Volltext Seite (XML)
ZchönburM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 255. —— und üldmburger Anzeiger. Amtsblatt sm den LMrath ja AMmdurg. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Max Lisbezeit; in Penig bei Herrn Kaufmann Nob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburz bei Herrn Tuchhalter Fauth; in Lunzenau bei Hrn. Buchhdlr. E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. —— Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenharn, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Nrederhain, Langenleuba-Oberharn, Niederwiera, Obergräfenharn, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 6. August 18V. 1887. Witterungsaussichten für den 6. Augnst: Vorwiegend heiteres und trockenes Wetter mit schwachen nordöstlichen Winden und zunehmender Erwärmung. Barometerstand am 5. August, nachmittags 3 Uhr: 768 mm. "Waldenburg, 5. August 1887. j Die Kaiserbegegnung in Gastein, der strahlende ; Stern in den sonst wenig erfreulichen politischen Wir- s rungen, wird morgen Sonnabend stattfinden, in ge- . wohnter, schlichter Weise, ohne vielen Prunk und Glanz. - Es ist der selbstverständliche Besuch eines guten Freun des bei seinem Freunde, der besagen soll, daß die bei den Personen, welche sich da treffen, die alten sind in fester Treue und Freundschaft. Die Kaiserbegrüßung von Gastein ist etwas Selbstverständliches geworden, i Dieses Selbstverständliche kennzeichnet aber der Welt j erst recht ihren wahren Werth und beweist, daß das ' Zweikaiserbündniß von Jahr zu Jahr an Kraft und ' Tiefe gewinnt. Der Freundschaft der Fürsten ist ' längst die der Völker gefolgt, auch die letzteren wissen, worauf es ankommt, was das feste Zusammenstehen i von Deutschland und Oesterreich besagen will. Nur die Czechen stehen abseits und machen aus ihrer Abneigung gegen Deutschland und ihrer Vorliebe für Rußland kein Hehl. Die Palme bei diesem Trei ben gebührt unstreitig der czechisch-klerikalen Partei, ' deren Organ „Hlas" jüngst unter dem Titel „Unsere slavische Pflicht" ein Geständniß abgelegt hat, das „niedriger gehängt" zu werden verdient. Das genannte Organ sieht stürmische Zeiten herannahen, in welchen „ein riesiger Kampf zwischen Deutschland und Rußland entbrennen wird, von dessen Ausgang das Schicksal eines ganzen Welttheils abhängen kann. In einer solchen Zeit müsse man die Frage aufwerfeu: Sollen wir Czechen unseren slavischen Standpunkt den Rück sichten gegen die österreichische Regierung opfern? Dies müsse mit einem entschiedenen Nein beantwortet werden." Nachdem das ehrenwerthe Organ über die innere Politik Oesterreichs einige Bemerkungen gemacht hat, fährt es dann fort: „Der große Kampf zwischen Deutschland und Ruß land ist hundertmal wichtiger, als alle häuslichen An gelegenheiten. Unser allergrößter Feind, welcher uns das Messer an die Kehle setzt, ist das geeinigte Deutschland. Dieses geeinigte Deutschland steht vor einem Kriege mit Rußland und Frankreich. Was ist daher natür licher, als daß wir alle unsere Sympathien Denjenigen zuwenden, welche gegen Deutschland kämpfen werden, und daß unser innigster Wunsch darin gipfeln muß, daß Deutschland eine Niederlage bereitet werde? Diese Niederlage bedeutet für uns Slaven wie für Oesterreich die Rettung. Wir Czechen sind selbst zu schwach, als s daß wir uns eines Feindes erwehren, welcher uns ge wiß die Kehle zuschnüren würde, und weil wir besor gen, daß auch Oesterreich im entscheidenden Augenblick nicht genug Kraft haben wird, Deutschland zu über zeugen, welches schon jetzt als „Freund" das