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MW S: Nr. 59 Donnerstag, dm 24. Mai 1894 60. Jahrgang. - r Botenposten nach und von Schmiedeberg erhalten. Die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum sind festgesetzt an den Wochentagen auf die Zeit von 9—12 Norm, und 3—6 Nachm., an den Sonntagen und allgemeinen Feiertagen von 8—9 Vorm. und 5—6 Nachm. JohnSbach. Begünstigt vom schönsten Frühlings wetter fand in den Nachmittagsstunden des vorigen Sonntag auf Anregung des Militärvereins Glashütte hier eine Zusammenkunft der Militärvereine Glashütte, Lauenstein und JohnSbach statt. Die nebst lieben Frauen und Jungfrauen erschienenen Kameraden waren herzlich willkommen und ein von vorzüglichen GesangS- vorträgen unterbrochenes Tänzchen hielt die Theil- nehmer bis nach 9 Uhr zusammen. Möge der Geist der Kameradschaft und Königstreue, wie er in den Mililärvereinen gepflegt wird und auch hierdurch zum Ausdruck gelangte, zur weitesten Verbreitung nationaler Gesinnungen sich immer bethätlgen. Pretzschendorf. Am 18. dss. Mts. erfolgte in solenner Weise die Grundsteinlegung zum Neubau der hiesigen Schule. Die Feier bestand in Festzug nach dem Bauplatz, Einleitungsgesang, Ansprachen dez. Weihreden des Herrn Pfarrers Brehme aus Hart mannsdorf für den beurlaubten Herrn Ortsgeistlichen Böttcher, sowie des Herrn Bezirksschulinspektors Richter .als Vertreters der Königl. Bezirksschulinspektion, und des Herrn Brandversicherungsinspektor Treitschke aus Dippoldiswalde. Nach weiterem Gesänge erfolgten die üblichen Hammerschläge von Vertretern des Schul- und Kirchenvorstandes, der Gutshrrrschast und des den Bau ausführenden Baumeisters Herrn Klotz aus Dip poldiswalde. Hieran schloß sich der Schlußgesang. Seifersdorf. Nicht in dem Maße wie wohl all gemein erwartet wurde, war das vom Landlehrer verein Dippoldiswalde vorigen Sonntag zum Besten des sächsischen Pestalozzi-Vereins hierorts veranstaltete Wohlthätigkeitsconcert besucht. Alle Nummern aber des reichhaltigen Programms, welche mit gewohnter Geschicklichkeit, zum Theil sogar mit sicherer Meister schaft zu Gehör gebracht wurden, ernteten den wohl verdienten Beifall aller Zuhörer. Wenn in dem sonst sorgfältig gewählten Programm noch einige unsrer be liebten Volkslieder, überhaupt, den ländlichen Verhält nissen angepaßt, mehr gesangliche Piecen Aufnahme gefunden hätten, war eine noch reichere Anerkennung sicher. Mit der immerhin günstigen Einnahme — ca. 60 Mk. — kann man wohl zufrieden sein. — Nächsten Sonntag begeht unser Militär- Verein im geschloffenen Kreise seine 6. Stiftungsfeier, bestehend in einem einfachen Festballe. 4 Poffendorf. Der erste Versuch eines Kinder gott esdiensteS am vergangenen Sonntag Nach mittag ist recht wohl gelungen; es nahmen über 400 Kinder aus allen Ortschaften unseres Kirchspiels daran theil. Diese kirchliche Einrichtung trägt sicher dazu bei, den kirchlichen Sinn auch bei unserer Jugend erwecken und fördern zu helfen. — Am Sonntag Nachmittag hielt der Verein junger Landwirlhe zu Poffendorf und Umgegend die letzte Versammlung deS verflossenen Winterhalbjahres ab. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden und Er ledigung geschäftlicher Angelegenheiten wurde ein Vor trag aus der VolkSwirthschaftSlehre über Güteroerbrauch gehalten. Zum Schluffe wurde auf Anregung des Vorsitzenden wegen einer Exkursion verhandelt und einigte man sich dahin, dieselbe in Kürze nach Kammer gut Lohmen bei Pirna zu unternehmen. Dresden. Sicherem Vernehmen nach liegt dem königl. Ministerium des Innern nunmehr der Entwurf eines Gesetzes über die BerwaltungSrechtS- pflege vollständig ausgearbeitet vor und «S hat auch di« zu seiner endgiltigen Feststellung niedergesetzte Kommission bereits mit ihren Berathungen begonnen. H Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Makaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Turnverein wird in nächster Zeit mit einer dankenswerthen Neuerung vor- gehen, nämlich