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Freitag. Nr. 4S. 27. Juni 1873. Weißerih-IeitunA Amts-Iilatt für die Herichts-Iemter «nd Stadträttze zu Dippoldiswalde und Kraumstei». Verantwottlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Unfern geehrten Abonnenten zur Nachricht, daß mit dieser Nummer das zweite Quartal schließt, und ersuchen wir namentlich die auswärtigen Leser, Hie Abonnements bei den betreffenden Post-Anftalten sofort zu erneuern, damit in der Versendung keine Unterbrechung eintritt. Dippoldiswalde, 26. Juni 1873. Die Berlags-Expedition. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Wir erinnern nochmals an den lohnenden Besuch der „Ausstellung plastischer Tableaux" im Leuschner'schen Saale, da dieselbe bereits Sonntag ge schlossen wird. -s- Frauenstein, 25. Juni. Gestern unternahm der hiesige Gewerbeverein eine Excursion in die Papier fabrik zu Weißenborn, die Muldner Hütten und das Alterthumsmuseum in Freiberg. Es betheiligten sich 31 Mitglieder an derselben, welche in sieben Wagen früh kurz nach 5 Uhr bei Nebel und Negenwetter hier abfuhren. Um 8 Uhr wurde die genannte Papierfabrik besucht, deren großartige Anlage und zweckmäßige Einrichtung allgemein bewundert wurde. Unter oer kundigen und freundlichen Führung der Herren Direktoren, welche über Alles bereit willigst Auskunft gaben, durchwanderten wir binnen 1>/s Stunde alle Räume des schönen Fabrikgebäudes, das wir mit völliger Befriedigung verließen, um unmittelbar darauf nach den Muldner Hütten zu fahren, woselbst wir um 10 Uhr anlangten. Da sich inzwischen auch der Himmel aufgeklärt hatte, so be mächtigte sich aller Excursioner die heiterste Stimmung, welche auch den ganzen Tag anhielt. Die Führung durch die Muldner Hütten dauerte über 3 Stunden und die daselbst empfangenen Eindrücke waren überwältigend. Selten wird auf verhältnißmüßig engem Raume so viel SehenswertheS und Belehrendes geboten werden können, als hier, wo die Gewinnung von Silber, Zinn, Blei, Arsenik, Schwefelsäure u. s. w. aus Erzen und Metallen in so großartigem Maß stabe zu sehen ist und durch sachverständige Führer trefflich erläutert wird. Von hier aus nach Freiberg zurückgekehrt, wurde im Gasthofe zum „preußischen Hof" ein gemeinschaft liches Mittagsessen eingenommen und darnach das Alterthums museum besucht. Die noch übrige Zeit des herrlichen Nach mittages wurde unter Betheiligung mehrerer Mitglieder des Freiberger Gewerbevereins der Geselligkeit gewidmet und im Schillerschlößchen und Brauhofe höchst angenehm verbracht. Die scheidende Sonne mahnte endlich zum Aufbruch. Abends um 11 Uhr langten Alle wohlbehalten wieder in Frauen stein an. Allgemein sprach man sich dahin aus, daß diese Excursion die angenehmste und genußreichste gewesen sei, welche seit langer Zeit hier stattgefunden habe. Dresden. Die königl. Prüfungs-Commission der Frei - willigen zum Militärdienst wird vom 2. Septbr. d. I. an die Prüfungen zur Erlangung der Berechtigung zum einjähr. Dienst abhalten. Die jungen Leute, welche dieselbe zu erlangen wünschen, haben (wenn sie das 17. Lebensjahr vollendet, das dienstpflichtige Alter aber noch nicht erreicht haben, ihre Anmeldung bis 23. August d. Js. schriftlich zu bewirken, derselben auch 1) einen Nachweis der ReichSangr» Hörigkeit, 2) einen Geburtsschein, 3) die Einwilligung deS Vaters oder Vormundes, 4) ein Uabescholtenheil'szeuguiß und 5) einen Nachweis Mtr Vie etfldngt^ Wissenschaftliche Aus bildung beizufügen. (TM MMldüng erfolgt beim Bürau der Commission, Gchloßstraße Nr. 15, 1. Etage, in Dresden.) — Der Gehilfe Buchert, welcher vor einiger Zeit ge legentlich der Aufführung von „Aschenbrödel" im Hoftheatrr eine Lampe ohne Sicherheitsdeckel vorschriftswidrig auf die Erde stellte, wodurch die Kleider der kleinen Ballettänzerin Oppermann in Brand geriethen und der Tod der Letzteren herbeigeführt wurde, ist vom Gericht zu 3 Monaten Ge- fängniß veturtheilt worden. Tharandt. In Mohorn ist das Körner'sche Gut ab gebrannt, und sind dabei 2 Pferde und 12 Kühe in den Flammen umgekommen. Berlin. Wie neuerlichst verlautet, hätte Fürst Bis marck sich in seiner Eigenschaft als preußischer Minister de« Auswärtigen beurlauben lassen oder wäre vielmehr, wie eine andere Version lautet, auf seinen Wunsch von der Teil nahme an den Geschäften des preußischen Staatsministerium« entbunden worden. In beiden Fällen darf man auf die Absicht des Reichskanzlers schließen, au« dem preußi schen Ministerium auszuscheiden. In wie weit diese Nachrichten mit den Gerüchten der Jntriguen, die von der Hofpartei gegen den Fürsten Bismarck geplant werden sollen, zusammenhängen, läßt sich für jetzt nicht entscheiden; unwahr scheinlich aber ist es nicht, daß hier ein geheimer Zusammen hang besteht, und daß die vielgepriesene Einstimmigkeit zwischen dem jetzigen und dem früheren Ministerpräsidenten sich in eine immer deutlicher durchklingende Disharmonie umgestaltet zu haben scheint. — Der Reichstag hat nach Erledigung des Münz- gesetzeS und einiger anderer Gesetzentwürfe seine Sitzungen am Mittwoch, 2b. Juni, geschlossen. Es erfolgte der Schluß diesmal nicht im Weißen Saale, sondern der Reichskanzler Fürst v. Bismarck verlas im Reichstage selbst die königliche Botschaft. Nach der langen und anstrengenden Session wird