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Dresdner Nachrichten : 21.06.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-21
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.06.1873
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c» der Okvtditio» «artenste-»« l«' «b.n. vierte««»^ Uch »>/, Kgr., durch dt» Polt LL Ngr. at»»klttr Kummer» > Nur. Auslage: LI.«» Skcmpl. 8Ur die Rückgabe ««»ge sandter Manuscrtpte mackit sich die Mebacltoi« nicht lierbindltch. Inseraten «nnadme au«, toürt«: Ur»»»uet»io »uck Vo,I»e in Hamburg, d>,r. Nn, Wien, LeipUg, Basel, vredlau, Nrauyurt a M. — kuck. Mo»,» ,» Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, praulsurt a, M,, Mun- 8>e», — v»ul>» « La. in Nranlsurt a, M, — vr. Voig« i» lldemnitz. — ll»- W»,l»Ltt«. Salitar» 0» in Pari». Druck und Eigenthum der Herausgeber: iLtepfch Äk Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt Inserat, werden Marien - «trabe io a»genon»n»n di» Ab, b U»r, Lonutag» i-l» Mittag» >2 Uür, I» Meusiadt: grobe »lofter» passe b dii Abb, !> Udr. Der Raum einer ein ivalttaen Petüz-ite lallet Il> Psg, iiingesandt die Zeile d Ngr, Sine lparantte sür da« »ächsitaaige ütichet- >ien der Inserate wird nicht gegeben, Sluiivartige Annoncen- Ai'slrltzc von u»b unbe kannten ftirmen u, Per sonen tnserircn wir »ur gegen Pränumerando- Aablung durch Brtes. marken oder Postetnzih. lung, v Stlben kost:» n, Rar, Autwartge können die Zahlung auch aus eine Dretdnergirma auwetsen. Die Szp. Are 172. Achtzehnter Jahrgang Abonnement. Die fteehrten auswärtigen Leser der »Dresdner Nachrichten" bitten wir. das Abonnement für das dritte Önartal 187 S mit «Lffz Ngr. ungesäumt erneuern zu wollen, damit wir im Stande sind, die Nummer» ohne Unterbrechung weiter zu liefern. Sämmtliche Postanstaltcn des deutsche» Reichs und ganz Oesterreichs nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. In Dresden abounirt man 'einschließlich des Bringer- lohnS) vierteljährlich mit LS'/g Rgr., bei den sächsischen Posta»stalte« mit »S Rgr. Expedition in Dresden, Martcnstraste IS. Politische». Das zornige Antlitz, das Bismarck den: Reichstage zeigte, wird natürlich in der gesammten deutschen Presse photographirt und kri- tisirt. ES wird auch retouchirt, dach sind es nur national-liberale jlSlättcr, welche die zornflammende Röthe, mit der Bismarck wetterte, M einer matten Rosafläche abdämpfen, wie sie einem leicht reizbaren jpianne die Wangen färbe, wenn ihm einmal die Laus über die Leber lause. Aber selbst die zahme National-Zeitung gesteht, daß wer eine solche unwürdige Behandlung der deutschen Volksvertretung entschuldige, damit nur beweise, daß die Hundedemuth, die der alte Justus von Moser vor über 100 Jahren als Eigenschaft der Deut schen schilderte, auch heutigen Tags nicht ausgcstorben sei. Zwar solle man nicht in solchen Donnerworten gleich das Ende der Welt erblicken, aber auch nicht derartige Ausbrüche demüthig hinnchmen, Der Sitzungsbericht spiegelt nicht entfernt die dramatisch bewegte Sccnerie des Reichstags vom Montage wieder, Bismarck wurde bei seinen Reden abwechselnd roth und blaß, sein Vortrag war stellen weise stotternd und dann wieder wild hervorbrechend, wie ein von Regengüssen geschwelltes, in's Thal hernieder schießendes Gebirgs- wasser. Der