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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230525
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-25
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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Die Stimmen, die sich aus Frankreich über den englischen Regierungs wechsel vernehmen lassen, geben wieder ein mal Gelegenheit zu der Feststellung, was für ein gefügiges,, auf jede gewünschte Melodie unbe- dingt eingehendes Instrument die Pariser Presse in der Hand der Regierung ist. Einer Regierung freilich, die ihrerseits weiß, was sie will und die. mächtige Resonnanz, die ihren Absichten von der Presse zur Verfügung gestellt werden kann, nach Gebühr zu schätzen versteht. Gewiß kann es nicht fehlen, daß sich unter den beiläufig drei Dutzend Blättern, die von der Hauptstadt aus täglich ganz Frankreich und nicht wenige Tausende der umwohnenden Menschheit mit geistiger Nahrung versorgen, einzelne Alleingänger befinden, die man als enkauts lerrible« der Pariser Presse familie bezeichnen könnte und deren Äußerun gen man übrigens bei uns nicht selten eine bei weitem übertriebene Bedeutung beimißt. Unter ihnen ist zum Beispiel die Oeuvre des Herrn Gustave T^ry zu nennen, der es von jeher als Besonderheit erwählt hat, bei allen Körperschaf ten, denen er der Reihe nach angehörte — dem Lchrpersonal, den Sozialisten, den Freimaurern — „Krach" zu machen. Um solcher Spezialität treu zu bleiben, bewegte er sich sogar auch im Kriege hart am Rand einer Schreibweise, die Elemenceau mit dem Zuchthaus, wenn nicht gar nnt einigen Bleikugeln zu honorieren pflegte. Man wird es daher nicht allzu hoch einichützen, wenn die Oeuvre dem neuen englischen Premier- Minister ein säuerliches Gesicht zeigt und just die etwas peinliche Erinnerung an die Rede wichruft, in der der damalige britische Schr tz- minister im Unterhaus sein Bedauern darüber auädrückte. daß die Regierungen Frankreichs und Belgiens das dcutsche Angebot nnt übermäßiger thile und ohne vorhergehende Verabredung mit dem Ncrü'.in- cren auf der andern Te te des Ko nals beantwortet hätten. . Diesem vereinzelten Mißton steht jedoch die Einstimmigkeit und Klangfülle gegenüber, mit der sv ziemlich die ganze übrige Pariser Presse Herrn Stanley Baldwins Aufstieg als ein höchst erfreuliches Ereignis begrüßt und das neue Haupt der britischen Regierung als einen zuver lässigen Freund Frankreichs feiert. Obzwar nun Baldwin sowohl nach der allgemeinen Tendenz der heutigen englischen Weltpolitik, als auch nach seiner besonderen Parteistellung gewiß als über zeugter Anhänger des Einvernehmens mit Frankreich anzusprechen ist, so dürfte doch den eifrigen Huldigungen, die ihm an der Seine entgegengebracht werden, weniger der Sinn einer Feststellung als vielmehr einer Wer- bung beizulegen sein. Die von der franzö- fischen Regierung ausgegebene Weisung an die Presse geht offenbar darauf aus, sozusagen auf suggestivem Wege die Trübungen zu zerstreuen, die sich letzthin in den Beziehungen zwischen den beiden führenden Lntentestaaten bemerkbar mach- len. An der Schwelle seiner neuen Amtswal. tung sieht sich Herr Baldwin einem charmant lächelnden Frankreich gegenüber, dem man, so lautet ohne Zweifel der Pariser Kalkül, einiges Entgegenkommen an der Ruhr und am Rhein nicht versagen kann. Während die französische Politik sich in solcher ruptatio dvvevoleotise ergeht, ist sie auf der an- deren Seite — die Kralle in der Samtpfote, ein altes Rezept französischer Diplomatenkunst — im Begriff, durch ein auf die Angelegenheiten des Ruhrrevicrs und wohl auch die Repa- rationsfrage im allgemeinen bezügliches Ab- kommen mit Belgien eine neue Lage zu schaffen, mit