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Nummer 182—36. Iahrg Vrrlogsort Dc««d«n. »»»«IgrnpKll«: di« Ispaliig« 11 mm breit« Zeil« <> Ps«.; Illi gamlllrnaiiirtgen 0 Psg glli Pla^wllnjche tSiuu» w>, k«I»« »«währ leist«». L,sch«I»t 0 «al «ichrnilich. «»aaillch«, vejugeprei, durch Lrlger «Inlchl « Psg »»«. « Psg. Trlgerloh» 1.70; durch di« Post 1.7V «inlchliestllch Postllberroeiluiigsgebllhr, ruzilglich bb Psg. Post-Bestellgeld. «iirzel-Nr. 10 Psg., 8-nnabei». ». g-stia-s-Nr. 10 Psg. Abbestellungen milssen spillesten, «In« Wach« aa, «blaut de« kezugezeli schrlsillch beim Verlag «Ingegangen sei». Unser« rrilg«, dllrs«a k«>n« «bbepellunge» «nigegrnaehme». SachsWe volkssettuns -chrislleitung: vr«»d«»>«„ Polierst«. 17, Fernrirs 10711 ».11011 Prschllstistell«, Druck und v«rlag: »«nnanla Buchdrucker«! ». Verlag LH. «. G. Winkel, Polierstrast, 17, Fernrus 11011, Postsch««: N«. 1010, Bank: Stadtbanl Dr««de» ßlr. «707 Mittwoch, 14. Juli 1»»7 2m Sall« oon HSHere« Gewalt, verbot, «inlretend«, Velrled» stbrungen hat d«r Beziehe« »de, Werbunglreibend« tvn« «nsprüchr, sall, di« Zeitung in beschrtinllem Umsang«, »««- spblet oder nicht erscheint. Grsüllungioktiftv«««»«» Bolschewistische dliilmieile ohne Ende Neuer Maffenprozeß im Kernen Osten 61 Angeklagte von einem Sondergericht des Obersten RilitärgerichlshofeS zum Tode verurteilt Moskau, 11. Juli. Wie die soeben in Moskau elngetroffene Chabarowsker Zeitung „TIchookeanskaja Swjesda" vom 4. Juli berichtet, sand in der Stadt Swobodnoje sim sowjctrussischen Fernost- gebiet) vor einem Sondergerlcht des Ober st en Milt, tärgerichtshofeo der Sowsetunion ein neuer sensatio neller Hochverratsprozetz statt, aus dem nicht weniger als 81 Angeklagte zum Tode verurteilt wor den sind. Die Verurteilten, die wiederum sämtlich Angestellte der Eisenbahnlinien des Fernen Ostens sind, hätten systematisch Spionagetätigkcit betrieben, gegen die Spitzen des Sowjet staates eine Reihe von terroristischen Akten vorbereitet, Eisen bahnkatastrophen mit zahlreichen Opfern „organisiert", Schäd lings- und Sabotageakte zum Zwecke der Untergrabung der Heftige Tumultszenen in Marseille Sozialdemokratische Entschließung zur rlntersWung der Valencla-Volschewisten Der Abschluß des Marseiller Kongresses Paris, 14. Juli. Die Nachtsihung des Marseiller Kongresses der sozialde mokratischen Partei, die den Abschluss der diesjährigen Tagung bildete, stand wiederum !m Zeichen zahlreicher Rieinungsver schiedenheiten. Zunächst wurde durch Handausheben über den Wiedereintritt einer Reihe von Freunden des Führers der Linksextremisten Marceau Pivert in die sozialdemokratische Partei abgestimmt. Hierbei kam es lm Kongrestsaal 1 zu Tumulten. In einigen Ecken begannen sich die Kongressteilnehmer mit Fäusten und Schimpsreden zu traktieren. Blum versuchte immer wie der, durch Ordnungsruse die Ruhe Im Saale mledcrherzustellen. Nus einigen Ecken ertönte jedoch die Internationale und bald wurde dieses Lied von allen Anwesenden mit erhobener Faust weitergesungen. Die Blätter der Rechten berichten eingehend über die hef tigen Tumultszenen, die sich in der Nacht zum Mittwoch im Kongretz abgespielt haben. Der Bericht des Sondervertreters des „Jour" besagt, datz plötzlich vor der Pressetribüne die Ex tremisten nach einer heftigen Schimpfkanonade über die gemä- tzigtcn Kongressteilnehmer herfielen und sie mit Fausthieben, dann mit Futztritten und Stühlen bearbeiteten. Man habe das Stöhnen der Kämpfenden vernehmen können. Schreckcnsschreie von Frauen und Gewimmer von Verletzten. Plötzlich habe in Nächtlicher Betriebsappell in Düsseldorf Dr. Ley sprach zu den Angehörigen des Gaststätten« und VeherbergungSgewerbeS