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V o.i g t lä n d i f ch e r Anzeiger. 28. Stück. . Freitags dm II. July I8v6, Bekanntmachung eines vollkommenen Sur rogats des indischen Kaffees ^). Der theure Preis, zu welchem seit kurzem der indische Kaffcedurch die Sperrung der Flüsse des nördlichen Deutschlands gestiegen ist, hat Meine Frau, eine ehrliche Schweizerin, Ma riane geb. Tusch aus Neustadt am Bieler- See, veranlaßt, einen Stellvertreter des Kaf fees zu erfinden, der ohne den mindesten Zusatz von Kaffee denselben vollkommen ersetzt. Man nimmt dazu Saamenkörner von Hans(6anna- bis sstivs Q.) und gedörrte gelbe Rüben (vau- cus csrots) oder Runkelrüben (Lers vulgaris L.) zu gleichen Theilen, z. B. von jedem eine gehäufte Theetasse voll, brennt erst den Hanf- saamen allein, dann die gelben oder Runkelrü ben, so wie andern Kaffee, läßt hierauf beide erkalten, und mahlt zuerst den Hanfsaamen, der wegen seines Oels etwas klumpig durch die Kaf feemühle geht, hierauf die gelben oder Runkel rüben, damit das Pulver der letztem, das fein und trocken ist, das Oelichte des Hanssaamen- Pulvers desto besser an sich zieht. — Beide Pulver mischt man dann mit einem Löffel wohl durcheinander, und verwahrt sie so in einem verschlossenen Glase oder Gefäße, bis man den Kaffee machen will. Don diesem Pulver, das *) Aus dem k.p. Reichs Anzeiger. iso6. No. 164. gerade wie gewöhnliches Kaffeepulver riecht, nimmt man nicht mehr, als man gewohnt ist, je nachdem man den Kaffee starker oder schwä cher trinkt, vom Pulver des wirklichen Kaffees zu nehmen, und macht es wie diesen durch's Kochen oder Filtriren an. Die Farbe und der Geschmack dieses Tranks, sowohl mit als ohne Rahm oder Milch, sind vollkommen, wie bei , dem indischen Kaffee, so daß cs fast nicht mög lich ist, ihn von diesem zu unterscheiden, wie das mehrere feine Kenner des Kaffees, die seit einigen Tagen in meinem Hause davon getrun ken haben, versichern können. Da ich von Herzen wünsche, die Noth mei nes Vaterlandes zu mindern, und manchem das Opfer zu ersparen, das er mit seinem Vermö gen und wohl auch mit seiner Gesundheit seinem Beutel bringen müßte, wenn er wegen Theu- rung das Kaffeetrinken, an das er von langen Zeiten her gewohnt war, auf einmal lassen wollte: so eile ich, diese Entdeckung allgemein bekannt zu machen, und meine Frau wird sich mit mir unendliH belohnt suhlen, wenn sie hö ren wird, daß sie dadurch manchen Kummer des häuslichen Lebens gestillet har. Daß noch in diesem Sommer recht viel Hanf, dessen Anbau ohnehin wegen seines Bastes empfohlen zu wer den verdient, ausgesäet und gebauet werden möge,
