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Dresdner Journal : 03.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-03
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1887
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M 204. l» ^^^r9»Idä««ä«ut»v6«i> ^Uod L«ic»»« tritt?o«t- m>6 4 Iw ?k 8t«wp«Iiii.otiI^ tÜL»u. kioiela« Uunuilvrv: »0?1.1 4»kü»älUa»k»U«dNlire> r i>Lr ä«v k»ua> si»«r »«ip^tsoso 2«ils ^Isivor 20 »V. Vvt«r „l u^^nLvät." äi« 2«U« 60 ?k. 8«i ?»b«U«»- lu»<i LL«r»u»t« «»t«pr. Aukoül«^. Lr»»»«»»«»r r^liod mit Xullu^tuus 6«r 8o»»- und k«i«rt»^» »ksoä». k'«roiprvol»-A»»olrlu,i: Ur. 129k. Sonnabend, de» 3. September, abends. DresdnerIaurml. Für die Gesamtlettong verantvortlichr Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 1887. Lo»ü»o r*» »»MLrt» l l^tpUt,: F> Lr»»<iit«««r, 0o«LMÜ«oa»r ä« Ur«a»«r 4oar»»i»; »»«dMA N«rItL-Vt«> - I^tprtU L—I-Irsil» ». ».: ÄaEn«t«0, <9 I«rU»-Vl«»-»»»d»rU- kr»U - L«tp«tU rr»»2klir4 ». N. 9t«»d Lto««,' k»rt» LonLo» - S»rU» kr»L^N»rt ». » - >tan^»i4: 4>a«6« <9 t>'o./ L»rU»: OvrUt»: t,. L5.Üier» L»Q»,r»rr 0 U»U» ». > ! F. Laret 60. Nvr»«»^d«r: iviüzt. Lxp«titioi» ä« 0r«dovr ^orui»»!», l)r«xt»il, ^MÜ^vntr. 20. kvrLHprvvN-XiuoNIa,«: Ur. 1296. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Vornahme einer Ergänzungswahl für die 1. Kammer der Ständeversammlung betreffend vom 31. August 1887. Nachdem eine der in tz 63 unter Nr. 13 der Ver- sassungsurkunde in Verbindung mit Punkt III des Gesetze», einige Abänderungen der BerfassungSurkunde rc. betr. vom 3. Dezember 1868, bezeichneten Stellen der ersten Kammer, und zwar im Erzgebirgischen Kreise, in Folge Niederlegung de» Mandates Seiten des zeit- herigen Inhaber» zur Erledigung gekommen, so ist von den Betheiligten eine Neuwahl zu bewirken. Es wird daher die baldige Vornahme der letzteren unter Bezugnahme auf die an den Vorsitzenden der Stände im Erzgebirgischen Kreise deshalb ergehende besondere Verfügung hiermit angeordnet. Dresden, am 31. August 1887. Ministerium deS Innern. v. Nostitz Wallwitz. Mutze. Verordnung, di- Vornahme von Ergänzungswahlen für die tl. Kammer der Ständeversammlung betreffend; vom 31. August 1887. Nach 8 115 der Verfassungsurkunde vom 4. Sep» tember 1831 in Verbindung mit Punkt HI des zu Abänderunq derselben erlassenen Gesetzes vom 3. De- eember 1868 sind im lautenden Jahre die Stände des Landes zu einem ordentlichen Landtage etnzube- rufen und deshalb die erforderlichen Ergänzungswahlen für die II. Kammer und zwar in folgenden Wahl kreisen: im 5 Wahlkreis der Stadt Dresden, im 3. Wahlkreis der Stadt Leipzig, im Wahlkreise der Stadt Zwickau, im 4„ 6 , 7, 8., 10., 14., 17., 18., 19. und 22. städtischen Wahlkreise, sowie im 3., 8., 13., 17., 22., 23., 25., 26., 28, 34, 36, 37, 38, 39, 43. und 45. Wahlkreise des platten Landes vorzunehmen. In Gemäßheit von tz 22 des Gesetze», die Wahlen für den Landtag betreffend, vom 3. December 1868 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt von 1868, Seite 1873) werden die beiheiligten Behörden angewiesen, die zu Veranstaltung dieser Ergänzungswahlen erforderlichen Einleitungen unverweilt zu treffen. Die Abgabe der Stimmen hat in allen vorstehend aufgeführten Wahlkreisen am 18. Oktober 1887 stattzufinden. Hiernächst wird noch ausdrücklich darauf aufmerk sam gemacht, daß die Stadt Limbach nach der Ver ordnung vom 3l. December 1882 (Gesetz- und Ver ordnung-- Blatt 1883 Seite 2) dem 14. städtischen Wahlkreise zugehört, und daß Ortschaften und OrtS- theile, welche zu einem Stadtgemeindebezirke geschlagen worden sind, mit der Stadt, deren Bestandtheil sie jetzt bilden, zu wählen haben, wogegen im Uebrigen die in der Beisuge »ab Z zu der Ausführungs-Ver ordnung zum Wahlgesetze vom 4. December 1868 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt v. 1.1868 Seite 1382) aufgeführten Wahlkreise in der seitherigen, durch diese Beifuge bestimmten Zusammensetzung verbleiben und sonach insbesondere in den einzelnen betheiligten Wahl kreisen der platten Landes, soweit sie in der gedachten Beisuge nach Gerichtsamtsbezirken bezeichnet sind, die« jenigen ländlichen Ortschaften und OrtStheile zu wäh- Feuilleton. Geheilt. Novelle von E. Brein er. (Fortsetzung.) „Sieh nur, Josepha, wie Adele- Augen leuchten und ihre Wangen ein innere- Feuer widerzustrahlen scheinen", wandte sich beobachtend Fräulein v. Sasse» nutz zu ihrer Begleiterin, „der schöne junge Doktor holt sich sicher keinen Korb, sobald er an dieser Thür anklopft." „Und der schöne junge Doktor wird voraussichtlich nicht zögern, seinen Finger klopfend zu erheben", lachte jene. „Solch ein Goldfisch! Wer angelte den wohl nicht gern, selbst wenn er voraussichtlich etwas stark nach Meerwasser schmecken sollte? Aber die Macht de- Geldes heutzutage! Glaubst Du nicht, daß wir beide auch schon längst unser Teil haben würden, wenn mein Papa nicht ein vermögensloser Justizbeamter und der Deine ein kinderreicher Major wäre? Wer weiß, ob Doktor Wild nicht sogar lieber —" „Süll, um Himmel- willen, dort schaut er eben zu uns herüber!" unterbrach die Major-tochter er» ichrocken die Sprecherin, indem sie gleichzeitig den Gruß erwiderte, den der junge Mann den beiden Damen herüber sandte. Welche Grazie in jeder Bewegung de- Manne» lag! MÜ welchem Lbik er sich zu kleiden verstand! Bei keinem der anwesenden Herren faß der schwarze len haben, welche zur Zeit de- Erlasse- der zuletzt angezogenen Ausführungsverordnung vom 4. December 1868 dem betreffenden damaligen Gerichtsamtsbezirke angehört haben. Dresden, am 31. August 1887. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Mutze. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, Sonnabend, 3. September. (Tel. d- Dresdn. Journ.) DaS Befinden deS Kaiser- ist aut, derselbe stand heute morgen zur gewohuteu Zeit auf. London, 2. September, abends. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus EuniS (Grafschaft Mun ster in Irland) hat eine durch öffentliche»» Anschlag verbreitete Proklamation des LizeköuigS, welche ein auf nächsten Sonntag einberufenes Meeting untersagt, lebhafte Erregung hervorgerufen. Bon irischer Seite wurde alsbald, gleichfalls durch öffentlichen Anschlag, ein Aufruf verbreitet, der die Bevölkerung zum Massenbesuch des verbotenen Meetings auffordert. Unterhaus. Der erste Lord des Schatzes, Smith, erklärt in Beantwortung einer Anfrage, in dem letzten mit China abgeschlossenen Lertrage sei versehentlich da» Wort „England" anstatt des Wortes „Großbritannien" gebraucht worden. Die Korrespondenz wegen des Vertrages sei telegraphisch geführt worden, der Kürze halber habe man das Wort „England" angewandt, bei der AuSarbeitvag deS Vertrags sei übersehen worden, die umfassen dere Bezeichnung „Großbritannien" anzuwendev. Eine Abänderung