Reichstag unterbrach ihn fortwährend mit Widersprü chen, Zeichen des Erstaunens, Unwillens, Gelächter und Lärm, so daß Simson's Hand nicht viel von der Präsidentenglocke wegkam, Uebrigens hat Bismarck doch seinen Willen durchgesetzt. Das Windthorst'sche Nothpreßgesetz erhielt in der Reihens» ge der noch zu erledigenden Arbeiten einen solchen Platz, daß cs diesmal nicht vom Reichstage verabschiedet werden kann. Und folgst du nicht willig, so brauch' ich Gewalt! krodntuw sst! Nach dem Unwetter am Montage haben sich im Reichstage die Wogen geglättet und die Militärverwaltung bringt bei der eingelre lenen Meeresstille in glücklicher Fahrt ihre Gesetze, Vortagen und Forderungen in den bergenden Hafen. So die Vorlage über den Antheil des ehemaligen norddeutschen Bundes an der französischen Kriegsentschädigung. Große Befriedigung hat es im Reichstage er regt und dieses Gefühl wird auch im ganzen deutschen Volke gcthcill werden, daß die Commissionsmitglieder aus den Erklärungen der Vertreter der Militärverwaltung die Ueberzeugung geschöpft haben, daß die Militärverwaltung mit anerkennenswerther Energie und Intelligenz für die Sicherheit des Reiches sorge und allen Eventuali täten gegenüber völlig gerüstet sei. Wenn uns Steuerzahlern der Groschen aus dem Säckel nicht so heraus will, weil er wesentlich zu Militärzwecken verwendet wird, so wissen wir wenigstens jetzt, daß er gut und richtig verwendet wird und es um die äußere Sicherhcii des Vaterlandes wohl bestellt ist. Unter den Bundcsrathscomnnssa ren nahm besonders General v, Voigts-Rhetz hervorragenden Antheil an den schwierigen Militärbudgetdcbatten, Er wird von allen Ab geordneten als ein unterrichteter und klarer Kopf geschildert, der mi> ehrlichem Frcimuthe und in guter Beredsamkeit seine Meinung vertritt. Redegabe ist sonst nicht immer die vorzüglichste Eigenschaft von Militärs, Es sind uns vom Reichstage und sächsischen Land tage Exemplare sehr hochgestellter Militärs erinnerlich, die, wenn sic vor der Volksvertretung zu sprechen haben, entweder über das müh saine Hervprstottern einiger Sätze nicht hinauskommcn, oder mit einem Tone sprechen, als hätten sie eine Schwadron Lanzenreiter vor sich, denen sie „Augen rechts!" zu commandiren haben, Wallfahrten und Processioncn sind es, mit denen die sranzösi schen Blätter ihre Spalten füllen. Das Frohnleichnamsfest ist mil einem lange nicht dagewesenen Pompe in ganz Frankreich gefeiert worden. Mit strahlendem Wohlbehagen zählen die specifisch katholi schen Blätter die Präfecten, Generäle, Beamten, Deputirte, Pro fessoren, fremden Consuln, Bürgermeister und Pompiers auf, die der Geistlichkeit das Geleite gaben, oder mit gesegneten Kerzen in den Händen hinter ihnen im Zuge marschirten. Rührend vor Dummheit sind manche Berichte über Einzelheiten etwelcher Pilger, So heißt es, daß viele Landleute ihre Häuser schlossen, um an einer Procession theilzunehmen, und die Bewachung ihres Viehes dem heiligen Herzen Jesu und der heiligen Margaretha überlassen haben, — Sonst herrscht in Frankreich eine sehr wohlthätige Ruhe, Die Blätter der siegreichen Coalition lesen sogar den Bonapartistcn, die den Löwenantheil am gemeinsamen Siege davorttragen möchten, den Text, indem sie zur Ruhe vermahnen und beschwören: unter Selbst verleugnung