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Netteste Zeitung de» Bezirk» ———M »M Behörden) die Jetle LVSPfg.—Sin-chMtW» Sonnabend den 6 Mai 1922 Nr 105 MW MmtmchW - z«a und TächfiMuS wieder hinaus ins Freie zi dieses Jahr reä)t viele sch> dilettanti mannscha 3m übrigen wird ans die den Listen anfgedruckte Er läuterung verwiesen. 8lLiltrat vtpyoläjsmaläs, am 5. Mai I9Z2. Gewerbelisten für das Rechnungsjahr 1922 sind von den vlvväLtükdsdkwtkrim» bis »Mvstvo« ö z« lgtz. in der Stadtsteuereinnahme abzugeben. Kieles Blast eulhS» -le amstichen DekannlmachmG« der Amlshauplmannfchast, -es Amtsgericht» und -es Sta-trats zu Dippot-iswal-e 88i Jahrgang DerankwoEcher Redakteur: Vaul Sehne. - Dmck und Verlag- Earl Iehne in Dlvvol-iswal-e. Vierteljährlich '^JMkuobneAu» MgUgNUrlS» tragen. — Einzelne Nummer« LV Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. S. Semeindeverbands-Girolumlo Ar. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 12548. Oe»4444--«s»ch-«e,v Die Entente an Rußland. Di« Sowjetregierung soll alle Schulden anerkennen. Tie Denkschrift der Alliierten an Rustland liegt jetzt im Wortlaut vor. Tas Schriftstück ist nach Inhalt und Form noch bedeutend scharfer, als man näÄ den bisherigen Meldungen vermuten konnte. Ruhland soll sich nicht nur verpflichten, sich jeder Umsturzprova- ganda in den anderen Staaten zu enthalten, es soll auch bei der Wiederherstellung des Friedens in Klein asien Mitwirken und sich den Kriegführenden gegen über neutral verhalten. Einer der wichtigsten Artikel des Memorandums ist der Artikel II, wonach die Sowjetregierung alle Schulden der kaiserlichen, der provisorischen und der Sowjetregierung anerkennen soll. Doch wollen die Gläubigermächte für den Augenblick weder Bezah lung des Kapitals noch der diesbezüglichen Zinsen verlangen. Tie Alliierten ihrerseits erkennen die Verantwortlichkeit für gegenrevolutionäre Schä den der Sowjetregierung nicht an. In Artikel V soll sich die Sowjctregierung ver pflichten, die finanziellen Verpflichtungen aller Lokal- odcr Provinzialbehörden in Ruhland wie auch der öffentlichen Unternehmungen in Rußland, die bis heute Untertanen anderer Mächte gegenüber eingegangen worden sind, anzuerkennen. Hinsichtlich des Privateigentums soll die russische Negierung „alle ausländischen Interessen an Verlusten und Schäden, bewirkt durch die Tatsache der Konfiszierung oder den Sequesters von Eigen tum zurückgeben, wieder Herstellen oder, im Falle das nicht geschieht, entschädigen. Im Falle, wo der vorherige Besitzer nicht in den Besitz derselben Rechte gesetzt werden kann, die er vorher besah, soll die Russische Sowjetregierung eine Ersatzleistung bie ten. Ferner sollen für jedes Land gemischte Sckieds- Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung an- Anzeiger für DiMl-iswal-e, Schmiedeberg kN Dippoldiswalde. Menn es sich im Freien auch noch gar nicht so recht sommerlich anlassen will, so wird kommenden Sonntag doch der Turnverein Dippoldiswalde (D. T.) sein Ankurnen abholten und damit den Auftakt geben, das Turnen aus der engen Halle wieder hinaus ins Freie zu verlegen. Hoffentlich sind ihm auch j dieses Jahr recht viele schöne Abende zum Aufenthalt und zur ! Betätigung auf dem schönen Platze auf der Aue beschicken. Das - Anturnen wird in der üblichen Weise abgehalten werden. Nach i einem Zuge von der Neichskrone, dem Vereinslokal, durch die Dresden-Loschwih. Erfolg der verkehrten Wohnungs politik. Dem Einsturz nahe ist das Wohnhaus Rißweg, Ecke Martiniweg, das die Wohnungsinhaber bereits zum größten Teile geräumt haben. Es handelt