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Dresdner Journal : 09.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-09
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 09.09.1899
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vcz»,«t>rrt». Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark KO Ps, bei den kaiser lich d,unchtn Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; auhrr- halb de» Deutschen Reiches Post- und Stempel-uschlag. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr.-Anschlub:Nr 1SSL Dnsdmr M Journal. EnkansigungSgrbühren: Für den Raum einer geipal» tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile KO Ps Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herau»«eber: königlich« Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Sernspr..«nschluß:Rr 1„». ^210. 1899 Sonnabend, dm 9. September abends. Amtlicher Teil. Dresden, 4. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchschullehrer Kantor Johann Christlieb Riedel in Pomßen da-AlbrcchtS- kreuz zu verleihen. Bekanntmachung, die Verbrennung Königl. Sachs. Staatspapiere betr. Die in den Terminen 30. September und 3l. De zember 1897, 3l. März, 30. Juni, 30. September und 31. Dezember 1898, 31. März und 30. Juni 1899 in Staatsschuldbuchforderungen umgewandelten Staatsschuldverschreibungen über 3prozentige jährliche Renten im Nennwerte von 9195 700 M. — nebst Zubehör, ingleichen eine Anzahl eingetauschter oder sonst werthloS gewordener Staatspapiere sollen den 16. September diese- Jahre- vormittags von 9 Uhr an in dem Grundstücke Fabrikstraße Nr. 4 hierselbst ver brannt werden. ö» Jedermann, soweit der Platz dies zuläßt, darf der Verbrennung beiwohnen. Dresden, den 7. September 1899. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. von Trützschler. D. Königlich Sächsische Staatseisenbahnen. Mit Genehmigung der Königlichen Finanzministe riums wird der StationSname Alt- und Neugersdorf ab 1. Oktober d. I. in Neugersdorf abgeändert. Dresden, den 9. September 1899. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Donath. K. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Forstverwaltung ist ernannt worden: Weigel, zeither Waldarbeiter, als WaldwSrter aus Crottendorfer Revier. Beider Postverwaltung sind ernannt worden: Ja cobi, zeither Postinspektor, als Postdirektor in Bautzen; Hahnefeld, zeither PostsckretSr, als Ober-Postkassenbuchhalter in Dresden; Wagner, zeither Ober-Postassistent in Staßfurt, als solcher im Bezirke dcr Kaiserl. Ober Postdirektion in Dresden; Donat h, zeither Postafsistent in Mülhausen (Elsaß), als solcher im Bezirke dcr Kaiser!. Ober-Postdirektion in Chemnitz. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die ständige Lehrerstellc zu PrSda bei Leuben. Kollator: daS KSnigl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. DaS Einkommen beträgt neben freier Wohnung im Schulhause und Eartengenuß 1200 M. Gehalt, 72 M. für den FortbildungS- schulunterricht und 150 M. vorausbezahlte Alterszulage. Be- werbungSgefuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis »um 2S. September bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Gelbe in Meißen einzureichen. — Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle in Cainsdorf. Kollator: der Gemeinderat dasclbst. Einkommen: der AnsangSgehalt von 1500 M. einschließlich Woh inngSgeld steigt von 8 zu 3 Jahren um 150 M. bis zum Höchstgehalte von 3000 M. einschließlich WohnungSgeld, der mit dem 53. Lebensjahre erreicht wird. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung-, und Amts- sührungSzeugnifle bi- zum 25. September bei dem Gemeinde rate in CainSdorf einzureichen. nichtamtlicher Teil. Tie auswärtige Politik der Woche. Jubelnde Huldigungen sind unserem Kaiser bei feiner jüngsten Anwesenheit in den Reichslanden dargebracht worden. Ueberall zeigte sich die dortige Bevölkerung freudig erregt, und die deutsche Presse des Landes gab diesen Empfindungen der Einwohner schaft beredtesten Ausdruck. Se. Majestät nahmen beim Festmahle im Straßburger Kaiserpalast Gelegenheit, das Wohl der Reichslande in markiger Rede auSzu- bringen. Er gedachte insbesondere der wirtschaftlichen Fortschritte, die das Land seit feiner Einfügung in das Deutsche Reich und unter dem segensvollen Schutze deS Friedens, welchen zu erhalten der Kaiser unablässig be müht sei, gemacht habe. Die Bevölkerung Elsaß-Loth- ringens wird die Bedeutung dieser von Allerhöchstem Munde berührten Thatsache um so lebhafter empfinden, je unbefangener sie hinschaut auf die Zustände jenseit- der Vogesen. „8ub umbra »larum" des Deutschen Reichs sind die elsaß lothringischen Lande in die Bahn einer steten wirtschaftlichen Fortentwickelung gelenkt worden, und daß die Fortdauer dieses Zustandes die Sorge des Deutschen Kaisers sein wird, da- hat der Monarch dem Lande in seiner Rede feierlich gelobt. In Frankreich aber herrscht unter dem Regime der Republik daS Chaos, und die republikanische Regier ung, so viel guten Willen sie auch haben mag, scheint kaum noch im stände, die Leidenschaften, die da- Land in etliche Lager trennen, zu zügeln. Wir meinen, e- könne auch dem Teile der reichsländischen Bewohner schaft, der etwa noch mißvergnügt abseits des 8t»tus guo zu stehen für gut hält, nicht schwer fallen, zu entscheiden, wo sein Bestes erstrebt und erreicht wird. Auch bei der Festtafel zu Stuttgart sprach unser Kaiserlicher Herr von der Monarchie an der Spitze einer Volkes als von der einzigen sicheren Stütze für die Bewahrung von Thron und Altar, Religion und Sitte am Ausgange des 19. Jahrhunderts. Dies eherne Wort mag allerorten, wo eS not thut, nicht minder als die Straßburger Rede, zum Bewußtsein bringen, welch festen Hort wir in unserem starken Kaiser- und Königtum haben im Vergleiche zu der aller Willkür auSgelieferten und völliger Wirrnis über antworteten Bevölkerung der französfichen Republik. Dort ist inzwischen das Dreyfus-Drama der Katastrophe nähergeführt worden, und an Ueber- raschungen und Erregungen hat eS nicht gefehlt. Da war besonders ein gewisser Chlumecky ehemals öster reichischer oder serbischer Unterthan, und angeblich „altem Geschlechte" entstammend, der sein Wort zu Ungunsten des DreyfuS in die Wagschale zu werfen suchte, aber alsbald von der revisionsfreundlichen Presse als Lügner, Schwindler, Schuldenmacher und sonstwie belastetes „mauvum sujet" hingestellt und jämmerlich zerzaust wurde Gleichzeitig trat der frühere Minister Trarienx als überzeugter Bekenner der Unschuld des DreyfuS auf, während das Be mühen der Drcyfusfeindlichen Generale, den An geklagten zu vernichten, ungeschwächt fortdauerte. Mehr jedoch als alles dieses wirkte eS als „Sensation", daß die Verteidigung beantragte, die Militärattaches Oberst v. Schwartzkoppen und Panizzardi vorzuladen, oder doch sie in geeigneter Weise vernehmen zu lassen. Dieser übereilte Ent schluß Laboris, die Schuld oder Unschuld seines Klienten von einer Zeugenaussage des früheren deutschen Militärattaches in Paris abhängig zu machen, drohte, die im Sitzungssaale von Rennes herrschende Verwirrung aller rechtlichen und sittlichen Begriffe wieder über die Grenzen Frankreichs hinaus wirken zu lassen. Wir stellen demgegenüber nochmals fest, daß die deutsche Regierung gegen den unglücklichen Dreyfus die Pflichten der