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August 1934 Nr. 181 Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Stadtrats beyörd» lichecseits bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht es die Bekanntmachungen des Amtsgericht- und des Finanzamts Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften» Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Plcißa und Rußdorf. Bezugspreis Iwlbmonailich 88 Neichsvkenntae ciniäNieiNich Trägerlobn. Die 4V mm breite Millimetcrzeile kostet tm Anzeigenteil 8 Pim. die 78 mm breite Miltimcwrzeilc im RckiometeN 21 Psa. NochloMofscl Nachweis 28 NcichSMcuuine. Adolf Hitler dankt dem toten Reichspräsidenten Die LramrsWng -es Reichstages „Ewiger Schutzherr des Deutschen Reiches und der deutschen Nation" Eiacne 8 u » k m c l d u n a Berlin, 6. August Vor der Krolloper Zum Krollgebäude, wo heute mittag die erste der großen offiziellen Trauerveranstaltungen für den verstorbenen Reichspräsidenten, die Trauer sitzung des Deutschen Reichstages stattfindet, wehen die Fahnen halbmast. Die Zugangs straßen zur Krolloper sind schon seit den frühen Vormittagsstunden von SS flankiert. Die Augen front des Krollgebäudes hat würdigen Trauer schmuck angelegt. Vis zur ersten Eiage ist die ganze Front mit frischem Tannengrün verkleidet, nach oben von einer Kette weißer Blüten, einer Hortensicnart, sog. Hydrangen, abgeschlossen. Von den Ballonen hängen lange schwarze Schleifen, und zu jeder Seite des Hauptportals sind auf je sieben hohen Masten große umflorte Banner in den Ncichsfarben aufgestellt. Das Portal selbst ist vollständig mit schwarzem Trauerflor abge faßt. Die Türen sind von Lorbeerpalmen. Eseuranken und Hortenjienbüschen flankiert. Die Ausschmückung im Ännern Das Innere des Krollgebäudes ist in ein mystisches Halbdunkel getaucht, da sämtliche Lampen und Spiegel mit Trauerflor verhängt sind. Alle Pfeiler sind mit Tannengrün verklei det. In der Eingangshalle, wo sich die Gar deroben befinden, ist in der Mitte der riesige, fast drei Meter hohe Kranz des diplomatischen Korps mit einer schwarzen Schleife aufgestellt, je zur Hälfte aus roten Rosen und weißen Lilien be stehend. Einzigartig ist auch die Ausstattung des großen Sitzungssaales, in dem sich der Reichstag und die vielen Ehrengäste zu der großen Trauer feier versammeln werden. Die Stirnseite des Saales, die Wand hinter dem Präsidium — an der sonst das gewaltige Hakenkreuz, flankiert von schwarzweißroten Fahnen, leuchtet — ist in voller Höhe mit schwarzem Flor verkleidet, ebenso alle Tribünen, die außerdem mit Lorbeerranken ein gefaßt sind. Alles ist schwarz verhängt. Der rote Fußbodenbelag ist mit schwarzem Plüsch überdeckt worden. Zu beiden Seiten der Bühne senken von den Tribünen Trauerweiden ihre wallenden Zweige herab. Die große Presse empore mit den Regierungstischen ist in ein wei ßes Blütenmeer, von seltenen Lilien, Hortensien und Astern getaucht. Inmitten dieser schnee weißen Pracht erhebt sich, von Lorbeer umgeben, eine weiße Büste des verstorbenen Reichspräsi denten. Die Anfahrt der Trauergäste Zu der Trauersitzung des Reichstages konnte nur für geladene Gäste Zutritt erfolgen. Außer den Neichstagsabgeordneten waren Abordnun gen aller Stände und Organisationen, der Be amtenschaft, der Reichswehr, der Arbeitsfront, der Wirtschaft usw. eingeladen worden. Die Anfahrt der Gäste begann bereits gegen 11 Uhr. Dem Krollgebäude gegenüber hatten eine Ehren kompagnie der Reichswehr sowie Abordnungen der Landespolizei, der Feldjägerei, der Flieger, des Arbeitsdienstes und ein SA-Sturm Ausstel lung genommen. Auf dem Königsplatz hatte trotz des beginnenden Regens eine große Volks menge sich cingefunden, um dem Trauerarkt bei- zuwohnen, der durch Lautsprecher auf den Platz übertragen wird. Der Reichskanzler erscheint Um V.I2 Uhr war der Saal bereits dicht be setzt. Die Abgeordneten waren fast ausschließlich in ihren braunen und schwarzen Parteiunifor men erschienen, mährend auf den Tribünen der schwarze Anzug überwog. In der Diplomaten loge hatte das