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Pulsnitzer Tageblatt Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, PulSnitz und Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Fernsprecher 18. Tel. - Ndrr Taaeblatt PulSnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Gero-Konto 146 Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 wm breite Zeile (Mosse'» Zeilemnefler 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 60 "/»Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkurtzfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hanswaldc, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstrabe Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Fö rsterS Erb e n (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 157 Donnerstag, den 7. Juli 1932 84. Jahrgang Güterfernverkehr Im Sinne der Verordnung über Aenderung der Durchführungsbestimmungen über den Ueberlandvcrkehr mit Kraftfahrzeugen vom 19. November 1931 (RGBL. 5 S. 687) sind die Ortsmittel punkte sowie die zu den Bahnhöfen Königsbrück und Königsbrück-Ost gehörende Ortsbereiche festgelegt worden. Sic können bei der Amtshauptmannschaft eingesehen werden. AmtShauptmannschaft Aamenz, am s Juli 1932 Anzeigen haben im „Tageblatt" großen Erfolg! Bekanntmachung über die Auslegung der Stimmkartei für die Reichstagsw ahl am Sonntag, den 31. Juli 1932 Die hiesige Stimmkartei für die Reichstagswahl liegt vom 10. bis einschließlich 17. Juli 1932, acht Tage lang, im Gemeindeamte Ohorn an Wochentagen während der üblichen Geschäftszeit und an den Sonntagen von 9 bis 11 Uhr zu jedermanns Einsicht aus. Einsprüche gegen diese Kartei sind binnen 8 Tagen nach Beginn der Auslegung, also bis zum 17. Juli 1932, bis zum Schluß der Aus legungszeit bei der unterzeichneten Behörde schriftlich oder zu Protokoll unter Beifügung der etwaigen Beweismittel anzubringen. Ohorn, am 5. Iuu 1932 Der Gemeinderat Amtlicher Teil Geduldspiel in Lausanne Herriot hat plötzlich Zeit Lausanne. Die Tributkonferenz ist jetzt dank der LaUft des französischen Ministerpräsidenten Herriot Gedulds spiel geworden. Außer der deutschen Delegation beweist auch MncDonald anerkennenswerte Langmut. Herriot, der es erst so eilig hatte, hat plötzlich Zeit. Gr erklärte am Mittwoch, daß er bis Montag in Lausanne bleiben könne. Und der Grund? Herriot wagt sich ohne Ergebnis überhaupt nicht Uach Hause. Auch MncDonald ist aus innerpolitischen Grün den und mit Rücksicht auf die britische Reichswirtschafts-Kon- serenz in Ottawa auf das höchste an einem positiven Abschluß der Konferenz von Lausanne interessiert. Herriot macht den Versuch, hinter der Kulisse einer neuen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich von MacDonald noch einige Zugeständnisse zu erreichen. Auf der anderen Seite drückt MacDonald auf Herriot mit den gleichen Problemen, in denen Herriot Zugeständnisse haben will. Es handelt sich um das Schuldenabkommen, das zwischen Frank reich und England seinerzeit abgeschlossen wurde und dessen Zahlungsverpflichtungen, soweit Frankreich und Italien ge genüber England Schulden haben, zwar durch das Lausanner Abkommen vom 17. Juni aufgeschoben, aber nicht etwa auf gehoben sind. Bei einem positiven Abschluß der Konferenz von Lausanne würde die Frage wieder spruchreif werden, ob das Schuldenabkommen weiter durchgeführt werden muß. Herriot will offenbar noch ein französisch-englisches Ab- kommen über die Streichung der Schulden durchsetzen. Es ist möglich, daß aus solchen Verhandlungen sich neue Kom- promißvorschläge Englands an Deutschland zur Beseitigung der deutsch-französischen Schwierigkeiten um so mehr ent- wickeln müssen, je weniger MacDonald Herriot auf dem Ge- biete der Schulden bieten kann. / Eine Unterredung zwischen Herriot und MacDo nald hatte kein Ergebnis. Die Beratung über , die deutsche Forderung »ach einer politischen Erklärung, die sich auf die Gleichberechtigung in den Rüstungen bezieht, bat dazu geführt, daß die amerikanischen