Menschlichkeit bereits vollauf erfüllt hat. Die Pariser Machthaber haben durch den Botschafter Fürsten Münster das Wort deS Kaisers dafür, daß DreyfuS zu Gunsten Deutsch lands nicht spioniert hat. Vor dem Reichstage ist durch den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Grafen v. Bülow auf daS Allerbestimmteste festgestellt worden, daß Deutschland mit Dreyfus nie daS geringste zu thun gehabt hat. Diese Erklärung bedeutet für DreyfuS, soweit es sich um Deutschland handelt, ein umfassendes UnschuldSzeugviS. Die Aus sage eines deutschen Offiziers würde deshalb ebenso wirkungslos verhallen, wie die Bekundungen der Zeugen, die bisher für Dreyfus eingetreten sind. Wir haben an der verletzenden Mißachtung, womit die Worte des Kaisers und des Grafen v. Bülow behandelt werden, genug und sind eS unserer Ehre schuldig, uns um keines Schritte- Breite weiter in die DreyfuS-Sachc einzulassen. Während im Sitzungssaale zu Rennes die Leiden schaften sich auStobten, schritt die Pariser Regierung mit ihren Maßregeln zur Bestrafung der in die Ver schwörung wider die Republik verwickelten Personen vorwärts. Präsident Loubet unterzeichnete das Dekret wodurch der Senat als Staatsgerichtshof ein gesetzt und auf den 18. September berufen wird. Zahlreiche Verhaftungen wurden durchgeführt. Den Festgenommenen wird der Prozeß gemacht werden, weil sie ein allgemeines Komplott angezettelt und ein Attentat auf die innere Sicherheit des StaateS vor bereitet haben sollen. Orleanistische Agenten und Sendlinge wären in die Verschwörung stark ver wickelt und hätten unter anderem vorgehabt, eine große Arbeiterrevolte in Paris zu inscenieren. Vom „Fort Guerin" war es im Laufe der Woche ganz stille geworden. Das Hervorstechende in den Nachrichten über die südafrikanischen Angelegenheiten waren die mannig fachen Depeschen über Fortsetzung der kriegerischen Rüstungen. Danach geschah und geschieht dies mit soviel Eifer und Ernst, daß die Annahme, eS handle sich vielleicht auf beiden Seiten um Einschüchterungs versuche, nicht mehr Stich halten konnte. Die Ver handlungen zwischen London und Pretoria sind zwar einstweilen wieder ausgenommen worden; da- dürfte aber nicht hindern, daß, unabhängig von diplomati schen Einwirkungen und vielleicht sogar gegen den Willen der treibenden Persönlichkeiten, als die man auf englischer Seite Chamberlain und auf Seiten der Buren Leyds zu betrachten hat, der Stein von selbst ins Rollen geriete. Ueber die gestern im britischen Ministeirate zu London gefaßten Entschließungen ist heute noch nichts End- giltiges bekannt. Sehr gute Beobachter der Dinge sind der Meinung, daß, selbst wenn die Be sprechung der leitenden englischen Staatsmänner den Ausbruch von Feindseligkeiten nicht unmittelbar zur Folge hat, kaum mehr gewonnen sein dürfte, als ein vorläufiges Hinausschicben des Krieges, woran Eng land zwecks Vervollständigung seiner Rüstungen ge legen ist. Im Anschluß hieran mag noch bemerkt sein, daß die Nachricbt des Londoner „Reuterschen Bureaus", wonach sich die in Transvaal lebenden Deutschen in Hellen Haufen und als ein „Freicorps" organisiert den Buren zur Verfügung stellten, auf amtlicher deutscher Seite keine Bestätigung ge funden hat. Von dem Sieger von Khartum, Lord Kitchener, ist ein Bericht in die Oeffentlichkeit gelangt, worin die Notwendigkeit eines abermaligen Zuges gegen den in Kordofün zu neuer Macht gelangten Mahdi aus- einandergesetzt wird. Tiefe Mitteilung hat etwas Ueberraschendes, nachdem bisher stets betont worden war, der Mahdismus habe bei Omdurman den TodeS- streich erhalten und werde dem britischen Vordringen im Süden Aegyptens fernerhin keine Schwierigkeiten