werde von der Regierung nicht beabsichtigt, da eine solche ohne vorherige Kün digung deS Lertrages nicht möglich sei »ad letzterer nach allen Seiten hin vorteilhaft erscheine. Belgrad, 2. September. (W. T. B.) Da» amtliche Blatt publiziert einen Rnvderlaß des Ministers des Innern, in welchem allen behörd lichen Organen jedwede Beeinflnßung der Wahlen und jedes Einmischen in dieselben untersagt wird. Sophia, 2. September. (W. T B.) Das nene Ministerium wird heute zu einer Sitznug zusam mentreten, dasselbe hat dnrch den Eintritt Schiv- koffS, der das Unterrichtsministerium übernimmt, eine Vervollständigung erfahren. Sophia, 3. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Einer Meldung der „Agenee Havas" zufolge wäre in dem gestrigen Ministerrate unter Vorsitz deS Prinzen Ferdinand von Coburg dem Vernehmen nach die Anschauung zur Geltung ge- kommen, daß die Mission deS Generals Ervroth, selbst wenn sie von den Mächten gebilligt würde, von Bulgarien nicht zugelaffen werden dürfe. Zum 4. September. Kurz nach dem herrlichen Erinnerungstage, den soeben das deutsche Volk allerorten in patriotischem Jubel begangen, feiert unser engere- Vaterland einen wichtigen Markstein seiner Geschichte, minder großartig an weltgeschichtlichen Folgen, für uns Sachsen aber kaum von geringerer Bedeutung. Wir gedenken daran, daß am 4. September 1831 der Grund gelegt ward zu jener inneren Kräftigung de- Lande-, die e- die heftigsten Erschütterungen über dauern ließ und vor vielleicht noch schlimmeren bewahrte, wie sie anderwärts wohl das StaatSschiff zu bedenk lichem Wanken gebracht haben, zu einer inneren Kräftigung, die gleichzeitig auch zu einer erstaun lich reichen schöpferischen Thätigkeit der staatlichen Faktoren die Grundbedingung darbot. Keine Zeit wohl hat an den Staat so schwierige und umfassende Aufgaben gestellt, wie die Jahrzehnte, welch« seit dem Erlasse unserer Verfassung über das Land gegangen sind; fast auf allen Gebieten des staat lichen Lebens forderten und erhielten die veränderten Bedürfnisse und Ansprüche der neueren Zeit eine tief» areifende Neuordnung der Verhältnisse: Gerichtsver fassung, bürgerliches Recht, Strafrecht und Prozesse, die innere Staatsverwaltung wie die Verwaltung der städtischen und ländlichen Gemeinden, das Heerwesen, die Finanzverfassung und die Steuern, Kirche und Schule, Landeskultur, Gewerbe- und Gesinderecht sind in Gesetzen von zumeist mustergiltiger Anlage einer zielbewußten Umgestaltung von Grund aus unterzogen worden, die ihre segensreichen Wirkungen fortdauernd äußert, soweit nicht der engere Anschluß an das große Ganze ihre, nicht in jedem Falle zum Besseren aus geschlagene Vertauschung mit einer Ordnung von Reichswegen erforderte. An diesen Leistungen in Gesetzgebung und Ver waltung, nicht an dem Maßstabe, den eine kahle Theorie an die Hand giebt, haben wir die Güte der sächsischen Verfassung zu messen. Gerade darin, daß ihre Schöpfer nicht bloß mit der Schablone der Doktrin und ab strakten Schulweisheit ihr Werk aufbauten, sondern die bereits vorhandenen und bewährten Ansätze und Keime zum konstitutionellen Leben mit dem Geiste der neuen Zeit erfüllten und bereits Vorhandenes zu neuen Formen erweiterten, haben sie ihren hohen staatsmännischen Blick erwiesen, für eine stete organi sche Fortentwickelung unseres StaatSlebenS die Bahn geebnet. Nicht sprungweise, jedem plötzlich