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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeteur: Z. G. Hartmann. .V I2Ä Erscheint mit Ausnahme der Svna» und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehe«. Mittwoch, den SV. Mai. Preis fstr da« Vierteljahr Thayer. JnsertiouS - Gebühre» für de« Ranm einer gespaltene« geile 1 Reugrvsch«». 18SS Amtlicher Theil. Dresden, 26. Mai. Seine Majestät der König sind heute Abend ^8 Uhr von Coburg hier eingetroffen und haben Sich nach Schloß Weesenstein begeben. nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagesßeschichte. Telegraphische Nachrichten aus St. Peter-burg und Pari«. — Wien: Nachrichten au« den Donaufürstenthümern- Parade- Wortlaut der österreichischen Circulardepesche vom 14. Mai. Vor arbeiten zu den Sprengungen bei den eisernen Thoren. Die Durchfuhr russischer Produkte durch die Walachei gestattet. — Berlin: Vom Hofe. Die Haltung Oester reich« in der Kriegsfrage. Da« Gerücht von einer bevor stehenden Zusammenkunft de« König« mit dem Kaiser von Rußland ist unbegründet. Militärische«. Eine Börsenzeitung angrkündigt. — München: Prinz Luitpold zurück. — Meiningen: Gesetzpublication. — Pari«: Ankunft de« König« von Portugal. Eine Ant wortnote auf die russische Circulardepesche vom 10. Mai. Moniteurnachrichten. — Florenz: Das Befinden der Großherzogin Witwe. Anzeichen der Traubenkrankheit. — Madrid: Militärempörung. Belagerungszustand.— London: Au« den Parlamentsverhandlungen über DiS- raeli'S Antrag. — Au« der Krim: Zur Kertsch- Expedition. Local- und Proviuzialarraeleaenheiten. Schandau: Pr*befntzrr de« Dampfschiff,« „Franz Zaseph". — Zwickau: Feuer. — Au« dem plauenschen Grunde: Knopfaufsetzung am Thurm» der Kirche zu Plauen. Zur Statistik deS sächsischen Bergbaues. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichten. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Im Laufe de« gestrigen TageS (28. Mai) ist uns fol gende telegraphische Depesche zuqegangen: St. Petersburg, 28. Mai. Kürst Gortschakoff meldet aus Sebastopol vom 23. Mai: In der Nacht vom 21. zum 22. d. M. hatten wir, vom Nebel be günstigt, augefangen, vor den Bastionen Nr. 3 und 6 einen Contreapprochen Laufgraben avzuleaen. Am 22. Abends griffen 1? feindliche Bataillone, die Reserven ungerechnet, unsre Werke mit Nachdruck an. ES entspann sich ein erbitterter Kampf, bei welchem häufig daö Bajonnet zur Anwendung kam und der die ganze Nacht hindurch dauerte. Unsre Bataillone, 12 an der Zahl, warfen den Feind mit Ungeheuern» Verluste zurück. Auf unsrer Seite wur den nahe an 2SOO Mann kampfunfähig. In Bezug auf dieselbe Affaire bringt der „Moniteur" vom 26. Mai nachstehende, an den französischen Kciegsminister ganze Nacht. gerichtete telegraphische Depesche de« Generals Pölissier: „Der Feind hatte zwischen der Centralbastion und dem Meere einen großen Waffenplatz angelegt, wo er bedeutende Streitkräfte zu vereinigen bezweckte, um starke Ausfälle gegen unS zu machen. Zn der Nacht vom 22. auf den 23. griffen wir diese, fast von der ganzen Besatzung vertheidigten Arbeiten an. Der Kampf war sehr lebhaft und dauerte fast die ganze Nacht. Wir haben die Hälfte der Werke er obert und besetzt. Ich hoffe, Ihnen morgen melden zu können, daß der übrige Theil in der folgenden Nacht genommen worden i r." Eine zweite vom „Moniteur" veröffentlichte, an vor stehende sich anschließende telegraphische Depesche de« Ge nerals Plissier ist vom 24. Mai Abends 10 Uhr datirt — reicht mithin bereits um einen Tag weiter, als obige russische Meldung — und lautet wie folgt: „Wir haben verflossene Nacht auf sehr glückliche Weise die Eroberung der TagS zuvor angegriffenen Werke vervollständigt: wir halten sie besetzt. Der Feind, der TagS zuvor ungeheure Verluste erlitten hatte, wich leichter. Die