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lummer 210 — 22. Jahroanq ümal wöchentl. vkrUg!prei5:4.Okt..Woche80000000«M. Inreigen: Schlüsselzahl der Deutsch. Heilungen: ILOOOOOV. Grundpreise: Die eingesp. Petitzeile «0 M.. f. Familien- u. VereinSanzeigen. Gesuche 80 M. Die Petit. Reklamezeile, 8vmm breit. 2bO M. Ofsertengebühr stlr Selbstabholer SVM. bei llebe, sendung durch die Post außerdem Portozuschlag, kreis siir ale kinrelnummer irooooooo Mark LeickäiNicher Teil:. Loses gohmann, Dresden Sonnabend, 27. Oktober 1923 Im stalle höherer Gewalt erlischt jede Beipflichtung ans Lieserung sowie Erfüllung von Auzeigen-Aulträgeu un.» Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFer n- sprecher übermittelte Anzeigen übernehme» wir keine Brr. antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückportos nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 6 bis 6 Uhr nachmittags.! Hauptschrijtleilei:: Dr. Josef Albert, Dre-dcq voWMung Tageszeitung für christliche Politik und Siedaviton und wesihüstostrue: Dreodrn.Bltstadt 16, Hoiveinstrasie 4« » Fernruf 8272S / Postscheckkonto Dresden 14787 MklW« Mil WW . M «IN M . I«z me Neil . Gegen die Gewaltpolitik Frankreichs Die grotze Kundgebung in Hagen 1. W. — Dr. Slresemanns Anklagerede — Neue Bestrebungen zur Loslösung der Pfalz — Schwere Kämpfe in Koblenz — Völlige Stillegung der Bergwerke im Nuhrgebiet Me KaiOneN Hagen, 26. Oktober. Die am gestrigen abend in der Stadt- Halle abgehaltene Versammlung, in der der Reichsinnenininister Sollmann, der ReichSminister für die besetzten Gebiete Dr. Fuchs und der Reichskanzler Dr. Stresemann das Wort ergriffen, erfreute sich eines riesigen Besuches seitens aller Kreise der Bevölkerung. Der Eintritt in den Saal war nur ge» g.'ii besondere Eintrittskarten gestattet, die lediglich nur von den Gewerkschaften und den Verbänden ausgegeben wurden. Bereits vor 7 Uhr war der Saal überfüllt, so daß viele Hunderte u»ver- richtctxr Sache wieder abziehe» mußten. Am Haupteingang kam eS verschiedentlich zu Zwischenfällen, da die Schutzpolizei strenge Weisung hatten, niemand ohne Eintrittskarte einzulassen. Die Menge versuchte sich gewaltsam Eintritt zu verschaffen, wobei einige Scheiben in Trümmer gingen. Zn größeren Ansschreitun. gen ist es aber nicht gekommen. Nach einleitenden Begrüßungs. Worten des Oberbürgermeisters sprach zuerst der Neichsinnen- minister Sollmann und versicherte, daß die Reichsregierung nie a» eine Aufgabe des Ruhr- und Nheinlandes denke. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß daS deutsche Volk durch all die Not des Augenblicks hindurch in Arbeit und Pflichterfüllung sich den Weg zu einer besseren Zukunft freimachen werde. Von stürmischem Beifall begrüßt betrat dann der Reichskanzler daS Rednerpult. Er führte auS: Der Kampf an Rhein und Ruhr hat setzt se i n e n,H öh.ep u n k t erreicht, jetzt, wo unter dem Schutze französischer Bajonette Separatisten den Versuch machen, ihre Herrschaft aufzurichten um daS Rheinland und andere deutsch? Gebiete unter ihre Gewalt zu bringen. Wenn die Franzosen und Belgier nicht dahinterstünden, so würde die Be völkerung nnb zwar die ganze Bevölkerung diesen KarnevalSzng in 24 Stunden schnell beendet haben. Nno wenn diese franzö. fischen und belgischen Bajonette dabei Hilfe leisteten, so Ist daS ein Wortbruch schlimmster Art gegenüber den feierlichen Versprechungen, welche in den verschiedenen einzelnen interalliier ten Verträgen festgesetzt sind. Aber nnS droht noch einanderes Gespenst, das Gespenst der immer größer werdenden Erwerbs, losigkelt, der Preissteigerung, beS Währungsverfalles. Die Schuld an diesem Unheil fällt einzig und allein Frankreich zur Last und die