gesunde Mark unseres Staates aufsaugt, müssen wir wünschen und mit ganzem Herzen verlangen, daß das Slaven- thum mit seinem Siege über Deutschland uns von unserem ärgsten Feinde befreie und damit auch Oesterreich schütze. Damit bringen die Slaven ihren nationalen Standpunkt mit dem österreichischen in Einklang. Unsere erste Sorge und unser Streben wird daher sein, dahin zu wirken, daß Oesterreich in einem Kampfe zwischen Deutschland und Rußland strengste Neutralität beobachte. Unsere Vertreter in der Dele gation in Verbindung mit den anderen Slaven dür fen keinerlei Mittel bewilligen, welche eventuell zu einer kriegerischem Action gegen Rußland benutzt wer den könnten. Uner Einfluß auf die auswärtige Po litik wird gewichtig sein, wenn wir uns offen zur slavischen Pflicht bekennen." Es ist wohl überflüssig, diesem czechischen Herzens erguß noch etwas Weiteres hinzuzufügen. Wir repro- duziren denselben nur, um einmal wieder zu zeigen, wie diejenige Partei, auf welche sich das Kabinet Taaffe stützt, über Deutschland denkt. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Aus Gastein liegt etwas Neues von Belang nicht vor. Der Kaiser nimmt Morgens regelmäßig seine Moorbäder und macht darauf einen Spaziergang. Die Ausfahrten sind meist auf den Nachmittag ver legt. Für die Ankunft des Kaisers Franz Joseph wird der Ort bereits festlich geschmückt. Nach noch mals abgeänderter Bestimmung erfolgt die Ankunft des Kaisers am Sonnabend Nachmittag 2 Uhr. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, der „Kreuzztg." zufolge, wahrscheinlich erst Anfangs der kommenden Woche von Varzin in Berlin eintreffen und dann nach kurzem Aufenthalte nach Kissingen Wei terreisen. Geheimrath von Rottenburg, welcher den Fürsten begleiten soll, ist ebenfalls noch nicht in Ber lin angekommen. Der Warschauer Kurier meldet: Die vor zwei Monaten erlassene Verfügung über Entfernung der Ausländer aus Rußland soll aufgehoben sein. Wenn sich die Meldung bestätigte, so wäre sie aller dings von sehr hohem Werthe, denn die durch die erwähnte Verfügung Betroffenen sind durchgehends Deutsche. Für die Reise Kaiser Wilhelms zu den großen Herbstübungen im September sind bereits definitive Bestimmungen getroffen. Darnach trifft der Kaiser am 6. September in Königsberg ein, woselbst er einige Wochen verbleibt und sich dann über Danzig, Cöslin nach Stettin begiebt. Bei Königsberg und Stettin" finden Manöver statt. Die Rückkehr nach Berlin er folgt Sonnabend den 17. September. Wie aus der mit dem 1. October zur Einführung kommenden neuen Militär - Eisenbahyordnung ersichtlich ist, ist der künftige Militär-Tarif für die Mannschaften vom Feldwebel abwärts nicht so günstig, wie der frühere Tarif. Nicht allein, daß der Beför derungssatz von 1'/, Pf. auf 1'/rPf. pro Mann und Kilometer gestiegen ist, so werden auch nur noch Mi- litärbillets bei Urlaubsreisen auf Vorzeigen des Uv- laubspasses von den Eisenbahn-Behörden verabfolgt, während seither jeder in Uniform befindlicher Soldat zum Bezüge von Militärbillets berechtigt war. Den Personen, welche bei Urlaubsreisen gegen Vorzeigung des Militärpaffes Militärbillets beanspruchen können, sind durch den neuen Tarif die Büchsenmacher, Waffen meister und Regimentssattler, die Stuvirenden der militärärztlichen Bildungsanstalt und die Schiffsjungen hinzugekommen. Auf jedes Militärbillet wird ein Gepäckfreigewicht von 25 Kilo gewährt. Für das Mehrgewicht ist die Gepäckfracht des allgemeinen Ver kehrs zu entrichten. Der Herzog von Nassau soll nicht Großherzog von Luxemburg