der, wie man in Paris glaubt an- nehmen zu können, die ohnehin noch mit mancher- lei drängenden außereuropäischen Problemen be- schäftigte englische Politik zu rechnen haben wird. Ein aufschlußreicher Leitartikel, den der Temps kürzlich den neuen englischen Marine plänen im Stillen Ozean widmete, schloß mit der vielsagenden Bemerkung: „Die Vorbereitungen, die England im Stillen Ozean trifft, wo es doch nur Freunde hat, erinnern uns an die Maßregeln, di« Frankreich am Rhein ergreifen muß, der so oft vom Feind überschritten wurde." Das verrät deutle genug, welche Art von Herrschaftsteilung der franzö sische Imperialismus sich als Grundlage seiner Beziehungen mit Großbritannien vorstellt und ohne Zweifel von dem neuen Leiter der eng- üschen Politik erreichen zu können glaubt. Wenn es für die deutsche Regierung angesichts aller dieser gegen uns gewandten Be mühungen noch eines weiteren Anreizes zu ge steigerter Tätigkeit bedürfte, so müßte er in den abscheulichen Unruhen gefunden werden, die jetzt von lebenswichtigen Punkten des Ruhrgebiets gemeldet werden. Sie zeigen von neuem, welchen bedenklichen Zwischenfällen und feind lichen Tücken — denn auch solche darf man er fahrungsgemäß hinter den kommunistischen Treibereien vermuten — der schwere Kampf an der Ruhr ausgesetzt ist. Ihn auf eine für die Ehre und Wohlfahrt des Reiches erträgliche Weise zu beendigen, muß von den Leitern un- ,! serer Außenpolitik alles aufqeboten wcroen, was irgend in ihrem Können ist. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es dies ist, was heute der weit überwiegende Teil der öffentlichen Mei- ! nung in Deutschland auf das dringlichste ver- langt. Die nächsten Tage schon werden letztgültiq zeigen, ob das Ministerium Cuno gewillt und befähigt ist, «'olcher Forderung nachzukommen. Baldwins Kabinett Horne lehnt ab London, 24. Mai. (Eig. Tel.) Heute im Laufe des Vormittags dürften die letzten noch offenen Po sten im Kabinett Baldwin besetzt werden. Von ent scheidender Bedeutung für die Besetzung wird die Besprechung sein, die die Führer der Chamberlain- Gruppe heute in London abhalten werden. Zwei Posten sind vorläufig von dem Premier für die Cham- berlaingruppe offen gelassen worden; da« Amt de« Schatzkanzlers und des Großsiegelbewahrer», welch letzterer Posten mit der ständigen Vertretung der Ministerpräsidenten im Unterhause verbunden ist. Sir Robert Hör ne hat gestern in einer Rede in Glasgow erklärt, daß er aus innerster Ueberzeu- gung bereit sei, alles nur Mögliche zu tun, um dre Einheit und Kampfbereitschaft der konservativen Par tei wieder herzustellen, daß es ihm aber wegen um- fassender geschäftlicher Verpflichtungen zurzeit leide« nicht möglich sein wird, einen Minister-oste» anzuneymen. Diese Aeußerung, die in über raschender Weise in unterrichteten Kreisen und in einem Teil der Presse noch nicht als endgültige Ab lehnung des Posten des Schatzkanzlers angesehen wird, stellt nun die Frage zur Debatte, wer Groß- siegelbewahrer und wer Schatzkanzler wird. Wenn Horne seine Absage aufrecht erhält, würde der Ministerpräsident wahrscheinlich dahin wirken, daß Austen Chamberlain Schatzkanzler und Wor- thington Evans Minister des Herzogtums Lanca- shire und Sprechminister würde. Stimmt die Lham- berlain-Gruppe diesen Absichten zu, so wird Lord Robert Cecil das Amt eines Großsiegelbewahrer« verbunden mit der Vertretung der englischen Re gierung im Völkerbundsrat übernehmen. Cecil hat, wie zuverlässig verlautet, von Baldwin im voraus ausreichende Vollmachten erhalten für eine aktive englische Völkerbund-Politik. Es steht bereits fest, daß Cecil, falls die Chamberlain-Gruppe das Amt des Grobsiegelbewahrers beanspruchen sollte, auch einen wichtigen Posten