Mittel, die Frankreich gegen Deutschland anwendct, sind ge. gen Gesetz, Vertrag und Recht, gegen die geschriebenen Verträge und das ungeschriebene Menschenrecht der Völker. Wenn Deutsch, kand den passiven Widerstand aufgegeben hat, so ist das wirklich nicht geschehen um dieGnnstPoincareSzugewinnen, sondern weil Deutschland sich an dem passiven Widerstand ver. blutet hätte, und weil eS notwendig war, klare Verhältnisse in der internationalen Politik zn schaffen. Wenn der französische Ministerpräsident jetzt verlangt, daß der Zustand an Rhein und Ruhr wicderhcrgestellt werden müsse, wie er vor dem 1t. Januar bestanden habe, dann muß man doch fragen, wann die franzö sische Regierung a » ch diesen Zustand wiederhxrstellen wolle, ob cS damals am 11. Januar cine französische Regie oder eine deutsche Reichsbahnverwaltung gegeben habe. Ich wiederhole, was ich letzt hin im Reichstag ausgesprochen habe: Unser ist der Bode», unser ist das Land, unser ist der Besitz an dieser Eisenbahn, und daS wollen wir uns nicht rauben lassen. Niemals werden wir durch eine Unterschrift von unserer Seite diesen Raub zu einem legalen wachen. , Bleibt denn überhaupt noch etwas von der deutschen Souveränität bei diesem Vorschlag übrig, der jetzt der deutschen Negierung zur bedingungslosen Annahme unterbreitet worden ist, nämlich, daß sich die Regie an die Stelle der deutschen Reichs bahn substituieren soll. Nicht einmal verhandeln konnte die deutsche Regierung über diesen Vorschlag, sondern seine vor. behaltlose Annahme oder Ablehnung wurde verlangt. Aber die deutsche Regierung hat keine 24 Stunden zur Ablehnung deS Vorschlages gebraucht. Einmal must die Zeit doch vorüber sein, wo man glaubt, daß man mit Deutschland mir auf dem Wege der Diktate weitersprechen könne. Deutschland mag z» schwach sein, man kann eS vergewaltigen, aber Man kann eS nicht zwingen, seine Nnterschrift unter diese Vergewaltigung zu setzen. Die Regierung hat daS letzte getan um die Wirtschaft km Nuhrgebiet wieder in Gang zu bringen. Sie hat die Wirtschafts vertreter ermächtigt mit Frankreich zu verhandeln, aber diese Verhandlungen haben bisher kein Ergebnis gezeigt. Trotz dem hoffe ich, daß sie doch noch zu einem Abschluß geführt werden können. Denn wenn daS nicht geschieht, so sehe ich furchtbare Folgen: Hungersnot, Wirrwarr und Chaos. Wenn eS zu keinen Abmachungen kommt, werden in kurzer Zeit K80V0» Bergarbeiter Mit ihren Familien ohne Brot sein. Deutschland steht am Ende seiner wirtschaftlichen Kraft. ES kann dieser Not nicht steuern und auf Frankreich fällt die ganze Verantwortung. Die deutsche Negierung hat sich in dieser Katastrophe an die cariativen Ver. bände aller Länder und an das Rote Kreuz in aller Welt ge. wandt, damit diese bei der bevorstehenden Hungersnot im be setzten Gebiet ei »greifen, und die deutsche Regierung hofft, das dieser Appell an die Liebe nicht verhallen wird. Deutschland ha! vielleicht schon mehr an Reparationen geleistet, als eS mit Rück sicht auf das deutsche Volk hätte tun dürfen. Aber die deutsche Regierung, an deren Spitze ich stehe, wäre zu weiteren Opfern Bereit gewesen für die Freiheit der deutschen Erde. Nein materielles Opfer ist zu hoch, als daß e» nicht gebracht werden könnte und müßte ftir die Freiheit des deutschen BolkeS und Bodens. Bei der Wahl zwischen Freiheit und Besitz wiich sich ein ehrliebenbeS Volk für die Freiheit entscheiden. Aber im «ugcnvlick kann Deutschland seine weiteren Leistungen aus dem striedenSvertrag schwer erfüllen, solange Rhein und Ruhr von ihm /abgeschnitten sind und Deutschland wird auch keine weiteren Leistungen mehr ansführen, weil die Besetzung deS Rnhrgebietes unzulässig ist. Deutschland läßt sich sein Recht nicht