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MMufferAgiAatt Rationale Tageszeitung für ^ondwirtschast und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monatl 2 RM. frei Haus, bei Poftbesicllung I.M RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeil Be- . .» .. . ftcllungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder WucheNÜlUtt fÜk WilsdkUff U. UtttssksskNo sonstiger Betriebsstörun. gen besteht lein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Dezember findet aus Einladung der eng- . lischen Futzball-Association in London ein Fuß ball-Länderkampf zwischen den National vertretungen von Deutschland und England statt. Der Kampf ist mehr als ein bedeutendes sportliches Ereignis, er ist ein Markstein in den deutsch, eng lischen Beziehungen. Der Sport verbindet die Völker. Dieser Satz steht über der modernen Sportbewegung, und er hatte so lange Gültigkeit, wie der Sport tatsächlich als das betrieben wird, was man als sein Idealbild betrachtet: als Leibes übungen, die dazu dienen, den Körper zu stählen und gleichzeitig den Kampfgeist, die taktische und technische Erfahrung des einzelnen oder der Mannschaft zu schulen. Der Engländer hat für die vornehmste nnd idealste Aus übung des Sports jeder Art einen kaum übersetzbaren Ausdruck: „Fair". Dieser Ausdruck ist aber so bezeichnend für alles, was anständig nach den geschriebenen Spiel regeln (Gesetzen) und nach den ungeschriebenen Anstands- Vorschriften durchgeführt wird, daß er in seiner An wendung nicht allein auf den Sport beschränkt blieb, sondern daß alle Welt ihn gebraucht, in der Politik, in der Wirtschaft, überall dort, wo sich zwei Parteien gegen überstehen in friedlicher Auseinandersetzung. England als Mutterland des Sports hat sich von jeher für die Reinhaltung des sportlichen Begriffs eingesetzt. „F air Pla y" (anständiges, regelgemätzes Spiel) ist die Vorbedingung dafür, daß der friedliche Wettkampf der sporttreibenden Nationen tatsächlich den völkerverbindend den Sinn bekommt, den ihm seine unbekannten Schöpfer vorgeschrieben haben. Gerade im sportlichen Verkehr der Völker untereinander, in den Länderspielen, wird ein anständiges Auftreten des jeweiligen Gastes hoch ein- geschätzt. Wer im fremden Land durch feine sportlichen Leistungen auffällt, der wirbt damit für sein Vaterland, und sehr oft sind schon die ins Ausland reisenden Spitzenkönner als die „besten Diplomaten" ihres Landes Wit Recht bezeichnet worden. Hier sei nur an das eine Beispiel erinnert, wie der finnische Wunderläufer Nurmi w Amerika auftrat und durch seine Glanzleistungen bei den sportbegeisterten Amerikanern so große Begeisterung hervorrief, daß sie seinem kleinen Lande bald darauf ohne weiteres eine Anleihe gaben, an die die amerikanischen Finanzkreise vorher nicht recht hatten Herangehen wollen. Auch Deutschland hat schon manchen Sendboten m das Ausland geschickt, der durch sein ausgezeichnetes sportliches Auftreten als bester Propagandist feines Lan des gewirkt hat. Erinnert sei hierbei nur gn unseren deutschen Tennismeister Gottfried von Cramm, der sich beispielsweise in England allergrößter Beliebtheit erfreut. Der Engländer ist bereit, jede gute sportliche Tat hoch zu werten und anzuerkennen. Gerade jetzt bietet sich für uns in dem kommenden Fußball-Länderkampf gegen die britischen Berufsspieler die beste Gelegenheit, die Bande der sportlichen Freundschaft mit den Eng ländern fester zu knüpfen. England ist trotz des Welt- weistertitels, den sich im vergangenen Jahr die Italiener in Abwesenheit Englands erkämpften, nach wie vor füh rend im europäischen Fußball. Das beweisen die Nieder lagen, die im Ablauf der letzten Jahre die neben Deutsch land stärksten Futzballnationen des Festlands, Spanien, Italien und Österreich, auf britischem Boden erlitten haben. Auf heimischem Boden ist Englands Fußball bisher noch niemals geschlagen worden. Wohl gelang es verschiedenen europäischen Mannschaften, die Engländer zu besiegen, aber jedesmal war das für die Engländer eine Niederlage auf fremdem Boden, die dann auch immer wieder durch entsprechend hohe Siege gutgemacht wurde. Auch Deutschland hat schon einige Male den Engländern im Fußball gegenübergestanden. Dabei sind aber die Spiele der Vorkriegszeit weniger wichtig, weil damals englische Amateurmannschasten gegen uns spielten. Nach dem Kriege hat bis her erst ein einziges Spiel Deutschland gegen England stattgefunden. Das war am 10. Mai 193N, als die englischen Berufsspieler — die ja den eigentlichen Kern