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Dresdner Nachrichten : 24.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187305240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-05
- Tag 1873-05-24
-
Monat
1873-05
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.05.1873
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II» »>L »g«.. durcj dl- «ost « K«r. «Nnj-lne Rnmmern > K-r. «ufiagi: »i.aoa »r-mpi. gllr die «tlUig-de «Inzi« - sandl-r Mnnuscrtple «nicht pch dte Mkdrniion nicht verbindlich. Jnserdten-Annabme oui< wärt«: na» V°rl«« in Hamburg, Ber lin, Wie», Leipzig, Basel, Bredlau, ßranlfurt » M. -- kuck. dlo»»a in Berlin, Leipzig, Wie», Hamburg, granksur« a, M.. Mitn- chen. — Vaud» L La. in ^ranlfurt a, M, — Pr. Voixt in Sbemnitz, — I!»- »d»,L»btt». vuliiar ch La« in Pari». Rr^ 141. Achtzehnter Jahrgang. Tageblatt Druck und Sigenthum der Herausgeber-. Ltkpfch tk Reichardt in Dresden. Berantwottl. Redacteur.- Alt INS Ntichardt «nserat, »erden W ulen. Nirade l» angenommen »i« Ab.» Ubr, Sonntag» wt» Mittag« IS Mir. In Meuitobl! grobe Nlosier» «nsse S bi» Abd. s Nbr. Tier Raum einer lin «paltigenPeiilzc >e tobet 1L Pta. iitngciai .l!-.e Zeile!> Eine ibaraime snr da« nachstlägiae sllchn- tien der Inserat« wird nicht gegeben. Aurwiirtige Annon.en» Austrüge vo» »»« niibc- kanntcn Kinne» ». 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Seitdem Thiers das Segel seiner inneren Politik umgcstellt hat, um mittelst leichter republikanischer Brise das Staatsschiff vorwärts zu steuern, cxistirt keine Verbindung zwischen ihm und der Rechten. Der erste größere Sturm, dessen dumpfe Donner in nächster Nähe grollen, kann die Eintagsfliege des Minisieciums Pcrier hinwcgsegen. Was nachher kommt, kann Niemand wissen. Cs kann ebensogut der Staatsstreich, - als der Umsturz sein, jenachdem die Monarchisten oder die Radicalen oben zu liegen kommen. Eines kleinen Erfolges vermag sich Thiers zu rühmen: der Deputirte Märtel, der bei der Präsidentenwahl unter lag, ist wenigstens zum viertenViccpräsidenten gewählt worden. Tic Monarchisten verzichten, nach neueren Meldungen, darauf, wenn sic ThierS gestürzt haben, ihm im Herzog von Aumale einen "Nachfolger zu geben; Thiers soll — nach ihrem Wunsche wenigstens — durch ein Ministerium mit ausführender Gewalt ersetzt werden; der eigen! liche Regent Frankreichs soll die mit souveräner Gewalt ausgestattele Nationalversammlung selbst sei». Deutschland hat bekanntlich das Projekt, eine unmittclbareVer bindung zwischen seinem Gebiete und Italien durch die Dnrchtunncl ung des St. Gotthard herzustellen, nicht blos mit seinen Sympathien sondern auch mit beträchtlichen Gelvmilleln unterstützt. Die Fran . zosen fühlen sich hierdurch nicht wenig genirt; sie befürworten das Projekt, den Simplon zu durchtunneln, welches neben der Mont Cenis-Bahn eine weitere directe Verbindung zwischen Frankreich und Italien Herstellen würde. Eine große Anzahl französischer Deputir ter verlangt namhafte finanzielle Unterstützung der Simplon-Durch- bohrung durch französisches Geld. In der Schiveiz macht diese Simplonfrage ziemliches Aufsehen; in widerlicher Weise schimpfen sich die schweizerischen Freunde und Gegner des Projekts „Fran zosen" und „Preußen". Die Emancipation der Sclaven auf Portorico ruft gleiche Ve strebungen auf Cuba hervor. In mehreren Zuckcrplantagen Cubas weigern sich die Sclaven, weiter zu arbeiten; es ist zu blutigen Auf Iritten gekommen. Die österreichische Presse wimmelt von Artikeln über die Ver sammlung der Deutschböhmen in Teplitz. In der deutschen Partei macht sich nämlich ein Riß bemerllich; die „Alten" betonen den österreichischen Staatsgedanken, hie „Jungen" verlangen Herrschaft der Deutschen über die übrigen Stämme. In Teplitz ist nun den „Jungen" durch die „Alten" gehörig hcimgelvuchtct worden. Ilr. Herbst, Führer der Alten, wies cs als verwerflich zurück, wem; man die Nationalität höher stellen wolle, als die bürgerliche und religiöse Freiheit. Ein solcher Standpunkt führe genau zu den Anschau ungen der Czechen, welche auch auöriescn: Lieber die russische Knute, als die deutsche Freiheit! Or. Herbst betonte, daß, wenn in dem vielstämmigen Oesterreich jedes Volk die Pflege seiner eigenen Natio nalität als das oberste Princip ausstellcn wolle, dem sich bürgerliche Freiheit und religiöse Gleichberechtigung unterzuordnen haben, dann statt eines erträglichen, friedlichen "Ncbeneinanderlebcns der verschie denen Nationalitäten der ewige Völkerkricg die Folge wäre. — Unter „Tagesgeschichte" findet man die Biographie von Placht, des Er finders der Phrase von der höchsten Fructifieirung (Verzinsung) des Baargeldes. Noch vor acht Tagen hatte dieser Hclv des Schwindels und der Reclame sich in Beilagen zu illustrirten Wiener Zeitungen abbilden lassen, wie er hoch zu Rosse über alle Opfer der lieber speculation hinwegsetzt, das Banner mit der Devise: „Eontremine" hochschwingcnd. Wie wenig der sittliche Ernst trotz des Börsenkrachs und Familicnruins bei den Oesterrcichcrn zu Tage kommt, wird man gewahr, wenn man die Leichenrede liest, welche bei dcm Begräbnis; des selbstmörderischen Börsenjobbers Ritter von Boschan auf dem israelitischen Kirchhofe zu Währing der Rabbiner I)r. Jellinek hielt. Er hielt es für schicklich, auf die Devise im Wappen der Familie Boschan zu sprechen zu kommen. Diese lautet: Imbor Kovorat, zu Deutsch: Arbeit ehrt. Ter Rabbiner trieb cs soweit, zu sagen, daß Arbeit und Ehre.zwei kostbare Güter des Lebens seien, die aber trotz ihres hohen Werthes, wenn sie in einem Uebermaßc wirken, Leben und Seele zerstören können. Wenn solche beschönigende Worte am Grabe eines Selbstmörders, der ohne Arbeit reich werden wollte, gesprochen werden dürfen, dann fahre wohl, Hoffnung, daßdieHoch- fluth finanzieller Zerstörungen befruchtend auf die öffentlichen Sitten wirken könne.. Ehe sich der deutsche Reichstag auf die Dergnügungstour nach Bremen und Wilhelmshaven begab, wurde ihm das Budget vor gelegt. Es ist noch nicht dagewesen, daß der Reichstag solange ohne das Budget gelassen wurde. Am 12. März zusammengetretcn, er hält er erst am 19. Mai Kcnntniß von dem Staatshaushalt des Reichs. Die Mißstimmung hierüber muß eine weitverbreitete sein, daß selbst die militärfrommc „National-Zeitung" unwirsch über den Strang schlägt. Sie weist auf die Bedeutung des Etats hin, auf die vielen Mehrforderungcn und die Wichtigkeit der sich an die ein zelnen Ziffern' knüpfenden Fragen. Wie ist das Verhältnis; bei den Wohnungszuschüssen in Höhe von 5,700,000 Thlrn. zwischen den Ossicieren und Post-, Telegraphen- und Zollbeamten? Die großen Forderungen für.das Militär, der Mottcngründungsplan, die 50 Millionen zur Durchführung der Münzrcform, die Zoll- undStcucr- fragcn über Tabak, Eisen, Salz und Boise verlangen gründliche Prüfungen; dazu treten viele andere wichtige Gesetze. Wie will man bis Ende Juni fertig werden? Die europäischen Höfe sind in nicht geringer Verlegenheit darüber, daß der Schah von Persien, der sie besuchen wird, einen Theil seines Harems mit sich führt, nämlich seine drei Lieblings frauen und deren Sklavinnen. Soll in den kaiserlichen Palästen von Petersburg, Berlin, Wien re. der persische Harem ausgeschlagcn werden? Schauderhaft! Soll man die Damen in Hotels ein- logiren? Wie ungastlich! Zur Königin von England will der Schah aus Gründen der Delikatesse seine Weiber nicht mitbringen, aber von den fürstlichen Gemächern seiner kaiserlichen Eollcgen wird er die Holden kaum verscheuchen lassen. LoealcS und Sächsisches. — Dem Assessor beim