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ilsdmffer Tageblatt «ou»dr«ffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekarmtmachrmgerr der Bmtshauptmanuschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrat« z« Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Raffe« für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzciaespreis: die8gespalteneN««»zeile20Goldpfeuuig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gsld- pfennig, die S gespaltene Reklamegeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweifungsgebühr 20 Goldpfennig. Bar. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 an»ahme di»vor«.10Uhr > — , u Für die Richtigkeit da ¬ durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag dmeG Alageeingr-oge« werden Mtch oderder AnftraggeberinKonkur» gerät. Anzeigen nehmen alleDermirtlnugastellen entgeH«. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«« Ta,-dl-U' -rsch-iM tL,lich »ach». 5 Uhr fLr dr» La,. »«,ug«Pr-i»: Bri «dhUrm, in h« «.schift-firlle »nd den «u.g-drftellm r M». t» Manat, bri Zust-lln», »nrch »t- Bote» 2,30 Ml,., bri Poftbest-llun, » Miu rniüaltch Abtrag» . _ . g-bühr. Einzelnummern dAHWt'W» Wochenblatt für Wilsdruff ». Umgegend entgegen. I» Falle hbherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betrieb,ftdrnnge» besteht krin Anspruch aus Lieserun, h« zeit-»« oder d«, Bezug,preise,. — Rüchseudnng cixgesaubter «chrtststü-be erfolg nur, u-eu» Porto b-iliegt. Nr, 12S — 85 Jahrgang rel.gr.«dr: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Sonnabend, 5. Juni 1S26 Wissenschaft ist Trumpf. Nein, es macht wirklich kaum noch Spaß, Verbrecher Zu sein. Man wird allzu leicht überführt. Schon das war, vom Standpunkt des Einbrechertums aus gesehen, eine Gemeinheit, daß ein Geldschrank erfunden wurde, der als einbruchssicher gelten kann, weil es viel zu viel Lärm macht, ihn aufzubrechen. Er besteht nämlich im Kern aus Eisenbetonklötzen und stundenlang mühten sich die erfahrensten „Einbrecher" der Berliner Kriminalpolizei vergeblich an der gewMsamen Öffnung des Schrankes ab Und nun gar der arme Berliner Chauffeur, den man gefesselt und halbnakt im Schilf am Ufer der Havel aus fand und der behauptete, von seinen Fahrgästen nieder, geschlagen und beraubt worden zu sein! Tagelang habe er schon dagelegen — da stellte man durch Auspumpen des Magens im Krankenhause fest, daß er ein paar Stun den zuvor — sein Mittagbrot verzehrt hatte. Da kam dann auch bald heraus, daß er nicht ein „Opfer" seiner Hahrgäste, sondern seiner Spielverluste geworden war. Vielleicht ist jetzt seine Leidenschaft durch das Bad in der Havel etwas abgekühlt und seine Heilung wird er Wohl in aller Ruhe hinter schwedischen Gardinen fortsetzen können. Aber schließlich: gegen den Tod ist doch letzten Endes kein Kraut gewachsen. Oeser, der Generaldirektor der Neichsbahngesellschaft, hat schon einmal dicht vor den dunklen Toren gestanden, durch die er jetzt hat hindurch gehen müssen. Damals hat ihn eine große Bluttrans fusion für eine Zeitlang gerettet: das Blut eines Ju gendlichen, das dem Todkranken in die Adern geleitet wurde, hat ihm noch eine kurze Fortsetzung des Lebens gestattet. Gleichgültig, ob politischer Freund oder Geg- ner — beide Teile sind einstimmig der Ansicht, daß hier ein Mann auf der Bahre liegt, der die Erfolge seines Lebens gewaltigen Arbeitskraft verdankt. Trotz geradezu Widerstände von allen Seiten — nicht bloß — hat er doch die entsetzlichen Verhältnisse per sönlicher und wirtschaftlicher Art, wie sie nach dem Kriege bei der Eisenbahn eingerissen waren, mit hartnäckigem Festhalten an dem für richtig Erkannten saniert. Und das war