für Sonderzwecke den Sieg der Conservativen über den Radicalismus aufrecht zu erhalten. Der (inzwischen zum Abgang genöthigte) Unterstaatssecretür Pascal rechtfertigt das Schreiben des Ministers an die Präfecten, die conservative Presse zu organisiren resp. zu besprechen. Er sagt: er sei erstaunt gewesen, zu sehen, wie zersetzt die conservative Partei sei, während ihr eine furchtbare Or ganisation der Socialdemokratie gegenüber stehe. Dieser wehrlos zuzuschcn, sei Verrath; diese Partei gebiete über eine gelehrige Presse, die auf das geringste Zeichen ihrer Führer den Kampf mäßige oder erhitze — solle da die Regierung eine glcichgiltige Neutralität be wahren? Die Regierung habe nur ihre Pflicht erfüllt, als sie die conservative Presse sammelte. Abermals ist in Oesterreich eine Bank in Concurs gerathen: die niederösterreichische zu Wiener-Neustadt. Es war noch ein gar Mltredäcteur: l)r. Lmtt ItlereF. Für das Feuilleton: Qu«Ivl»r Dresden, SonnäbenS, 21. Juni 1873. II »«!»»>» «I»»I> »W„W M,„„ W,„ junges Bänkchen, sie erreichte ein Alter von kaum 1'/» Jahren, wußte aber in dieser kurzen Zeit das Sümmchen von 3 Millionen Gulden zu verposamentiren. Die Actionäre verlieren Alles und auch andere Gläubiger, hart getroffen, raufen sich die Haare. Die Negierungstruppen in Spanien lassen sich von übermäch tigen Carlistenschaaren überfallen; die Freiwilligen, die gegen letztere auSzichen sollen, machen sich um das Vaterland verdieilt, indem sie die Marseillaise absingen und mit neuen rothen Fahnen durch die Straßen paradiren, statt in'S Feld zu rücken. Auflösung aller Ord nungen überall: In dem Lande der Kastanien Liecht' ich nicht dcgradcn sein! LocaleS und Sächsisches. — Die am 10. d, M, zuin Besuch am hiesigen kronprinzlichen Hofe eingetroffene Prinzessin Marie von Baden, vermahlte Herzogin von Hamilton, hat vorgestern Abend 11 Uhr per Eisenbahn in dem großhcrzogl, badischen Hofsalonwagen nebst Tochter wie man hört, eine verehel, Fürstin von Monaco, und Gefolge die hiesige Residenz in der Richtung nach Leipzig wieder verlassen, II. HH. der Krön prinz und die Kronprinzessin waren zur Verabschiedung mit am Bahnhofe eingetrosfen. — Gestern Nachmittag in der zweiten Stunde hat Se. kgl, Hoheit der Kronprinz die Gemälde Ausstellung des Herrn Kunst Händlers Merkel im Gewandhaussaal besucht und sich längere Zeil der Betrachtung der Bilder, namentlich der beiden großen Eartcms „Peter Arbues" und „Jacob V." hingegebcn, auch dem Besitzer der Ausstellung seine Befriedigung nicht verhehlt. Wir werden iu diesen Tagen den hervorragenden Bildern eine Betrachtung in diese» Spalten schenken, — Der, wie gemeldet, hier bereits eingetroffene königl. prcuß Gesandte am hiesigen lönigl, Hofe, Graf Solms Sonncwalde, Hai seine Eanzlci in das Grundstück Nr, 41 < - der Langen Straße gelegt Der Herr Gesandte selbst wohnt zur Zeit noch in Stadt Berlin, ivird aber, nach vollendeter Vorrichtung gewisser Baulichkeiten dem nächst gleichfalls das vorgedachte Haus auf der Laugen Straße be ziehen, — Bezüglich der von uns bereits erwähnten Papiergeldsrag» hat der Bundesrath, wie man des Näheren erfahrt, Folgendes bc schlossen: Das Reich giebt 120 Millionen Mark Reichspapiergeld aus, einen Thaler für jeden Kops der Bevölkerung. Dir Abschnitt« sind 5, 