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Diese« Platt rrichemt täglich Aden»« und t- durch alle Post. aaSalten dr»3n- «ad Aurlandc« zu Dresdner Journal. beließen. Prell s-, da« Vierteljahr IV, Thlr. Znsrrtlvalgrdüh- ren für den Kaum «rnrr gespalrrue» LeUr » Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für das Abends erscheinende Blatt werden bi- 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Englands Politik Deutschland gegenüber (Schluß). — Tagesgeschich tr: Dresden: Deutsche Anwaltsversammlung. Berlin. Köln. Frankfurt. Wien. Parma und Modena. Paris. Bucharest. — Wissenschaftund Kunst: Hoftheater: „DerBarbiervonSrvilla".— Feuilleton. — Eingesendetrs. — Geschäftskalender. — Ortskalender. — Angekommene Reisende. Englands Politik Deutschland gegenüber. (Schluß.) Daß unter solchen Umstanden die Erhebung Deutschlands für England ein mehr als fatales Ereigniß sein mußte, liegt auf der Hand. Seit länger als einem Jahrhundert ist Deutschland der Hauptmarkt für die engliche Industrie gewesen; das in 39 Fetzen zer rissene Deutschland ward unter der Aegide der deutschen Uneinigkeit, der Derkehrheiten seiner Staatsökonomie und der Jämmerlichkeit seiner Handespolitik von England förmlich ausgebeutet; auf derErniedrigung Deutschlands beruht zum großen Theile sein bedeutendes Uebergewicht. Und England sollte ruhig zusehen, wenn das Rad des Völkergeschickes sich so zu drehen droht, daß England nach unten, Deutschland nach oben kommt? Können wir Dies erwarten? Nimmermehr! Es wird vielmehr Alles aufbieten, diese Wendung der Dinge zu vermeiden, oder wenigstens möglichst weit hinauszuschieben; es handelt sich für England um Sein oder Nichtsein, und täuschen wir uns daher nicht, sobald Deutschland ernstliche Anstalten macht, sich der bisherigen Abhängigkeit zu entziehen, wird es mit England einen Kampf auf Leben und Tod zu bestehen haben. Gegenwärtig nun ist die deutsche Revolution, wenn wir die neueste politisch-sociale Bewegung so nennen wollen, in eine Phase eingetreten, die sehr befürchten läßt, es werde die ganze Bewegung wie „der freie deutsche Rhein" im Sande verlaufen, wenigstens daß eS bezüglich der deutschen Einheit, Einigkeit und Macht beim Alten bleiben werde. Für England könnte Nichts erwünschter sein, als ein solcher Ausgang unserer Revolution ; uns würde derselbe für immer an den Schandpfahl der Geschichte stellen, und doch sehen wir die gesammte Diplomatie der alten deutschen, besonders preußischen Schule eifrig beschäftigt, in Verbindung mit England, Rußland, Dänemark und den deutschen Philistern dem deutschen Volke dieses imvertilgbare Schandmal aufzudrücken. Muß das Verfahren dieser mit dem Fluche der Geschichte belasteten Federhelden nicht jedes echte deutsche Herz empören? Soll das Volk, soll die deutsche National versammlung ruhig zusehen, wie der deutschen Nation die Früchte ihrer Erhebung hinterlistig entzogen werden? Nein! tausendmal «ein! da- wollen und daS werden wir nicht. England zeigt sich jetzt außerordentlich besorgt wegen Erhaltung des allgemeinen Friedens und tritt deshalb da, wo er bis jetzt gestört ist, in Schleswig-Holstein und in Italien, als Vermittler auf; au- den Bedingungen aber, auf welche hin eS den Frieden vermitteln will, und auS der Art, wie es diese Vermittelung nicht bei dec ReichS- centralgewalt, sondern bei der preußischen Kamarilla betreibt, geht unzweideutig hervor, daß es weder ein einiges noch ein starkes Deutschland haben mag; es sucht Deutschland vielmehr zu schwächen, denn während hier von einer Aufhebung des SundzolleS, einer Rückerstattung deS geraubten Gutes und der Tragung sämmtlicher Kriegskosten durch Dänemark gar keine Rede ist, und man sogar von einer Theilung der Herzogthümer zu Gunsten Dänemark- zu sprechen wagt; verlangt man von Oesterreich, daß es seine italienischen Provinzen ganz frei geben solle. Wenn auch Deutschland vor der Hand noch nicht in der Lage ist, dergleichen Aumuthungen mit Energie kurz abzuweisen, so ist doch John Bull glücklicher Weise noch viel weniger im Stande, seine Vorschläge im kategorischen Imperativ auszusprechen und deshalb wird Deutschland sich billig noch etwas bedenken, ehe es darauf eingeht. Es bedarf wirklich keines diplomatischen Scharfsinns, sondern nur einigen gesunden Menschenverstandes, einiger GeschichtSkenntniß und eine-Blicke- auf die Karte von Europa, um die Motive England- herauszufinden, welche es jetzt veranlassen, den Friedensstifter abzugeben, während es doch sonst sich sehr geschäftig zeigte, die Vortheile zu benutzen, die aus einem Kampfe fremder Nationalitäten für seinen Handel hervor gehen. Eine Entscheidung der deutschen Angelegenheiten durch da- Schwert würde für die deutsche Nation weit vortheilhafter ausfalle«, als eine solche durch die Diplomatie der alten Schule; es würbe ein sehr wesentlicher Schritt zur Einigung und Kräftigung Deutschlands geschehen, wenn auch nur eine so unbedeutende Kraftäußerung wie der Krieg gegen Dänemark von entscheidendem Erfolge wäre. England weiß aber sehr wohl, daß, wenn die deutsche Nation den ihr gebührenden Platz im Rathe der Völker einnimmt, es dann von seiner künstlich aufgebauten Höhe herabsteigen muß; Dies uw jeden Preis zu verhindern, ist eins seiner Motive ; das Zweite sind die Gefahren, in denen sich England bezüglich eines Bürgerkrieges befindet, Irland und die Chartisten würden vermuthlich nicht lange anstehen, da- Beispiel der deutschen Nation nachzuahmen und ihr gutes, hartnäckig vorenthaltenes Recht mit Gewalt nehmen. ES ist ein in Deutschland weit verbreitetes Vorurthell, da- die englische Politik den Frieden im Interesse der Freiheit zu erhalten suche, weil England selbst sehr freie Institutionen habe und nur unter der Aegide der Freiheit der Handel blühen könne. Aber eben deshalb, weil da- letztere der Fall und da- letzte Motiv der englischen Politik nicht die Freiheit um ihrer selbst willen, sondern de- Gedeihen- de- englischen Handel- wegen ist, ebendeshalb will man die Freiheit nur für Altengland, durchaus aber nicht für die übrige Welt. Die auswärtige Politik England-, wie großartig sie auch in ex tensiver Beziehung sein mag, ist principiell doch nm eine sehr kleinliche und egoistische, da-leitende Princip derselben war stet- Altenglanb- materieller Vortheil und je nachdem dieser e- verlangte, hat England abwechselnd den Despotismus, den Liberalismus und selbst den revolutionärsten Radikalismus unterstützt, aber niemals mehr, alt es in seinem augenblicklichen Interesse war. Zum Beweise Dessen dient Englands politische- Verhalten in Portugal (Don Miguel), in Spanien (Don Carlos), in der Türkei und Aegypten (Mehemed Ali), seine Politik gegenüber Frankreich, die ihm gestattet, erst mit LouiS