sich um ein altes Haus. Ein Spazier gang durch unseren Ort zeigt aber, daß auch noch so manches andere Grundstück dem Verfall bedenklich nahe ist, wenn nicht bald durchgreifende Erneuerungen erfolgen. Namentlich die Dächer sind an vielen Gebäuden schadhaft. Das im Vorjahre ein gestürzte Haus am Grenzweg liegt immer noch als Trümmerhaufen da. — Nicht nur in Lafchwitz, sondern überall kann man Häuser sehen, die infolge der Wohnungszwangswirtschaft mit ihrer Hem mung des Hausbesitzes dem Verfall nahe sind. Naundorf bei Gaußig. In der Nacht zum Sonntag waren zwei Spitzbuben in das Gehöft des Wirtschaftsbesihers Werner eingedrungen, um dessen drei Zentner schweres Schwein zu stehlen. Werner gelang es, die Diebe durch Schreckschüsse zu verscheuchen. Doch auch die Diebe schossen, ehe sie unverrichteter Sache ent- flohen, auf Werner, der an der einen Hand verletzt wurde. Sehma. Ein Dieb hatte versucht, durch das Waschhaus in ein hiesiges Kaffee einzudringen. Er kam aber aus dem Waschhaus nicht weiter. Als er dasselbe mit einigen Wäschestücken verlassen wollte, mußte er die Düngergrube passieren. Zu seinem Unglück brachen die Bohlen ein und verhalfen ihm so zu einer näheren Bekanntschaft mit dem Inhalt dieser Grube. Unter Zurücklassung der Wäsche gelang es dem Diebe aber doch, zu entkommen. Hartenstein. Bei der Stadtverordnelenwahl wurden 8 Bür gerliche und 4 Sozialisten gewählt. Die Wahlen fanden infolge der Ungültigkeitserklärung der Wahlen vom 8. Januar statt. Da mals wurden 7 Bürgerliche und 5 Sozialisten gewählt. Annaberg. Seit dem 1. Mai ist der Strompreis für Licht um 50?L von 7 M. auf 10,50 M. für 1 Kilow. erhöht, der Kraftz- strom wird bis 10000 Kilow. auf 6 M. für 1 Kilow. festgesetzt. — Zur Verteilung von Brennholz an Minderbemittelte wurden 100 000 M. bewilligt. — Der Haushaltplan für das Stadttheater aus das Jahr 1022/23 sieht einen Zuschuß von 160 000 M. vor; für Gagen sind 206 000 M. <120 000 M.), für das technische Per- fonal 00 000 M. <45 000 M.), für Heizung und Beleuchtung 180 000 M. <64 000 M.), für Musik 30 000 M. <12 000 M.) aus- geworse». Zwickau. Die Mitglieder der Stadtkapelle sollen mit einem jährlichen Kostenaufwand von mehr als 250 000 M. in ein Ange stelltenverhältnis zur Stadt überführt werden. Zwickau. Die Landarbeiter sind in den Bezirken Zwickau, Werdau und Krimmitschau in einen Lohnstreik getreten. Sie fordern 50 9L Zuschlag. Bautzen. Die Schulraum not wird in Bautzen, der Stadt der Schulen, immer schwieriger. Jetzt ist man schon dazu überge gangen, in die Kellergeschosse einzelner Volksschulen Schulzimmer zu legen. Da aber auch dieses Mittel nicht hinreichend Raum schafft, soll noch in diesem Sommer das Dachgeschoß der 1011 er bauten Pestalozzischule zu Klassenzimmern ausgebaut werden. Auf diese Weise hofft man, der Raumnot auf 7—8 Jahre begegnen zu können. Löbau. Eine Prämie für Freimachen von Wohnungen be schloß der Stadtgemeinderat in seiner letzten Sitzung. Jede Person, die Wohnräume freimacht <durch Wegzug, Einschränkung und der gleichen), erhält eine Geldbelohnung. Diese beträgt für 1 Zimmer 1000 M„ für 2 Zimmer 2000 M., für 3 Zimmer 3000 M. und für mehr als 3 Zimmer 4000 M. Doch ist daran die Bedingung ge knüpft, daß die Personen im Laufe von 5 Jahren in Löbau eine Wohnung nicht mehr zu beanspruchen haben. Stadt zum Turnplätze werden dort Freiübungen geturnt, denen Riegen-, Frauen- und Kinderturnen folgt. Spiele und am Abend Ball werden das Programm beschließen. — Skukenmusterungen und Fohlenschauen finden stakt am 8. Mai 9 Uhr vormittags in F'eiberg, am 9. Mai 10^- uhr