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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, »Wlrdrxffn Tageblatt- erlcheini an alea Werklären nachmittags 5 Uhr. Bepi,«piei«: Bei Abholung in der «SejchSIilstrlle und den Ausgabefteiren 2 SiM. im Monat, bet Zustellung durch die Boten 2,3b StM., der Poftdeftevung 2 «M. zuzüglich Abtrng, gebühr. Einzelnummern IöStpsg.Allr<°I onstallen Wochenblatt für Wlisdruff u. Umgegend Postboten und uns-r-Aus. irägerund chelchüst-nellen - nehmen zu i-der Zeit B-. stelluugen enigeg-n. Im Fall, höherer iSemalt, Krieg oder so nstigrr Betriebsstörungen besteh, kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung »der Kürzung des Bezugspreises. — «üchsenkung cingesandter Schrgtstüchc ers»lgt nur, wenn Porto bestiegt. für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen ^Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweiiungsgebühr 20 Aeichspsennige. Dor- geschriedeneErscheixuugs- tage und Platz»orschristen werden nach Wo,lichd-tt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen- anuabme dis uorm.lvUkr. .. Füc die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Gar antie. Ic'der Rabatranspr». ch er>ischt, wenn derBetrag durch Klare eingezogen »erden muß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigennrhmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 9Z — 88 Jahrgang Telegr Adr „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 3640 Montag, den 22 April 192S Vermittlungsversuche in Paris. Noch nicht das letzte Wort Schachts. Von allen Seiten eilen die Verantwortlichen herbei, um den tiefen Riß zu kitten, der sich in der Pariser Sach verständigenkonferenz aufgetan hat. Nachdem man müh sam daran vorbeigekommen war, ob die Forderungen der Alliierten ein Ultimatum darstellten oder nicht, hat sich dieses Spiel — allerdings in wesentlich schärferer Form — bei der Aufnahme des deutschen Angebots wiederholt. Offiziell hat ja der Unterausschuß, dessen Vorsitzender plötzlich verschieden ist, feststellen zu müssen geglaubt, daß der Abgrund zwischen den Forderungen der Alliierten und den Zugeständnissen der deutschen Delega tion unüberbrückbar sei und es daher nur noch übrig- bleibe, daß die Konferenz über ihre Tätigkeit einen ge nauen Bericht verfasse. Das wäre also auch wieder eine Art Ultimatum gewesen, — aber schon vierundzwanzig Stunden später las man es schon ein wenig anders. Hörte man von Verhandlungen in engerem Kreise, las ma.n Erklärungen und Kommentare, die zum mindesten dem Versuch Ausdruck gaben, die Konferenz nicht ergebnislos scheitern zu lassen. Der V e r s u ch s b a l l o n allerdings, den man m Paris anfstcigen ließ und der feststellen sollte, „ »^.^eEMtsien Staaten auf die ihnen versprochenen 1,5 Milliarden rückständiger Besatzungskosten verzichten Wurden, ist sehr schnell zerplatzt, da Washington so fort erklärte, daß es an irgendwelches Zugeständnis nicht denke. Man wird also im Augenblick noch nicht sagen können was aus der Konferenz eigentlich wird. Hatten doch die Vertreter Frankreichs, Englands, Italiens und Belgiens acht Tage interner Verhandlungen gebraucht, um zu einer Einigung zu kommen; auch jetzt wieder beweist die Tat sache fortgesetzter Sonderverhandlungen, daß hinter den Kulissen Bestrebungen wirksam sind, die auf ein Zusammenbleiben der Konferenz abzielen. Dr. Schacht hat solche Besprechungen mit den beiden amerikanischen Delegierten gehabt, denen ja auch nach außen hin die Lei tung und damit der maßgebende Einfluß in der Konferenz übertragen worden ist. Zunächst einmal mit dem Erfolg, daß später auch die