im Kabinett, erhalten wird. Die Tatsache, daß er sich gestern entschlossen hat, ein bohes Amt im Kabinett Baldwins anzunehmen, wird heute in der Presse allgemein dahin ausgelegt, daß es ihm gelungen sei, die letzten Widerstände der Unionisten gegen die Verwendung des Völkerbundes als Werkzeug englischer Außenpolitik zu über- winden. Lord Curzon hat sich gestern nicht nur bereit erklärt, das Amt des Außenministeriums weiter zu führen, sondern er hat sich dazu erboten, die gemein schaftliche Versammlung der konservativen Mitglie der des Ober» und Unterhauses, in der Baldwin zum Parteiführer gewählt werden soll, am Montag zu leiten. Dabei wird Lord Curzon in einem außen politischem Erposs mit den hier allgemein als nie derträchtig empfundenen Vorwürfen Lloyd Georges gegen die Außenpolitik des Ka binetts Bonar Law abrcchnen und die außenpoliti- scheu Leistungen Lloyd Georges kritiskb würdigen. Rack der Abstimmung wird der Ministerpräsident die Wahl annehmen und eine wichtige poli- tische Erklärung abgeben. Man erwartet hier allgemein, daß die Partciverhandlunaen am Montag sich zn einer beispiellosen Ovation für Lord Curron gestalten, werden, da durch seine Bereitwilligkeit, unter einem jüngeren Kollegen zu arbeiten und auf den Vrcmierministerposten zu verzichten, die Bildung des stärksten konservativen Kabinetts seit Disraelis Zeiten ermöglicht hat. Moskaus versöhnliche Antwort London, 24. Mai. (Reuter.) Die russische Antwort auf die britische Note, die Krassin gestern Lord Curzon überreicht hat, gibt den meisten britischen Forderungen statt und ist in sehr ver söhnlichem Tone gehalten. Sie drückt die De- reitschaft Rußlands aus, unverzüglich eine Verein- barung zu schließen, durch die britischen Untertanen gestattet wird, außerhalb der Drei-Meilenzone zu fischen, bi» die Streitfrage durch eine international« Konferenz geregelt wird. Ferner erklärt sich die Räteregicrung bereit, für die Gefangennahme der britischen Untertanen und den einen Fall einer Hin- richtung eine Entschädigung zu zahlen. Ebenso sollen die gefangen genommenen Fischer entschädigt werden. Zwei von der britischen Regierung al» be- letdigend empfundenen Noten werden von der Sorv- jxtregierung zurückgeNommen. Gelsenkirchen in -er Han del' Kommunisten Selsenkirchen, 24. Mai. (E i g. Te l.) Die Nacht ist in Gelsenkirchen im allgemeinen ruhig verlaufen. Der Selbstschutz stellte starke Wachen auf, die die Ruhe aufrechterhalten konnten. Indessen zeigte es sich bereits in den Morgenstunden, daß die Aus- schreitungen ihren Fortgang nehmen würden. Es sammelten sich wieder große Menschenmaffen in den Geschäftsstraßen an. Die Kommunisten zeigten sich bald als Herr der Lage. Stoßtrupps zogen durch die Stadt, um überall in den Betrieben die Stillegung zu erzwingen, während von anderen kom munistischen Trupps eine regelrechte Jagd auf di« Mitglieder des. Selbstschutzes ausgeführt wurde. Den größten Teil dieser Selbsti^utzleute gcgäng es sich in Sicherheit zu bringen, doch konnten einige von den Kommunisten fcstgenommen und verschleppt werden. Ihr jetziger Aufenthalt ist unbekannt. Inzwischen haben ide Kommunisten den Sicher heitsdienst selbst übernommen. Zwischen der Stadt verwaltung und den Parteien finden zurzeit Ver handlungen über die Einrichtung eines neuen Ordnungsdienstes statt, worauf dann die kommu nistischen Hundertschaften sich vom Ordnungsdienst zurückziehen würden. Diese Verhandlungen gestalten sich aber sehr schwierig, weil die Kommunisten auf der Bildung eines rein sozialistischen Ordnungsdienstes bestehen, dem kein Bür gerlicher angehören soll. - Die Kommunisten zogen heute, nachdem sie Gel senkirchen ganz in die Hand bekommen hatten, nach dem Stadtteil Hüllen, wo sie