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S6. Jahrgang. O 439 SennaLend, 3V. September 1922 Dradtanlchrlsti «»chrlch«»» g»rn>pr«ch»r-Samm»Inumm«r 2S 241 Dur >Ur Aachla-ipräch»! 20011. rr» k 'it. >L«Ucher Zulraüung m Tr-»d«n cd« durch dt« Pol mouatNch w. »>»,—. ' iDLllUI)!' Eluzrlaummer 2Il. 8,---, Sr>nntag«au«gab» 2kl. 19,—- Dt» lipoMgr 12 mm dr,!>« 2«>l« «I. . »ubrrdald Sachten» tw.- ltzmtlt»n. 21nxelasn»1)reiie ->Njc-t««i,. «n»,tg»n u„>« SI»!»N. u 4v»i,m>N7,,maH». l tvaMae «n- >I. ««»ul, «rr-ui„l>l«t»Iau Lartt. «utrti.o»,«n D»rau»d«o>!luns. SchrWrttua, und limml^tchllsl.li«»« M»rt«»kkr»d« SS/chv. Lruck u. vertag von ^^,lch ch A.lchartl tn Lrasl«, PoKchxd-Aonlo 100S Lradtr». «achdru» nur mU d»uNIch«r vurdci-an-ede t.Prrrdrcr Vixt-r.", - I!>-rr>!a>-»Ie Schrillsli!»« irerd«n ntchl aufdrwadrt. Käst Du Augengläser nötig, gehe zu Gebrüder RoeMg» LkLA Engländer und Türken in Tschanak! Passives Verhalten -er Engländer. (Eigner Drahlbertcht der .Dre-dn. Nachrtchte n"-> London, 29 Sept. „Chicago Tribnne" meldet ans Konstantinopel: Nach Erklärungen des krmalistischen Ver treters in Konstantinopel, Hamrd Bei, wäre Tichanak «nm Teil von natioualiftischen ttirkischeu Truppen, zum Teil von Engländern besetz«. Hamcd Bei erklärte, daß. alö die Türken begannen, in die Stadt eiuzndringe», die Engländer einzelne Hänscr in Brand strikten: als sie jedoch erkannten, daß die Türken sie nicht direkt angrissen, hätten sie eine teil weise Besetzung -er Stadt gestattet. Wie Reuter meldet, ist die türkische Kavallerie bis z« de» vorgeschobe nen englischen Linien vorgerückt. Die Türken haben an- scheinenb die Order erhalten, soweit vorznrücke« wie mög lich, ohne Widerstand zu tressen, und sie besindeu sich setzt direkt neben den Stacheldrähtcn, hinter denen die englischen Soldaten verschanzt sind. LS ist klar, bah diese Situation dicht mehr lange andancrn kann. Die eigenartigen Verhältnisse in Tschanak. lLigner Drahtbericht der .DrcSdn. Nachrichten".! London. 29. Sept. AuS iw Laufe deö TaaeS hier ein- getroffenen Nachrichten scheint hervorzugchcn, dass die Türken tatsächlich tn Tschanak e'naerückt sind und damit die Meldung der „Chicago Tribüne" bestätigt wird. Tie andauernde Pression auf die englischen Truppen, sich nicht auf ein Gefecht einzulassen, hat in Tschanak zu einer geradezu komischen Situation geführt. Leit einigen Tagen bereits haben sich türkische Reiter durch die englischen Linien hindurchgeschmuggelt. Um Zwischenfälle zu ver meiden, trugen sic meiste Fahnen mit sich und die Mündung der Gewehre nach unten. Längs der asiatischen Küste haben sich die Türken zum Teil im Rücken der englischen Truppen verschanzt. General Harrington verlangt, so bald wie mög. lich mit Mustapha Kemal-Pascha über diele sonderbare Sag au den Meerengen zu verhandeln. Der Aufmarsch der Türken. London, 3V. Sept. „Star" veröffentlicht eine heute ein- getrosfciie Meldung des Berichterstatters der „Dailr, Newö" auS Konstantinopel, wonach die türkischen Strcitkräste in der neutralen Zone dauernd zunehmen. Die Mehrzahl der türkischen Kavallerie ist durch Infanterie ersetzt worben. TaS Blatt schreibt, dast die Türke» mehr als die Hälfte der neutralen Zone an de» Dardanellen besetzt haben und sich an der westlichen Küste der Meerengen, sowohl am nordwestlichen wie am südwestlichen Lude, beündcn. Die Besorgnisse der englischen Militärs. «2 t g n e r Dr.htbericktder .DrcSdn. Nachrichte n".i London. 