20 Mid 20 Mär?. Kis zum 1, Juli 1875 wird alles Staatspapiergeld cingezogen. Neues darf ohne Neichsgesetz nichl wieder geschaffen werden. Die Reichskassenscheine werden an alle» öffentlichen Kassen Deutschlands angenommen; im Privatverkchr da gegen kann die Annahme verweigert werden. Sie werden jederzeit von der Rcichshguptkasse auf Verlangen gegen baarcs Geld cingelöst. Diese 120 Millionen werden nach der Bcvölkerungüziffer unter di« Bundesstaaten vertheilt. Diejenigen Staaten, welche kein Papier geld haben, erhalten ihre volle Quote ohne Weiteres; diejenigen, welche Papiergeld haben, müssen zunächst für die empfangenen ReichSschcine den gleichen Betrag an Landcsschcincy einziehen und abliefern, Uebersteigt ihr Papierumlaus nicht den Betrag von drei Mark pro Kopf, so ist damit die Sache in Ordnung. Wenn aber, wie in Sachsen und einigen anderen Staaten, mehr Landespapiergeld »usgegeben worden ist, als durch die Kopfquotc an Reichspapiergeld getilgt werden kann, so tritt folgendes Verfahren ein. Die Hälfte c>cs überschießendcn Betrages hat der betreffende Staat aus eigenen Rütteln 1875 cinzulösen. Für die andere Hälfte erhält er zum Behufe gleicher Einlösung vom Reiche die erforderliche Summe un verzinslich in Reich-Kassenscheinen, deren Betrag zu dem Ende vor übergehend vermehrt wird, vorgeschossen; er muß den Vorschuß in zehn Jahren zurückerstatten und die Reichskasse muß ebensoviel Reichsscheine tilgen. Ter normale Zustand wird mithin erst nach Ablauf dieser zehn Jahre eintretcn, ungefähr im Jahre 1885. Als dann wird es 40 Millionen Thaler Papiergeld in Deutschland geben gegen 07 Millionen, welche gegenwärtig eristiren, — Bis längstens zum 50. d. Bl, muß der zweite Termin dc> Ablösung» reuten von den betr, Hausbesitzern abgesührt wer ven, da andern Falles sofort exccutivische Maßregeln gegen die Säu migen verfügt werden. — Die 289, Auction des städtischen Leihhauses nimmt de» 23. d. M, Vormittags 10 Uhr ihren Anfang. — Der erste Versuch zur Herstellung eines unparteiischen Schiedsgerichts, um Strcitigkeilen zwischen Hausbesitzern und Micth bewohncrn zu schlichten, ist vom Hausbesitzerverein nunmehr soweii vorbereitet worden, daß seine Verwirklichung zum bevorstehenden Quartalwechsel möglich ist, In Gemeinschaft mit dem Micthbewoh nerverein ist eine Geschäftsoronung entworfen worden. Dieselbe läuft darauf hinaus, daß jeder dieser Vereine 3 Mitglieder wähl«, die entweder ein solches Schiedsgericht bilden, oder die dem Hilfe- suchenden zur Auswahl in der Weise präsentirt werden, das, er sich eine ihm unter den 6 vorgeschlagencn besonders vertrauenswürdig erscheinende Person als Schiedsmann bei seiner Differenz aussucht. Findet sich ein Hausbesitzer oder Miethsmann durch den andern be cinträchtigt, so ist jetzt ein unparteiisch gebildetes Organ vorhanden, das nach bestem Wissen und Gewissen den ihm vorgetragcncn Fall schlichtet. Niemand braucht sich freilich dem Ausspruche,u unter werfen : derselbe giebt jedoch die Garantie, daß er einen vernünftigen Ausweg bei Streitigkeiten, wo jeder Theil nur sein Interesse sieht und verficht, anbahnt. Es soll damit der loyale gemeinnützige Ver such gemacht werden, die Hilfe von Advocaten, Agenten und Gerich tcn vermeiden und Recht durch die Bürger selbst zu sprechen. Näheres