Gcrichtsamte Chemnitz, Trübenbach, ist der Charakter eines Commissionsraths in der 5. Classe der Hofrang ordnung bcigelegt worden. — Der Bürgermeister Ilr. Koch zu Leipzig hat das Comthur- > kreuz 2. Classe vom Verdienstorden, der außerordentliche Professor der Aegyptologie an der Universität Leipzig Or. xllil. Ebers das Ritterkreuz des Albrechtsordens erhalten. — Der neue Dampfschifffahrplan, so reichhaltig wie ein solcher noch nie existirt hat, macht dem Organisationstalent des Direktors Hönack alle Ehre. Zur schnellen Orientirung sei Folgendes be merkt. Wer die große Tour bis Aussig oderLeitmeritz) fahren will, wird stets an; besten lhun früh 0 Uhr zu reiscn. Indes;, auch um geht'S bis Aussig (Teplitz , dagegen um 10 nicht mehr, sondern bis Herrnskretschcn. Will man ab Schandau oder Herrnskretschcn Tagespartieen auf die Höhen machen, fahre man 6, 7 bis Schan- vau > oder 8 und kann dann noch Abenrs 5 von Herrnskretschcn, um 6 von Schandau noch zurück bis Dresden ^Ankunft 9 Uhr ge langen. (Ebenso ist'S mit dem Besuch der Bastei). Nach Pillnitz ist vie Gelegenheit fast allstündlich geboten. Für das GeschästSpublitum in den Eiborten sei erwähnt: das; Abends 5^ und 7Pz bis Pillnitz, um Ofty bis Pirna und um 9 Uhr Abends nach allenStationcnbis Poyritz gefahren wird — sehr angenehm für den Theaterbesuch. Nach Vlasewitz ist von 3 Uhr bis s/,,8 Abends halbstündlich Gelegenheit. Die Gcschäftss-Hisse zur Stadt gehen vonPoyritz von Vlasewitz-Loschwitz um 6^, 7, 8, 8sz und 10. "Möge der Eifer der Direktion ihr gute Früchte tragen! — Am 27. Oktober d. I. feiert die „Lehr- und Erziehungs anstalt zu Friedrichstadt-Dresden", im Volismund das „Dresdner Freimaurer-Institut" genannt, ihr hundertjähriges Jubiläum. In Viesen hundert Jahren haben 3130 Zöglinge in dieser wohlthätigen "Stiftung unentgeltliche Erhaltung und Erziehung genossen. — In einem großen Restaurant unserer Stadt trug sich in vorvergangener Nacht ein äußerst komischer Vorfall zu, der einige Mädchenherzen zwar in Schrecken setzte, aber ohne jede unangenehme Folge blieb. In der ersten Etage — beiläufig gesagt, nicht hoch von der Straße — liegt dasSchlafzimmer, welches mehrere Restaurations mädchen gemeinsam benützen, und da das geschäftige Tage- und Abendwerk gethan war, hatten sich dieselben in dieses ihr stilles Heiligthum zurückgezogen. Die bekannte und pikante Scene der Zcrline im 2. Act von „Fra Diavolo" fand nun ihre mehrfache Aus führung. vielleicht ohne Gesang, aber jedenfalls nicht ohne Anmujh. Plötzlich verschwindet die heitere Ruhe der Scene und verwandelt sich in eine Sturm- und Trangpcriode. Mit dem entsetzten Ruse: „Ein Mann!" schreckt eines der Zerlinchcn von seinem Bette zurück, denn unter demselben liegt in der That ein bärtiger Mann. Die bestürzten Blicke der Mädchen fragen: „Was willst du, kühner Fremdling, hier?" Und mit dcm Rufe nach dem Hausknecht und allem Möglichen vervollständigen sie, so gut es eben die Angst und Bestürzung zuläßt, die Umhüllung ihrer zitternden Glieder, das ent weihte Heiligthum in wilder Flucht verlassend. Wie nun der ci- »iHmc, geladene Hausknecht an der Schrcckensstälte anlangt, da weht ihm durch das geöffnete Fenster die frische Nachtluft entgegen und bezeichnet den Weg, den der Fremdling genommen. Er war einfach vom ersten Stock hinab auf die Straße gesprungen und mit heiler Haut und ohne Bein- und Armbruch davongclaufen — so muß man wenigstens annehmcn — denn im Zimmer und auf der Straße war er nicht mehr zu sehen. Was der Mann dort wollte, ist uns nicht bekannt geworden; er hat nicht einmal seine Karte zurückgclasscn. — Am HimmelfahrtStage Abends stießen abermals zwei Waggons der Pferdebahn iw Waldpark an einander, und zwar wurde oicsii al ein P-'eed sehr beträchtlich am Halse verletzt. Die Schuld