39. Sept. AuS den Nachklängen beS gestrigen MinisterratS geht hervor, dast diejenigen, die die Orient fragen vom rein militärischen Standpunkt betrachten, sehr wenig optimistisch urteilen. Die Türken suchen nach Ansicht eines englischen Militär? Zeit zu gewinnen, um avf der asiatischen Seite der Dardanellen und gegen die Halbinsel JSmid schwere Artillerie anzusammeln. In dem Moment, in dem ihnen dies gelingen würde, würden sie die Meerengen sperren nnd versuchen, sich Konstanti. nopcl« z» bemächtiaen. Tatsächlich märe für einen solchen Fall die Möglichkeit ins Auge zu fasten, dast man provi. svrisch nicht nur Tschanak, sondern auch Konstantinopel räumen würde, nm die Halbinsel Gallipolt zur Ver teidigungslinie zu machen. Man macht in London reitend, dast die Verteidigung von Tschanak in den .ranzösischen militärischen Kreisen als unmöglich erklärt werde. In England anderseits glaubt man. dast cS schwierig sein werde, sich in Konstantinopel zu halten, wenn eS der fr siegreichen türkischen Armee gelingt, nach Skutart zu ge langen und gleichzeitig die Bevölkerung aufständig wird und die Türken in Thrazien die Linie von Tschataltscha an- greisen. Die harlniicklge Sallung -er englischen Negierung. Loudo», 3«. Sept. DaS britische Kabinett hielt heute wieder eine zweistündige Sitzung ab, an der auch die Mtli- tär-, Flotten- und Lustsahrtchcfs tetlnahmen. Wie mttgcteiit wirb, ist die britische Regierung nach wie vor entschlossen, dast keine türkischen Trnppeu unter den gegenwärtige« Um stände« über di« Meerenge» nach Europa gelangen dürfe». Dieser Beschluß ist bedeutsam angesichts der tn der heutigen Konstanttnopeler Meldung von General Maurice gemachten Anregung, daß dem General Harrtngton mttgcteiit werden solle, den Türken die Ucbcrfahrt über die Meerengen nach Thrazien zu erlauben, unter der Bedingung, dast sie sich von der neutralen Zone zurllckziehen. Es wird weiter berichtet, daß Tschanak aus jeden Fall verteidiat wer den würde. Zwischen britischen und türkischen Truppen ist bisher kein Schuß gefallen. ES wird betont, dast die Hauptpolitik Großbritanniens die ist, daß bas türkische Heer bis zum Abschluß beS Krieges von Europa fern gehalten werde, damit der Krieg nicht aus de« Balka« übcrareise. Wie gemeldet wird, erklärte der au^ralische Premier minister Hughes nach einer Sitzung dcS australischen Kabinetts, daß Australien im Weltkriege ein größeres Heer ausgestellt habe als die Türkei jetzt besitze. Australien werde das wieder tun. wenn die Notwendigkeit sich ergeben würbe. kemal räk die Zurückziehung der englischen Truppen. London, 39. Sept. Meuter meldet auS Konstantinopel, Kemal habe in seiner Antwort auf die ihm von General Pellet durch Admiral Dumcönil in Smyrna übersandte Bot- schast seine Erklärung an Harrington, daß er von dem Be- stehen einer neutralen Zone nicht« wisse, wiederholt. Kemal weist daraus hin, dast er aufrichtig wünsche, Zwischenfälle zu vermeiden, und rät die Zurückziehung der englischen Truppen. Harrington dankte in seiner Antwort Kemal für die Versicherung, dast er Zwischenfälle zu vermeiden wünsche, und regte eine Konferenz der örtlichen britischen nnd türki- schen Befehlshaber an zur Festlegung einer vorläufigen m»traten Zone, damit dadurch die Gefahr eines Konfliktes vermieden werde. Die französischen Verhandlungen mlk Kemal. tEiftncr D r a d t b e r i ch t d e r.D r e s d n e r N a