werden, wenn der König der Nie derlande mit Tode abgeht, so haben es die Franzosen bereits beschlossen. Da sie nicht selbst das Land an- nectiren können, so wollen sie es ihren Nachbarn, den Belgiern, überlassen. „Die Candidatur Nassau," schreibt der „Etoile Beige", „wird auf allgemeinen Widerstand stoßen." Motivirt wird dieses Verlangen, Luxemburg an ein anderes Land als Deutschland an geschlossen zu sehen, damit, daß man französischerseits geltend macht, das Großherzogthum sei ein durch und durch „französisches" Land. Diese Behauptung ist gradezu unsinnig; die Statistik lehrt uns, daß die Be völkerung Luxemburgs fast durchweg deutschen Stam mes sei. Unter den reichlich 213,000 Einwohnern, welche die Volkszählung vom 1. December verzeichnete, gab es nur etwa 3—4000, die sich der französischen Sprache als Umgangssprache bedienten. Außerdem zeigt doch wohl die von ihm selbst gewünschte Einver leibung in den Deutschen Zollverein, die im Jahre 1866 noch sogar erneuert wurde, daß die vitalen In teressen Luxemburgs nach Deutschland gravitiren. Mit der interessanten Ankündigung eines angeblich in naher Aussicht stehenden neuen Wuchergesetzes schloß der Berliner Universitätsprofessor Schmöller seine Sommer-Vorlesung. Nach dem genannten Na tionalökonomen wäre dieses Ergänzungsgesetz bestimmt, den berufsmäßigen Creditverkehr zwischen Gelddarleiher und Landwirth zu treffen, um hier die Ausartung in Wucher zu hintertreiben. Als Mittel solle ein stren ges Concessionssystem und beständige polizeiliche Beauf sichtigung dienen. Der solide Geschäftscredit bleibe aber auch durch das neue Gesetz unbehelligt. Die Schließung der Fabrik der Gebrüder Weiß bach in Embermenil bei Lüneville durch die französi sche Regierung erregt in Berlin große Entrüstung. Einzelne Preßstimmen fordern die deutsche Regier.ung auf zu interveniren. Die preußische Regierung hat die Wiedereröff nung des Kapuzinerklosters in Münster in West falen gestattet. Aus Schleswig wird gemeldet: Der Sohn des Hofbesitzers Kauffmann in Blaus im Sundewitt, Christian Kauffmann, hat den Befehl erhalten, das preußische Staatsgebiet sofort zu verlassen. Der Ausgewiesene, welcher 33 Jahre alt ist, wurde 1869 dänischer Unterthan. In Gravenstein wurde ein dort seit mehreren Monaten ansässiger Homöopath, welcher schweizerischer Unterthan ist, mit einer Frist von vier zehn Tagen ausgewiesen. Die Armirung der Forts von Bukarest mit Panzerthürmen ist, wie schon gemeldet, der deutschen Firma Grüson übertragen. Ferner sind die Schienen lieferungen für die Gürtelbahn, welche alle Forts un tereinander verbinden soll, dem Bochumer Verein in Westfalen übergeben. An den Befestigungen wird so eifrig gearbeitet, daß ihre Fertigstellung binnen vier Jahren erwartet wird. Die vom Kriegsministerium in Berlin ausgeworfene Prämie von 5000 Mark für den besten Vorschlag zur Umänderung der Patronentaschen bisherigen Mo dells in vordere Patronentaschen für Mannschaften Ll/87 hat nicht zuerkannt werden können, weil keiner der eingegangenen Vorschläge den Anforderungen völlig entsprach. Indessen sind drei Vorschläge, welche in sich nahezu übereinstimmen, den Anforderungen am nächsten gekommen und ist in Folge dessen der obige Betrag unter die Einsender dieser Vorschläge: Theodor Stumpe in Frankfurt a. O., H. Harbs in Hamburg, C. Kuppe in Breslau gleichmäßig vertheilt worden. Der württembergische Landtag soll für den 13. September zu einer kurzen Session (über die Ein führung der Branntweinsteuer in Württemberg) einbe rufen werden. Der Staatsanzeiger veröffentlicht die