vor mittags in Miklelsaida, cm 13. Akai 11 Uhr vormittags in Dippol diswalde und am 11. Mai 9 Uhr vormittags in Copitz. — Die Gewerbekammer Dresden befürwortete beim Arbeits ministerium, daß künftig die letzten 2 Sonntage vor Weihnachten für die Arbeit in Bäckereien und Konditoreien freigegeben werden, um dem auf althergebrachte Sitte beruhenden Bedarf an Back waren zum Weihnachtsfest ohne Verstoß gegen die Vorschriften über die Arbeitszeit genügen zu können. — Der mehrfach vorbestrafte, wegen anderer Diebereien in Untersuchungshaft befindliche 27 Jahre alte Arbeiter Kurt Paul Schubert aus Altenberg entwendete am 22. März aus einer Haus flur in der Trompeterstraße ein Fahrrad. Beim Absätze war ihm der 20 Jahre alte, auch bereits vorbestrafte Flaschenträger Emil Artur Miersch behilflich. Das Dresdner Schöffengericht verurteilte Schubert zu 1 Jahr, Miersch wegen Hehlerei zu 2 Monaten Ge fängnis. — Eine größere Untersuchungssache richtete sich gegen den 1888 zu Wendischcarsdorf geborenen Kaufmann Franz Rudolf Stoß und dessen in gleichem Aller stehende Ehefrau. Als Inhaber eines kleineren Dresdner Geschäfts waren beide Angeklagte zu Anfang vergangenen Jahres in Schwierigkeiten gekommen. Sie nahmen Kkedit in Anspruch und gaben als Sicherheit ein Klavier oder die ganze Wohnungs- bezw. Geschäftseinrichtung ihren jeweiligen Geldgebern an, obwohl sie kein Eigentumsrecht mehr daran hatten. So sollen auf diese Weise ein Rentenempfänger um 15 000 M., ein Feldwebel um 5000 M. und ein Kaufmann um 12 500 M. geschädigt worden sein. Unter Berücksichtigung der Vorstrafen beider Ehegatten, die straferhöhend in Betracht kamen, wurde Stoß zu 1 Jahr 2 Monaten, seine Frau zu 5 Monaten Ge fängnis verurteilt. Die bei der Handlungsweise zum Ausdruck gebrachte ehrlose Gesinnung rechtfertigte auch die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte beim Ehemann Stoß auf 2 Jahre. Glashütte. Gestern Donnerstag wurde der älteste Uhrmacher in Glashütte, Oswald Fridolin Taggesell, über 80 Jahre alt, zu Grabe getragen. Er hat über 50 Jahre im Dienste der Firma A. Lange u. Söhne gestanden. — Am 6. Mai sind 25 Jahre verflossen, daß der Buch- druckereibesiher Hermann Noack von dem Vorbesitzer M. Güldner die Akzidenz- und Buchdruckerei in Glashütte käuflich erwarb, mit der der Verlag der .Müglitztal-Nachrichten' <seit 1884) ver bunden ist. Kreischa. Beim hiesigen Standesamts kamen im Monat April 6 Geburten <4 männliche, 2 weibliche, darunter je 1 unehe liche), 6 Aufgebote, 2 Eheschließungen und 6 Todesfälle zur An meldung. Frauenstein. Die Gewerbebank hielt am 1. Mai die dies jährige Generalversammlung ab. Aus dem vom Vorstand er statteten Jahresbericht ist zu entnehmen, daß der Umsatz im Jahre 1921 fast 26 Millionen Mark betragen hat. Eine erfreuliche Entwickelung, die man als Beweis für die Notwendigkeit einer Bank am Orte anseben kann. Der Reingewinn betrug im Ge winnvortrag aus 1920'26 793 M. Die Genossen erhalten 7?L Dividende. Es wäre möglich gewesen, höhere Dividende auszu- schütten, Vorstand und Aufsichtsrat glaubten aber besonders die Reserven stärken zu müssen, um für die Zukunft leistungsfähig zu bleiben. Auch im begonnenen Jahre kann die Geschäftslage als sehr günstig bezeichnet werden. Ist doch in den Monaten Januar bis April, also in 4 Monaten, schon säst der Umsatz von 1921 er reicht worden. Nach Erledigung einiger genossenschaftlicher Fragen wurde anstelle des durch Wegzug ausscheidenden Sekre tärs Odrich Kantor Geißler in den Aufsichtsrat gewählt. Die satzungsgemäß ausscheidenden Aufsichtsratsmilglieder Kaufmann