des britischen Futzballbetriebes dar stellen — in dem damaligen Grunewaldstadion in Berlin gegen unsere Vertreter in den Kampf gingen. Damals hat Deutschland im Fußball einen seiner Höhepunkte er lebt. Denn es gelang, den Engländern nach hartem, aber stets „fairem" Kamps mit 3:3 ein Unentschieden abzu trotzen. Seitdem sind nur englische Vereinsmannschaften nach Deutschland gekommen, die mit wechselndem Erfolge kämpften. Jetzt hat der deutsche Fußball, der seit 1930 einen großen Anstieg genommen hat, die Gelegenheit, zu be weisen, daß wir auch gegen die englischen Berufsspieler gut und ehrenvoll abschneiden können.. Wir machen uns keine Hoffnungen auf einen Sieg, denn, wie gesagt, ans heimischem Boden ist England noch niemals besiegt wor- gen. Aber Deutschland hat sich in der erwähnten Fußball- Weltmeisterschaft des vorigen Jahres nach den italieni schen und tschechischen Berufsspielern als die beste Ama- MMlW-IillktoriM gebildet. Zweite Sitzung des Memelländischen Landtages. Der Gouverneur des Memelgebiets hat den Präsidenten des Memelländischen Landtages, Land wirt August Baldszus, zum Präsidenten des Direkto riums ernannt. Baldszus hat gleich darauf das Direk torium gebildet und zu Landcsdircltoren berufen:' den Vizepräsidenten des Landtags, Willy Betke, den Landwirt Szigaud und den Buchhalter Ernst Sura «. Der fünfte Memelländische Landtag trat am Donnerstagnachmittag zu seiner zweitenSitzung zusa,timen. Auf der Tagesordnung stand als ein ziger Punkt: Stellungnahme zirm Ergebnis der Be sprechung mit dem Gouverneur über die Ernennung des Direktoriumspräsidenten. Im Hinblick darauf, daß der Gouverneur noch vor Beginn der Sitzung den Landtags präsidenten Baldszus zum Präsidenten des Direktoriums ernannt hatte, war der Gegenstand der Beratung an sich hinfällig geworden. Das Haus beschränkte sich darum lediglich, ohne Aussprache, auf die Kenntnisnahme von der erfolgten Direktoriumsbildung. * Die litauische Regierung hat sehr länge gezögert, ehe sie dem Memelgouverneur den Auftrag erteilt hat, aus den Wahlen zum Memelländischen Landtag eine g anz s e l b st- ver stündliche Folgerung zu ziehen. Räch viel fachen V erz ö g erung sv e rsuch en hatte vor etwa zehn Tagen der Gouverneur des Memelgebietes den Prä sidenten des Landtages, Baldszus, aufgcfordert, die Bildung des Direktoriums zu übernehmen. Baldszus hatte damals zunächst persönliche Bedenken, erklärte sich dann aber einverstanden und führte Verhandlungen, bei denen auch mehrfach wieder Sabotageversnche von litaui scher Seite zu beobachten waren. Wenn jetzt der litauische Gouverneur des Memel gebietes den Weg für ein Direktorium sreigegeben hat, das dem Willen der großen deutschen Mehrheit des Memel- gcbietes entspricht, so wird hoffentlich die litauische Regierung daraus die Folgerungen ziehen, daß das neue Direktorium nun auch in voller Freiheit nach dem Memelstatut arbeiten kann. Leider berechtigen die bisherigen Erfahrungen nicht zu der Annahme, daß die litauische Regierung diese weite ren Folgerungen aus den Wahlen ohne neue Sabotage versuche ziehen wird. Immerhin läßt sich feststellen, daß die allgemeine politische Lage Litauen zu einem Abweichen von oer msyengen Politik vorübergehend veranlaßt HÄ. Ob dieser Wechsel der litauischen Politik längere Zeit an- dauern wird, ob nicht mit neuen Schwierigkeiten im Memelgebiet zu rechnen ist, mutz erst die Zukunst lehren. Oie Beziehungen zwischen Österreich und Oeutschland. Erklärungen des österreichischen Außenministers im Bundestag. Im österreichischen Bundestag sprach der österreichische Außenminister Berger-Wal denegg über die außenpolitische Lage Österreichs. Er bezeichnete die Beziehungen zu Italien als gm. Auch die Be ziehungen zu Frankreich und England bätten sich in sreundschaftlicher Weise entwickelt. Unter den Mächten im Donauraum sei Ungarn jene Macht, mit der Oster» reich ein besonders inniges und herzliches Verhältnis ver binde. Nachdem der Minister festgestellt hatte, daß auch die Beziehungen zu den zwei anderen Nachbarn im Donauraum, zur Tschechoslowakei und zu Jugoslawien, sich in freundnachbarlichem Sinne entwickelten, erklärte er: „Mit Befriedigung kann festgestellt werden, daß sich die Beziehungen Österreichs zu dem benachbarten Deut sch e n R e i ch in der letzten Zeit normaler gestaltet haben. Ich dars diesbezüglich auch aus die von beiden Regierun gen getroffene und in den Tageszeitungen seinerzeit ver öffentlichte Pressevereinbarung verweisen, welche meiner Auffassung nach dazu bestimmt ist, eben