machen. Man könnte fast auf die Vermutung geraten, Lord Kitchener wünsche seine Unabkömmlichkeit im Nilthal zu beweisen, um der zweifelhaften Ehre der Uebertragung des britischen Oberkommandos gegen Transvaal zu entgehen. In den politischen Kreisen Englands ist die Auf merksamkeit nicht unbeachtet geblieben, welche Frank reich den Wirren in der dominikanischen Republik entgegenbringt. Es würde einem Herzensbedürfnis deS Pariser Kabinetts entsprechen, den Fortschritten der Union in Santo Domingo, durch die auch die französischen Interessen in der Republik Haiti mehr und mehr bedroht werden, auf diplomatischem Wege ein Halt gebieten zu können. Ganz allein scheint aber Frankreich in Washington das Wort nicht ergreifen zu wollen; und von der Bereitwilligkeit Rußland-, in diesem Falle einmal etwas für die „uutioo unais et aUies" zu thun, hat man bisher nichts vernommen. Im übrigen läßt sich annehmen, daß die Amerikaner über die Bestrebungen der französischen Republik in den großen Antillen von London aus fortlaufend in Kenntnis gehalten werden. Tagesgeschichte. Dresden, 9. September. Ihre Majestät die Königin haben das Sommerhoflager Pillnitz heute verlassen und Allerhöchstsich in Begleitung der Hof dame Gräfin Reuttner v. Weyl und des Oberhof meisters, Wirkt. Geh. Rates v. Malortie, Excellenz, vormittags 11 Uhr 8 Min. mittels Königl. Sonder- zugeS ab Niedersedlitz nach Dornreichenbach zum Be suche Allerhöchstihrer Palastdame der Frau v. Minck witz, geb. Comteß Einsiedel, begeben, von wo aus Ihre Majestät heute abend nach Leipzig reisen werden. Die Ankunft daselbst wird 9 Uhr 21 Min. auf dem Dresdner Bahnhofe erfolgen, von welchem Ihre Majestät die Königin sofort nach dem Thüringer Bahnhof fahren werden, um die Ankunft Sr. Majestät des Königs, Allerhöchstwelcher 9 Uhr 40 Min. von Karlsruhe kommen, dort zu erwarten. Beide König liche Majestäten fahren sodann gemeinsam in das Königl Palais und nehmen daselbst Quartier, wohin sich bereits nachmittags Se. Excellenz der Königl. Hausmarschall, Wirkt. Geh. Rat v. Carlowitz-Hartitzsch begeben hat, um die für den Allerhöchsten Aufenthalt nöligen Vorbereitungen zu treffen. Sonntag nachmittag 3 Uhr beabsichtigen Ihre Majestäten der König und die Königin dem Leipziger Palmengarten einen Besuch abzustatten und abends 7 Uhr einer Einladung Ihrer Excellenzen des kommandierenden Generals, Generals der Infanterie v. Treitschke und Gemahlin zum Diner Allergnädigst Folge zu leisten. Während Se. Majestät der König Leipzig am Montag früh wieder verlassen werden, um Allerhöchst sich nach Geithain und Annaberg zu den Manövern zu begeben, gedenken Ihre Majestät die Königin mit dem Zuge nachmittags 3 Uhr 20 Min. von Leipzig, Dresdner Bahnhof, abzureisen und Allerhöchst sich über CoSwig nach dem Königl. Schlosse Moritz burg zu begeben, wohin, wie schon crwühnt, das Königl. Hoflager für die nächsten Wochen verlegt werden wird. Dresden, 9. September. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte gestern dem Manöver der 3. Division Nr. 32 bei Kamenz bei. Deutsches Reich. * Berlin. Aus Karlsruhe wird gemeldet: Gestern vormittag fand auf dem Paradeselde bei Forchheim die Kunst und Wissenschaft. Anthropologen - Kongreß. vr. Voß, Direktor der prähistorischen Abteilung des Berliner VölkermuseumS, hielt einen sehr bemerkenswerten Vortrag über die Bedeutung der Schiffsfunde für die ethnologischen Beziehungen der Völker. Neuerdings mehren sch die Funde von Schiffsfahrzeugen im Bereiche der Oftseeküste in erfreulicher Weise. Dem Funde von Baum- KM bei Christburz ist jetzt ein anscheinend noch wichtigerer im Kreise Lauenburg (Hinterpommern) gefegt. E« handelt