auftauchen den Wechsel der Volksstimmung nachgebend, die nur zu ost den Pendelschwingungen der Geschichte folgend von einem Extrem zum andern taumelt, sondern in gemäßigtem Fortschreiten haben Regierung und Volks vertretung den Bedürfnissen de» Volkes von jeher Rechnung zu tragen gesucht. Wer möchte daran zwei feln, daß der Grund zu dem glücklichen Erfolge dieses ernsten Streben» wie die beste Gewähr für die Zu kunft ganz wesentlich mit in unserer Verfassung liegt? Sie hat durch die Zusammensetzung der Kammern alle Volkskreise zur thätigen Mitwirkung an dem Ausbau und der Erhaltung unsere- Staatsorganismus heran gezogen, hiermit den zur allseitigen Durcharbeitung des Arbeitsstoffes nur förderlichen Gegensätzen eine entsprechende Vertretung geschaffen und durch weise, bestimmte Abgrenzung der beiderseitigen Machtsphären einer Stockung der Staatsmaschine glücklich vorgebeugt. Und wenn auch die Stürme der Zeit unserem konsti tutionellen Leben nicht ganz erspart bleiben konnten, so lehrt doch ein Rückblick auf unsere Verfassungs» aeschichte, daß in Sachsen, wie kaum irgend wo an der», Regierung und Stände sich eins gefühlt haben in dem Bewußtsein ihrer Aufgabe, allezeit das unzer trennliche Wohl deS Königs und des Landes zu wah ren und zu fördern, und daß dieses freudige Bewußt sein auch in den schwierigsten Fragen zu weiterem bei derseitigen Entgegenkommen geführt und durch Ver söhnung der Gegensätze manch schöne Frucht gezeitigt hat. Wir haben wahrlich nicht nötig, näher auszuführen, wie das durch unsere Verfassung gewährleistete Hand- in-Hand-Geheu von Regierung und Ständen des Königreich« Sachsen in steter gegenseitiger Anregung den gewaltigen Aufgaben unserer Zeit gerecht gewor den »st. Der Grad der geistigen und materiellen Kul tur, zu dem unser Land unter seiner konstitutionellen GesellschastSanzug so elegant, bei keinem schimmerte die feine Wäsche so blütenweiß! Wahrhaftig, eS war keiner zu verdenken, wenn sie an dem schönen und gleichzeitig geistig bedeutenden Manne Gefallen fand, zu dessen persönlichen Vor zügen der Nimbus des Reichtums eigentlich ebenso notwendig gehörte, wie ein kostbarer Rahmen zu einem schönen Gemälde. Nun er war ja, wie bekannt, der voraussichtliche Erbe der reichen Frau Ihlefeld; indes konnte es immerhin noch lange währen, bi» die gute Frau einmal da» Zeitliche segnete, weshalb der junge Mann wohl that, wenn er sich vorher nach einer reichen Mitgift umsah, die ihm bei seinen nobeln Passionen zu statten kam. Bald hatten sich sämtliche zum Souper geladene Gäste eingefunden, und die animierteste Stimmung er höhte die Freuden der auserlesenen Tafel. So speiste man aber auch nur bei HeinstettS, solch feine Weine lagertern nur in dem Keller der herzoglichen Hof apotheke, und der beneidenswerte Besitzer derselben hörte nicht ungern in gebundener und ungebundener Rede diese Vorzüge seiner Hauses rühmen. Doktor Wtld hatte selbstverständlich Adele zu Tische geführt und widmete sich nun dieser so aut- schließlich, daß die Gesellschaft voraussichtlich heut wenig von dessen oft an SarkaSmuS streifendem Humor zu profitieren bekam. „Apropos, lieber Doktor", rief plötzlich ein junger, bereit» etwa» weinseliaer Anessor diesem üb«r den Tisch hin zu, „was sagen Sie denn zu der neuen Kollegenschatt? Soll ja ein wahre» Wunder von Ge lehrsamkeit sein, wie Se. Excelle»» der Herr Präsident jüngst hat