mit der Einführung der Jugendturn- fpiele, wie sie in großen Städten schon seit Jahren ge pflegt werden. Di« schulpflichtigen Kinder, die sich an diesen Spielen betheiligen wollen, werden sich Mitt wochs in den Nachmittagsstunden auf dem Turnplätze auf der Aue versammeln, um hier unter Leitung mehrerer Turnlehrer allerhand Turnspiele auszufahren. Man sage nicht, daß diese Einrichtung für unsere Verhältnisse überflüssig sei, da unser« Jugend schon genug Gelegenheit zum AuStummeln finde; ein gut geleitetes Turnspiel sorgt nicht nur für eine möglichst vielseitige Ausbildung körperlicher Kraft und Gewandt heit, es wirkt vor Allem veredelnd auf das jugendliche Gemüth und bewahrt einestheils vor jener Blasirtheit unserer Jugend, die sich allzufrüh des Spielens schäme und anderntheils vor rohem Ausrollen überschäumender Jugendkraft. Wir begrüßen dieses Unternehmen des Turnvereins darum mit großer Freude und hoffen sicher, daß es die erwünschte Unterstützung der Schule und deS Elternhauses finden wird. — In den Gärten und öffentlichen Anlagen blüht nun der Goldregen (Oxtisus lsburmuu) in reich licher Fülle. Obwohl er sich durch Wuchs und Be laubung auSzeichnel und mit seinen goldgelben Schmetter- lingsblüthen, die in langen Trauben zahlreich herab hängen, sich so prächtig ausnimmt, daß er zu unfern schönsten Ziersträuchern gerechnet werden darf, gilt er doch durchaus nicht als harmlos. Ob alle Theile des baumartigen Strauches als giftig zu bezeichnen sind, ist noch fraglich. Die Rinde hält man sür gefährlich, gleichwohl werden die Stämme in schneereichen Wintern vom Wilde benagt. Die Blätter scheinen giftig zu sein, die Blüthen und namentlich die Früchte sind es bestimmt. Aus dem bitter und scharf schmeckenden, bohnenartigen Samen erhält man ja in sarb- und geruchlosen Crystallen das Cytisin, das zweifellos ein Gift ist. Darum sind Kinder ernstlich zu warnen, die später sich entwickelnden vamen des Goldregens in den Mund zu nehmen. Da sich manche aber auch gewöhnt haben, wie Käfer und Schmetter linge an allerlei hübschen Blumen zu naschen, so sollten sie gleichfalls vor den jetzt so lieblich anzusehenden Blüthen deS Goldregens gewarnt werden. Erst vor wenigen Tagen sind in Berlin zwei kleine Kinder unter bedenklichen Erscheinungen erkrankt, die sich noch verschlimmern konnten, hätte man nicht sogleich einen Arzt hinzugerusen und wäre dieser nicht bald dahinter gekommen, daß die Kleinen Goldregen in den Mund genommen und gekaut hatten. — Unverlangte Sendungen! Ein Ham burger Kaufmann Friedländer machte einer Dame in Berlin ein Angebot von Kaffee mit dem Bemerken, daß der Kaffee abgeschickt werden würde, wenn in 8 Tagen keine ablehnende Antwort einginge. Die Adressatin ließ die Postkarte unbeachtet und erhielt dann wirklich das Packet unter Nachnahme. Als die Einlösung verweigert wurde, drohte der Absender mit seinem Rechtsanwalt und daß „der Dame erhebliche Kosten entstehen würden." Von dieser zudringlichen Mahnung wurde der Staatsanwaltschaft Meldung ge macht und diese erhob Anklage wegen versuchter Er pressung. Das Gericht verurtheilte den Kaufmann zu 10 Tagen Gefängniß, das Reichsgericht hat die Re vision deS Verurtheilten verworfen. — In Hennersdorf bei Schmiedeberg (Erzgeb.) wird am 1.Juni eine Postagentur eröffnet, welche im dienstlichen Verkehr die Bezeichnung Hennersdorf (Bez. Dresden) zu führen hat. Die neue Postanstalt, deren BestellkretS die Ortschaften AmmelSdorf und Hennersdorf, sowie die Abbauten Körner-, Krönert- und Ufermühle umfaßt, wird ihre Verbindung durch — Der Dresdner landwirthschaftliche Kreis verein wird seine diesjährige Hauptversammlung am 30. Mai in Moritzburg abhalten; wie wir erfahren, beabsichtigt derselbe in dem hierbei gebräuchlichen Haupt vortrage einige wichtige praktische Fragen, über deren Beantwortung die Theoretiker sich in letzter Zeit wiederum auf ganz neue Gesichtspunkte stellten, durch eine Persönlichkeit besprechen zu lassen, welche so recht