sich um die Überreste eine« Boote« von auf fallender Form und Bauart, die auf dem Gelände de« südlich vom Lebasee gelegenen Gute« Charbrow bei An legung von Moorkulturen in dem ausgedehnten Bruch am Lebasee zu Tage gefördert wurden Sein Rumpf liegt unter einer etwa 80 em dicken Torfschicht und ist in dem unter dem Torf lagernden alten Seeboden eingewellt. Die Länge beträgt 13,5 rn, die Breite 3 in, und e« enthält zehn Spanten, welche je 1 m von einander ent fernt find. Die Planken sind mit Holznägeln „geklinkert", d h Planke ist auf Planke gelegt, derart, daß die obere über die untere übergreift, und mit Hol,nägeln auf die Rippen genagelt. An dem ganzen Schiff befindet sich überhaupt kein einzige« Stückchen Eisen Wahrscheinlich ist da« Schiff gestrandet und von seiner Bemannung nach Mitnahme aller brauchbaren Gegenstände verlassen worden. Eicher sind im Laufe der Zeit noch mehr derartige Funde zu erwarten. Die außerordentliche Wichtigkeit derselben hin sichtlich der Lösung ethnologischer Fragen liegt auf der Hand Ein sicheres Zeichen dafür, daß germanische Rechte in den ursprünglich germanischen Küstenstrichen auch während de« slavifchen Einbruch« sitzen blieben, liegt in der That sache, daß bald nach der Einwanderung der Slaven die «ue Bevölkerung Seekriege mit den germanischen Nord ländern führte. Dazu wären die des Schiffbaues gänzlich unkundigen Slaven ohne Uebernahme der hoch entwickelten germanischen Schiffbaukunst aber nicht im Stande gewesen. An dem vorhandenen Fundmaterial wird insbesondere fest zustellen sein, ob Aehnlichkeit mit den Wikinger Fahrzeugen vorhanden ist, oder ob davon verschiedene, eigenartige Typen vorliegen, weiterhin, welchen Grad der Vollkommen heit diese in der Konstruktion zeigen, ob sie etwa von Binnenländern angefertigt sein können oder von schiffbau kundigen Völkern hsrgestellt sind. Bei der Seltenheit solcher Funde wäre eS dringend wünschenswert, die jetzt noch in den verschiedenen Gegenden gebräuchlichen Fischer und Schiffsfahrzeuge zur Lösung dieser Frage mit heran zuziehen, da bis in die neueste Zeit hinein sich offenbar sehr alte Typen erhalten haben. Zeigen doch die älteren Fischerfahrzeuge des Stettiner Haffs, namentlich die ein mastigen sogenannten „Tucker", die, wie da« Eharbrower und da« ältere norwegische Wikinger Schiff von Tune, eine Länge von etwa 40 Fuß besitzen, in ihrem Schnitt und der ebenfalls geklinkerten Bauart eine unverkennbare Aehnlichkeit mit jenen Funden. Es dürfte zu erwarten sein, daß, wenn die jetzt noch gebräuchlichen alten Schiffstypen an der ganzen Ost- und Nordseeküste von technisch und wissenschaftlich gebildeten Sachverständigen durch Zeichnungen und Modelle festgelegt würden, sich die Ähnlichkeiten und Unterschiede der in den verschiedenen Gegenden gebräuchlichen uralten Formen noch klar erweisen und für ethnologische Be stimmungen benutzbar erzeigen werden Diese Unter suchungen sind jedenfalls von gleicher Wichtigkeit und, wegen des sich jetzt vollziehenden Ausscheidens der alten Formen, ebenso dringlich, wie jene der alten Häusertypen Der Geschichte de« Schiffbaues wird dadurch jedenfalls ein reiches Material zugeführt und unsere Kenntnis über die älteren Zeiten erheblich erweitert. Einen ganz augen scheinlichen Beweis für die Bedeutung solcher umfassenden Untersuchungen liefern die Unterschiede der Fahrzeuge auf dem Bodensee und den Schweizer Seen E» erhellt daraus, oaß va» vierkantige, trogförmige Lastfahrzeug des Boden sees, als da« von der Seeküste des Mittelmeeres ent fernteste, von den auf den genannten Seen gebräuchlichen Fahrzeugen da» unentwickeltste ist. Von See zu See vervollkommnet sich