Düsseldorf, 14. Juli. Eine nächtliche Feierstunde, die allen Beteiligten ein Erlebnis wurde und die, da sie auf alle Reichssender über tragen wurde, rund einer Million Angehörigen eines ganzen Gewerbes Sammlung und Ausrichtung gab, wurde in der Nacht zum Mittwoch auf der Reichsausstellung „Schassen des Volk" durchgeführt. Reichsorgnnisationsleiter Dr. Ley sprach hier zum ersten Male zu den gesamten Schaffenden des Gaststätten- und Beherbergungsgewerbcs Deutschlands, das 800 000 Betriebe umfasst. Im grossen Festsaal der Ausstellung und im anschlictzen- deu Hauptrestaurant hatten sich 4088 Betriebsführer und Gast hausangestellte versammelt. Als Dr. Ley gegen 1.80 Uhr den Hauptfcstfaal betrat, wurde er herzlich begriitzt. Nach einer feierlichen Einleitung durch einen Werkscharmusikzug und Sprcchchor eröffnete der Leiter der Rcichsbetriebsgemeinschast „Handel", Feit, den Rcichsbetriebsappcll und meldete Dr. Ley, datz rund 808 880 Betriebsführer mit ihren Gefolgschaftsmit gliedern aus den deutschen Gaststätten in Düsseldorf und im Reiche dem Appell beiwohnten. Dr. Ley erläuterte im Versauf seiner Ausführungen den Begriff der Ehre und des Fiihrertums. „Wir Deutschen haben mir eine Ehre, die Ehre der Leistung, der Wahrhaftigkeit und der Treue. Der Führer einer Gemeinschaft mutz immer und überall die Sorgen der Gefolgsleute zu seinen eigenen Sorgen machen. So verlange ich von dir, Unternehmer, datz du dich in der Sorge um deine Gefolgsleute von niemandem über treffen lässt." Dr. Ley erinnerte dann die Männer und Frauen des Gaststättengewerbcs, die täglich mit anderen Menschen in Be ziehung kommen, daran, datz sie gerade in dieser Beruss- slellung dem neuen Deutschland unendlich viel helfen können. In ihrer Haltung müssten sie alles Dicncrische ablchncn, stolze deutsche Menschen sein und ihre Pflicht tun. Die Unternehmer des Gewerbes bat Dr. Ley, ihr besonderes Augenmerk aus die sozialen Verhältnisse ihrer Mitarbeiter zu richten. Die Gewerk- Verteidigungssähigkeit der Sowjetunion ausgeführt, in der Absicht, eine ausländische Macht „bei deren Uebersall auf die Sowjetunion zu unterstützen, insbesondere durch Zerstörung der Eisenbahnlinien, durch Explosionen und Brandstiftungen sowie durch Vergiftung der Wasserleitungen!" Das Urteil über die 81 Angeklagten, so heisst es in der Meldung der gleichen Zeitung weiter, sei bereits vollstreckt worden. Damit erhöht sich die Zahl der innerhalb der letzten Wochen nach den Angaben desselben Blattes — allein im fernöstlichen Sowjet gebiet und ausschliesstich unter den Funktionären der dortigen Eisenbahnlinien — Hingerichteten aus 218. Auch dieses Blut urteil, dessen abenteuerliche Anschuldigungen gegen die An geklagten und indirekt offenbar gegen Japan das bisher Da gewesene noch weit hinter sich lassen, wird von der Moskauer Presse geflissentlich verschwiegen. der Nähe des Berichterstatters ein Kongressteilnehmer eine Pi stole gezogen. Von mehreren Seite» hätte man gerufen: .Nehmt ihm den Revolver weg!" Doch die Waffe habe vor der Pressetribüne weiter geblitzt. Wäh rend Blum immer wieder versucht habe. Ordnung zu schaffen, seien noch andere Schutzwaffen sichtbar geworden, ohne datz zum Glück ein Unglück geschah. Die E n t sch l i e tz u n g, die die R c g I e r u n gs s ü h- rung des Kabinetts Blum billigt, wurde mit 45,88 gegen 19 Stimmen bei 828 Enthaltungen angenommen. Der Text betont, datz die Partei weiter Vertrauen zu den in die Regierung entsandten Ministern habe, fordert dazu aus. das Programm der Volksfront zn erweitern und drückt schliesslich die Hoffnung aus, datz die sozialdemokratische Partei die Schwierigkeiten des Augenblickes überwinden werde. Einstimmig