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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» «scheint an ollen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. ürei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern Ul Rpfg. Alle Postanstalten und Post- voten. unsereAusträgcru. . Geschäftsstelle, nehmen zu ied-rZeitBest-llungen-nt- Wochenvkatt für Wilsdruff u. Umaeaerld gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger , Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lleserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke -rsolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge- schriedene Erscheinungs- . cm m tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Am1 WusdrUss Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. - - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 193 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 19. August 1933 Crnte und Unkraut. Der Ernte beste Frucht. — Der „Giftbaum". Marxistische Ernte. Mit größerer Zuversicht, mit froherem Gefühl als früher sah diesmal derdeutscheBauer seine Ernte in die Scheuer kommen. Nie war sie ihm nur eine Menge von fo und so vielen Zentnern Getreide multipliziert mit dem Dreis gewesen, aber über der Ernte stand dieserPreis und streckte seine zupackende Hand aus nach dem, was in vielmonatiger Arbeit der deutsche Bauer geerntet hatte. Der sah den Preis vor Augen und fing seufzend an, die Steuern und Abgaben, die Schuldenzinse« Und die Betriebskosten zu addieren, — und da lief er den Kopf hängen, weil die Rechnung zwischen dem Er trag seiner Arbeit und dem, was er davon zu zahlen hatte Jahr um Jahr weniger stimmen wollte. Was nützte ihn selbst ein guter Getreidepreis, wenn die Verpflichtungen noch viel höher waren! Was nützte der ihm, wenn dei Bauer, viele, viele Bauern ihre Ernte schnell und ir großem Umfang verkaufen mußten, um jenen Verpflich tungen nachzukommen. Schnell sank dann der Preis, den er, nein, nicht „erzielte", sondern der ihm vom Druck dieser surchtbaren Verhältnisse auf gezwungen war. Und alle Versuche, allein von dieser Preisseite hei den Dingen beizukommen, mußten sich zerschlagen. . Jetzt steht es anders darum. Unseres Volkes Gemein schaftsgefühl wurde unter dem Schutt hervorgezerrt und -gerissen, mit dem es durch den Parteiungeist und den reiv kapitalistisch, also auf den Raffsinn eingestellten Liberalis mus überschüttet worden war. Den Boden bearbeiten und Ihm die Ernte abzwingen aber ist etwas anderes als eiv bloßes „Erwerbsunter ne h men" mit Rentabilitäts zweck, — ist etwas sehr viel Höheres. Ist eine nationale Aufgabe und Pflicht. Und wenn man von all dem absieht, Was rein Wirtschaftlich, steuer- und kreditpolitisch ge- -schehen ist, so ist die eigentliche Bedeutung der dies maligen Ernte doch nun die eine große Tatsache, das der Abgrund zwischen Stadtund Land breit und feß überbrückt worden ist durch das Wiedererstehen jenes Ge meinschaftsgefühles, der Verbundenheit im nationaler Geiste. Der diesmaligen Ernte beste Frucht ist die Er kenntnis der in den Städten zusammengepreßten Master von dem, was für Gegenwart und Zukunft unseres Volkes das Wort „Vlutund Boden" bedeutet: ein« Aufgabe und eine Verpflichtung für alle. , * ' Durch dßs Ernte ist die Vrotversorgung des deutsche« Volkes gesichert, und dahinter steht aus dem Uberschuß des vergangenen Wirtschaftsjahres noch eine von der Reichs- regierung geschaffene „nationale Getreide reserve", um