diplomatische Korps unter Füh rung des apostolischen Nuntius Orsenigo vollzählig, zum Teil mit Damen, Platz genom men. Punkt 12 Uhr erschien Reichskanzler Adolf Hitler, von der Trauerverjammlung stehend mit erhobener Hand begrüßt, im Saale, nm mit dem Kabinett am Regierungstisch Platz zu nehmen. Der Reichskanzler trug ebenfalls die braune Uniform. Neben ihm nahm der bis herige Vizekanzler von Papen Platz. Daran schlossen sich Reichsaußenminister von Neurath, der Stellvertreter des Führers, Minister Heß, und die übrigen Kabinettsmitglieder. An den weiteren Regierungstischen hatten die Minister der deutschen Länder und die Staatssekretäre des Reiches und der Länder Platz genommen. Vor den Abgeordnetenplätzen waren drei Stühle auf- Bei der Trauersitzung des Reichstages hielt der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler fol gende Rede: Herr und Frau von Hindenburg! Verehrte T r a u e r g e m c i n s ch a f t! Abgeordnete, Männer des Deut schen Reichstages! Seit Monaten litten wir unter einer schwe ren Sorge. Die Kenntnis von der Erkrankung des hochehrwürdigen Alten Herrn erfüllte Mil lionen deutsche Herzen mit innerer Bangigkeit um das Leben eines Greises, der uns mehr war als nur das Staatsoberhaupt. Denn dieser Mann, den seit nunmehr bald 87 Jahren der Allmächtige in seinen Schutz genommen hatte, war für uns alle zum symbolischen Ausdruck der unzerstörbaren, sich stets er neuernden Lebenskraft unse res Volkes geworden. Der schicksalhafte Wille der Vor sehung hatte ihn sichtbar emporgehobcn über das Maß des Alltäglichen. Als die Nation ihre höchste Würde in seine Hände legte, wurde diese Stelle erst zur höchsten Würde gebracht. Unzertrennlich ist uns allen der deutsche Reichs präsident verbunden mit dem ehrwürdigen Namen des nunmehr Vahingeschiedenen. Jetzt, da wir uns anschicken, dem teuren Toten die letzten Ehren zu erweisen, überfällt uns erst die Erkenntnis von dem Umfang und der Grösse dieses einzigartigen Lebens. Und wir beugen uns demütig vor dem uner- sorschlichcn Willen, der mit dem scheinbar Zu fälligen oder gar Belanglosen einer Lcbensgc- staltung dient, die der forschende Mensch erst nachträglich in der ganzen wunderbaren Notwen digkeit der Zusammenhänge sieht und erkennt. Reichspräsident Eeneralfeldmarschall von Hindenburg ist tot. Wenn wir uns bemühen, gestellt, die von Oberst von Hindenburg und Gattin und Staatssekretär Dr. Meißner ein genommen wurden. Der Beginn der Sitzung Reichstagspräsident Göring eröffnete die Trauersitzung und begrüßte insbesondere die Vertreter der auswärtigen Mächte, die Verwand ten des Generalfeldmarschalls und die übrigen geladenen Gäste sowie die Mitglieder des Reichs tages. Das ganze Haus erhob sich von den Plätzen. Der Präsident stellte fest, daß sich der Deutsche Reichstag zum Zeichen des Andenkens und der Trauer von den Plätzen erhoben habe. Die Trauerfeier wurde dann eingeleitet durch die Loriolan-Ouverlure von Ludwig van Beetho ven, die das Staatsorchester unter Leitung von Professor Heger zum Vortrag brachte. Nachdem die Musik verklungen ist, erteilt Präsident Gö ring dem Führer und Reichskanzler das Wort. Reichskanzler Adolf Hitler betritt die Tribüne und wendet sich zunächst an den Sohn des ver storbenen Reichspräsidenten. Dieser erhebt sich und dankt dem Führer mit dem deutschen Gruß. idie Empfindungen zu erklären, die das ganze Volk im Innersten bewegt, möchten wir auf ! solche Art in immer neuer Dankbarkeit uns Ides großen Dahingeschiedenen erinnern. Indem wir aber, befangen von dem Wunsche, der ge schichtlichen Gerechtigkeit zu entsprechen, mit der Erforschung dieser Erscheinung beginnen, er messen wir erst den Umfang und den Inhalt eines Menschenlebens, das in solcher Größe in Jahrhunderten nur selten wiederkehrt. Wie hat sich das Gesicht dieser Welt verwan delt seit jenem 2. Oktober 1847, da Paul von Hindenburg geboren wurde. Inmitten einer Revolution nahm dieses Leben seinen Anfang. Der Geist des politischen Iakobinismus ließ Europa damals nicht zur Ruhe kommen. Die Ideen einer neuen, ver