des Unfalls trägt ein Kutscher. Die Verluste, die solchergestalt das Unternehmen treffen, sind sehr empfindlich. Air den; am vorigen Sonntag verunglückten Waggon hat der Perron völlig neu hergestcllt werden müssen. Im Interesse des Publikums möchten wir, ange sichts der bevorstehenden Pfingsttage, Alle dringendst zur Vorsicht mahnen, namentlich auch die Kutscher der Bahn unv die Führer anderen Fuhrwerks. Tie Pferdebahn erweist sich als wahrhaft segensreich für den Verkehr der Stadt mit den Vororten. Während aber Pünktlichkeit und Sicherheit des DampfwagendicnsteS durch völlig abgcsperrte Schienen und Wcgübcrgängc geschützt sind, sind Pferde und Menschen der Bahn viel mehr allen Zufällen unter worfen. Also Vorsicht — Vorsicht! Der Bahn wünschen wir überdies für ihre neuen Wagen recht besonnene, ruhige Kutscher, an denen eine gar große Verantwortung haftet. — Als vorgestern Abend nach 11 Uhr der Personcnzug von Leipzig hier cingctrofsen war und sich auf dcm Bahnhofe eine Menge Publikum auf dem Perron bewegte, hatte man Gelegenheit, mit an- zuschcn, wie durch eine beherzte und anschcinlich nicht nervöse Frau ein fremder Taschendieb von der Polizei scstgenommen und ihm wahrscheinlich ans längere Zeit das Handwerk gelegt wurde. Die! Dame hatte nämlich beim Aussteigen und kurz nach dcm Betreten! des Perrons bemerkt, das; sie von mehreren Herren auffällig ins Ge dränge kam und hierbei Handgriffe in ihrer Klcidtaschc vorgenom men wurden. Sofort griff die Dame nun nach der Kicidtasche und hielt hier eine männliche Hand fest, welche sich mit Gewalt wieder befreite. Die Dame machte aber Lärm, ließ den Dieb, welcher sie als . Opfer ausersehen, nicht aus den Augen, und veranlaßte somit einige anwesende Herren, den Dieb sestzuhaltcn, bis der diensthabende Gcnsd'arm zur Stelle war. Wie man dann hörte, war der Arrestat ein langfingriger Amerikaner, welcher vermuthlich sein Geschäft erst auf der Weltausstellung in Wien mit gutem Erfolg zu eröffnen, refp. zu erweitern beabsichtigte. — Im Anschluß an unsere Mittheilungen in Nr. 138 und 141, die Anlage der neuen Armee-Proviant-Fabrit in Mainz be treffend, können wir noch berichten, daß bei den in Nancy gemachten Versuchen auch eine hiesige Firma interessirt ist, indem der zum Ein dampfen erforderliche Apparat auf Bestellung des Herrn Director Warnecke von der hiesigen Kupserwaaren-Fabrik von Volkmar Hänig u. Co. nach Nancy geliefert und dort ausgestellt wurde und zur größ ten Zufriedenheit arbeitet. — Hier wie in Leipzig haben ein Spanier Namens Castilla und ein Amerikaner Namens Smith oder Major Quilfeldt Versuche gemacht, verschiedene Photographen und Lithographen durch Gcld- versprechungen zur Anfertigung falscher Noten der Bank von Ha vannas; zu verleiten. Auf Leranlafsung des Reichskanzlcramtes sind die gesammten Polizeibehörden aufgefordert worden, auf die ge nannten Personen zu achten und ihre vorläufige Festnahme zu be wirken. — Der begonnene Fremdenverkehr zu Blasewitz meldet bereu erlauchte Namen seiner Frühlingsgästc. Fahnenschmuck und Salut schüsse auf der am Waldpark gelegenen Burgvilla Spiegelthal be kundeten gestern die Ankunft hohen Besuchs daselbst. Der lönigl. preußische General Herr v. Blücher — ein Neffe des großen Helden — ist ans Berlin dort angckommen und hat bei seinen in der Burg villa wohnenden Verwandten Wohnung genommen. Weitere hohe Gäste werden daselbst erwartet. — Man schreibt uns: Ihr geschätzter Correspondent will die Adler auf dem großen Candelabcr in Blasewitz für preußische anschen? Ist der Adler nur ein preußischer Partikularvogel? Er ist auf dem Candelabcr vergoldet und sieht ganz friedlich wie ein gewöhnlicher Piepmatz aus. Auch ist das ganze Zierstück in grün weißen Farben gehalten. Zweifeln Sie also nicht an den patrioti