werden die Ende dieses Monats erlassenen Inserate be sagen; dcr.HauSbesitzervercin hofft damit die hic unddaaustaucbcnde Meinung, er vertrete nur die Interessen des Grundbesitzes, durch! eine ehrliche That zu widerlegen. — Von sehr beachtcnswerther Seite schreibt man unS: „Ein scnder dieses erlaubt sich der geehrten Rcdaclion in Bezug auf den in Nr. 169 Ihres geschätzten Blattes enthaltenen Bericht über eine Scandalsccne am Schillerplatz zu Blasewitz als Augenzeuge folgende Mittheilungcn zu beliebiger öffentlicher Verwendung zu machen. Nach Beendigung der eigentlichen Schlägerei trat ich aus der Warte halle am Schillerplay heraus und hörte, wie der Knecht des Fuhr- werksbesitzers Wagner den Beamten der Pferdebahn bedeutete, das sie nur bis ans Dorf Blasewitz fahren dürften. Unter der aufgereg ten Menge, unter der ich mich bewegte, wurde die Ansicht laut, die Sache sei angestellt und der Knecht zur Schlägerei gedungen wor den; eine Person kann zur Bestätigung dieser von vielen Seiten ausgesprochenen Behauptung von mir namhaft gemacht werden. Die Menge war so aufgeregt, daß selbst zufällige Passanten ihres Lebens nicht sicher waren; so wollte man einen Herrn, der mit einer Dame ruhig vorüberging, anfallen, weil er angeblich ein Mädchen gestoßen habe. Durch mein Schreibers, Tazwischentreten wurde der Fall noch in Güte beigelcgt. Zu der Bemerkung der geehrten Re- oaction in Nr, 169, cs sei lein Glied dcr Ortspolizei dagewesen, muß ich ergänzend erwähnen, daß der Vertreter der Ortspolizei. Herr Lrtsrichter Müller, auf dein Platze zugegen war, daß derselbe >ber in irgend einer Weise intervemrt hätte oder dazwischen getre- icn wäre, habe ich nicht bemerken können, obwohl der Herr Ortsrich ter Müller der Mann war, der kraft seines Amtes hier hätte ein- schreitcn müssen. Was das Benehmen dcr Beamten der Pferdebahn betrifft, so schien cs mir ein geordnetes und gemäßigtes zu sein. Heim Rückwege kam Schreiber an die enge Straßenstelle, wo der Hcmpel'sche Schuppen weit in die Tolkcwitzerstraße vorspringt und diese dadurch sperrt. Ich bemerkte einigen Vorübergehenden gegen über, daß die fragliche Passage überhaupt, ganz abgesehen davon, daß die Pferdebahn daran vorübergche, die gesetzliche Breite von 7 Vieler nicht habe, und daß deshalb, da Herr Hcmpel sich mit der Nmcinde nicht einigen könne, das Erpropriationsgesetz hierauf in Anwendung zu bringen sei. Meine Bemerkung wäre mir aber bald schlecht bekommen, denn Ehefrau und Ehemann Hcmpel, die meine Aeußerung gehört hatten, übcrgossen mich mit bissigen Bemerkungen, etztercr warf mir sogar einige Injurien an den Kopf, Die Lehre, die aus dem Vorfall hervorgcht, ist die: Blasewitz ist kein kleines Dörfchen mehr wie vor 15 Jahren, Tausende von Menschen strö men hier oft zusammen, deshalb gehören hierher, wie an alle anderen Orte, wo starker Verkehr ist, polizeiliche Organe. Blasewitz hat jetzt mit40Dörfern zusammen einen, noch dazu unberittenen GenSd'arm, ,'S bedarf aber deren selbst einen oder zwei, wenn nicht Ruhe und Friede in nächster Nähe der Residenz gestört werden sollen," — Wir -laben diesen Zeilen nur noch in Erwiderung eines gestrigen Insera tes bcizufügen, daß man die Vcrtheidigung des Satzes: „die Pferde bahn sei kein Ortsbcdürfniß", Herrn Hcmpel resp, seinem