ch c t ch t c n'1 Adana, 39. Sept. AuS Smyrna wird gemeldet, Last Franklin Bouillon in Smnrna einaeirosfen ist und noch am selben Abend mit Mustafa Kemal eine linier- rednng hatte, an der auch der Minister des Innern, der Austenmtnistcr und der Premierminister teilnahmen. Franklin Bouillon wird gemeinsam mit Mustafa Kemal nach Angora reisen. , Smyrna, 29. Sept. Mustafa Kemal hat die Erklärung abgegeben, daß seine Truppen nicht weiter vor« rücken werden. Er versichert, daß er keine Zwischenfülle wünsche und dast er die nächste Gelegenheit ergreifen werde, nm sich mit General Harrington zu treffen. Die Abdankung des Sultans vollzogen? lTiqner Drahtbertcht der .DrcSdn. Nachricht« n"! Paris, LS. Sept. HavaS meldet auS Konstantinopel: Obwohl die Nachricht nicht offiziell ist, versichert man in gnt unterrichteten Krcilen, dast der Sultan znguustk» deS Erb prinzen Abdul Madjid abgedankt hat. Die Revolutionsregierung in Griechenland. Die Organisation -es nationalen Wi-erslanves. Da« Triumvirat der drei Generäle. Athen, 29. Sept. Nachdem die aufrührerischen Truppen in Athen eingczogen sind, wurde heute die Negierung von einem au» >2 Offizieren bestehenden NevoluttonS- komitee übernommen, bas einen Ausruf an daS griechische Volk veröffentlichte. In diesem Manifest wird gesagt, daß in Uebcreinstimmung mit der früheren Regierung die Aus gabe, ein neues einheitliches Kabinett zu bilden, dem bis herigen Ministerpräsidenten TriantaphyllakoS über- tragen worden ist. DaS NevolutionSkomilee beschwürt daS Volk, die Ruhe aufrechtzuerhalten, und erklärt. daS Un. rnhestifter mit dem Tode bestraft würden. BiS da« Kabinett sich gebildet hat. wird die NegterungSgewalt von einem auS drei Generälen bestehenden Triumvirat auSgeübt. Das RevolntionSkomiiee hat glcichzeiiig die Organisation des nationalen Widerstandes eingeleitet. Sämtliche gedienten Soldaten sind elnberusen worden. Freiwilligeubatalllone «erden anfgestcllt- Sämtliche venizeliftische« Ossiziere, die sich außerhash Griechenlands anshalten, sind ausgefordert »orde», an dem Kampfe zur Verteidigung Thraziens teil» znnehme». Man erwartet, dast das Kabinett binnen <8 Stunden gebildet sein wird. Die gefangennesevtcn Poli tiker sind freigelassen worden, ebensd einige Persönlich- ketten, die des Hochverrat« beschuldigt waren. Füns Minister de« alte« Ministeriums sind verhaftet «orden. Sie werden als verantwortlich sür die Ereignisse i» Kleinasien vor ei« Kriegsgericht gestellt werde«; »«» ist Eber ihr Schicksal besorgt Unter den »erhasteten Ministern bafinbe« sich: Strato», Vrotopapalakis. SndaS nnd Theo- toki«. ».»doriS, 20. Sept. Nach einer HavaS-Meldung auS Athen hat sich daS renolntionäre Komitee noch nicht Uber die ,5./Eile König Konstantin» ausgesprochen. Er ist nicht gefangen. lW. T. B.j Venizelos hüll sich noch fern, äri». 29. Sept. Nach dem „Jntransigcant" ist Ventze- loS heute nachmittag inkognito in Parts cingetroffen. vor seiner Abreise von Trouville habe er Journalisten erklärt, er werde nicht nach Griechenland gehen, bevor die Meuterei zu Ende ist, damit man ihm nicht nachsagen könne, er hätte daran tetlgenommen. sW. T. B i Venlzelistenherrschasl auf Kreta. Pari«, 29. Sept. Nach einer Meldung auS Kanbia hat sich dort ein dreigliedriger Ausschuß von venizelisten als vorläufige Regierung konstituiert. lW. T. v.) Ernste Auffassung auch in Belgrad. Belgrad. LS. Sept. Tie Note der Moskauer Lowjet-Regiernng