uusrigev, obschon empfind lich, waren weit weniger groß. Heute wurde mit unfern Bundesgenossen zusammen der Geburtstag Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien herzlich gefeiert." Nach Vorstehendem wird eine in den Berliner Blättern zu lesende Meldung des „T. C. B." aus Paris vom 25. Mai zu berichtigen sein, nach welcher „Vorwerke" «vor Sc- bastopol von den Alliirten genommen worden wären, ein Ausdruck, oer leicht zu der Vermuthung führen könnte, daß es sich um integrirende Theile der Festung gehandelt habe, während nach obigen authentischen Meldungen nur von Außen, werken (Verschanzungen) der Russen die Rede ist- Die weitor, Nachricht dro „2,. C. B.", -aß General Pölissier gemeldet habe, er hoff« in der nälbst-n Nacht den ,Mula- choffthurm" zu nehmen, scheint eine blose Pariser Erfindung zu sein, da die Centtalbastion wie oben erwähnt, in der Nähe de« Meeres, also dem linken Flügel der Belagerer gegenüber liegt, während der Malachoffthurm sich deren rechtem Flügel (jrnseik« de- Redan) gegenüber befindet. Wien, 27. Mai. Wie uns aus Bukarest berichtet wird, hat der Fürst Stirb,y den vr. Arsake ernannt, um die Interessen der Walachei bei den Verhandlungen in Wien über die künftige Organisation der Donaufürstenthümer zu vertreten, welcher auch bereits hieher unterwegs ist. Arsake ist kein Walache, sondern Grieche von Geburt, und bekleidet auch keinen höhern Bojarenrang. Man will in dieser Er nennung eine Maßregel der persönlichen Politik des Hos podaren erblicken, welcher keinen dec höher stehenden Bojaren mit dieser Sendung betrauen wollte, da sie ihm fast sämmt- lich abhold sind. — Der türkische Division-general Osman Pascha, welcher bisher Truppencommandant in Bukarest war, ist nach Rustschuk versetzt und an seine Stelle Su- liman Pascha ernannt worden. — Am 19. d. M. sind 500 Mann neue österreichische Truppen in der walachischen Hauptstadt angrkommen, die eigentlich eine Ergänzung für diejenige Mannschaft bilden, welche in den Spitälern ge storben. Die Zahl der verstorbenen Soldaten soll, seit sie dort einmarschirt sind, ziemlich bedeutend sein; namentlich war eS die Gelbsucht, welche unter ihnen grassirt». — Nach Briefen au- Galacz haben die dortigen respektive« Consuln endlich die officielle Anzeige russischerseits erhalten, daß die Handelsschifffahrt auf der Donau für Fahrzeuge unter neu traler Flagge unter der Bedingung frei ist, daß die Fracht in neutrale Häsen verladen wird, worüber man sich mit Certificaten der betreffenden Consuln zu versehen hat. LLten, 27. Mai. Gestern früh 8 Uhr war daS In fanterieregiment Großherzog von Hessen vor Sr. Majestät dem Kaiser am Josephstädter Glacis in Parade ausgerückt. Se. Majestät der Kaiser ließ bataillon-weise Produktionen ausführen und sodann daS Regiment im Feuer rxerciren, worauf das Desiliren begann, mit dem die Parade um 10 Uhr endete. — Die Circulardepesche, mittelst welcher Graf Buol die Wiener Conferenzprotokolle an die k. k. Gesandten bei den deutschen Höfen gesendet hat, ist vom 14. Mai datirt und lautet — nach einer Mittheilung der ,Wes. Zeitung" aus Frankfurt — folgendermaßen: „Ew Der Entschluß der k. großbritannischen Regierung, dir Wiener Lonferenzprotokolle dem Parlamente vorzulegen, bringt di» seither gepflogenen Fnedensunttrhandlungen in einem Augenblicke an dir Oeffentlichkeic, in welchem dieselben nicht al« geschloffen betrachtet werden können. Am Schluffe de« Protokolls der 12. Eonierenzsitzung hat Oester- reich erklärt, daß r« die Mittel, die Unterhandlungen über den dritten Garantiepunkt einer Lösung enlgegeozufuhren, noch nicht al« erschöpft betrachte, und daß es besonder« seine Aufgabe darin erblicke, sich mit der Aufsuchung der Modalitäten einer Annäherung zu beschäftigen. Die Bevollmächtigten Frankreich« und Englands haben ihrrrseik« zwar