schen Gesinnungen der Blascwitzer! — Aus unserem freundlichen Schandau wird uns die private Mittheilung, daß es trotz des bisjctzigen ungünstigen Wetter» sehr besucht ist, daß überhaupt Heuer ein weit regeresLebcn sich schon ent faltet hat, als im Vorjahr. Eine Anzahl Fremder hat sich durch Villa-Ankäufe in Schandau seßhaft gemacht, und manche Vorkehr ungen sind getroffen worden, die den Verkehr erleichtern und den Aufenthalt angenehmer machen werden. So wird vie Straße nach Hinterhermsdors viel breiter gebaut und dürste nun eine der schön sten werden, die wir inSachsen haben; sic ist überdies ziemlich fertig. Das neulich in „lieber Land und Meer" erschienene Bild von Schandau wird nicht wenig dazu beitragen, den schönen Ort noch bekannter zu machen, als er schon ist, zumal IN. Paul Lindau den Tcrt dazu geschrieben hat. Ilr. Lindau wird auch diesen Sommer einige Monate in Schandau wohnen, wie in; vorigen Sommer, wo er sein „Maria und Magdalena" dort schrieb. In diesen Tagen wird er erwartet. Auch Lord O. de Rüssel ist mit Familie angemel- dct und wird in; Forsthause wohnen. Man verspricht sich in Schan dau für diesen Sommer eine recht angenehme Saison. — Das höchst anmuthig gelegene Schloß in Weißtropp mit seinem herrlichen Parke, auf welchem die Schönburge, Eckersberge, Güntherodc u. A. früher gehaust, und das zuletzt dein Herzog von Parma gehörte, ist, wie verlautet, vor einigen Tagen für den Preis von 250,000 Thalern in den Besitz eines Herrn Keil, Banquier in Leipzig, übergegangen. — Einer Bewohnerin von der Oucrallee ist in einer der ver gangenen Nächte von unbekannter ruchloser Hand der Garten auf die roheste Weise demolirt worden. Der Thäter, der über das Sta ket in den Garten eingcstiegcn, hat das darin befindliche Wasser bassin durch Herausreißen der Zu und Abflußrohre zerstört, das Drahtgitter um dasselbe herausgcrisscn, das Fontainenrohr abge brochen, die im Bassin befindlichen Gold- und Silbersische gestohlen und überdcm verschiedene Blumenbeete in der empörendsten Weise cingctrcten und ihres Schmuckes, durch Abccißcn d<r darin befind lichen Pflanzen, ruinirt. — Ein Gast, welcher in der Donncrstagsnacht Chnrfürstens Hof im Elbgäßchen sehr spät verlassen hat, will unweit von diesem Locale auf der Straße mit 4 unbekannten Männern Streit bekom men haben, in dessen Verlaufe er um seinen Hut und seine Taschen uhr sammt Kette gekommen zu sein behauptet. Einen gleichen Ver lust hat vorgestern Abend ein Gast im Tunnel der Waldschlößchen- braucrei erlitten, indem ihm bei einer dort vorgekominencn Prügelei ebenfalls die Taschenuhr aus der Westentasche herauSgerisscn und nicht wicdererlangt worden ist. — An Stelle der Steintreppe in dcm Hause auf dem Neubau der Strehlener Straße, die so vielen braven Arbeitern das Leben kostete, beabsichtigt der Baumeister eine Treppe von Gußeisen mit Eichenholzvcrlleidung anznbringen. — In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag haben Diebe ein in der Lindengasse gelegenes Gartcnhciuschen erbrochen, die darin befindlichen Marquisen abgcschnittcn und mit fortgcnommcn. — In diesen Tagen hat man in einer Schlucht des Plauen- schcn Grundes den nur mit wenigen Kleidungsstücken versehene» Leichnam eines jungen Menschen aufgcfundcn, der nach dcm Ergeb nis; der gcrichtsärztlichen Untersuchung an Vergiftung gestorben ist. j Fn dem Leichnam wurde dann ein 17jähriger Apathekerlehrlig aus Jlöha bei Chemnitz erkannt, der in einer hiesigen Apotheke seine Lehrzeit besteht, am vorigen Sonntag Mittag in betrunkenem Zu stande nach Hause gekommen, deshalb von seinem Prinzipal zurRsde gesetzt und ausgescholten worden war, in, Lause des Nachmittags aber sich wieder entfernt hatte und seitdem verschwunden war. 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