Delegierten der anderen Mächte bin- zugezogen wurden, so daß eine Art inoffizieller Vollsitzung der Konferenz zustande kam. Mehr als lediglich diese Mitteilungen zu verzeichnen, kann im Augenblick nicht geschehen, da natürlich gerade jetzt, in den Tagen schwerster Krise, offizielle Verlaut barungen aus den Kreisen der Delegationen nicht er folgen können. Auch Dr. Schacht, der einem französischen Journalisten eine Unterredung gewährte, hat sich infolge dessen auch nur sehr zurückhaltend geäußert, hat dabei aber in den Vordergrund gerückt, daß die letzten deutschen Vor schläge, die er den Alliierten gemacht habe, „nicht das letzte Wort der deutschen Delegation sei". Auch dieses deutsche Angebot sei eben nur eine der Phasen in der langen Erörterung über die Ziffern, genau so wie die Forderung der Alliierten. Die haben vor acht Tagen ihre Denkschrift als einen „interessanten Beitrag für die Arbeit der Konferenz" genannt. So ähnlich spricht Dr. Schacht jetzt auch über den von ihm gemachten Vorschlag. Natürlich voüführt namentlich die französische Presse eine lärmende Begleitmusik zu dem vorläufig noch be stehenden Konflikt. Daß man der deutschen Delegation die Schuld für ein eventuelles Scheitern der Konferenz in die Schuhe schiebt, war längst vorbereitet; die Regie klappte wieder einmal ausgezeichnet. Außerhalb Frank reichs — auch in England — ist man aber zurückhaltender und dankbar wird man es deutscherseits anerkennen, daß der einflußreiche amerikanische Senator Borah — übrigens ein guter Freund Pierpont Morgans, der selbst als Delegierter in Paris sitzt — sofort erklärt hat, daß „Deutschlands Angebot vernünftig und fair" sei. Denn erfreulicherweise erinnert Borah auch daran, was Deutschland in bar oder in Form der Sach leistungen bereits gezahlt hat, was es außerdem an Gebiets- und sonstigen Verlusten hat auf sich nehmen müssen; wenn man das alles in Betracht ziehe, dann müsse man zu der Überzeugung kommen, daß „das deutsche Angebot durchaus gerecht war". Das unterscheidet sich doch recht erheblich von den wüsten Angriffen des größten Teils der französischen Presse auf Deutschland. Und diese Angriffe haben noch eine ganz besondere Note: plötzlich zerrt'man dieFrage derRheinlandräumung wieder heran. Stellt es als selbstverständlich hin, daß das Scheitern der Kon ferenz auch zu einem weiteren Aufschub der Räumung führe«, würde. Das heißt aber nichts anderes, als eine p Attische Streitfrage in die rein wirtschaftlich-finanziellen Auseinandersetzungen hineinzutragen. Daß Deutschland es ablehnt, beide Dinge verknüpfen zu lassen, also die Reparationsfrage mit der der Rheinlandräumung, war Voraussetzung scho,« für das Zustandekommen der Kon ferenz. Frankreich freilich hat nie darauf verzichte, beides in ein Abhüngigkeitsverhältnis zu setzen. Und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die fran zösische Presse einem Wink von oben Folge leistete, als jetzt wie auf ein Stichwort hin die Rheinlandfrage als Druckmittel herangezogen wird. . Wenn die Konferenz sich von diesen Beeinflussungen Achlfrei Hält, dann ist mit ihrem Scheitern zu rechnen. Ob dies möglich sein wird, muß sich aber bald entscheiden. Der Schwebezustand, in dem sich die Konferenz jetzt noch venndet. ist für längere Zeit nicht zu ertragen; denn es Keim AWeismgen der ReilhsregimW Reparailonsberichl im Kabinett. Schacht und Vogler in Berlin. Sitzung des Reichsministeriums. Sonntag früh trafen die deutschen Vertreter in der Pariser Sachverständigcnkonferenz, Reichsbankpräsident Dr. Schacht und Dr. Vogler aus Paris in Berlin ein, um über den Stand der Beratungen