mehr beugen, ohne sich dagegen zu wehren. Deutschland bettelt nicht um Gnade, aber es fordert sein Recht auS dem Vertrag. Die Entscheidung darüber, ob Rhein und Ruhr zu Dcnlschlnnd gehören muh bald fallen. Ich weise vor allem die Kriegsschuldlüge mit aller Entschiedenheit zurück. In letzterer Zeit hat man mir den Vorwurf gemacht, daß ich undiplomatisch verfahren habe, weil ich mit aller Offenheit über den furchtbaren Ernst der Lage mich äußerte. Demgegenüber muß ich betonen, daß ich niir allerdings vorgenommen habe, lieber dem Volke die volle Wahrheit zu sagen als es in Jllnssionen zn wiegen, auS denen eS nur ein furchtbares Erwachen gibt. So muß ich auch heute sagen, daß wir mit fremder Hilfe nicht zn rechnen haben. Das Volk steht allein. ES soll auch nicht bald nach dieser, bald nach jener Hauptstadt spähen, als ob von dort Hilfe käme. Jeder sittliche Aufbau muß vom deutschen Volke aus gehen. Technik und Wirtschaft allein können uns nicht retten. Das wichtigste aber ist die Lust und Freude an der Arbeit. Dann erhalten wir noch Einigkeit im Innern in ganz kurzer Zeit. Par. teiprogramme sind jetzt ganz gleichgültig. National nenne ich in dieser Zelt denjenigen, der, wenn der Karrn im Drecke sitzt, ihm wieder heraushilft. (Beifall.) ES geht nicht an, daß die Männer die sich dem Staate zur Verfügung stellen und die ihr ganzes politisches Ansehen vielleicht auch ihr Leben a»fs Spiel setzen, persönlich verunglimpft werden. Wenn bas gestattet Ist, wird sich die Zahl dieser Männer sehr bald verringern. Darum haltet Einigkeit. Ln dem Augenblick w» man versucht Deutschland gesund zu bringen, sollte man sich doch nicht streite». Wir erleben geschichtliche Momente weltpolitischer Bedeutung. Ich hoffe nach den gestrigen Verhandlungen der Ministcrvräsldenten aller Länder auf ein Ende des Streites im Reiche. Im Kampf mit den verfassungsmäßigen Zuständen der Pfalz steht die ReichSregicrung auf der Seite Baverns. Ich darf abschließend sagen, nie war die Gefahr »in die deutsche Ehre und die Zukunft unseres Volkes wohl größer als gegen- wärtig. Gott aber hilft nur denen, die sich selbst helfen. Lm Vertrauen auf die Zukunft müssen wir der Ge- genwart trotzen. Säen wir den rechten Samen, auS dem einst aufgehen soll die große deutsche Zukunft, auf die wir ein Recht haben vor Gott und der Geschichte. Die dreiviertelstündigen Ausführungen deS Reichskanzlers im überfülllcn Kuppelsaale der Stadthalle ernteten st ü r in i s ch e n langanhaltenden Beifall. Oberbürgermeister Enno dankte den Referenten. Die Versammlung schloß mit dem Deutsch landlied. Sine Wlinnnn des Reihmchrkoinmandos ^ Das Wehrkreiskommando teilt mit: In Meißen und Pirna ist die Reichswehr durch bas Verhalten eines Teiles der Bevölkerung gezwungen worben, von der Waffe Gebrauch zn machen. Die für die Truppe wie die Be völkerung gleich bedauerlichen Vorfälle wären vermieden worden, wenn sich alle Teile der Bevölkerung im Sinne des Aufrufes vom 20. Oktober voll bewußt wären, was eS bedeutet, wenn auf Wei sung der RelchSregiernng die Reichswehr eingesetzt wird. Die Reichswehr ist keine Polizei, die alle Mög. lichkeiien des VcrhandelnS, Zuredens und NachgebenS erschöpft, ehe fix einschrcltet! Die Reichswehr ist die letzte nnb schärfste Waffe, über die die ReichSregicrung verfügt, und die sie ein» setzt, wenn der Ern st der Lage eS erfordert. Wenn sich die Reichswehr dort, wo sie Widerstand findet, auf lange» Verhandeln clnläßt, werden dir Elemente, denen bereits die nötige- Achtung vor der Polizei abhanden gekommen ist, auch durch die Reichswehr nick» in Schach gehalten. Damit wirb die schärfste Waffe deS Staates stumpf! Alle Teile der Bevölkerung müssen sich darüber klar sein, baß die