selbst für den unwahrscheinlichsten Fall ge rüstet zu sein. Also braucht sich der Konsument nicht z» sorgen, und der Bauer als Erzeuger hat es schon in de, vergangenen sechs Monaten immer wieder praktisch er fahren, daß die Regierung oft und tatkräftig zugriff, Wem ihn der sinkende Getreidepreis um den Lohn der Arber bringen zu wollen schien. Diesen Preis stabil zu halten — und das ist für den Bauer das Wichtigste, nicht aber eir übermäßig hoher Preis, der den Absatz bedroht — war, if und bleibt die Richtschnur für die „Getreidepolitik", derer Leiter jaderVauernführer und Ernährungsministel Darre ist. Rechtzeitig ist noch so manches Unkraut beseitig worden, das den Ertrag der Ernte heimlich oder offen be drohte; wo sich noch etwas zeigt, wird es beseitigt, — s4 z. B. an der Berliner Produktenbörse, die jo von allerwesentlichstem Einfluß auf die Gestaltung der Ge treidepreise in Deutschland ist und wo dunkle Machenschaf ten verhängnisvollster und durchaus eigennütziger Art an der Tagesordnung waren. Das früher so berühmte uni durchaus richtige Wort von dem „Gift bäum" wm übrigens auf diesen Teil der Börse gemünzt. Jetzt ist ih, das Gift zum größten Teil abgezapft, und der Rest wird auch noch daran glauben müssen! Keineswegs wird mm aber die freie Preisgestaltung auf dem „Produktenmarkt" etwa durch Schaffung von Getreide-Mindest preisen beseitigt; das hat die Regierung abgelehnt, und gleichzeitig zerbrach in Amerika der dort tatsächlich ge machte Versuch zur Erzwingung solcher Mindestpreise. Sie würden das Verantwortlichkeitsgefühl lähmen, das der neue Staat von jedem schaffenden und wirtschaftenden Menschen auf dem Lande ebenso wie in der Stadt ver langen muß, jenes Gefühl der Verantwortung für das eigene Handeln, das schwer ist, aber stolz macht und das Haupt höher tragen läßt. * Denn so sehr für alle Welt heute der Begriff „O r - ganisation" eine Selbstverständlichkeit geworden ist, so gefährlich ist er, wenn er nicht eine von innerem und eigenem Wollen getragene Zusammenballung der Einzel kräfte ist, sondern nur deren zwangsweise, rein zahlen mäßige Addierung. Dann erlahmen jene Kräfte, werden stumpf und energielos oder gar widerwillig, und nm den Mißerfolg zu beseitigen, dehnt man die Organisation durch An- und Ausbauten ins schier Unermeßliche aus. Das böse Wort aus unserer Kriegswirtschaft: „W i r o r a a ni- ffechtZNwatt Raming knM. Ausweichende Antwort auf das Schreiben des Oberreichsanwalts. Die linksliberals Stockholmer Zeitung „Dagens Nhheter" bringt eine Unterredung, die ihr Pariser Ver treter mit Rechtsanwalt Branting, dem Sohn des ver storbenen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Bran ting, gehabt hat. Rechtsanwalt Branting, der Sozialdemokrat ist und sich bereits mehrmals durch Verteidigung von Kom munisten und Marxisten u. a. in Finnland herostratischen Ruhm erworben hat, sagte unter anderem: „Es scheint mir sehr beachtenswert, daß die deutschen Behörden, nach dem sie eine Anzahl Personen unnormal lange wegen des Reichstagsbrandes in Haft gehalten haben (!), jetzt im Auslände eine weitere Aufklärung der Sache erstreben. Die Reflektionen hierüber überlasse ich der gleichen Öffentlichkeit, welcher der Obetteichsanwalt seinen Brief übergeben hat. Was die Sache selbst betrifft, so kann natürlich kein privates Mitglied der Juristen kommission die Anfrage von sich aus beantworten (!). Eine Antwort der in Paris arbeitenden Unter suchungskommission dürfte nicht