» bei den Diplomaten leicht gegenüber den Milt» tär. und Martneattachss bestand. Die Diplomatie hat ihre« nach außen abgeschlossenen Charakter immer zu wahren ge» wußt und ließ sich in ihre Weg« »aturgemäß nur höchst ua«