ebenfalls die Feuerwehr vertrieben und deren Gebäude besetzten. In Gewerkschaftskreisen glaubt man, daß es möglich sein würde, mit den Kommunisten fertig zu werden, wenn man den durch die rapid anwachsende Teue rung beunruhigten Arbeitern höhere Löhn« gewähren würde. ' i r . . Der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen hat bei dem französischen Befehlshaber dagegen pro testiert, daß französische Soldaten sich an den gestrigen Kämpfen gegen den Ordnungsdienst beteiligt haben. Zwei Feuerwehrleute sollen durch Bajonettstiche von französischen Soldaten schwer verletzt und andere Mitglieder durch Kolbenhiebe verwundet worden sein. Französische Offiziere haben erwiesenermaßen die Kommunisten zum Vorgehen auf das Polizeipräsidium und zum Verbrennen der Akten geradezu ermuntert. Eine ganze Reihe von Augenzeugen bestätigt dies. Vie Opfer Gelsenkirchen, 24. Mai. (Eig. Tel.) In der ver gangenen Nacht sind noch eine ganze Anzahl von Verwundeten in die Krankenhäuser eingcliefert wor- den. Einige wurden nach Anlegung eines Naiver- bandes entlassen. Ein Schwerverletzter ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Die blutigen Opfer des gestrigen Tages belaufen sich auf insgesamt 8 Tote und 62 Verwundete. Bemerkenswert! ist, daß der größte Teil der Toten polnische Namen ttiigt. * Es zeigt sich immer deutlicher, daß die Bewe- gung, die ihren Ausgang von Lohndifferenzen ge nommen hat und gleichzeitig eine Herabsetzung der Lebensmittelpreise durch Kontrollausschüffe erzwin gen wollte, den Führern der Kommu- nisten über den Kopf gewachsen ist, denn an die organisierten kommunistischen Hundertschaf, ten hat sich eine große Zahl lichtscheuen Ge- sindcls angcschloffen, das die Gelegenheit für ge- kommen erachtet, um die allgemeinen Wirren zu Plünderungen auezunutzen. Andrerseits haben in die Bewegung auch die Unionisten eingcgriffen, die im Ruhrgebiet syndikalistischen Tendenzen hul digen und dir, um die Lage für ihre Zwecke aus- -unutzen, im wesentlichen andere Parolen ausgebcn als die Kommunisten. Die organisierten Kommu nisten sehen durch dieses Treiben bei der ruhigen Arbeiterschaft ihre ganze Aktion immer mehr in Mißkredit geraten. Vie Lage in Dortmund Dortmund, 24. Mai. (Eig. Tel.) Während in Dortmund selbst gestern im wesentlichen Ruhe herrschte, ist es abends in dem naheliegenden Lütt- gen dortmund zu Zusammenstößen gekommen. Die Polizei des Ortes, die etwa 20 Mann stark ist, wurde von einer fünftausendköpfigen Menge mit Waffen angegriffen und in der Wache umzinzelt. Hierbei kam es zu einer Schießerei, bei der es mehrere Tote und Verwundete gab. Abend« gegen 7 Uhr trafen Landjäger zur Verstär kung der Polizeimannschaft ein, denen es gelSng, di« Ruhe wieder herzustellcn. Zu einem weiteren Kampf kam es auf der Zeche Scharnhorst, auf der gegenwärtig noch gearoei- tet wird. Eine kommunistische Hundertschaft griff da« Polizcikommando, das zum Schutze der Zeche herbeigeeilt war, an. Bei dem Feuergefecht wurden zwei der Angreifer verwundet. Gestern hatte im Reinoldushof die Belegschaft der Firma Hoesch eine Versammlung einberufen, die sich für Fortsetzung des Streiks aussprach. Den Streikenden wurde Mitteilung gemacht über die Vorgänge in der Umgebung und darauf hingewiesen, daß in Gelsen kirchen starke Herabsetzungen der Lebensmittelpr-is« durchgesetzt seien. Die Zahl der Verletz re» in den Dortmunder Krankenhäusern beläuft sich jetzt auf 38, darunter sind 28 Schwerverletzte. Line teilweise Ausdehnung der Streikbewegung macht sich im Bochumer Bezirk geltend, wo gestern die Zeche Präsi dent I und II, ferner Bruchsstraße und Heinrich Gustav in den Ausstand getreten sind. Man befürch tet, daß heute auch auf dem Bochumer Verein der Streik