diesen Weg zur Normalisierung der. Beziehungen zwischen den beiden Ländern vorzubereiten. Ich kann nur der Hoffnung Aus druck geben, daß die bisherigen, wenn auch noch nicht ganz befriedigenden, so doch eine günstige Aus sicht eröffnenden Ansätze auf dem Gebiete der beider seitigen Publizistik nicht nur anhalten, sondern sich noch verstärken werden. Wie schon wiederholt betont wurde, besteht unsererseits kein Hindernis, aus dem Wege der Normalisierung zur Anbahnung freundnachbarlicher Be ziehungen zu gelangen. Die in einem Teil der Weltpresse enthaltenen, bis in kleine Einzelheiten gehenden Nach richten über schwebende Verhandlungen entsprechen nicht den Tatsachen." Tic MWei des AM Nme-MmW. Aeutzerungeu seines Präsidenten. Paris, 28. November. Kommandant L'Hopital, der Präsident des kürzlich in Paris gegründeten „Comils France- Allemagne" äußerte sich in einer Unterredung mit einem Ver treter des „Journal" über die Ausgaben dieser Vereinigung. Kommandant L'Hopital führte u. a. folgendes aus: „Seit zwei Jahren haben verschiedene französische Frout- lämpserverbände mit den entsprechenden deutschen Verbänden Fühlung genommen. Nunmehr haben es die Vertreter dieser Gruppen und eine Anzahl französischer Persönlichkeiten sür notwendig erachtet, diese Bemühungen zusammenzufassen, nm dadurch ihre Einheitlichkeit zu sichern. Im Anschluß an eine Sitzung wurde vor etwa 14 Tagen ein erster Ausschuß gegrün det, dem die Herren Lichtenberger, Henri Pichot, der Vor sitzende der Union Federal der ehemaligen Frontkämpfer, Jean Evy, der stellvertretende Vorsitzende des Nationalverbandes der ehemaligen Frontkämpfer, Jean Suarez, de Chappedelaine, Bertrand de Ivuvenel und Fernand de Brinon angehören. Einige Tage später wurde eine Generalversammlung abge- halten, die die vorgeschlagenen Satzungen billigte und einen Verwaltungsrat einsetzte. Dieser bildete seinerseits einen Di- reltionsausschuß." Auf die Frage des Berichterstatters nach den Zielen des teur-Nation erwiesen, es hat weiterhin alle sieben Länder spiele dieses Jahres gewonnen und gerade im Hin blick auf d i e O l y m p isch en Spiele und das da bei stattfindende Fußballturnier eine glänzende Vor bereitungsarbeit geleistet. Daher kann man hoffen, daß es auch in London zu einem schönen Kamv? kommt, der ehrenvoll für den deutschen Sport verlaufen wird. Nicht nur Deutschland sieht am 4. Dezember noch London — der Dentschlandsender überträgt übrigens am Mittwoch, 4. Dezember, ab 19 Uhr das gesamte Spiel —, sondern die ganze europäische Fußballwelt wird dieses Spiel be achten, ganz gleich, wie es ausgehen mag. —ee „Comits Fronce-Allemagne" antwortete Kommandant L'Po- pital, daß diese aus den Satzungen klar hervcrgingcn und tuhr dann fort: „Das Ziel sei die Entwicklung der privaten und öffentlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland zu fördern und zwar auf ollen Gebieten. Ganz besonders in geistiger, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und sportlicher Hin sicht, um durch ein besseres ggenseitiges Verständnis zur Festi gung des europäischen Friedens beizutragen. Wir rechnen daraus und wir wünschen hierfür alle Man ner, die guten Willens sind, zu gewinnen, gleich welcher Partei sie angehören. Sie wirken damit für Frankreich. Wir betrachten diese Aktion nicht als Versuch einer politischen Annäherung, wohl aber einer Annäherung von Land zu Land. Man kann in jedem Volk durchaus Patriot jein, ohne sich deswegen allem außenpolitischen Verständnis zu verschließen. Wenn man wünscht, daß eine starke Kette die Völker verbinde, ist es wich tig, daß ganz zuerst jedes Glied selbst stark sei. Die Junge» müssen jede Möglichkeit haben, unter allen Gesichtspunkten die Fragen zu betrachten, die die Beziehungen zu den Nach barvölkern stellen." „Deshalb habe ich", so schloß Kommandant L'Hopital, „den Vorsitz übernommen. Ich habe die Gewißheit, auf diese Weise meinem Lande zu dienen. Wenn olles — woraus ich achten werde, mit Ordnung und maßvoll geschieht, bin ich der Ansicht, daß wir eine nützliche Aufgabe vollbringen werden." Oer Neichssportführer in Paris. Der Reichssportführer von Tschammer und Osten traß am Donnerstagnachmittag im Olympiaflugzeug auf dem Flughafen Le Bourget ein. Er wurde vom deutschen Bot schafter, Roland Köster, und Mitgliedern der Botschaft empfangen. Von französischer Seite hatten sich der Prä sident des französischen Olympia-Ausschusses sowie der Kabincttschcf des Ministers für Gesundheitswesen und Leibesübungen auf dem Flugplatz eingcfunden.