zu berichten. Bald nach ihrer Ankunft trat ein Kabinettsrat zusammen, in dem Dr. Schacht und Dr. Vogler die Reichsminister über die Lage in Paris informierten. Insbesondere sprachen sie über die Bedeutung und die Bchandlun des der Konferenz übergebenen deutschen Memoran dums. Die beiden Sachverständigen stellten dabei fest, daß die deutsche Denkschrift keinerlei politische, sondern nur wirtschaftliche Anregungen enthalte. Derjenige Teil des Memorandums, dem von anderer Seite politischer Charakter beigemcssen worden ist, wurde weder im Unter ausschuß »och im Plenum erörtert. Das Memorandum sollte genauso wie die übrigen als Diskussions grundlage dienen. Die Minister nahmen den Bericht entgegen und sicherten den Sachverständigen zu, daß sie ihnen unver änderte Verhandlungsfreiheit zu belassen wünschten. Die deutschen Sachverständigen sollen selbst den Wunsch gehabt haben, den Bericht in Berlin zu erstatten. Von der Regierung sollen sie nicht ausgesordert worden sein, nach Berlin zu kommen. Die Neichsregierung wollte Während der ganzen Pariser Konferenz die Unabhängig keit der deutschen Sachverständigen bewußt wahren. Die beiden Herren werden unmittelbar nach Paris zurück fahren. Nächste Mparationskonferenz wahrscheinlich Dienstags Die für Montag vormittag angesetzte Vollsitzung der Reparationskonferenz findet nicht statt, da Montag vor mittag die Beisetzung des verstorbenen englischen Dele gierten Lord Nevelstoke erfolgt. Ob die Vollsitzung an» Montag nachmittag oder vielleicht erst Dienstag vormittag stattfindet, ist bis jetzt noch nicht bestimmt worden. Wahr scheinlich wird sie aber auf Dienstag verschoben. Amtlich wird in Paris berichtet, daß die Verhand lungen nicht abgebrochen worden seien, wie behauptet wurde. Die bisherigen privaten Besprechungen bewiesen, daß ernste Bemühungen zur Fortführung der Verhand lungen gemacht würden. NlihM Beurteilung der Lage in Berlin Berlin, 21. April. In Regierungskreifen wird die re parationspolitische Lage nach dem Besuche Dr. Schachts in Berlin, der Sonntag abend gegen 10 Uhr wieder nach Paris zurückgereist ist, ruhig beurteilt. Wie auch aus der amtlichen Verlautbarung der Reichsregierung hervorgeht, hat die Haltung Schachts volle Billigung gesunden, womit selbstverständlich nicht gesagt sein soll, daß die Gelegenheit benutzt worden ist, um Schacht bei den mög licherweise noch stattsindenden Verhandlungen sachlich irgendwie vvrzugreifen. Schacht ist und bleibt unabhängiger Sachverständi ger. Die Unabhängigkeit der deutschen Abordnung ergiht sich ent gegen den Behauptungen der französischen Presse auch schon dar aus, daß die Berichterstattung erst nach dein vorläufigen Abschluß der Verhandlungen erfolgt ist. Es kann mit Bestimmtheit ange nommen werden, daß Schacht von der, von ihm eingenommenen und ausführlich begründeten Haltung nicht abgehen wird. Die deutsche Leistunssähigkeit wird nach wie vor die Grundlage der Verhandlungen billigen. In Berlin wird daraus hingewiesen, daß die deutsche Leistungsfähigkeit eine veränderliche Größe sei, die von vielen wirtschaftlichen Faktoren abhängig ist. Es liegt in der Macht der Entente, diese Größe veränderlich zu gestalten. Dabei braucht nur auf die Zollabkommen, Tarifvergütungen usw. hinge wiesen werden. Drei Punkte sind es, die besonders betont werden müssen, und über die bei der heutigen Kabinettssitzung völlige Ein mütigkeit zwischen Reichsregierung und Dr. Schacht festgestellt wurde: 1. Sachlich völlige Verhandlungsfreiheit der deutschen Abord nung. 2. Keine politischen Forderungen. 