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Blatt Amts und des Stadirathes des Aönigt. Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHäfisstelren bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haast n« stein L Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. AlS Beiblätter: l. Illustr. Sonntags- blatt (wöchentlich), 2 Eine landrvirth- schastlicH« Weitage (monatlich), AbonnementS-Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Zu Wulsnitz Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Sweimrdvievzigfler Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Sonnabend. Nr. 66. 1«. August 18S». Bekanntmachung, das Rietscheldentmal betr. Das hiesige Nietfcheldenkmal soll mit einer entsprechenden eisernen Einzäunung umgeben werden. Bewerber wollen ihre Zeichnungen mit Anschlag binnen 8 Tagen und spätestens biS 24. d. M. auf der Rathsexpedition einreichen. Auswahl unter denselben bleibt vorbehalten. P u l S n i tz, den 14. August 1890. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Montag, -en 18. August Viehmarkt in Pulsnitz. Das letzte Stück deutsches Land. In der kaiserlichen Ansprache bei der Besitzergreifung von Helgoland ist ganz besonders beachtet worden, daß der Monarch sagte, nut Helgoland sei das letzte Stück deutsches Gebiet, welches noch nicht mit dem Reiche vereint gewesen, an dasselbe zurückgekvmmen. Es kann keine bündigere Friedenserllärung abgegeben werden, als sie in diesen wenigen Worten enthalten ist, es kann nicht deutlicher ausgesprochen Werden, daß Deutschland nicht den leisesten Anlaß hat, einen Krieg zu beginnen. Warum und wozu? Die Ge bietstheile, welche wir gebrauchen können, und die in Wahr heit deutsch sind, haben wir, mehr wollen nur nicht, mehr können wir auch nicht gebrauchen. Ein von Deutschland geführter Krieg könnte nur ein Vcrtheidigungskrieg sein, um sein gegenwärtiges Gebiet zu schützen und vor fremden Eroberern zu hüten. Das Wort vom „letzten Stück deutschen Landes" hat der Kaiser auch wohl angesichts seiner bevor stehenden russischen Reise niit Absicht gesprochen. Die russischen Ostsceproviuzen sind deutsch durch ihre Bewohner, die deutschen Stammes, aber die russischen Balten sind stets die treuesten Unterthanen des Zaren gewesen, wofür sie nun allerdings auf Anstistcn der stcckrussiscke» Partei mit dem ärgsten Undanke belohnt werden. Man hat dem Kaiser Alexander in's Ohr geflüstert, di: Balten neigten zum Deutschen Reiche, und auch weiterhin die Lüge in Umlauf gesetzt, Deutschland trage sich mit geheimen Ge danken bezüglich dieser von Rußland den Schweden abge- nommcncn Provinzen. Der Werth der russischen Ostsee- Provinzen ist aber nicht so Hoch, daß sie einen Krieg für Deutschland lohnten, im Falle die Reichsregierung sich mit Eroberungsgedanken trüge, wovon ja absolut keine Rede ist. Wenn die russischen Lstsecprovinzen zu Deutschland gehörten, so würde daraus mit zwingender Nothwendigkeit eine erhebliche Verstärkung unserer Land-, wie Eeeslreit- kräfte folgen. Die ausgedehnte deutsche Küstenlinie würde dann noch weiter verlängert, dasselbe gälte von der Land grenze, und zur Verteidigung gehören neue Schiffe und mehr Soldaten. Die baltischen Provinzen haben für uns auch nicht entfernt dieselbe militärische Bedeutung, wie Elsaß-Lothringen, und schon darum denkt Niemand an ihre Erwerbung. Daß Kaiser Wilhelm II. klar und deutlich seine innersten Gedanken ausgesprochen, wird aber doch an der Newa einen guten Eindruck machen, die kaiserlichen Worte entziehen den kleinlichen Zwijcheuliägcreicn allen Boden. Auch noch an ein anderes Stück Land, dessen Bewohner deutschen Stammes sind, mag erinnert sein, an den reichen nordböhmischen Bezirk. Die verdrehten Tschechen haben in ihren Hetzreden gegen