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1V. März 1852 DtuW Allgtmiiic Zkitmg -Wahrheit »ab Recht,, Freiheit «ick Gesetz! 2nsertion«grva»r für d«, Raum ein« Zellt L Ngr. Z» »«»eh-n durch alle Pu-, Lmtrc de« Zn- und Auilande«, sowie durch die SrPrbiUo- nen in Eeipzig (vuersttaße Nr. ») und Drelde» (bei s. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Re. I). A««iS für du« Bierteljahr dVrThli,.; jede einjelne Num mer r Ng«. Dienstag. Lin Achtnn« «, Schont «it «««nachme de» »««tag« täglich zwei mal und »,ad «»«gegeben tnMeitz- gig Vormittag« tt Uhr «»end« « Uhr; in »reiben «ben>« L Uhr, Vormittag« « Uhr. Erste Ausgabe. OvrmittagS 11 Uhr. — Nr IM »e«tschra«d. -f-Berlin, 1^ März. Dit Bedeutung des Bot ums der I. Kam mer vom 5. März (Nr. 111) tritt mit jedem Tage entschiedener hervor;, sie maniftstirt sich nicht minder in der verbissenen Wuth der Kreuzzeitung über die Undankbarkeit der Liberalen gegen die „Retter des Vaterlandes", wie in den umlaufenden Ministerlisten. Wenn nun auch beide Momente nicht wol zur Begründung eine- Unheil» dienen können, so tragen sie doch nicht wenig zur Erklärung der Situation bei. Die entscheidende Frage der Gegenwart tritt an dieU,Kammer heran und es wird nicht überflüssig er scheinen, die Parteistellung in derselben zu der Pairiefrage näher ins Auge zu fassen. Die mit der Fraktion Stahl der l. Kammer f irallel ge hende Partei de- Grafen Arnim ist selbstverständlich gegen alle Aenderun- ««w des Art. 65 der Verfassung, also gegen den am S. März im andern Haufe gefaßten Beschluße Diese Ansicht der Rechten dürften nur einzelne Mitglieder her Geppert-Bodelschwingh'schcn Fraktion, die überhaupt nur «och btzrch ihre Voten eine politische Bedeutung hat, theilen; die Mehr- ßghl deS rechten CeutrumS wird für den Heffter-Koppe'schen Antrag stim- men. Die gesammte Link« ist principiell gegen alle Verfassungsänderun- gen; wird aber von der Majorität nur Eine Aenderung vorher angenom men, so gibt auch die Linke in der Pairiefrage ihren Grundsatz auf ^um der Rechten nicht zu einem augenblicklichen Siege zu verhelfen. Denn ein kurzer Sieg würde es immer nur sein, weil die Regierung dem Wunsche der Kron» würde nachkommen und die Initiative ergreifen müssen. Die schroffe Festhaltung ihres Grundsatzes wird die Linke kaum noch für eine richtige Taktik halten und sie dürfte denselben Erwägungen Naum geben, welche vom Abg. Camphausen iw der I. Kammer als Motivirung des Vo tums seiner Partei hervorgehoben würden. Dem Heffter-Koppe'fthen An- trage wird, nach Allem, was ich von Mitgliedern der Linken höre, nicht rine Ablehnung drohen, um so weniger als die II. Kammer noch vor Erledi- gung der Pairiefrage sich über mehre von der I. Kammer beschlossene Ver- 'fassungsänderungen wird zu entscheiden haben, von denen die die Beibe haltung, der-Lehen betreffende unzweifelhaft von der Majorität angenommen wird. 'Die Commission, welch« darüber bereits Bericht erstattete, empfiehlt die Annahm» des Beschlusse» deS andern Hauses, ja sie bemerkt ausdrück lich, daß die Beibehaltung der Lehen und Fideikommisse schon um deshalb nölhig sei, weit ohne diese die Bildung einer erblichen an den Grundbesitz zu knüpfenden Pairie nicht möglich erscheine. — Dem Vsrlagsbuchhändler Simion ist die Conerssion zum Geschäftsbetriebe entzogen worden. — Der Prinz von Preußen ist nach Weimar abgereist. — Dem Magdeburger Correjpondenten zufolge