3. Keine Verknüpfung der interalliierten Schulden mit der deutschen Reparationsverpslichtung. Besonders auch die, un ter 3 genannte Feststellung wird in Berlin gewiß gelegt. Im übrigen wird die Gesamtlage in Berlin als ernst, wenn auch nicht als hoffnungslos angesehen. -r- Rcvclstokes Leiche nach England übcrgcsührt. Die Leiche Lord Rcvclstokes ist einbalsamiert worden und wurde Sonnabend 3 Uhr in Anwesenheit der drei Brüder des Verstorbenen vom Nordbahnhos aus nach England gesandt. Doumergue und Poincarö haben der Familie ihr Beileid ausdrücken lassen. Der deutsche Bot schafter hat im Auftrage der Rcichsrcgicrung und des Reichsaußenministers auf dem Auswärtigen Amt in London das Beileid der deutschen Regierung zum Tode Lord Revelstokes ausgesprochen. handelt sich ja dabei um die Entscheidung über das Wesentlichste, um den Kernpunkt der ganzen Reparationsfrage. Alles andere war und ist nur Bei werk, ist Nebensächliches, wenn auch natürlich nicht Un wichtiges. Prinz Heinrich von Preußen 1". Prinz Heinrich von Preußen ist an einer Lungenentzündung am Sonnabend auf seinem Landsitz Hemmelmark-Eckernförde in seinem 67. Lebensjahre gestorben. Die Beerdigung findet auf Schloß Hemmelmark statt. Prinz Heinrich, der einzige am Leben gebliebene Bruder des früheren Deutschen Kaisers, hat sich auch in der Zeit der Monarchie politisch nicht betätigt. Im Welt ¬ krieg hat er nur als Kommandeur der Ostsee- streitkräfte gegen Rußland gewirkt. Denn um vic Jahrhundertwende war er zum Zusammenwirken mit oen Flotten der anderen Mächte nach China entsandt morden, und unter seinem Kommando fuhr damals ein deutsches Kriegsschiffgeschwadcr nach dem Fernen Osten Na^, sein Kriege verschwand Prinz Heinrich völlig ans dem Gesichtskreis der Öffentlichkeit. Kaum daß ei hier und da einmal ein paar Worte sprach oder schrieb die dem Gedenken an das Einst gewidmet waren. Ei vergrub sich in die Einsamkeit seines Gutes Hemmelmark unweit der alten Marinestadt Kiel, mit der ihn zahlreiche Verbindungen persönlicher Art verknüpften. Jetzt raffte den nach nicht 67jährigen ein plötzlicher Tod hinweg. Unerwartet gestorben Das Hinschciden des Prinzen Heinrich von Preußen trat Sonnabend mittag um 13.25 Uhr ziemlich unerwartet ein. Der Prinz litt zwar bereits seit einiger Zeit an Bronchitis, doch hatte er noch Montag voriger Woche seine Spaziergänge an die Kieler Förde unternommen. Diens tag mußte er sich zu Bett legen und Donnerstag wurde Lungenentzündung konstatiert. Die Kieler Ärzte, Professor Dr. Bünger und Dr. Speck, die den verstorbenen Prinzen Heinrich behandelten, haben als Todesursache Herzschlag festgestellt. Etwa eine halbe Stunde vor seinem Tode verlor der Prinz die Besinnung. Seine letzten Worte waren: „Grüßt meinen Bruder." Die Nachricht von dem plötzlichen Ab leben des Prinzen hat in allen Kreisen der Provinz Schleswig-Holstein und besonders in den Kieler Marine kreisen tiefe Anteilnahme erweckt. Bei dem Hofmarschall amt des prinzlichcn Gutes Hemmelmark sind zahlreiche Beileidstelegramme eingcgangen, darunter auch eins vom König von England. Der ehemalige deutsche Kronprinz, der sich zurzeit in Rapallo befindet, wird erwartet. Die Kronprinzessin und der Großherzog sowie die Groß herzogin von Hessen trafen in Hemmelmark ein. Der Reichspräsident hat der Prinzessin Heinrich in einem persönlichen Telegramm sein Beileid ausgesprochen. Die Trauerfeier für den Verstorbenen findet ain Mitt woch um 2 Uhr in Schloß Hemmelmark statt, ebenso die Beisetzung. Diese wird vom Neichswehrministerium ge regelt werden, und zwar nach den Bestimmungen, die für Generalfeldmarschälle und Großadmirale der Marine bc stehen.