Abrüstungsdelegier- wn Gibson und Norman Davis in Lausanne erschienen und mit MacDonald eine Unterredung gehabt haben. Nachtsihung der Sechsmachieoertreler Ohne Ergebnis abgebrochen. Die um 20 Ul» unterbrochene« Verhandlungen sind am Abend um 21.30 Uhr wieder ausgenommen worden. Unter dem Vorsitz von MacDonald traten die Führer der Abordnungen der sechs einladenden Mächte tu; Hotel Bean «ivage zu einer Sitzung zusammen, an der von deutscher Seite diesmal außer dem Reichskanzler auch Staatssekre tär von Bülow und Ministerialdirektor GauS teilnahmen. Nus französischer Seite soll man sich bereiterklärt haben, mn der ursprünglichen Forderung von vier Milliarden zbzuaeben falls die deutsch« Regierung in den politischen Fragen ihre bisherige Hattung <nrfg.be. In der Frage der Streichung des Teiles VlU des Versailler Vertrages soll Un französischer Vermittlungsvorschlag zur Verhandlung gestellt worden sein, der aber vom Reichskanzler als un annehmbar abgelehnt wurde. Bon allen Seiten wird her- uorgehoben daß der Reichskanzler in den bisherigen Be- .Prechungen nicht nachgegeben habe und den deutschen Standpunkt uneingeschränkt aufrechterhalte. Die Sitzung wurde bereits kurz vor 23 Uhr abge schlossen. Herriot, der als erster den Sitzungssaal verließ, :rllärtc auf die Frage, ob die Verhandlungen weiter fvri- jingcn: „Vielleicht" und lehnte alle weiteren Ausführungen ib. Kurz daraus verlies; der Ncichslanzlcr in Begleitung oes belgischen Ministerpräsidenten den Saal. Irgendwelche Mitteilungen werden vorläufig nicht gemacht. Jedoch be steht der Eindruck, daß eine Entscheidung noch nicht ge fallen ist. Herriot will leine Gleichberechtigung. Er lehnt schärfstens ab. Herriot hat bereits nach seiner Rückkehr von der vier stündigen Unterredung bei MacDonald im Hotel Beau Nivage der französischen Presse einige kurze Mitteilungen gemacht Er erklärte, es sei alles vollständig im Dunkeln. Er habe die politischen Forderungen der deutschen Ab ordnung auf Anerkennung der Gleichberechtigung Deutsch lands in der Abrüstungsfrage und Streichung des Kriegs- schuldenartikels 231 des Versailler Vertrages abgelehnt und müsse diese Versuche, politische Forderungen mit der Tributfrage zu verbinden, von sich weisen. Die Lage sei außerordentlich ernst und schwierig. In der Nachtsitzung hat sich zum ersten Male eine voll ständige Übereinstimmung der fünf Mächte gegenüber dem französischen Standpunkt ergeben, wodurch praktisch eine Isolierung der französischen Hattung zu verzeichnen ist. ; .s Unter den zahlreichen Pressekommentaren, die täglich zu den Lausanner Verhandlungen gegeben werden, sinb be sonders zwei Artikel des „Tag" und der „Berliner Nachtausgabe" beachtlich. Beide Blätter kennzeichnen das deutsche Ziel in Lausanne mit den Worten „Freie Mitarbeit — nicht Fron". Sie fordern Aufrecht erhaltung des Grundsatzes, daß Deutschland seine angeb lichen Verpflichtungen erfüllt und keine Tribute mehr zu zahlen hat. Jede Mitarbeit Deutschlands am gemeinsamen Wiederaufbau der Welt, die, selbst wenn sie sich im kleinsten Rahmen hielte, eine unerhörte Opferleistung des deutschen Volkes bedeuten würde, müsse die selbstverständliche Er füllung politischer Vorbedingungen zur Voraussetzung haben. Dazu gehöre die Beseitigung der Kriegs schuldlüge, die Wiederherstellung der Wehr hoheit und die Aufhebung des ganzen Teils VIII des Versailler Diktats, in dem das deutsche Volk „zum Kärrner für die Gläubigermächte herabgewürdigt wird". Befreit von diesen Fesseln und im Wiederbesitz seiner nationalen Ehre werde Deutschland dann seine Arbeitsleistung und Erfin dungsgabe in den Dienst einer planmäßigen Zusammen, arbeit mit den anderen Nationen mit dem Endziel der ge- meinftnnen Wirtschaftsgesundung stellen können. „5-Milliarden-Zahlung" an Herriot. Herriot hat zu seinem60. Geburtstag, den er am Diens tag in Lausanne erlebte, von unbekannter Seite einen deut schen 5-Milliardenmarkschein aus der Inflationszeit erhalten mit dem Vermerk: „Zur Verrechnung auf Repara - tionskonto." Es muß doch wohl als fraglich erscheinen, ob die französische Regierung diese von unbekannter Seite erfolgte „Abschlußzahlung Deutschlands" als eine endgültige Regelung der Tributfrage annehmen wird. Der Wettkampf -es Christentums. Von Universitäts-Professor v. M. Schlunk-Tübingen, Mitglied des Internationalen Missionsrates. In diesen Tagen fand in Herrnhut, dem Hauptort der Brüdergemeine, die Vorstandssitzung des Inter- nationalen Missionsrates statt, zu der protestantische Missionsführer aus aller Welt versammelt waren, um sich mit der Weltlage der protestantischen Christenheit zu be schäftigen. In einer Zeit der Wirtschaftsnot ohnegleichen, in einer Zeit, in der die Völker von Frieden reden, aber in Waffen starren, in einer Zeit, in der bolschewistische, kommunistische und nationale Gedanken miteinander streiten und man in der ganzen Welt das Gefühl hat, auf vulkanischem Boden zu wandeln, sieht die protestantische Christen heit sich mit einem Ernst wie kaum je zuvor darauf gewiesen, die letzten Quellen ihrer Kraft zu prüfen. Sie muß sich zu einem Entscheid u n gskampf rüsten, in dem klar wird, ob Geld oder Macht, ob idealistische Philosophie oder natur wissenschaftliche Erkenntnis oder der Glaube an den leben digen Gott das letzte Wort behalten sollen. Drohende Zeichen kommenden Unwetters gibt es genug. Ueberall in den „sendenden Kirchen" Mangel an Mitteln. Ringsum ein starkes Sichregen glaubensfeindlicher Macht. Rußland verbietet den Dienern der christlichen Religion, ja jeder Re ligion neuerdings nicht nur den Aufenthalt, sondern schon die Durchfahrt. Dasselbe Reich hat unlängst 49 Kirchen koreanischer Christen in Sibirien geschlossen. In Eritrea (Nachbarland von Abessinien) macht der Nationalismus den schwedischen Missionen, im Kongo anderer Einfluß den Pro testanten das Leben schwer. Und doch zeigt weder die Hei mat noch zeigen die jungen Kirchen auf dem Missionsfelde Irgendwelche Entmutigung. Koreas Christen haben sofort eine große Evangelisation in der Mandschurei begonnen. In Japan sucht der geniale Führer Kagawa mit feinem treuen Gehilfen Ebizawa in großartiger Organisation seine nicht-christlichen Volksgenossen für das Evangelium zu ge winnen. Und was für Zeichen der Ermutigung bieten dis deutschen Missionsselder! Kein Wunder, daß unter sol chen Umständen in Herrnhut der hervorstechendste Charakter zug das Stroben nach geistlicher Vertiefung war, und die in der kontinentalen, auch der deutschen Mission herrschenden Gedanken sich mit einer Wucht durchsetzten wie vielleicht nie zuvor. Dazu trug Herrnhut als Ausgangspunkt einer nun 200 Jahre währenden Missionsarbeit mit seinen Erinne rungen an heroische Opfer und kühnsten Glaubensmut un zweifelhaft günstig bei. Es hätte aber dieses Anlasses nicht bedurft, um die Sehnsucht nach Vertiefung überall lebendig werden zu lassen. Ein zweiter Chavakterzug der Verhandlungen dürste darin zu finden sein, daß alle Arbeiten sozialer Art, ärztliche Mission, Schularbeit, Hilfe zur Entwicklung eines gesunden Dorflebens, deutlich als Hilfswerke im Dienst der Evange- liumsverkündigung gesehen wurden, die nur von hier aus ihr Recht bekommen, aber von hier aus auch völlig gerecht fertigt sind. Der dritte, vielleicht für die Folge bedeutsamst«! Zug der Verhandlungen war dasVerlangennach Zu sammenarbeit, nach gemeinsamem Planen und Ueber iegen, um jede vermeidbare Arbeit zu sparen und die volle Kraft an den wichtigsten Stellen einsetzen zu können. Ist es heute zu verantworten, daß Japan mehr als zehn theo logische Schulen zur Ausbildung von Geistlichen hat? Ge nügen hier nicht zwei oder drei, die, gut ausgestattet, für eine gleich große Schülerzahl wie bisher, Besseres leisten können als viele kleine? Wäre es zu verantworten ge wesen, wenn — wie es fast gekommen wäre — vier in Ben galen arbeitetende britische Missionen dort, ohne miteinander Fühlung zu haben, gleichzeitig die Arbeit aufgegeben hätten? Zusammenarbeit bedeutet zugleich ein starkes Leranziehen