diese Gattung von Fahrzeugen ent sprechend der Annäherung an da« Mittelmeer, dessen Segelformen uns zuerst auf dem Genfer See entgegen treten Auf diesem See ist auch eine sehr alte Form deS Schiffskörpers mit einer auf dem Schiffsrande umlaufenden Galerie üblich, die vielleicht auf römische Einflüße zurück zuführen ist. Es würde auf Grund dieser Wahrnehmungen unerläßlich sein, auch die Binnensahrzeuge näher zu unter suchen, und zwar ebenso schleunigst, denn die Vervoll kommnungen im Schiffbau werden auch diese alten Schiffs typen bald verschwinden laßen. Über die Ausgrabungen am Schloßbuck im Burgstall wild bei Gunzenhausen (Mittelfranken) berichtete Reich«- limeSkommissar vr. Eidam Im Verfolg der römischen Grenzschutzbauten stieß man an erwähnter Stelle auf die Fundamente einer, sicheren Zeichen nach, germanischen Ringmauer. Diese Entdeckung ist geeignet, einen Licht strahl zu werfen in die dunklen Zeiten kurz nach der Vertreibung der Römer durch die Alemannen Von der Linie der Römerbefestigung ausgehend, fand man gegen die Kuppe de« Schloßbuck« hin gewaltige Steine, die zur Herstellung eine« cyklopischen Ringwalle« gedient haben Diese Mauer ist in der Weise hergestellt worden, daß man Holzbalken mit Steinen umpackte und die Zwischenräume mit Lehm au«füllte Durch Brand wurde dann der Lehm so hart, daß er wie der beste Mörtel wirkte. Der nach römische, also germanische Ursprung dieser Ringmauer wird dadurch erwiesen, daß die Befestigung über den Graben der großen römischen Pallisaden und über die Fundament reste der Limesmauer wegzieht. Beweiskräftig dafür er scheint auch die Wahrnehmung, daß die Alemannen die Römermauer, soweit sie über den Buck läuft, herauL- genommen haben und daß sie nur den Limetturm stehen ließen, der noch besonders mit einem Stück Ringmauer umgeben wurde. So haben wir ein Vorbild der alten Ritterburgen mit ihrem Burgfried vor uns. Die Funde von Gegenständen sind nicht sehr zahlreich, sodaß man annehmen kann, daß die Germanenburg nicht sehr lange bewohnt worden ist Vielleicht hat ihr der Ansturm der Hunnen, der im Jahre 450 diese Gegenden verheerte, ein vorzeitige» Ende bereitet Im Jahre 1900 soll auf diesem Schloßbuck ein Denkmal aus den alten cyklopischen Stein trümmern zu Ehren des verstorbenen Fürsten Bismarck errichtet werden. Neue Romane und Novellen. Die Jahreszeit, in der jeder Tag litterarische „Neuig keiten" bringt, ist stark im Herannahcn, und die aus Sommerfrischen und Bädern Heimkehrenden, die an Regen tagen mit alten „Gartenlauben"- und „Illustrierte Welt"- Bänden vorliebgenommen haben, können nun getrost in der Fülle eben erschienener Bücher schwelgen Für Ab wechselung ist gleichfalls, namentlich auf dem Gebiete der UnterhaltungSl.tteratur, gesorgt. Werke alten und neuen Stils, im Ton de« ehrbaren Bericht« wie im kurzatmigen Plakatton lösen einander friedlich ab, und eine „wohl- soutenierte Mittelmäßigkeit", wie Goethe es nennt, ist nach wie vor mit sich höchlich zufrieden und stellt andere zufrieden Zwischendrein giebt eS natürlich ein paar wirklich poetische Bücher, von fester Sicherheit und naturwüchsiger Ursprünglichkeit. Doch auf diese kann begreiflicherweise ein Lesepublikum nicht warten, da» in der Leihbibliothek jeden Tag die Bände umtauscht Unter den Romanen fällt ein historischer alten Stil« „Thomas Plantagenet, Graf von Lancaster" von G. M Schuler (Mainz, Verlag von Franz Kirchheim, 1899) um so mehr auf, als er auf dem Titel ehrlich eingesteht, daß er „frei nach englischen Motiven und älteren Vorlagen" bearbeitet sei. Damit ist der Verzicht auf ein dem eignen Leben ent-
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