verlauten lassen. Ob jung, ob alt, ob schön oder häßlich, hat er freilich nicht gesagt; der Vater aber —" „Eine Berühmtheit in seinem Fach", ergänzte ein junger Oberlehrer. „Jammerschade um den Mann, unser Gymnasium erleidet durch seinen plötzlichen Tod einen empfindlichen Verlust'. „Vielleicht zum Vorteil eines anderen", wandte sich der Redakteur des „Tageblattes" lächelnd zu dem Sprecher, „indes bleibt der Fall immer ein trauriger", setzte er teilnehmend hinzu; „stehen doch nun die Töch ter de» Verstorbenen, ihres natürlichen Beschützers beraubt, ganz hilflos und verlassen in der fremden Stadt." „Wollen Sie sich nicht zum Tröster der Verein samten aufwerfen, lieber Römer?" spottete der Doktor. „Übrigens können Sie Ihre sentimentale Teilnahme sparen: solch studierte-, emanzipierte- Frauenzimmer ist sich selbst genug und braucht keinen alten Vater, um sich durch die Welt zu helfen". „Brotneid, nicht» al» Brotneid", lachte der Assessor; „aber wie wäre e-, Doktor, Sie asiociierten sich mit der famosen Kollegin zu einem Bündnis für das Leben?" Ein höchst ungnädiger Blick Adelens traf den ge dankenlosen Schwätzer, indes Wild in lustiges Lachen au»brach. „Superb, Verehrter! Ein ganz genialer Gedanke! Eine studierte und examinierte Frau, eine wirkliche, leibhaftige Frau Doktorin, die Kuren macht und Totengräbern und Pfarrern Beschäftiguug giebt, indes der Herr Gemahl daheim der Wirtschaft vor steht und mit dem Dienstmädchen auf den Wochen- markt geht! Wahrhaftig, diese Idee ist einfach groß artig und könnte mich reizen! O du gesegnete» neun Berfassung und Verwaltung fortgeschritten ist, die harmonische Ausbildung und Durchbildung unseres StaatSlebenS überhebt uns dessen. Und wenn wir den Blick wieder von unserem Staate auf das weitere Vaterland richten, so können wir mit freudigem Stolze uns sagen, daß wir, in regem Wetteifer mit den an deren deutschen Staaten, zu den großen Fortschritten unserer nationalen Entwickelung viel, sehr viel mit beigetragen haben, daß in dem blühenden Zustande der sächsischen Kultur einer der besten Rechtfertigungs gründe unserer Existenzberechtigung innerhalb deS großen deutschen Gemeinwesens liegt, und daß wir, nachdem wir gestern jubelnd und aufrichtigen Herzens in den Ruf: „Alldeutschland Heil" mit eingestimmt haben, am morgenden Tage, stiller vielleicht doch nicht mit geringerer Genugthuung in dem Gedanken und Wunsche uns begegnen können: Gott schütze und er halte unser Herrscherhaus und sein in Liebe und Treue mit ihm vereintes sächsisches Volk! Tagesaeschichte. Dresden, 3. September. Se. König!. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg in Be gleitung des Chefs des Generalstabes Obersten v.d. Planitz, sowie Se. Excellenz der Generallieutenant v. Rudorfs wohnten gestern vormittag den Deiachementsübungen der 1. Jnfanteriebrigade Nr. 45 nördlich Bischofs werda be». Se. Königl. Hoheit traf hierzu mit Bahn 7 Uhr 21 Minuten vormcttags in Bischofswerda ein und reiste nachmittags mit dem 1-Uhrzuge zurück. Dresden, 3. September. Über das Befinden Ihrer K. K. Hoheit Frau Erzherzogin Maria Josepha in Persenbeug geht uns aus zuverlässigster Quelle die erfreuliche Nachricht zu, daß Höchstderen Recon» valescenz mit ruhigem Schlaf und gutem Appetit un gestört ihren Fortgang nimmt und daß man daher mit Zuversicht Höchstderen vollständiger Genesung, bei der stetig anhaltenden Besserung