ausbricht. Neue RuhrplSne Pari«, 24. Mai. (Eig. Tel.) Ucber die für nächsten Sonntag geplante Zusammenkunft zwischen den belgischen Ministern und PoincarL, teilt der Matin mit, daß die Belgier einen vollkommen ausgearbeitetcn Plan mitbringen würden. Ebenso seien auch von der französischen Regierung durch Zusammenarbeit des Quai d'Orsay und der Reparationskommission eine Anzahl von präzisen Einzelheiten fertiggestellt worden, obwohl darüber offiziell noch nicht gesprochen werde. Der Petit Parisien teilt mit, daß nach offiziösen Informationen auf der Konferenz Maßnahmen be sprochen werden würden, die darauf ausgehen, den Widerstand des Deutschen Reiches zu brechen, sowie die Organisation des Abtransportes der Brennstoffe zu verbessern. Schließlich werde man sich auch damit befassen, die Sabotageakt« zu unter drücken. Weiter stellt der Petit Parisien ausdrücklich fest, daß die Zusammenkunft auf Vorschlag der belgi- schen Regierung stattfindet. Obwohl das Einverständ- n.s zwischen Paris und Brüssel über die allgemeinen Prinizpien bereits verwirklicht sei, scheint es, daß hinsichtlich der Einzelheiten des französisch-belgischen Programms noch große Meinungsverschiedenheiten beständen. England soll sich an der Nuhraktlon beteiligen Pari«, 24. Mai. (Eig. Tel.) In hiesigen poli- tischen Kreisen verlautet, Belaien habe einen sehr starken Druck auf dir französische Regierung nusge- übt, um durchzufetzrn, daß bei der bevorstehenden Zusammenkunft PoincarL» mit Theuni« und Iaspar dtt Schaffung eine» gemeinsame,» Reparationsplane« und die Wiederaufnahme des Melnunqswustausche» mit England besprochen werd«. Allem Anschein nach haben di« Belgier gedroht, sich auf eigene Faust mit England und Italien Über rin Einheitrprogramm zu verständigen, fall« PoincarL di« am IS. April i leschloffene Ausarbeitung eines gemeinsamen franzö- isch-belgischen Planes noch länger verschleppen ollte. . „ Schon die Tatsache, daß die belgischen Minister aufs neue nach Paris kommen, beweist zur Genüge das Bestehen einer belgischen Initiative. Während der letzten Zusammenkunft PoincarLs mit Theunis und Iaspar, die gleichfalls in Paris stattfand, war beschlossen worden, daß PoincarS Ende April ude-- Anfang Mai nach Brüssel reisen wird, damit dort über das mittlerweile von Barthou und Delacroix ausgearbeitete gemeinsame Programm ein endgül tiger Beschluß gefaßt werden konnte. Die franzö- fische Regierung hat dann aber auf die Besprechungen mit Delacroix gänzlich verzichtet und von der Brüs seler Reise Poincarss war nicht mehr die Rede. Zn französischen politischen Kreisen erwartet man den AuSgang de- bevorstehenden Meinungs austausches zwischen Potncarä und den belgischen Ministern mit großer Spannung Man ist davon überzeugt, daß die Verhandlungen über das ge- meinsame Programm sehr schwierig sein werden, da zwischen Frankreich und Belgien tiefgehende Meinungsverschiedenheiten über die endgültige Regelung bestehen. Man nimmt indessen an, daß die Belgier mit großem Nachdruck auf Wtederherstelluna der interallterten Einheitsfront bestehen werden. Die Pariser Blätter versichern, Frankreich und Belgien seien nach wie vor darüber einig, daß da» Ruhrgebiet nur staffelweise nach Maßgabe der effektiven Zahlungen Deutschlands geräumt werden könne und daß vor dem Beginn von Verhandlungen mit der deutschen Regierung der passive Wider stand aufhören müsse. * Am Donnerstag vormittag wurde der Bahnhof Essen-West und Mülheim-Hetdsen von den Franzosen besetzt.- Die Eisenbahner, die die Arbeit niederlegten^ wurden von den Franzosen autg«fordert, binnen 24 Stunden den Dienst wieder aufzunehmen, witnigenfall» sie ausqeunesen werden wurden, t
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