wirklich nicht leicht. Und manchmal, namentlich seit der Umorganisation der Reichsbahn auf Grund des Dawes-Planes, waren die Verhältnisse stärker als er. — Fast gleichzeitig mit ihm ist ein anderer ins Grab ge sunken, der als Minister schon längst vergessen ist, dessen nachministerielle Wirksamkeit aber noch lange nicht ver gessen wird. Es ist der frühere preußische Handelsministei v. Berlepsch. Weitesten Kreisen war er bekannt als Begründer und Vorsitzender der Gesellschaft für Soziale Reform, der übrigens auch noch ein anderer sehr be kannter Minister der Vorkriegszeit angehörte, der „Gras 4m Barn ' Posadowsky nämlich. Trotz seines hohen Alters hatte flch Minister v. Berlepsch immer noch den Ar beiten ferner Gesellschaft gewidmet, die namentlich vor dem Kriege auf unsere Sozialpolitik einen ganz außer ordentlich großen Einfluß hatte. Die Sozialdemokratie hat diese „bürgerlichen" Sozialpolitiker viel angefeindet, der Rechten waren sie viel zu radikal; aber in dieser großen Vereinigung von Politikern, hohen Verwaltungs beamten, Wirtschaftlern, Gewerkschaftsführern und Pro fessoren ist sehr, sehr viel bedeutungsvolle Vorarbeit für die soziale Gesetzgebung geleistet worden. Auch Minister v. Berlepsch hatte noch im hohen Alter schwer mit der Not der Zeit zu kämpfen; nur einmal in der Woche während der schlimmen Zeiten 1922 und 1923 kam Fleisch auf den Tisch dieses ehemaligen Ministers. Jetzt ruht er aus von einem langen, arbeitsreichen Leben. Auch er hat keinen Feind hinterlassen, weil sein Wollen rein war. * Doch noch einmal gesagt: Blut ist ein ganz besonderer Saft, das soll jetzt auch hinsichtlich der — V a t e r s ch a f t benutzt werden. In Wien will nämlich ein Gelehrter fest gestellt haben, daß man die Vaterschaft bzw. Michtvater- schaft hinsichtlich eines Kindes durch Blutreaktion wissen schaftlich beurteilen könne. Das Blut des Kindes weist nämlich die charakteristischen Merkmale des' väterlichen Blutes auf, und ein Vergleich zwischen den beiderseitigen Blutproben ermögliche ein Urteil, ob die Vaterschaft vor- üegt oder nicht. Das hat nun ein Berliner Gericht benutzt und hat in einer Alimentationsklage beschlossen, baß dem verklagten Vater, der Mutter, dem Kind und sinern anderen Mann, dessen Vaterschaft angeblich auch A Frage kam, die Durchführung dieser Blutsprobe aus- Zlegt wird. Je nachdem wie diese nun ausfällt, soll auch Ae Entscheidung fallen. Die Sache ist insofern sensationell, süs ein derartiger Beschluß, vor allem aber eine wissen schaftlich exakte Feststellung durch Blutprobe auf vielen Gebieten des Rechts, die weitestgehenden Folgen zeitigen 'vürde. Erinnert sei z. B. an den Wohl nicht ganz ver gessenen Kwilecki-Prozeß, wobei der Streit um die Vater- ?Kv. Mutterschaft die entscheidende Rolle spielte. Es gibt A nicht wenige Prozesse dieser Art. Auch die — morali- Acn Folgen einer solchen wissenschaftlichen Entdeckung waren nicht zu verachtende. In Wien hat denn auch die qsste Kunde von dieser Entdeckung nicht bloß gewaltiges Mfsehen, sondern auch in manchen Kreisen heftige — Be- ">rgnrs erregt. Aber — Wissenschaft ist Trumpf. Dr. Pr. Die 700-Iahr-Feier in Lübeck. Lübecks Ehrentag. Die offizielle Feier aus Anlaß des 700. Jahrestages der Reichssrciheit Lübecks begann Freitag vormittag im Stadltheater. Es waren u. a. erschienen: Reichs- verkehrsminister Dr. Krohne als Vertreter des Reichs- Präsidenten, des Reichskanzlers und der Reichsregierung, Reichspresseches Ministerialdirektor Dr. Kiep, der Vize- Präsident des Reichstages, Geheimrat Dr. Riester, eine Reihe von Mitgliedern des Reichsrates, Vertreter deut scher und ausländischer Staaten, die Präsidenten der Se nate der