Reichswehr jeden Widerstand, den sie bei Durchführung ihre» Auftrages findet» mit den ihr zu Gebote stehenden M«cht- mitteln brechen muß. Wenn bei Bolksanfläufen der dritten Anforderung, aus- einanberzugehen, keine Folge geleistet wird, wird mit der Waffe vorgegangen. Wird die Reichswehr jedoch selbst tätlich angegriffen, so wird sie sofort einschreiten. Sie handelt bann in der Notwehr. Auch die Auffassung einzelner OrtS. «sw. Behörden, baß e» Pflicht der Reichswehr wäre, ihr Eintreffen jeweils vorher be kanntzugeben, ist irrig. Bei der jetzigen Aufgabe ist eS nicht möglich» wie bei einer Truppenübung zu verfahren. Außerdem ist durch den in ganz Sachsen verbreiteten Anfrnf vom 20. Oktober der Einsatz von Truppen allentbalben «»gekündigt. Jede Stadt usw. muß also mit ihrem Kommen rechnen. Dabei werden natürlich auch Orte berührt, in denen die Ruhe und Ordnung nie gestört waren. Der besonnene Teil der Bevölkerung hat die Staatsbürger- liche Pflicht, den Truppen bei Erfüllung ihrer Aufgabe zu helfe». Dos lioomnMW Khodos Sächsischer Lan-taq am 25. Oktober Das arme sächsische V e r s n ch s ka r n i cke l hat schon längst die Weisheit Ben Akt bas erfahren. Als einst die So zialdemokraten des roten Königreiches in ihrer Sünden Maien blüte lebten, glaubte der gutmütige sächsische Arbeiter, daß der Himmel auf die Erde herniedersinken würde, wenn die hohen Funktionäre, die so wacker schmälen und kritisieren konnten, das b a l l o n b e in ü tz t e Zepter in die Hand nehmen würden. Ter unbegueine Tag kam: Im Zirkus Sarrasani — nomen est ömen? — setzten sich die Herren Eggert, Fiel sin er und Schwarz die NegicrungSmütze aufs Haupt, riefe» die Repu blik aus, ergriffen mit starker Hand die Zügel der Negierung und —liefen zn den königlichen Ministern mit der flehentlichen Bitte, um Gottes willen weiter zu regieren. Die Minister freilich lchnlen ab, aber die Beamtenschaft stellte den kalc- gorischcn Imperativ der Pflicht über ihre Person, taten getreu weiter ihre Pflicht im Dienste der Allgemeinheit und verhinder ten so, daß die neuen Herren nicht schon nach 2-l Stunden zn Ende „regiert" halten. Den Dank de? H a u s e s Z e i g n e r haben sie dafür ja inzwischen erhalte». Immerhin aber, die Herren: Mlnistergenossen sahen sich, nachdem ihnen die unangenehme Ver antwortung nufgeburdet war, gezwungen, ebenfalls mit Walser zu kochen und die auf den sozialistischen .Himmel wartenden Ge nossen zu vertrösten. Tie Unabhä n g i g e n aber, jeder Ver-, antwortüng ledig, verlangicn sofort den Himmel für das „Volk", und zwar solange, bis auch sie als Minister mit beiden Beinen auf die Erde kommen und finden mußten, daß die leichten sozialistisch-unabhängigen Gedunsen und Worte an der harten Wirklichkeit jählings zerflaltertcn. Und die Sozia-, listen machten den Kommunisten Platz, ole in der Tat die Verseckiter des „reinen Sozialismus" der Vorkriegszeit sind. Nun sind sie Minister geworden, haben uns zwar keinen Himmel ge bracht, dafür aber die rosenrote Hoffnung, oaß russische Bruders nnS Helsen werden. Aber noch immer ist der Himmel hoch nno auch der rote Zar ist weit... Inzwischen aber verabreichten nnS die Negierung und Re- gierungsvarteien die schon altgewohnte rote Sachsenkost: Lange Reden und neue Enthüllungen Dr. Zeigners. Wieviel hungrige Menschen davon satt geworden sind, wissen wir nicht zu berichten. Aber Herrn Böttcher, Minister von Moskaus Gnaden, sind doch schon 580 000 Zentner russischen Brotgetreides auf seiner starben Zanberhand gewachsen? Wenigstens so steht im ganzen Lande schwarz ans weiß auf zahllosen Maneranschlägen geschrieben, deren Kosten allerdings die Anschaffung einiger Tciu'ens Zentner Brotgetreide ermöglicht hätte. Aber Herr