hat daS Staats Mini sterium in seiner Sitzung am 11. März manche Meinungsdiffcrenzen bei- gelegt, und eS ist beschlossen worden, „daß das Ministerium in seiner ge- genwärägen Zusammensetzung solidarisch im Amte verbleiben wolle, solange «s durch das Vertrauen des Königs mit der Leitung der Geschäfte beauf tragt werde". Auch der Unterstaatssecretär v. Manteuffel verbleibt in sei nem Amte und übernimmt nicht die Verwaltung des erledigten Oberpräsi diums der Provinz Pommern. — Vorgestern stand bei dem Obertribunal Termin an in Betreff der Hegen tun fast 78jährigen Professor NeeS v. Esenbeck eingelciteten Untersu chung. Der Letztere war hierzu persönlich erschienen. Nach längerer Ber- Handlung erfolgt« der Ausspruch der „Enthebung desselben vom Amte", sowie die Berurtheilung „in die Kostens Reue Oder-Zeitung berichtet aus Breslau: Der Cardinal- Fürstbischof hat schon seit längerer Zeit darauf bestanden, daß das Reli- HionSrd^ct von 1750, nach welchem Vormünder der Religion der Mün del angehören und die Kinder gemischter Ehen in der Religion des Vaters erzogen werden müssen rc., wieder in Kraft trete, zumal es immer zu Recht bestanden habe. Die Minister v. Raumer und Simons sind auf diese An sicht des Fürstbischofs bereitwillig eingegangen und haben dem hiesigen Ap- pellationsgerichte anheim gegeben, die Untergerichte demgemäß anzuweisen. Aeußerm Vernehmen nach hat jedoch das AppellationSgericht eine der fürst bischöflich-ministeriellen ganz entgegengesetzte Ansicht und dem Zustizmini- sier ausrinanderg«fttzt, daß das ReligionSedict von 1750 nicht mehr zu Recht besteht. — In Kurihessen ist, wie die Kasseler Zeitung schreibt, auf Veranlas sung des Oberbefehlshabers, jetzt selbst die in Berlin erscheinende Haude und Spentr'sche Zeitung „wegen ihrer feindseligen Parteinahme gegen die StaatSregierung" verboten worden. — Aus Altenburg wanderten am 15. März nahe an 200 Altenbur ger unter der Führung des vr. plül. Douai nach Nordamerika aus. * Weimar, 14- März. Die zweite Stadt de» Landes, Eisenach, wird in der Woche nach Pfingsten eine ansehnliche Kirchenversammlung in ihrer Mitte haben, nämlich Abgeordnete sämmtlicher evangelisch-deutscher Lan- deskirchen, um insonder» Beralhungen über Herstellung größerer Einheit auf evangelisch-kirchlichem Gebiete zu pflegen. Vertrauliche Besprechungen von Consistorialmitgliedern in Stuttgart, Frankfurt a. M. und zuletzt in Elber feld hatten jene Idee schon angeregt und die letzte Conferenz nicht nur die Gründung eine» Centralorgans behufs Mittheilung aller kirchlichen Verord nungen, sondern auch die Abhaltung von periodischen Versammlungen be» schloffen, zu welchem jede Landeskirche, ohne Unterschied des Staatsgebiet-, zwei Abgeordnete, einen geistlichen und einen weltlichen, zu senden hat. SovderShauseu, 14. März. Geh. Rqth v. Holleufer, unser vor- märzlicher Minister, hat einen Lieblingswunsch, nämlich die Verschmelzung unserer beiden LandeSgymnasien zu einer Anstalt, nicht im Landtage durch bringen können, hingegen Satisfaktion dadurch erhalten, daß der König von Preußen ihm die viermonatliche FestungSstrase, welche er infolge eines Duells zu bestehen hatte, in Gnaden erlassen. — Unser Fürst hat das Prädikat Von Gottes Gnaden wieder angenommen. — Gera, 15. März. Unser Landtag hat in seiner vorgestrigen Sitzung beschlossen, daß die Todesstrafe nie verschärft, sondern stet» durch da» Beil vollzogen werden