über die Rückgabe der Mcer- cugeu an die Türkei nnd die Teilnahme NnstlaudS an der abzuhaltcnden Orientkonscrcnz hat groben Eindruck gemacht nnd wird als Bcrschärsnng der Lage im Orient ausgcfastt. Biel erörtert wird auch die Frage, welch« Folgen sich fljr die Haltung »eS Königreich» ans einem eventuelle« aktiven Eingreifen der russische» Armee In der Orientfraae ergeben. Auch den Nachrichten a >, S Bulgarien wird besonderes Interesse zngewandt. da die Haltung des bulgari'chcn Volke« mitbestimmend sür die Entwicklung der nächsten Ereignisse am Balkan sein diirst«. Angesichts der zweifellos ernsten Lage kommt in politischen Kreisen allgemein der Wunsch zum AnSdrnck, dast d'e inne ren Augclegenljctteu zurücktreien nnd die Lage des Staates in der auswärtigen Politik «ach Möglichkeit gestärkt werten müsse. iW.T.B.) vollsi' (Hmliieil): 1629 Im tze»lvarlc«ste adanck» s vke: 1640 Der Eindruck -es Kaiserbuches. Wer in die Oeffentlichkeit tritt, muß sich Kritik gefallen lassen. Auch die Monarchen sind heute unter die Schrift steller gegangen und haben damit dem demokratischen nivellierenden Zuge der Zeit Rechnung getragen. Dann müssen sie aber auch eine ungeschminkte sachliche Beurteilung ihrer Werke tn den Kauf nehmen. Das eilt auch von den LebenLerinnerungen Kaiser Wilhelms H., die Ereignisse und Gestalten aus der Zeit von 1878 bis 1918 behandeln und tn ihrem Grundton auf das Bestreben ein gestellt sind, den Kaiser von dem Vorwurf zu entlasten, daß seine Politik den Ausbruch des Weltkrieges verschuldet habe. SS ist menschlich durchaus verständlich, dast der Kaiser den Wunsch hat, sich gegenüber den schweren im Auslande gegen ihn erhobenen Anklagen noch besonder» zu rechtfertigen, obwohl seine Ntchtschulü bereits in einwandfreier Weise fest» steht, soweit eS sich um die gänzlich haltlose Behauptung handelt, er habe absichtlich den Krieg herbcigefübrt. Sein Wollen war zweifellos aus die Erhaltung des Friedens ge- richtet und nur die zur Erreichung dieses Ziele» angewandten wechselnden Methoden waren mehr ober weniger verun glückt. Die Kritik wird nun die Frage zu beantworten haben, ob und inwieweit dem Kaiser seine Absicht, seine Rechtfertigung noch gründlicher in allen Einzelheiten zu vollziehen, geglückt ist. Der kaiserliche Verfasser betont, dast er bei der Nieder schrift seiner Aufzeichnungen keinen Berater gehabt habe; er ist also auch hier wieder ganz „sein eigener Kanzler" ge- wesen. DaS entspricht seiner Natur, aber eS wäre doch wohl besser gewesen, wenn er wohlmeinenden Ratgebern hier und da Gehör geschenkt hätte, vor allem bei der Darstellung eines so heiklen Kapitels, wir es das Verhältnis des Kaisers zu BiSmarck ist. Der Kaiser fühlt offenbar daS Be- dürfniS, sich hier in erster Linie von jeder Schuld frei z« machen. Welcher Deutsche möchte nicht wünschen, dast ihm das gelungen wäre, daß er den Nachweis hätte führen können, sein Verhalten gegen BiSmarck sei lediglich unaus- weichlichen sachlichen Notwendigkeiten entsprungen und habe seiner unwandelbaren Verehrung für den großen Staats- mann keinerlei Abbruch zu tun vermocht? Leider läßt sich nicht sagen, daß sich dieser Eindruck rein und unverfälscht auS der kaiserlichen Darstellung ergäbe. Schon die seltsame Wendung, daß Bismarck der „Götze" des Kaisers gewesen sei, der durch eigen« Schuld sein Bild aus dem Altar der kaiserlichen Verehrung zertrümmert habe, läßt aus den