ihre deutschen Landsleute in Böhmen und gegen das Deutsche Reich oft genug be hauptet, die Deutschböhmen wollten Reichsdeutsche werden, und Deutschland warte nur einen passenden Moment ab, um zuzugreifen. Von diesem albernen Geschwätz war selbstverständlich kein Wort wahr, aber es ist nicht bloß m Böhmen verbreitet worden, sondern auch nach Wien getragen, und die kleine Partei in Oesterreich, welche 1866 noch immer nicht hat vergessen können, hat diese Rederei als Agitationsmittel für ihre Zwecke benützt. Erreicht ist nichts damit, die Festigkeit des großen Friedensbundes ist über alle Zweifel erhaben und hat sich seit Jahren schon bewährt, aber von Werth ist es doch, daß nun auch der letzten antideutschen Agitation jeder Boden entzogen ist. Deutschland hat sein „letztes Stück Land", die Grenzen des Reiches stehen fest, und wir bewahren wohl für unsere Stammesgenossen jenseits der Grenze warnie Sympathie, aber, von Hintergedanken ist keine Rede. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsni tz. Ter Schulausschuß hat in seiner am 14. dss. stattgcfundenen Sitzung beschlossen, daß dos dies jährige Schulfest Donnerstag, den 21. d. M. in üblicher Weife abgehalten werden soll. Pulsnitz. Die in letzter Zeit in unserem sächsischen Vaterlande ausgetretenen Gewitter sind von ganz besonderer Heftigkeit gewesen. Aus allen Theilen des Landes sind Hiobsposten über Verheerungen durch Blitz- und Hagel schläge, durch Ueberschwemmungen und Wolkenbrüche ein- gelausen, was Wunder, wenn alle Gemüther bangen, sobald sich dumpfes Grollen hören läßt! So sah man auch am Mittwoch, den 13. dss. gegen II Uhr ängstliche Blicke nach Westen gerichtet, wo eine schwarze Wolkenwand lang sam heraufzog und durch fortdauerndes Rollen des Donners nichts Gutes verkünden ließ. Bald wurden die Schläge heftiger, kurz nach dcni Aufleuchten der Blitze vernehmbar, ein Zeichen, daß das Gewitter in nächster Nähe der Stadt war. Erst auf wiederholte Schläge begann cs zu regnen und zwar gleich so stark, daß an manchen Stellen die Schleichen nicht genug Wasser fassen konnten. Für unsere Stadt ging das Gewitter ohne Schaden zu verursachen vorüber, aus der Umgebung hat man uns aber folgende Einzelheiten zugehen lassen: In Mittelbach schlug ein Blitz in eine dem Gcmeindevorstand Mager gehörige unweit der Gutsgebäude befindliche ca. 14 Zoll starke Erle, dieselbe mitten entzwei spaltend. Der Bote Röllig und Frau aus Großröhrsdorf, welche mit ihrem Fuhrwerk noch 5 Schritt davon entfernt waren, kamen mit dem bloßen Schrecken davon. Kurz vorher war die Umgebung der Erle von Leuten des Herrn Mager, die daselbst mit Hafer niähen beschäftigt waren, verlassen worden. — In Höckendorf schlug ein Blitz in das Seitengebäude des Gutsbesitzers Schiemang und zündete. Dasselbe, neugebartt, brannte vollständig ans, die an dasselbe anstoßenden Wohngebäude und die Scheune blieben Dank dir herbeigeeilten Spritzenmann- schasien (darunter Großnaundorf) erhalten. — In Nieder steina entzündete ein Blitzstrahl in dem Hause des Band- Webers Haase einige Dachsparren. Durch schnelles Handeln löschte nian den Brand sofort. — In Pulsnitz M. S. traf ein Blitz den Giebel des Auszugshauses des Gutsbe sitzer Julius Mägel, zündete aber nicht. Pulsnitz. Zu dem in unserer vorigen Nummer gegebenen Berichte über das VI. Gauturnfest und die Fahnenweihe des „Turnerbundes" zu Pulsnitz lassen wir noch Nachstehendes folgen: Die Verkündigung der Sieger im Wett-Turnen erfolgte am Abend gegen '/?9 Uhr von der Vorturnertribüne auf dem Festplatze. Nach Aufruf jedes einzelnen Siegers und Bekanntgabe der Punktzahl wurde derselbe von einer Festjungfrau mit einem Eichenkranze gekrönt. Als die Preisverlheilung beendet und ein dreimaliges kräftiges „Gut Heil!" erklungen