Dr. Nein-, hold (Dem.) stellte fest, daß es sich um sächsisches Brotge treide handle, und daß die Sachs ische Staatsbank die Kre dite dafür zur Verfügung gesteht, hätte! Das sei zwar wahr, mußte Herr Böttcher bekennen, aber das russische Getreide werde schon kommen und Väterchen Lenin sei seinem lieben Sachsen schon zwei Millimeter näliergekommen. Wenn daS rus sische Getreide sich bei seiner Ankunft in Sachsen nur nicht in -- Maschinengewehre verwandelt hat. Man kennt ja russische Ver- waiidlnngskünste und Verwandlnngskünstlcr. SMr Franz von den Sozialdemokraten hielt zu dem volksparteilichen Antrag über Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln wenigstens eine fulminante Rede, bewies, daß die Armut immer noch vo» der Pvwerteh komme, und war sehr böse, daß die Bürgerliche» den Sozialdemokraten und Kommunisten überhaupt so etwas zu- traueii könnten, als ob diese dem hungernden Volk iiberhanvt ein: neiiiienSwerte Erleichterung verschaffen könnten. Sonst aber —, Herr Franz steht schon lange auf der kommniiislisihen Pro- skrivtionsliste — blies er den richtige» To» der schönen kommu nistischen Schalmei und führte sich somit ganz anständig be! den Koiiiinuntsten wieder ein. Der demokratische Eriiährnngsfachmann, Volksschnllehrer Elanß, rollte baS ganze Ernnhrnngsproblem ans, so wie es sich ihm dnrstellt, während Blüher lVp.) scststellte, oaß ans alle seine Vorschläge van der sächsischen Negierung und ihren Parteien dem sächsische Volke nur politische Polemik vorgesetzt worden wäre. Davon dürfte es allerdings wohl knnin satt werden, sicher werden den, Volk die ungeheure Snmmc von 6ÜOOO Dollar, die General Müller von der Industrie zur Versorgung mit Lebensmitteln zur Verfügung gestellt worden sind, wertvollere Dienste leisten. Außerordentlich inicressnnt tour die Tntiache, daß der dcutschiiationalc Schreiber sich hinter den neuen Reichs- ernährlingsmtnister. den Grasen Kanitz, stellte, obwohl dieser ans der dentschnasiopalen Partei ausgetreten ist. Der unbegneme Antrag Blühers vom 23. Oktober, betr. Brot- und Kartoffel- Versorgung wird im Ausschuß verscltzoindcn, wo er nicht mehr so peinlich für unsere hohe Negierung ist wie im Plenum. So konnte man denn vergnügt an die L nrichtnng beS neuen sächsischen „Herrenhauses" gehen, das scham haft mit dem Worte A r b e i t e r k a m m e r umschrieben ist. Das ist sozusagen die sozialistische Morgengabe sür die kommu nistische Negierungsbraut. Wir müsien freilich gestehen, daß wir die Verbürgerlichung und kapitalistische Verseuchung der kom munistisch, sozialistischen Bruderschaft noch nicht so verheerend angesehen hätten, daß sie schon setzt einen „proletarischen Aufsichtsrat" gebrauchten. Die „Revolution" hat doch offen bar ihren Mann genährt... lind dann kam die AuSspra ch e über die letzte Regierungs erklärung. Der erste Sprecher, Dr. Kaiser (D. Vp.). konnte bei den leeren Bänke» der Regierungsparteien und ihrer Negierung darauf Hinweisen, wie wenig ernst beide Neglcrnngs- vertreter offenbar ikire Regierungserklärungen nähmen. Dr. Zeig- ner führt, so sprach der Redner etwa, die Not in Sachsen auf anere Dinge zurück als wir. Die Putsche in Hamburg zei gen, baß die Ereignisse in Sachsen Teile eines größeren Planes sind. Es ist nickt wahr, daß die Reichswehr erst künst lich eine Legitimation für ihr Cinrückcn habe schassen müssen; sie mußte einrücken, um Ruhe und Ordnung zn garantieren, was ohne sie nicht möglich war. Wer, wie hier im Parlament, die Reichswehr mit den freiwillige» Truppen vergleicht, ver hetzt dte Bevölkerung gegen sie unverantwortlich und unerhört. Auch wir wollen die Gleichheit aller Kassen und sind gegen jede Vorherrschaft einer Klasse. Die ln Sachsende herr^