wurde daun von dem Kongretz eine Ent- schlietzung zum Krieg in Spanien angenommen, die sich, wie zu erwarten, für die volle Unterstützung der Valencia- Bolschcnristen ausspricht und volle Freiheit für die Versorgung mit Waffen und Munition fordert. Die dritte Entschlietzung legt die Kampfmittel der Partei für die Zukunft fest. Sie würde von Marceau Pivert heftig angegriffen, der sich gegen die Finanzmatznahmcn und gegen die „reaktionäre" Haltung des Senates aussprach. Sie fand schlietzlich mit einer Mehrheit von 2919 Stimmen Annahme. schäften hätten sich früher um diese Dinge nie bemüht. Gerade im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe sei, sozial gesehen, sehr viel gutzumachen. So in der Unterkünfte- und Urlaubs frage. in der Nachwuchsfrage sei es ähnlich. „In all diesen Dingen", rief Dr. Ley den Betriebsführer» zu. „lasst euch nicht nötigen, sondern fangt selber an!" „Petit Journal", Tageszeitung der französischen Sozialpartei Paris, 14. Juli. Anlässlich des französischen Nationalfeier tages erscheint das „Petit Journal" zum erstenmal unter der politischen Leitung des Obersten de la Noegu« als Tages zeitung der französische» Sozialpartei de la Rocyues. Französischer Kommentar zum Vesuch Könlg Larols Paris, 14. Juli. Der „Petit Parisicn" beschäftigt sich mit dem Besuch König Carols in Paris und seinen Besprechungen mit verschiedenen Mitgliedern der französischen Regierung, die sich um alle Fragen der internationalen Politik gedreht hätten. Das Blatt glaubt, datz besonders die Beziehungen zwischen Frankreich und der Kleinen Entente und hier wiederum in erster Linie zwischen Frankreich und Rumänien erörtert worden seien. Diese VezietzMigcn hätten in letzter Zeit ein wenig von der früheren Harmonie verloren, die notwendigerweise zwischen zwei befreundeten Verbündeten hätte herrschen müssen. Zwi schen befreundeten Nationen sei eine vollkommene Klarheit in den Beziehungen jedoch notwendig. Das Blatt erinnert in diesem Zusammenhang daran, datz Polen und Rumänien die beiderseitigen Gesandtschaften zu Botschaften erheben. Auch flanzösischerseito Kobe man den gleichen Wunsch. Cs sei jedoch selbstverständlich, datz sich eine derartige Matznahmc gleichzeitig auf die übrigen Länder der.Kleinen Entente erstrecken mützte. Schiedsrichter, was nun? Loudon, im Juli. Ganz wie im abessinischen Kriege, ist England auch in den spanischen Wirren der Versuchung erlegen, die Be« wegungen seiner Politik durch eine Atmosphäre von mora lischen Beteuerungen zu verundeutlichen. Der ungeheure Prestigeverlust, den es damals vor der Welt erlitt, als Taten und Worte sich nicht länger in Ein klang miteinander bringen liegen, hat nichts genützt, dis Gewohnheit sitzt zu tief. Nicht dem 8uu>w guo im Mit telmeer zuliebe, sondern um einen europäijchen Riiäsall in Kreuzzugsstimmungen zu verhindern, setze England sich für Nichteinmischung ein. Nicht weil die englijck>en und die französischen Interessen im westlichen Mittelmeer gleichgerichtet sind, entwickele es eine ausgesprochene Par teilichkeit für die von Paris begünstigte spanische Seite, sondern um ein Kompromitz und das Ende des Blutver- gietzens zu beschleunigen. Und nicht um englische Gejchäfts- unternehmungen in Spanien und den Felsen von Gibral tar dem Wohlwollen des Siegers zu empfehlen, umwerbe es schlietzlich die Regierung von Salamanca, — nein, Ge neral Franco, der solange der „Gefangene Deutschlands und Italiens gewesen" sein sollte, nahm plötzlich die Züge des unbestechlichen Patrioten an, des Mannes, der Spa nien den Spaniern erkämpfte. Die Nützlichkeit dieses ständigen ttmdeutens kann nie mandem entgehen, dem die grotze Masse der össentlichen