mitten in der vollen Praxis steht: Herr Ritterguts besitzer Andrä-Limbach wird über Zeit- und Streit fragen auf dem Gebiete der Düngerlehre vortragen und man hat allen Grund, den Darlegungen desselben mit Spannung entgegenzusehen. Um die Versammlung und das sich an dieselbe schließende Mittagsmahl werden sich Darbietungen der vielen Sehenswürdig keiten Moritzburgs gruppieren. Morgens gleich nach der Ankunft des Zuges von Radebeul werden nicht nur die Räume und Einrichtungen des königlichen LandstallamteS zur Besichtigung geöffnet sein, sondern. Dank dem gütigen Entgegenkommen der Direktion desselben, auch die sämmtlichen, zur Zeit vorhandenen Beschäler und neuerkauften Hengste von 10 Uhr an vorgesührt werden; für den Nachmittag ist Vorsorge getroffen, daß die Gäste entweder das königliche Jagd schloß mit seinen reichen historischen Schätzen und Kunstwerken und der einzig dastehenden Geweihsamm lung sowie die eigenartigen Parkanlagen besichtigen, oder einen Spaziergang zur Wildfütterung und durch den mit Sauen, Hirschen und Damwild besetztenMild- park, die Fasanerie (einschließlich der dem öffentlichen Besuche nicht freigegebenen Theile) unternehmen und die interessanten Räume des „FasanenschlüßchenS" eine Lathyruskultur u. s. w. besuchen können, nachdem hierzu von Seiten der königlichen Oberforstmeisterei in liebenswürdigster Weise Erlaubniß ertheilt und Führung in Aussicht gestellt worden ist. Die verfüg bare Zeit wird also reichlich ausgefüllt und eS ist zu hoffen, daß bei nur einigermaßen günstigem Wetter den Besuchern der Versammlung in Moritzburg eine wünschenswerthe Zusammensetzung an Nützlichem und Angenehmem geboten werden wird. — Der Rechnungsabschluß der BrandversicherungS- gesellschast sächsischer Lehrer ergiebt auf das verflossene Geschäftsjahr eine Einnahme von 59326,»? M., welcher eine Ausgabe von nur 11562,»» M. gegenübersteht. Unter letzterer befinden sich 24 Entschädigungsposten bei Brandfällen in der Höhe von 1,»o—607,oo M. Einschließlich des Reservefonds besitzt die Gesellschaft ein Vermögen von 90820,»» M. Die Mitgliederzahl beträgt 7452 mit fast 38 Millionen Versicherungs summe. Der günstige Stand der Kaffe erlaubt eS schon seit einer Reihe von Jahren die Hälfte der JahreS- prämie den Mitgliedern überhaupt zu erlassen. — Am 21. Mai verhandelte das königl. Land gericht gegen den 27 Jahre alten, bereits zweimal vorbestraften Handarbeiter, Fuhrknecht und Pferde makler Karl Moritz Wolf aus Hermsdorf b. Frauen stein, welcher wegen Betrugs angeklagt war. Der An- . geklagte beschäftigt sich gern mit dem Pserdehandel. Am 3. August vorigen Jahres führ er mit dem Vieh händler Walther zum Viehmarkte nach Eisenberg bei Moritzburg. Der Angeklagte verfügte damals nur über eine geringe Baarschast. Wolf lernte dort den Gärtner Ernst Schmidt aus LieSkau bei Finsterwalde kennen. Dieser wurde hierbei im Laufe der Unter haltung mit Wolf in den Glauben versetzt, daß er eS mit einem gutsituirten Ziegeleibesitzer zu thun habe. Wolf unterhandelte mit Schmidt wegen des Ankaufs eines Rothschimmels. Beide wurden handelseinig, der Preis belief sich auf 240 Mk., worauf Wolf 40 Mk. anzahlen und den Rest der Kaussumme am 15. August an Schmidt einsenden sollte. Das Geld zur Anzahlung lieh sich Wolf aus alter Freundschaft von dem Vieh händler Walther. Einige Tage darauf hatte Wolf den Rothschimmel einem Posthalter als Ersatz sür eine «rschiint «dchmtlich drei mal: Dienstag, Donners- taa und Sonnabend. — «Lis vierteljührlich 1 M. K Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 «sa. Einzeln« Nummern 10 PsS- - Me Postan- statten, Postboten, sowie di, Agenten nehmen Be stellungen an. chMtz-MtllW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein bedeutenden Auflage d«S Blattes Ä« schr wirk same Verdreituna-finden, werden mit 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und compttcirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im r«aktton«M »heile, die Spaltenzeil- «PfS-