war, zog die fröhliche Schaar, an der Spitze das Musikchor, nach dem Ballsaal. — Ten vor der Enthüllung der Fahne durch Frl. Borsdorf wacker gesprochenen Prolog lassen wir hier folgen: Krrt Keil'! Kut Keil dem alten Turnerbund, Am Toppelscst, am hohen Fest der Freude! So töne Euch der Gruß von Herzensgrund, So klinge es von allen Lippen heute! Hier reichen Brüder sich die Hande heut', Von nah und fern vereint zum Gaulurnfeste, Zu edUm Wettspiel alle froh bereit, Umschlungen von der Eintracht Band auf'S Beste! Von Kraft und Mulh beseelt ist jede Brust, Entflammt, der Menschheit Höchstes zu erreichen, Fest steht Ihr, Euch des schönen Ziel's bewußt, Fest hier zusammen, wie die deutschen Eichen! O, heilig ist der Tag Dir, Turncrbund Von Pulsnitz, das heut' sieht so frohe Schaaren, Dir giebt sich heute doppelt Freude kund. Dir, der besteht seit siebenundzwanzig Jahren: Dein Herzenswunsch hat herrlich sich erfüllt. Du nennest eine Fahne neu Dein eigen, Dies theure Kleinod hier, der Einheit Bild, Laßt es Euch aus der Jungfrau Hand jetzt reichen! O, sagen könnet Ihr mit stolzer Freud': Es ist uns durch vereinte Kraft gelungen Und eines Gönners Opferwilligkeit, Daß wir dies herrliche Panier errungen! Die Fahne wehe Dir denn froh voran, O Turnerbund, den hoch wir schätzen, ehren, Arornrn, fröhlich, frisch und frei geh' Deine Bahn Und Deine Schaar mag jedes Jahr sich mehren; Ja, wachs' und blühe bis in spät'ste Zeit, Dies wünschen wir am Doppelseste hem ! Das bei Ueberreichung der seidene» Fahnenschleife von Frl. Weber gesprochene Gedicht lautete: Um Kraft und Muth in Herz und Hand, Zu stählen für das Vaterland, Hat frisch und froh und fromm nnd frei Vereinigt Euch die Turnerei Ihr wollt und werdet fest und firm Auch stets fein unser Schutz und Schirm; Von uns Jungsrauen sei geweiht Dies Band drum Eurer Fahne heut'! Und so schließ' ich mit Herz und Mund: Gott segne Euch und Euren Bund! Kut Keil! Ferner lassen wir die Ler Ueberreichung der Fahnenschärpen durch Frl. Frenzel gesprochenen Worte folgen: Und hier noch eine zweite Gabe, Daran das Turnerherz sich labe. Ein einfach Band in roth und weiß Dem Turnerbund zu Ehr' und Preis. Entrollt die Fahne sich den Blicken, Soll auch ihr Schutz sich festlich schmücken Und tragen hier dies Bandelier, Den Frau'n zur Ehr', sich selbst zur Zier. So nehmet denn aus unser'n Händen, Zum frohen Fest die Frauenspenden Und stets begleite Eure Kunst Der Frauen Lob, der Frauen Gunst. Fahnennägel wurden überreicht vom Gauverband, Schützen- gescllschaft, Ehrenmitgliedern des Turnerbundes, Männer, gesangverein, Sängerbund, Gewerbeverein, Militärverein und Turnverein Königsbrück. — Das Turnen der Muster riegen am Nachmittag wurde, wie folgt, gewerthet: 1. Kamenz, Keulenschwingen . . . 33 Punkte.! 2. Großröhrsdorf, Reck 31 „ 3. Kamenz, Barren mit Schwungbr. 29,z „ 4. Großröhrsdorf, Männerr., Barren 27,- „ 5. Kamenz, Neck 26,, „ 6. BUchheim, Barren 26,7 „ 7. Bautzen, Pferd—Bock .... 26,- „ 8. Schwepnitz, Pferd 26„ „ S. Kamenz, Männerriege, Barren . 26 „ 10. Großröhrsdorf, Barren .... 26 „ 11. Ohorn, Reck 26 „ 12. Großröhrsdorf, Männerr., Pferd . 26 „ 13. Pulsnitz, Barren 24,z „ 14. Obersteina, Pferd 23 „ 15. Bautzen, Männerriege .... 23 ., 16. Lichtenberg, Barren 22 „ 17. Elstra, Barren 21 „ Zwei Riegen waren nicht angetreten. — Eine eindringliche Warnung gegen das Tabak rauchen im jugendlichen Alter enthält das Verordnungs- blatt für den Bezirk Reichenbach i. V., worin es unter Anderem heißt: Erst der vollständig entwickelte OrganiS- mus vermag das Tabakrauchen zu ertragen. In dieser Erkennlmß ist in der Schweiz, die doch gewiß ein freies, Land, das Tabakrauchen bis zum 18. Jahre verboten. Zahllosen Krankheiten und frühzeitigem Siechthum würde