solle. — Die Bestimmung in dem Regierungsent wurf, daß Notare, Advocate» und Aerzte, welche (wegen politischer Ver gehen) eine Zuchthausstrafe erlitten, die Praxis verlieren sollen, hat der Landtag nur auf die Notare beschränkt. — Die Nachricht der Leipziger Zei tung, daß die Bahnlinie von Gera nach Schleiz und Weißenfels auf- gegeken worden, wird officieü als unbegründet erklärt. — Aus Bremen vom 15. März schreibt man dem Hamburgischen Cor- resp< ndenten: Für den Fall, daß die der Krone Hannover überlassene AuS- fühA^m des Bundesbcschlusses in der bremischen Verfassungsange- legenyeit vom 6. März es nothwendig macht, werden preußische Truppen in Minden in Bereitschaft gehalten, die innerhalb 24 Stunden nach erhal tener Nachricht hier eintreffen können. — Aus Kiel vom 15. März berichtet der Hamburgische Correspondent: Am gestrigen Tage verließ der Departementschef v. Harbou mit seiner ganzen Familie die hiesige Stadt, nm sich nach Meiningen zu begeben und seinen neuen Wirkungskreis anzutretey. Die Herzogthümer verlieren an ihm abermals einen ausgezeichnet tüchtigen und braven Mann. — Die Allgemeine Zeitung sagt aus Kiel vom S. März: Man ist in diesem Augenblicke ziemlich allgemein in der Besorgniß, daß die Voraus sagungen, selbst der größten Pessimisten, in Beziehung auf die einzelnen Persönlichkeiten hier im Lande, die irgendwie an öffentlichen Angelegenheiten sich betheiligt haben, demnächst noch werben übertroffen werden. — Au« Wien schreibt man der Neuen Preußischen Zeitung: Graf Po tocki, dessen Haftnahme in Lemberg so außerordentliche Sensation erregte, hat nun seinen. Proceß bestanden und eS ist dessen Aburtheilung erfolgt. Nach dem Strafausmaße für denselben muß das Verbrechen dieses Mannes ein sehr bedeutendes gewesen sei«, was alle Welt um so mehr in Erstau nen setzt, als der Graf beim hiesigen Reichstage auf der äußersten Rechten saß und bei vielen Gelegenheiten den Schein von strengster Loyalität und conservatiyer Richtung zu behaupten wußte. — Die „Berichtigung" der Wiener Zeitung in Betreff der Mittheilung der Neuen Preußischen Zeitung von einem seitens Oesterreichs dem fran zösischen Präsidenten gemachten Vorschläge zu einer Besetzung Belgiens, der Schweiz und Sardiniens (Nr. 124) begleitet die Neue Preußische Zeitung mit der Bemerkung, daß ihre Nachricht vollkommen authentisch sei, und daß sie „den Verfasser dieser verbindlichen wesentlichen Berichtigung ganz einfach einen Flausenmacher der silbenstechenden Diplomaten nenne". Ihr betref fender pariser Correspondent werde sie voraussichtlich in der Kürze mit neuen interessanten Details versehen. — Ueber die neue österreichische Gewerbeordnung vernimmt die «Morgenpost» Folgendes: Die Fleischer und Bäcker sollen bei der Ausübung ihres Gewerbes an den Umkreis von 50 —40 Häusern oder einer Gasse ge bunden sein, und der Standpunkt der Apotheker und Chirurgen soll nach dem Bedürfnisse des Publicums behördlich festgesetzt werden. Diese vier Gewerbe hätten die erste Classe zu bilden, das heißt jene, wo durch die ge- nauesten Bestimmungen die Grenzen festgesetzt würden. Unter die zweite Classe sollen alle jene Gewerbe eingereiht werden, welche für einen bestimm ten Bezirk verliehen werden sollen. Hierher sollen nach dem Anträge ge hören: die Fragner, Greisler und Viktualienhändler, die Fleischselcher und Flecksiedcr, die Kaffeeschänken jeder Art, di« Branntweiner «nd die Schank-