geistreichen Advocaten überläßt. Wahrscheinlich sind die 6000—10,000 Men schen, die täglich die Bahn srequentiren — Tummköpfe, Verfasser aber des ersten Berichtes über den Bahnanfall erlaubt sich, Herrn Hempel resp. seinen Advocaten zu erinnern, daß die Gemeinde zur Verbreiterung dieser lebensgefährlichen Passage bis 250 Thaler ge boten hat: das ist pro Quadratelle über zwei Thaler. Fst das schlecht bezahlt? Die Herren Kurz. Vierth, Tauscher, Hart mann, Hammer, Thomas und viele Andere haben Straßcnareal bis zu 15 Ellen unentgeldlich abgetreten. Was Gemeinsinn sei, ist ein sehr biegsamer Begriff, — Der hiesige Militärvcrein Kameradschaft begeht morgen auf dem „Schillerschlößchen" seine Fahnenweihe, zu derenTheil- nahme bereits an 40 auswärtige Militärvereine, darunter auch mehrere aus Böhmen, ihre Zusage gegeben haben. Wir werden also einige Tausend Fremde mehr, als an anderen Sonntagen in unseren Mauern sehen. Zu deren Empfang, die theils mit Fahnen und Musikchören anlangcn, stehen von früh? bis Nachmittags 2 Uhr an allen Bahnhöfen und Dampfschiff Stationen hier Empfangs- Deputationen, welche die Gäste nach dem allgemeinen Sammelplätze, Ttadt Paris, geleiten, vonwoausum3UhrderZug,vomAlberts- platze aus unter Musikbeg citung, nach dem Festplatze, Schiller- schlö ß chen, niarschirl. Daselbst beginnt sofort das Eonecrt und nach 4 Uhr der Weihe-Alt, Abends ivird ein munterer Tanz die Kameraden von nah und fern belustigen. Es bleibt mir der Wunsch noch übrig, zur hohen Feier auch heileren Himmel zu haben, — Um dem Volke billigen Fleischgenuß zu verschaffen, hat man in der neuesten Zeit die Zucht dcr Kaninchen Stallhasen) empfohlen und auch eingeführt, Hand in Hand mit solchen Be strebungen sollte aber das Bemühen gehen, nicht den Genuß von beliebten Nahrungsmitteln zu erschweren. Wir denken an den Rück gang des Fischerei-Ertrags unserer Elbe, Für eine bürgerliche Fa milie ist ein Elbfischgcricht kaum mehr zu bezahlen, und wenn sich die Fischpreise weiter so steigern, so wird in wenig Jahren ein Karpfen nur noch auf der Tafel eines reichen Mannes zu finden sein. Schon jetzt liefert die Elbe nicht mehr genügenden Fischbedarf sür den Zoologischen Garten, dcr sich von Leipzig sein tägliches Quantum Fische ergänzen lassen muß. Die hauptsächlichste Schuld an dem Rückgänge des Fischrcichthums dcr Elbe tragen die neueren Flußcorrcctionsbauten.die allerdings mit ihren Paralleldämmen das Flußbett für die Schifffahrt vertiefen. Die Fische suchen nämlich im Frübjahre, um von dem Wellenschläge dcr Dampfschiffe ungestört laichen zu können, die stillen Plätze auf, die durch jene Dämme am Ufer gebildet werden. Im Frühjahre ziehen sie sich, wenn das Hoch wasser die Dämme übersluthet, dahin, können jedoch, wenn dieFluth nachläßt, nicht wieder in das Strombett zurück, Das Wasser ver dunstet allmälig und dcr Laich verdorrt. Auf diese Weise gehen Tausende von Fischen zu Grunde, Warum baut man nicht, wie es in Preußen üblich ist, kleine Schleusten in diese Dämme, um den Fischen Zu und Fortgang zu ermöglichen, und warum räumt man nicht da, wo solche Schleusten vorhanden sind, sie von Zeit zu Zeit aus, da sic sich leicht verstopfen? — Sicherem Vernehmen nach ist der hiesige Fremdenverkehr
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