ihre Jnstruklionen für erschöpft, nicht aber dir Unterhandlungen für geschloffen erklärt, und nachdem hierauf durch da« spätere Protokoll Nr. 13 die Ablehnung eines von Rußland autgegangenen Vorschlag« constakirt worden war, hat Oesterreich sich entschlossen, der ernst- lichsten Erwägung der Höfe von Paris und London mue Vorschläge vertraulich anzuempfehlrn, in welchen eS eine lovale und vollständige Verwirklichung des dritten GaraatirpunktS zu erkennen glaubt, und welche Se. Majestät der Kaiser, unser allergaädigster Herr, für geeignet hält, dem St. Petersburger Sabinet al« Ultimatum vorgrlegt zu werden. Di« letzten Lonferenzprotokolle Haden mithin die Unterhandlungen noch schwebend gelassen, und do« k. dstrrreichischc Eadinet an seinem Theile würde in diesem Augenblicke noch Bedenken getragen haben, au« der pflichtschuldigen Zurückhaltung hervorzutreten, dir e« im Interesse de« für Alle gleich wichtige» Zweck« sich auferlegt hat. unftti Vbslch« kfl «der ftte» »»hin gegongt», unsre deutsch«» Bun- drtgrnoffrn, sobald e« uns erlaubt fein würde, vollständig von dem Gange der Frieden«unterhandluagen zu unterrichten, und wir würden es für unvereinbar mit unsern Gesinnungen al« deutsch« Bunde«macht gehalten haben, mit der Ausführung dieser Absicht auch nur einen Augenblick länger zu zögern, als dir Rücksicht auf den ungestörten Verlauf der schwebenden Unterhandlungen es un« zu erfordern ge schienen hätte. Die im englischen Parlamente geschehene Ankündigung der Vor lagen der Protokolle mußte es uns daher angemessen erscheinen lassen, unsrerseits den Druck der Aetenstücke behufs der Mittheilung an die Regierungen Deutschland« zu veranstalten, und Sie erhalten hiermit den Auftrag, die beifolgenden amtlichen Protokolle sammt einer Ab schrift de« gegenwärtigen Erlasses der re. Regierung zu»ustellen. Da wir zu dieser Mittheilung schreiten, ehe der Ausgang der noch nicht abgeschlossenen Unterhandlungen fcststeht, so können wir mit derselben vorerst nur den Zweck der Erfüllung einer schuldigen Rücksicht verbinden. Wir knüpfen daran für jetzt noch keine Aeuße- rung über die Lage der Dinge. In kurzer Frist dürften wir aber in die Lage kommen, den Regierungen de« Deutschen Bunde« aus führlich unsre Ansichten darzulegen, auf welche di« Antwort der La« binete von Paris und London auf unsre oben erwähnten Vorschläge nicht ohne Einfluß bleiben kann. G. v. Buol." — Die „Pesth-Ofener A." berichtet au« Orsowa vom 14. Mai: Heute sind die ersten Militärarbeiter, zwanzig Pionniere unter dem Commando eine« Offizier«, nach dem H-schrater. D r»« d k n, 26. Mai. Die Aufführung de« Lustsptei« von Johann v. Rautenstrauch „Der Jurist und der Bauer" war eine praktische Beantwortung der Preisfrage: „wie viel Langeweile die Geduld eine« gebildeten Publicum« au«- zuhalten vermag?" Eine anziehende, sehr flüchtige Tanz- augenweide bei erhöhten Preisen zu benutzen, um solche Ab geschmacktheiten gelegentlich noch an den Mann zu bringen, ist kein Verfahren der Schauspielrrgie, da« ein Jurist mit Erfolg verthridigen und rin Bauer gut heißen könnte. Da« Liebling«- wirlh«hau« an der Heerstraße de« flanirrnden Reprrtoir« von Kotzebue erschien dagegen wie eia ganz leidliche« Hotel de« Amüsement«. Mit wenig mehr Fond« boten am 28. d. M. „Die Fräulein von Saint Cpr", rin gröbliche« Fabrikat vom Litern Duma«, den sein Sohn an der Schilderung de« modernen Part« weit überflügelt hat, eine leichte, magere Unterhaltung. Da« neu rinftudirte Stück, dessen Rollen fich dem Talent und der Beliebigkeit der Darsteller fügsam accommodtrrn, wurde ziemlich befriedigend gegeben. Sestora Pepita de Oliva machte für beide Abend« durch ihre Tanzlelstungen die scenischen Honneur«. Di« charakteristisch« Schönheit ihrer Persönlichkeit, der plastische Reiz, Schwung und Feuer ihrer