Jähnig und Kummer wurden wiedergewählt. Vorstand und Auf sichtsrat sprachen Sekretär Odrich bei seinem Scheiden von hier und aus der Leitung dec Gewerbebank herzlichen Dank aus für seine Tätigkeit im Interesse der Bank. Dresden. Auf der Tagesordnung der Landtagssihung am Donnerstag stand die Beratung des von sozialistischer Seile so warm empfohlenen und von Sach- und Fachkennern scharf be kämpften Entwurfs einer Gemeindeverfassung. Das Haus ist gut besetzt. Die Besprechung eröffnet der Innenminister Lipinski, den Gesetzentwurf, der ganz seinem Geiste und seinen bisherigen Talen entspricht, warm empfehlend. Die Empfehlungen aber, die er feinem Geisteskinde mit auf den Weg gibt, sind recht bedenk licher Art. Die Ausgaben der Gemeinden sollen erweitert, das Dom Residenzschloß ln Dresden. Gelt 30. April sind, wie schon erwähnt, die Festrävme des Restdenzschlosses in Dresden gegen ein geringes Eintrittsgeld <5 M„ für Kinder 3 M.) dem allgemeinen Besuche zugänglich ge macht. Es kommen 32 Räume in Frage, die genug des Fesselnden und Wertvollen bergen, um von jetzt an oie Besichtigung des Schlosses als unerläßlich in das Programm eines jeden Besuchers Dresdens aufzunehmen. Die Besichtigung beginnt in der fran zösischen Galerie, in der vor allem die Gemälde Silvestres aus dem alten Brühijchen Palais, August den Starken und seinen Sohn und dessen Gemahlin darstellend, bemerkenswert sind. Der an stoßende kleine Speisesaal ist an den Wänden mit vier Pariser Wandteppichen, Monatsbildern aus dem Besitz des Grafen Brühl, behängt. In dem folgenden großen Speisesaal haben wieder vier Gobelins ihren Platz gefunden. Sie sind Geschenke Napoleons I. und schildern die Geschichte Josephs, Esthers und den Raub der Sabinerinnen. Im Gemache der Königin Carola befindet sich ein sehr gutes Bild Palma Becchios, den Empfang Heinrichs II. in Venedig darstellend, weiter ein Porträt der Königin von Leon Pohle. Das Wasazimmer trägt seinen Namen von den Bildnissen der Mitglieder des Hauses Masa. Es folgt der Slucksaal, von Krüger 1872 bis 1873 hergestellt. Ihm schließt sich an der große Ballsaal, erbaut von Wolfsramsdorf, mit Gzenen aus der antiken Mythologie und Kultur, die bekannten Fresken Bendeman'ns auS den Jahren 1845 bis 1855. Man kommt sodann in das Turm zimmer, den kostbarsten und eigenartigsten Raum, noch im wesent lichen so erhalten, wie August der Starke die Ausstattung ange ordnet hatte; kostbar wegen der seltenen Porzellane, die sich in drängender Fülle vorfinden, eigenartig, weil nirgends vor oder nachher wie in diesem Zimmer das Porzellan mit der Architektur zur Einheit verbunden ist. Der Bankettsaal, ursprünglich Thron saal, ist mit Fresken Bendemanns geschmückt. Der neue Thron saal weist ein Bildnis August des Starken von Silvestre auf. Ganz besonderes Interesse dürfen Thronsaal und Schlafzimmer August des Starken für sich in Anspruch nehmen. Im Thronsaal fallen vor allem ins Auge die Verkleidung der Wände: roter Sammt mit Reliefstickerei in Goldbrokat, gestickte Pilaster mit reichen Ornamenten. Ferner das prächtige Deckengemälde von Silvestre, silberne Tische, Gueridons und Kaminvorseher von Albrecht und Johann Ludwig Biller aus Augsburg um 1710. Zu nennen sind weiter das Lackkabinett, chinesische Arbeit, das Dante- zimmer mit Rokokomöbeln im Stile Cafsieris. Endlich die drei Gobelinsäle mit Gobelins aus der Dresdner Manufaktur von Nermot 1739 bis 1741 und aus der Pariser Manufaktur, von denen vor allem die 4 Gobelins, Szenen aus Ouinault, Mokiere, Racine, Corneille darstellend, nach Entwürfen von CH. Coypel, ein Geschenk