meintlichen Menschlichkeit rangen gegen die Ele mente und Formen einer überalterten Ordnung. Als das Jahr 1848 sein Ende nahm, schienen wohl die Hellen Flammen erstickt, allein die innere Gärung war geblieben. Die Welt kannte damals noch kein deutsches Reich, kein Italien. In Preußen regierte Fried rich Wilhelm . Das Erzhaus Habsburg be herrschte nicht nur den Deutschen Bund, sonder» auch Venetien und die Lombardei. Die Valkan staaten aber waren tributäre Provinzen des türkischen Reiches. Preußen selbst genau, sowie die anderen Staaten des Deutschen Bundes innerlich schwach und unfähig, die Menschen mit einer wirklich tragenden Idee zu erfüllen. Die Schande von Olmütz brennt in den Herzen der wenigen wirk lichen Patrioten. Prinz Wilhelm wird König von Preußen. Der Knabe Hindenburg aber erlebt nun das große Triumphirat der politischen und militä rischen Reorganisation unseres Volkes. Bismarck, Moltke und Roon treten ein in die Geschichte! Während die amerikanische Union siegreich den Bürgerkrieg überwindet, geht Preußens Weg von den Düppelncr Schanzen nach Königgrätz. Zn diesen Regimentern aber marschiert mit ein blutjunger Sekondeleutnant tapfer und begeistert: Paul von Hindenburg. Ein Schrapnell zerschlägt seinen Helm und gibt dem jungen Kämpfer für des Reiches Einigung damit die senrige Tanse. Vier Jahre später hat ihn das Schicksal er wählt, Zeuge zu sein in der Stunde der Geburt des Deutschen Reiches. Da Bismarck die Prokla mation über des neuen Staates Kraft und Herr lichkeit und seinen Willen, sich zu mehren an den Gütern des Friedens und der Kultur, beendet hat und des neuen Reiches Kaiser zum erstenmal leben läßt, fährt auch der Degen des Leutnants von Hindenburg empor und kreuzt sich zum Schwur sür Kaiser und Reich. Ei» Leben der Arbeit für dieses neue Reich nimmt nun seinen Anfang. Der große Kaiser stirbt, ein zweiter und dritter kommen, Bismarck wird entlassen, Roon und Moltke schließen die Augen, Deutschland aber wacht als ein Garant des Friedens und einer wirklichen europäischen Ordnung. Die Welt er hält ein neues Gesicht. Auf allen Gebieten der Menschheitsentwicklung löst eine umwälzende Er findung die andere ab. Immer von neuem er weist sich das Bessere als des Guten Feind. Deutschland wird Großmacht. Dem Leben dieses Reiches und unseres Vol kes ununterbrochen dienend, nahm der Komman dierende General von Hindenburg am 18. März 1911 als 64jährigcr Mann seinen Abschied. Da mit schien sein Dienst beendet zu sein. Ein namenloser Offizier unter all den anderen zehntausend, die stets ihre Pflicht erfül len, dem Vaterland dienen und dennoch unbe kannt vergessen sind. Als daher der Weltkrieg über Deutschland hereinbricht, und das deutsche Volk in der heilig sten Überzeugung, unschuldig angegriffen zu sein, sich zum Widerstand erhebt, da trifft in schwerer Stunde der Ruf des Kaisers einen Mann» der — in Ruhestand lebend — an Krieg und Kricgs- beginn so unschuldig war, wie es nur irgend jemand in dieser Welt sein konnte. Am 22. August 1914 erhielt Hindenburg den Auftrag, den Oberbefehl einer Armee in Ostpreußen zu übernehmen. Acht Tage später erfahren zum erstenmal das deutsche Volk und die Welt von dieser Ernennung und erhalten damit Kenntnis vom Namen des neuen Generalobersten. Wolffs Telegraphisches Büro meldet amtlich: „Unsere Truppen in P-reußen unter Füh rung des Generalobersten von Hinden burg haben die vom Rarem vorgegangene russische Armee in der Stärke von fünf Armee korps und drei Kavalleriedivisionen in drei tägiger Schlacht in der Gegend von Gilgen- burg und Ottelsburg geschlagen und verfolgen sie jetzt über die Grenze. Der Gencralgnattiermeister: von Stein." Tannenberg war geschlagen! Von nun aber ist das größte Ringen der Weltgeschichte unzertrennlich verbunden mit die sem Namen. Er hat mit seinen großen Gehilfen die Krise des Jahres 1916 wieder gewendet und als Chef des deutschen Feldheeres die Nation so oft vor der Vernichtung gerettet. Wäre die politische Führung unseres Volkes in diese» M Rede des Führers und Reichskanzlers