des Kräftezustandes, in Bälde entgegensetzen darf. Dresden, 3. September. Der hiesige Königl. preußische außerordentliche Gesandte und bevollmäch tigte Minister Graf v. Dönhoff ist von seinem Ur« laub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. * Berlin, 2. September. Se. Majestät der Kaiser kehrte gestern abeud nach dem Paradedincr im Weißen Saale des Königl. Schlosses und nach eingenommenem Kaffee vom Schlosse direkt ins Königl. Palais zurück, woselbst er während der Abendstunden im Arbeitszimmer verblieb, um noch bis gegen 10 Uhr zu arbeiten. Im Laufe des heutigen Vor mittags ließ Allerhöchstderselbe vom Grafen Perpon- cher sich Vortrag halten, empfing darauf den aus England hier eingetroffenen persönlichen Adjutanten des Kronprinzen, Major v. Kessel, und arbeitete in den Mittagsstunden längere Zeit mit dem vom Ur laube hierher zurückgekehrten Chef des Zivilkabinetts, v. Wilmowski. Das Diner werden die Kaiser!. Maje stäten am heutigen Nachmittage im Königl. Palais allein einnehmen. Der „Reichsanz." schreibt: Se. Majestät der Kaiser fiel gestern während des Umgangs nach dem Paradediner infolge einer Unebenheit des Fußbodens auf die linke Hüfte und den linken Ellbogen und zog Sich hier durch eine mäßige Quetschung der genannten Teile zu, setzte aber hierauf die Unterhaltung mit verschie denen Gästen im Umhergehen noch längere Zeit fort Der Schlaf in der Nacht war im ganzen befriedigend. Das Allgemeinbefinden ist ungestört. Se. Majestät ist kurz nach 9 Uhr aufgestanden. Wie die „Post" hört, wird der Staatssekretär des Reichsamtes des Innern, Staatsminister v. Bo etli cher genötigt sein, sich noch in dem laufenden Herbst. . ' . ——— zehntes Jahrhundert, dem es Vorbehalten war, Brauch und Herkommen seiner Vorgänger auf den Kopf zu stellen, wie preise ich dich! „Ermessen Sie alle mit mir die Segnungen, die einer solchen Reform unausbleiblich folgen müssen! Schon lehren Frauen vom Katheder, stehen auf der Rednerbühne, versorgen den Post- und Telegraphen dienst und machen ihr medizinisches Staatsexamen. Doch damit nicht genug, werden sie bald auch die Weltpolitik leiten und auf dem Felde der Ehre blutigen Lorbeer pflücken, während unser Geschlecht behaglich die Früchte dieser weiblichen Aufopferung genießt. Fried lich daheim werden wir uns fortan mit voller ManneS- kraft und dem Feuer edler Begeisterung auf das Hand haben des Strickstrumpfs und das Drehen schnur render Rädlein stürzen, wofür ja unsere jungen Damen ohnehin Geschmack und Verständnis längst verloren haben. Darum, meine Damen und Herren, trinken Sie jetzt mit mir auf den siegreichen Anbruch eines neuen Morgenrots in dein veralteten Herkommen der Völker: dieses Glas unseren Frauen, diesen kühnen Umgestalterinnen der Weltordnung!" Wieder einmal hatte der satirische Doktor die Lacher auf seiner Seite. Die Herren klatschten Bei fall, das ,schöne Geschlecht' aber stand ja in der Mehr zahl der von dem Redner gegeißelten Frauenemanzi pation viel zu fern, um sich zu deren Verteidiger auf zuwerfen. Hatte doch den anwesenden jungen Damen ein gütiges Geschick den Lebensweg dergestalt geebnet, daß keine derselben ernstlich daran zu denken brauchte, mit Männern den Kampf um das Dasein aufzunehmen. Eine Verfechtung der Gleichberechtigung der Frauen ließ sich daher nicht auf Gruud unumstößlicher innerer
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