Bewegungen haben seit ihrem früher« hiesige» Auftreten sehr unwesentliche Veränderungen für di« allgemeine Wirkung erlitten. Di« steten Wiederholungen dieser virtuos«» Produktionen und di» Rückwirkung de« Effect« treiben indeß allmählich zu einem Korciren de« anziehend Charakteristischen, wobei da« Graziöse endlich einige Einbuße er führt. Di« Tänze de« andnwärt« genugsam besprochenen Safte« würden ein« angenehmere Verschiedenheit entfalten, wenn st» nicht Feuilleton. in gewissen scharf pointirten Erscheinungen zu sehr überein stimmten. Da« interessante Auftreten der Senora Pepita de Oliva hatte beide Tage ein höchst zahlreiche« Publicum in« Theater gelockt, dessen Geschmack fich indessen nicht in die Gefahr eine« überschwenglichen Snthufia«mu« begab. Daß dem Diri genten de« Orchester« nach einer doch jedenfall« vorhergegangenen Probe da« richtige Tanztempo versagte, ist sehr verwunderlich. C. Banck. -j-* Leipzig, 26. Mai. Nach einem in der letzten General versammlung de« hiestgen Kunstverrin« gefaßten Beschluß wird die in diesem Jahre fällige Kunstausstellung in Leipzig au«- fallen. Da« Zusammenfällen derselben mit der Pariser Aus stellung mag wohl den Hauptgrund abgegeben haben. — Ueber den Bau de« Museum« find entscheidende Beschlußfassungen noch nicht zu vernehmen. Der de«fallfige Meinungszwiespalt zwischen Rath und Stadtverordneten unterliegt noch höherer Entscheidung. Schletter, dem die hiesige Kunstsammlung außerordentlich viel verdankt, da er ihr seine reichhaltige Galerie bereitwillig überließ, ist berrit« anderthalb Jahre todt; genau mit Ablauf de« fünften Jahre« nach dem Tag« der Trstament««röffnung muß di« Galerie dem Publicum in geeignetem Loial« geöffnet sein, wenn sie nicht in andern Besitz üb«rgehen soll. Um der Stadt einen Umbau für diesen Zweck zu ermöglichen, hat er ihr bekanntlich sein Wohn hau» im Werth» von 40,000 bi« 45,000 Thlr. überlassen, und der Rath hat da« Vermächtniß angetreten. Wenn man aber bi« jetzt noch nicht einmal über die Oertlichkrit de« Baue« einverstanden ist, so dürste eine Mahnung an da« bekannte ?«icalum io morn sehr an der Zeit sein. — Die zeither im hiesigen Museum mit autgrstrllten Doublelten au« der Dresdner Galerie find jüngst zurückgezogen worden. Trotzdem bildet da« städtische Museum mit der Schletter'schen Sammlung ein Ganze«, dem namentlich in Bezug auf die Werke der modernen französischen und belgischen Schule kaum eine ander« deutsche Stadt rin Gleiche« zur Seite stellen dürfte. Di« Brsucher find«» W«rke drr Kunst, die sich rine« w«itv«rbrritrten Ruhme« erfreuen. Zu den ältern Meistern, die im städtischen Museum bereit« Platz fanden, wie Cranach Vater und Sohn, Rembrandt (Grablegung), de Heem (Blumen stücke) >c. sind durch Schletter'« Vermächtniß noch Giovanni Bellini, Guido Reni, Murillo gekommen, vom Letztgenannten rine „Himmelfahrt" von gewaltiger Wirkung. Die neuere deutsche Kunst findet namentlich ihre Vertretung durch Schnorr v. Carol«- feld (da« Almosen de« heiligen Rochu«), Koch (Roah'S Opfer), Veith (Germania), Vogel v. Bogetstrtn (Porträt de« höchst seligen König« Friedrich August), Erwin Speckt,r (Simson und Delila), Knaur (falsche Spieler), Julin« Schrader (König Frirdrichf bei Collin), Sohn (Donna Diana), Heine (Verbrecher in der Kirch«), Leopold Robert (der schlafende Räuber), Eduard Meyerheim (der SonntagSmorgen), Kirner (schwäbische Bürger wehr), Schirmer (die Egeriagrotte), Oehmr (Rymphengrvtte), Scheuren (alte Burg im Aarthale — und Schloß am See), Ludwig Richter (Scenen au« dem Sabinergebirge), Gurlitt (Gardasee), Reher (Kloftrrhof zu Kaufbeurrn) und Werner au« Leipzig (Da« Zunere der Kirche ckei kenri. Wunderschön» Aquarelle). Die modern« französisch« und belgisch« Kunst, namentlich von Schletter geschätzt und bedacht, bietet da« vielbesprochen» Bild