ausbleiben. Ich habe jedoch noch nicht Gelegenheit gehabt, mit den Be treffenden Rücksprache zu nehmen." (Aber die vorangegangenen unbewiesenen Behauptun gen, die zu dem Schreiben des Oberreichsanwaltes Ver anlassung gaben, konnte Herr Branting Wohl auch ohne „Rücksprache" mit den übrigen Kommissionsmitgliedern ausstellen! D, Schriftl.) Reichskanzler Ad. Hilter in Nürnberg. Von Tausenden jubelnd begrüßt. Reichskanzler Ado! s Hitler traf mit dem Kraft- wagen zu einem Besuch in Nürnberg ein. Der Kanzler wurde auf dem Wege von München, kurz hinter Schwabach, von dem Frankenführer Streicher und dem Nürnberger Oberbürgermeister Liebel empfangen und nach Nürnberg geleitet. I« Nürnberg erwartete ihn auch der stellvertretende Partei führer Heß. Im „Deutschen Hof" fanden dann Be sprechungen über die Maßnah menfürdenReichs- parteitag statt. An den Besprechungen nahmen auck der Organisationsleiter des Parteitages, Neichsinspektem Schmeer, der Oberste Leiter der PO., Dr. Ley, der SA.-Obergruppenführer Schneidhuber, der SS.- Gruppenführer Bayern-Süd, Schmauser, und andere teil. Im Kleinen Saal des „Deutschen Hofes" waren die von der Stadtverwaltung angefertigten Modelle des Adolf-Hitler-Platzes mit der vorgesehenen Tribüne und der festlichen Ausschmückung, des Luitpoldhains, des Stadions und der Acppelinwiese ausgestellt. Die Modelle sanden alle den vollen Beifall des Reichskanzlers. Weiterhin sprach Dr. Ley über die Organisation des gewaltigen Aufmarsches der Amtswalter und der NSBO. auf der Zeppelinwiese. Nachdem noch einige Vorträge über die Ausgestaltung der Festhalle im Luitpoldhain usw. gehalten waren, begab sich der Führer in Begleitung des Aufmarschstabes in den Luitpoldhain, wo er an Ort und Stelle sich von dem Fortgang der dortigen Arbeiten über zeugte und eine Reihe von Anordnungen traf. Tausende von Menschen hatten inzwischen von der Anwesenheit des Reichskanzlers Kenntnis bekommen und waren herbcigcströmt, um ihn jubelnd zu begrüßen. Oberbürgermeister Liebel begleitete den Volkskanzler auf seiner Weiterreise bis zur Nürnberger Stadtgrenze. Der stellvertretende Parteileiter, Heß, verließ Nürnberg mit dem Flugzeug. Die ungeheuren Dorbereüungsarhelleii zum lleichsparteilag der ASDAP. Eine zweite Rund funk an spräche des Nürnberger Oberbürgermeisters. Der Nürnberger Oberbürgermeister Willi Liebel hielt seinen zweiten Rundfunkvortrag über die Vorbereitungen zum Rcichsparteitag, der wiederum auf alle deutschen Sender übertragen wurde. Oberbürgermeister Liebel betonte, daß die unter Lei tung des thüringischen Gauinspekteurs Seidel stehenden Vorbereitungen des Quartieramtes nun mehr abgeschlossen sind. Bisher stehen in Nürnberg- Fürth zur Verfügung: Massenquartiere zur Unterbrin gung von insgesamt 164 000 Amtswaltern, und zwar 30 000 Betten in Privatquartieren und 3400 Hotelbetten zur Unterbringung von sonstigen Gästen. Dazu sind an Reserven noch vorhanden 48 000 Massenquartiere und über 7000 Privatbetten. Diese mehr als 250 000 Unterbringungsmöglichkeiten sind aber nicht nur rein zahlenmäßig erfaßt, sondern auch auf ihre Eignung geprüft. Die größeren Massenquartiere sind sämtlich mit Fernsprcchanschlüsscn versehen. Außer dem erhalten sie eigene Sanitäts- und Feuerwachen. Das Stadtgebiet ist in einzelne Abschnitte eingeteilt, in denen die Teilnehmer nach den Gauen räum lich getrennt unlergebracht werden. In jedem Gauab - schnitt ward auch eine behelfsmäßige Gaugeschäfts stelle eingerichtet werden. Diese