der Dauphine von Frankreich an ihren Vater Friedrich August II. um 1750, wertvoll sind. Den Beschluß macht daS Canalektozimmer mit Ansichten von Venedig und Rom vom älteren Meister dieses Namens. Das Schloß ist ja kein einheitlicher Bau von yohem künstlerischen Werke. Der große Brand von 1701 zer- störke den ganzen Ostbau mit dem Riesensaal. Die weitausgrelfen- oen Pläne August des Starken für einen Neubau, zu denen u. a. auch Pöppelmann heranaezogen wurde, sind nicht ausgeführt worden. Ein schmuckloser Neubau wurde ausgeführt, dessen innere Ausstattung zwischen 1705 und 1720 fertiggestellt wurde. Im 19. Jahrhundert entstanden der Bankett- und Ballsaal, der kleine Ballsaal und der Stucksaal. Ein Gesamtumbau 1889 bis 1901 wurde von Dunger und Frölich geleitet und gab dem Schlosse im Innern und Aeußern seine endgültige Gestaltung. Aufsichksrechk Les Staates geändert werden und eine völlige Um stellung der unteren Verwaltungsbehörde soll erfolgen. In die gleich emofeblenden Töne stimmt auch der mebcbellSsozlalistlsche Abgeordnete KUH" ein, der den Entwurf seines demokratischen und fortschrittlichen Zuges wegen lobt Der -eukschnatlonale Abge ordnete Dr. Eberle unterzieht den Entwurf einer Kritik und bringt sein großes Mißtrauen gegen diesen revolutionär-politisch-bllrokra- tlsch-rückschrittlichen Wechselbalg zum Ausdruck. Der volkspartei liche Abgeordnete Blüher, einer der besten Sachkenner zerpflückt ebenfalls den Entwurf und stellt fest, auf welche Motive eS zurück zuführen ist, wenn der Entwurf hie und da Zustimmung gefunden hat. Aufsehen erregt es, daß der Minister zu den Besprechungen über die Reform wohl den sozialdemokratischen Sladiverordneten- vorsteher von Leipzig zugezogen hak, die Vertreter der Städte ' Chemnitz und Dresden und den Geschäftsführer des Gemeinde- j tages aber nicht. Daß die Vertreter der sächsischen Revidierten Städte mit einer Linksmehrheit die Staatsaufsicht und die Bürger- i meisterverfassung abgelehnt haben, hak den Minister absolui nicht ' irritiert. Die Vorlage kann nach der doch sicher maßgeblichen I Meinung des Redners keine geeignete Grundlage für eine brauch- ! bare Reform der Gemeindeverwaltung bilden, die bezüglich der Staatsaufsicht reaktionär, bezüglich der anderen Punkte politisch tisch und in den Bestimmungen über die Amkshaupt- fken unausgereift ist. Minister Lipinski erwidert zwar, daß er den Gesetzentwurf mit Vertretern verschiedener Ver waltungs ysteme besprochen habe, verschweigt aber schämig, wer diese Vertreter gewesen sind. Daß die Unabhängigen durch ihren Redner Liebmann der Vorlage zustimmen und sogar Beschleu nigung wünschen, nahm nicht Wunder. Der Denzokrat Dr. Dehne kann die Ansichten der beiden Rechtsparteien nicht teilen und sieht in dem Entwürfe eine brauchbare Grundlage für die kommende Gemeindereform. Er beantragt Ueberweisung der Vorlage an einen Rechtsausschuß. Nach zustimmenden Worten von seilen der Komnmnisten und ablehnenden Worten des Abg. Heßlein wird der Gesetzentwurf an einen 19gliedrigen außerordentlichen Aus schuß überwiesen. Der Gesetzentwurf bekr. die Eingemeindung selbständiger Gutsbezirke wird nach unwesentlicher Debatte ent gegen einem Anträge des Abg. Bünger mit den vom Rechls- ausschuß beschlossenen Abänderungen von der Linken gegen 46 Stimmen der Rechten angenommen. Die nächste Sitzung findet am 11. Mai statt, auf deren Tagesordnung, wie bereits gemeldet, auch der Antrag der Rechtsparteien auf Auflösung des Landtages steht. Vor dem Beginn dieser Sitzung wird der Aellestenausschuß des Landtages zu einer Sitzung zusammentreten.