Freien Hansestädte Hamburg, Bremen und Danzig. Im Namen des.Senats und der Bürgerschaft Lübecks sprach der Ehrenvorsitzende des Hauptausschusses für di« Jubiläumsfeier, Senator Dr. Vermehren, die begrüßen den Worte. Michsverkehrsmimster Dr. Krohne sprach im Namen der Reichsregierung und führte aus: Zu feltener Feier haben wir uns zusammengefunden, es gilt, die alte Stadt Lübeck am 700. Jahrestage ihrer Reichsfreiheit zu ehren. Durch seine hohe Kultur, durch wirtschaftliche und staatenbildende Leistungen in gleicher Weise ausgezeichnet, hat Lübeck in der deutschen Reichs, geschichte eine weit über seine Grenzen hinausreichend« Mission erfüllt. Gruß und Glückwunsch gelten der Hüterin des Deutschtums an der Ostsee, der Vorkämpferin für di« Wiedergewinnung der Ostseeküste an das deutsche Volks tum, dem sie in der unruhevollen Zeit der Völkerwande rung verlorengegangen war. Bei der innigen Ver knüpfung Lübecks mit dem Deutschen Reich und der deut schen Wirtschaft, in dessen aufsteigeudcr Entwicklung sich der kleine Stadtstaat durch große eigene Werke voraus- schauend seine eigene Verkehrsgrundlage geschaffen hatte, konnte es nicht ausbleiben, daß die schwere Krisis auch das wirtschaftliche Leben von Lübeck erfaßt hat. Und so liegi auch über dieser Feier der Schatten banger Sorge um die > Zukunft unseres Vaterlandes, die Entwickelung unseres j Volkstums. Die 800jährige Geschichte Lübecks, die 700 Jahre der Freie» und Hansestadt mit ihrem Auf und Nieder schwerer, fast vernichtender Kämpfe und der immer wiederholten Befreiung aus eigener Kraft mögen dem deutschen Volke ein Beispiel sein, an dem es sich aufrichtei zur Hoffnung auf eine neue Zukunft. Ein Handschreiben Hindenburgs. Insbesondere gereicht es mir zur hohen Ehre, namens des Herrn Reichspräsidenten nachstehens Handschreiben von ihm an den Senat Lübecks vorlesen zu dürfen: Sehr geehrte Herren! Zur Feier der Erinnerung ar die vor 700 Jahren durch den Hohenstaufenkaiscr Fried rich II. vollzogene Verleihung der Reichssrciheit an dir Stadt Lübeck entbiete ich Ihnen und den Einwohnern dci Stadt meinen Grus; und den Ausdruck meines aufrichtigen Gedenkens. Meine wärmsten Glückwünsche gelten heut« dem Wohl und der weiteren Entwicklung der alten Hanse stadt. Möge sic die Rückschläge der neuesten Zeit kraftvoll nverwtvvcn und einer Zukunft entgegengeyen, würdig ihrer großen Vergangenheit. Möge sie, getreu den Über lieferungen der Väter, ihre Söhne weiterhin erziehen zu treuen Mitarbeitern an Deutschlands Aufstieg und Größe, aez. von Hindenbura. Die Grüße des Reichstages überbrachte Vizepräsident Geheimrat Dr. Nietzer, im Namen des Neichsrats sprach der bayerische Gesandte Dr. von Preger. Nach weiteren das gemeinsame Geschenk dieser Städte an Lübeck, die St. zig, Finnland, Lettland, Estland, Litauen, Dänemark und Schweden sowie des mecklenburgischen Ministerpräsiden ten, Freiherrn von Brandenstein, im Auftrage der angren zenden deutschen Länder hielt Studienrat Dr. Fritz Endres die Festrede. Daraus begab sich die festliche Versammlung in die benachbarte Katharinenkirche, wo mit festlichen Ansprachen der Präsidenten der Senate von Hamburg und Bremen das gemeinsame Geschenk dieser Städte an Lübeck, die St. Jürgengruppe, die Nachbildung eines Meisterwerks des lübeckischen Bildschnitzers Bernt Notke aus dem Jahr« 1490, feierlich enthüllt wurde. Später sand im Ratswein keller ein festliches Mahl statt. vr Dorpmüller Mw OrnnMrektsr aer ffeübrvsbn grwWt. Berlin, 4. Ium. Zum Generaldirektor der Deutschen Reichsbahngesellschaft wurde vom Verwaltungsrat der bisherige stellvertretende Generaldirektor Dr. Dorpmüller gewählt, zum stellvertretenden Generaldirektor