sichergestellten Unter künfte für über eine Viertelmillion kommen ausschließlich für Amtswalter der PO. und sonstige Gäste in Betracht. SA., SS. und HI. werden in riesigen Zeltstädten auf großen freien Plätzen in und um die Stadt herum unter- gcbracht. Da sie in einer voraussichtlichen Stärke von 200 000 am Parteitag teilnehmen, wird das alte Nürnberg zur Millionenstadt werden. Es ist vollkommenaussichtslos, so betonte der Oberbürgermeister nachdrücklich, während des Partei tages in Nürnberg mit irgendeiner Unterbringungsmög lichkeit für nicht angemeldete Teilnehmer zu rechnen. Sämtliche Hotel- und Privatquartiere sind vom Quartieramt beschlagnahmt. In mehr als 340 Sonderzügen werden die etwa 400 000 Teilnehmer nach Nürnberg be fördert. 1500 Sonderfahrpläne mußten neuaufgestellt Werden. Für die Abstellung der Sonderzüge ist allein eine Gleislänge von 130 Kilometer erforder lich. Sämtliche offenen Verkaufsstellen haben durchgehend von 5 bis 21 Uhr offen. Der Hausier handel wurde bis 24 Uhr ausgedehnt. An Fleisch- und Wurst mengen, die über den Bedarf der Be völkerung hinaus für die Parteitage benötigt werden, sind 180 000 Kilogramm errechnet worden. Die Metzger werden sich mit einem Wochenbcdarf von 500 000 Kilogramm über den regelmäßigen Bedarf hinaus eindecken, der in den Kühlräumen des Schlachthofes ge lagert wird. Durch behördliche Maßnahmen ist dafür Rechnung ge tragen, daß keinerlei Preissteigerung eintritt. Es ist also nicht notwendig, daß sich auswärtige Gäste mit Lebens mitteln für mehrere Tage versehen, da für alle Bedürfnisse gesorgt wird. Die ungeheure Organisationsarbeit stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Dank der auf opfernden Arbeit aller beteiligten Stellen sind die bis herigen Arbeiten reibungslos und zur vollsten Zufrieden heit erledigt worden. Es darf deshalb der Erwartung Ausdruck gegeben werden, so schloß Oberbürgermeister Liebel, daß die noch zu lösenden Ausgaben bewältigt und zur Zufriedenheit gelöst werden, damit diese moderne Völkerwanderung im ganzen gesehen zu einem Musterbeispiel zielbewußter national sozialistischer Organisationskunst wird. steren uns tot!" war nicht ganz unberechtigt, weil das Gefühl der Selb st Verantwortung abstarb und absterben mußte. Solch eine immer erfolglose Überorgani sation zeigt Rußland, das Jdealland des „klassischen Marxismus", wie wenigstens die regierenden Herren im Moskauer Kreml sagen. Da ist jeder Bauer und jeder Ge- treidehalm „organisatorisch erfaßt" und zwar derart, daß jene regierenden Herren allen in Moskau weilenden aus ländischen Journalisten streng verboten haben, diese Stadtzuverlass e«i und draußen auf dem Land etwa ein Bild von den Früchten dieser „Organisation" zu ge winnen. Denn um den industriellen Fünfjahresplan finanziell durchführen M können, mußte SLwietrußland zwecks Bezahlung der Einfuhr auf Mord und Brand Er zeugnisse des eigenen Landes exportieren, darunter Ge treide in riesigen Massen, die immer größer wurden, je mehr die Preise dafür am Weltmarkt sanken. Und die so fabelhaft „organisierten" Bauern, denen m n alles Getreide wegnahm? Die daher nun dort Unkraul wachsen ließen, wo früher reiche Ernten selbstverständlich waren? Ein Achselzucken: „Laßt sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind!" Jedes Reich und jedes Volk aber Wird sich über kurz oder lang selbst vernichten, das seine Bauern hungern oder, wie in jenem „Jdealland des Marxismus", ruhig sterben läßti' Dr. Pr.