Meinung England und ihre erstaunliche Unkenntnis von den Machtgrundlage,i der englischen Politik vertraut sind. Erfahrungsgemätz lassen sich auch zahlreiche Doktrinäre des Auslandes davon beeinflussen. Zuweilen kann man aber glauben, die verantwortlichen Politiker Englands seien gegen den stetigen, idealisierenden Einslutz ihres Redestils selber nicht immun. Es wäre schlietzlich kein Wunder. Als Parlamentarier sind sie alle gewohnt, in ihrer Zwiesprache mit der breiten Ocssentlichkcit sich dem verbindenden Fluidum des Moralischen hinzugeben. Seine Wirkungen entziehen sich, wie die des Klimas, dem Ve- wutztsein. (Lässt es sich, um ein anderes Beispiel zu wäh len, noch aus Berechnung allein erklären, wenn der Palii- stinabericht der Welt einen „Korridor der heiligen Stät ten" zumutet, da wo England die künftige Unterbringung seiner ägyptischen Garnison vorbereitet, und ein arabische- Minderheits-Statut, da wo es sich die Verfügung über das Ende der irakischen Petroleumlcitung sichert?) Es ist nicht immer die Stärke, manchmal ist cs di« Schwäche einer solchen Tradition, datz sie die englische Po litik auch den Staatsmännern des Auslands verhüllt. Da sie die Verantwortung für die Geschicke ihrer eigenen Länder tragen, sind sie auf Deutlichkeit angewiesen, aber im allgemeinen genügt es England, von ihnen verstanden zu werden, so gut es eben verstanden wird. In kritischen Augenblicken wünscht man dann in London plötzlich, sich unmitzverständlich zu erklären, und die Wirkung ist un vermeidlicherweise brutal. In den englischen Politikern regt sich nun schon seit einigen Wochen das Bedürfnis nach Zerstreuung des selbstgebrautcn Nebels. Die Umstände erscheinen in der Tat kritisch genug. Nicht nur ist beim Abzug der roten Basken und Asturier aus Bilbao ein breiter Nervenstrang von englischen Wirtschastsinteressen blotzgclegt worden, der Sieger präsentiert sich auch über zeugender denn je als Träger der Zukunft Spaniens. Er zögert nicht, das Spinngewebe einer „Annäherung an Lon don" zu zerreitzen, das allem Anschein nach aus nichts als ein paar irreführenden spanischen Pressestimmen und einer aufgebauschten portugiesischen Klubrede bestand. Er kennt den diplomatischen Handelswcrt, den die Bergwerks gerechtsame der Biskaya für England besitzen. Und er verlangt immer wieder, als kriegführende Macht — dar über hinaus auch zu mindesten als Schutzmacht der natio- naljpanischen Staatsangehörigen im Ausland — aner kannt zu werden. Er fordert genau die Entscheidung, di« England am schwersten fällt, weil sie die eigentliche Prob« aus den Sinn oder Unsinn des englisch-französischen Zu sammengehens in Spanien liefern mutz. Eine Entschei dung natürlich, die England nur solange vor Nachteilen bewahren kann, als sie nicht, zugleich mit dem reisenden militärischen Erfolg, dem nationalen Spanien von selber in den Schotz fällt. Fürwahr, man kann sich vorstellen, datz der englischen Politik schwül in ihrem eigenen Dunst kreis wird. Ob es ihr gelingt, herauszutreten und zu agen, was sie will, mutz sich bald zeigen. Sie macht an- scheinend einen Versuch dazu. Wenn man den Vergleich mit dem abessinischen Krieg ins einzelne treiben darf, dann hat die Lage einige Aehnlichkeit mit den Umständen, die vor anderthalb Jahren den Hoare-Laval-Plan zeitigten. Die englische Linke hat nicht ganz ohne Grund aus dem Abstecher Edens nach Deauville Verdacht geschöpft. Die Gefahr, in der spanischen Frage den englisch-fran zösischen Zwiespalt der Aera Laval noch einmal zu erleben, mutz dem Kabinett Chamberlain wie ein Alpdruck vor kommen. Seine Last vermindert sich nicht im geringsten dadurch, daü der zuinnerst bewealickere Partner diesmal