der bisherige Direktor der Per sonalabteilung Dr. Weihrauch. Die Bestätigung beim Reichs präsidenten ist nachgejucht. Der französische Senat mit 272 gegen 6 Stimmen sür Locarno. Paris, 4. Juni. Der französische Senat hat heute nach einer letzten Erklärung Briands mit 272 gegen 6 Stimmen sein Einverständnis mit den Verträgen von-Locarno erklärt. Die Franzosen habe» keine Korrespondenz bei Abd-el-Krim gefunden Paris, 4. Juni. Die Kammer hat heute die Aussprache über das Lustsahrtwofen fortgesetzt. Der kommunistische Abge ordnete Henriet brachte bei Schluß der Sitzung eine Interpella tion über die Korrespondenz ein, die im Hauptquartier Abd el Krims gefunden worden ist- Dir französische Presse hatte von dieser erbeuteten Korrespondenz großes Aussehen gemacht und holte angedeutet, daß die Namen der ausländischen Mitarbeiter Abd el Krims der französischen Regierung dadurch verraten wor den seien. Kriegsminister Pcinlevö widersetzte sich dem Inter- pellatwnsantrcg mit dem Bemerken, dasz überhaupt keine Korre spondenz Abd el Krims gefunden wurde. Darauf wurde die Interpellation vertagt. Moscickis Vereidigung. Die Kommunisten machen Lärm. In Gegenwart der Mitglieder der Nationalversamm lung, des Kabinetts und des Diplomatischen Korps wurd« am Freitag im Großen Saal des Warschauer Schlosses die Vereidigung des Staatspräsidenten Moscicki vorge- nommcn. Nachdem der Präsident der Nationalversamm Präsident Moscicki. lung an Moscicki di« Frage gerichtet hatte, ob er willens sei, das Ami zu übernehmen, und Präsident Moscicki be jahend geantwortet hat te, schritt man zur Ver eidigung. Im Anschluß daran erfolgte im Mar morsaal die feierliche Unterzeichnung der Ein- setzungsurkunde. Der Staatspräsident nahm dann die Glückwünsche des Kabinetts und der Vertreter der auswär tigen Mächte entgegen Die Zeremonie dei Vereidigung wurde durch kommunistisch« Zwischenruser gestört Der Staatspräsidew hatte gerade die letzten Worte des Eides ge sprochen, als Rufe er tönten: Wir verlanger Freilassung der volitiicken Gefangenen und Arbeit für du - Arbeitslosen. Diese Störung rief in der Versammlung die den Kommunisten mit Hochrufen auf Polen und Mos cicki antwortete, große Erregung hervor. Allge mein wurde bemerkt, daß die Sozialisten geschlossen dei Feier ferngeblieben sind. Präsident Moscicki wird ebenft wie Marschall Pilsuldski im Schloß Wohnung nehmen. Neuer Sturz des französischen Franke« Paris, 4. Juni. An der heutigen Pariser Börse wurde ein starker Rückgang des Franken verzeichnet. Die Gründe dieses neuerlichen Frankensturzes sind nicht klar zu erkennen. Es hat aber den Anschein, daß das gestrige Expose des Finanzministers Peret einen ungünstigen Eindruck hinterließ, ebenso wie der gestern veröffentlichte Ausweis der Bank von Frankreich. Außer dem Hot die politische Ungewißheit trotz des Vertrauensvotums von vorgestern wieder in stärkerem Maße zugenommen. Dis Trauer um Osser. Wer wird sein Nachfolger? Die Trauerfeier für den verstorbenen Gencraldirektoi der Deutschen Neichsbahngesellschaft Oeser findet in oem Verwaltungsgebäude der Reichsbahngescllschafi am 7. Juni statt. Neben zahlreiche,: anderen Ehrengästen werde,? u. a. sämtliche 31 Eisenbahnpräsidenten Dentsch- lands an der Trauerfeier teilnehmcn. Gleichzeitig mil der Berliner Trauerfcier werden auch sämtliche Eisen- bahndirektionen örtliche Trauerf-eiern veranstalten. Im Tauerhaus sind zahlreiche BciLeidskrmdgebungcn, u. a des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers, ein gegangen. Die Geschäfte des verstorbenen Generaldirektors der Deutschen Reichsbahngesellschaft Oeser werden bis aus weiteres vom stellvertretenden Generaldirektor Dr. Do cd-