Mangel eines tiefen und wärmeren Gefühls für den Fürsten schließen, und wenn e» dann weiter heißt, BiSmarck habe bagelegen „wie ein mächtiger Granitblock ans einer Wiese, unter dem man Gewürm und abgestorbene Wurzeln findet, wenn man ihn wcgwälzt", so wirkt ein solcher Vergleich geradezu peinlich und man kann nicht glauben, daß eine wirkliche Pietät sich in so eigenartiger Weise zu bekunden vermag. Auch sonst muß die Betonung, daß der Kaiser den großen Staatsmann „sehr verehrt" habe, den überzeugenden Rückhalt beim Leser verlieren, wenn er wahrnimmt, wie die Kritik an allem und jedem, waS BiSmarck tat, fort schreitend dermaßen überwiegt, daß schließlich von der An- erkennung irgendwelcher Verdienste deS Fürsten überhaupt nichts mehr übrig bleibt. Soweit die innere Politik in Frage kommt, mag dem Kaiser ohne weiteres zugegeben werden, baß manche« da mar, waS ihm mißfallen mußte, ins. besondere bei der Ausgestaltung der Sozialpolitik, die tat sächlich nach einer zeitgemäßen Behandlung drängte, nach der Einfüllung neuen Mostes in die alten Schläuche. ES zeugt sicherlich von edlem Streben, wenn der Kaiser sagt, er habe die Seele de» Arbeiters gewinnen wollen und darum heiß gerungen. Gleich hinterher erklärt er aber auch, er habe genau gewußt, daß durch die maßlosen Forderungen der sozialistischen Führer die unberechtigte Begehrlichkeit stets neu entfacht werde. Demnach war sich der Kaiser über die Gefahren seine» veränderten Kurses im klaren, und gerade gegen diese hatte er in BiSmarck einen wirksamen Schutz, den er bei seiner noch nicht in der Schule der Er fahrung gehärteten LcbenSanschanung nicht von der Hand weisen durste. Keinesfalls war die soziale Frage derartig zngespitzt, daß sie einen Ausgleich deS beiderseitigen Stand punktes von vornherein unmöglich gemacht hätte, und eS kann daher nicht aiS objektive Geschichtsschreibung gelten, wenn der Kaiser erklärt: „Ter Gegensatz zwischen mir und dem Kanzler tn den sozialen Anschauungen ist der eigent liche Grund zum Bruche zwischen unS gewesen und hat mir die Feindschaft BiSmarckS und damit die eines großen Teiles des ihm ergebenen deutschen Volkes und besonders deS Be amtentums auf Jahre hinaus eingetragen". Bedeutend näher kommt der Kaiser der wahren Ursache deS Zcrwürs- nlsseS, wenn er an einer anderen Stelle äußert: „Ich er kannte mehr und mehr, baß ich eigentlich kein StaatSministe» rinm zur Verfügung hatte, sondern daß sich die Herren auS alter langer Gewohnheit als die Beamten des Fürsten BiSmarck ansahen". Der Kaiser empfand diesen Zustand als eine Verdunkelung seiner eigenen Majestät, als eine Zurückdrängung seiner Herrscherpersönlichkeit. „Da liegt eS!" sagt Hamlet. Man muh gerecht sein und dem Kaiser einräumcn, daß sein feuriges jugendliches Tempergment, sein ganz im Zeichen deS Sturmes und TrangeS befindliche» Naturell e» ihm unsäglich schwer machen mußten, sich Bis marck gegenüber eine so weit^. .Heide Z irückhaltung auf. jiierlcgen, wie sein kaiserlicher Großvater in der Reife seines Alter» eS in seltener Selbstüberwindung getan hatte, tn der Erkenntnis, daß daS Wohl deS Reiches tn BiSmarck» Hirt am besten geborgen war. Konnte Wilhelm II. sich eine ähn- 'icke Entsagung nicht abringen, mußte die Trennung der beiden so sehr ungleichen Charaktere durchaus erfolgen, so ergab sich unmittelbar die nationale und ethische Notwendig keit, die Form de» AuSeinandergehenS in jedem Fall«,