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Dresdner Journal : 14.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187507147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-07
- Tag 1875-07-14
-
Monat
1875-07
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 14.07.1875
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MIKO. INS. Mittwoch, den tä. Juli. 4dov»swsi>t«pr«l» r I» ss«»,«» Lnt»«d« L«lcL,: lUlrlivtiu ... 18 Urcrll ^^Ltrrllck: 4 Hkki^ SO kk. blinrslQS^uMiosru: 10 kk. Lu»»«rd»Id äs« äsawokSL Lsietlv» tritt koit- aoä 8tswpeIru»etil»L tüoiv. Inssrotsuprslsv: kür «tsa li»uw eiusr zsspsltsuev kotit»«ils: 80 kt. Uotsr äi« 2vi1o: SO kk. Lrovkelllsur UtAlivil mit ^umalim« üsr Sono - rwä ksisrts^o, Xbsnä, kür äsv folssnUeo Nrtt-ntl Houmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. In^srittsnonllatimv »osvSrt«: H. Lrantkotetter, Oowini^siouLr äs« Drvsällsr äouro»i«; svsnäa«.: /r^«A«» , U«iodurx-»«rU» Vt,ll-l^tp«t^ S»»«I-Lr««I«ll-kr«Lk5llrr « N.: ^/aa«rn«tsl»» «9 ^<-Airr; 8«rU» Visu-ULmdiu-x-kiL^-Liipii^- ». H. - «küued«»: /ti«t 8»rlm §. Xurnict / kllvaliärn // XiLrec/tt, Lr«m«n: /!, >r«,l»u: /. ü1a»»ASN « Lürvau; vd«ML>t«: H ^r«L>ikurt « ».: ^«eAer ^Lkv u. 0. k/errmann ^ns Uuodii, DauSeX <7o., SörUt«: /«v.D., S«Lllov«r: v. k«rl»: //ava«, Ta/itte, kluiiier <s Oo., >tllttU»rf Da«Le X t)o., LRwdLrr: H. kkiruäysn, Vi«». Xi. Oxpetit:. Nsri»u«8«dsr: üövixl. k»n>väitioa äs« Dresäasr äonrnu.!», Orssäsa, Llar^LretksostriUj-E dio. 1. Uiltitmntlicher Theil. Utderfiib». Telegrayhische Rachrichteu. Tagesgeschichte. (Berlin. München. Wien. Brünn. Paris. Brüssel. Bern. Madrid. London. Bukarest. Tanger.) Ernennungen, Versetzungen rc. i« Sffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Riesa. Großenhain. Bautzen.) Statistik und LolkSwirthschaft. Eingesandtet. Telegraphische WitterungSberichte. Börsennachrichten. Keuilleton. Inserate. LageSkalender. Telegraphische Nachrichten. Brünn, Montag, 12. Juli, AbendS. (Tel. d. Boh.) Nachdem heute früh einige zur Arbeit gehende Weber von Genoffen bedroht und mißhandelt wur den, mußten strengste Maßregeln zur Aufrecht haltung der Ordnung getroffen werden. Seit Mittag durchziehen Jnfantrrieabtheilungen, be gleitet von Polizeibeamten, die Arbeitervorstädte. Es regnet stark; wenig Leute auf den Straßen. Bis AvendS keine Ruhestörung. (Vgl. unter „Tages geschichte.") Versailles, Montag, 12. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung beschloß in der heutigen Sitzuna, nachdem sämmtliche noch übrige Artikel deS Gesetzes über den höheren Un- terricht angenommen waren, über daS ganze Gesetz namentliche Abstimmung vorzunehmen. Dieselbe ergab die Annahme des Gesetzes mit 316 gegen 266 Stimmen. London, Montag, 12. Juli, Nachts. (Tel. d. Drrsdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses stellte Lord Penzance die Frage an die Regierung, ob Deutschland an England daS Verlangen gerichtet habe, den in der Note der deutschen an die belgische Reaierung vom 3. Ke- bruar d. I. ausgesprochenen völkerrechtlichen Grund sätzen beizutreten. Der Staatssekretär de» Aeußern, Earl Derby, erklärte in seiner Antwort, daß an England eine solche Aufforderung nicht gerichtet worden sei, und bemerkte sodann, indem er länger über die Grundsätze deS Völkerrechts sprach: Nachdem der deutsch-belgische Schriftwechsel zu einem ' so befriedigenden Ergebniß geführt habe, würde eine Discussion abstracter Prinzipien zu keinem weiteren Re sultate führen. Was den Inhalt der deutschen Note betreffe, so lasse sich aus deren Wortlaut nicht erken nen, ob alle Handlungen verhindert werden sollten, welche die entfernteste und leiseste Absicht verriethen, die öffentliche Ruhe anderer Staaten zu stören, oder ob erklärt werden soll, daß es gewisse, auf die Störung des inneren Friedens eines anderen Staates gerichtete Handlungen gebe, welche der Staat nach völkerrecht lichen Grundsätzen verhindern müsse. Das erstere Ver langen würde ein ganz ungewöhnliches im diploma tischen Verkehre sein, während das zweite Verlangen ein Princip enthalte, dem jede Regierung bis zu ge wissen Grenzen zuzustimmen bereit sein würde. Konstantinopel, Dienstag, 13. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Journale veröffentlichen das sanctionirte Budget pro 12S1. Der Bericht des Niinisterraths constatirt die fort währende Erhöhung der jährlichen Einnahmen im Be trage von 5 bis 6 Procent. Eine Reduktion der Bud- getcredite sei unmöglich; demnach müsse man das Gleich- Feuilleto» Redigirt von Otto Banck. Kunstausstellung. (Fortsetzung aus Nr. 1b7.) Die Portraitmalerei, die eine Zeit lang bei urtheils- losen und die künstlerischen Mittel und Zwecke ver wechselnden Personen durch die Photographie in den Hintergrund gedrängt war, hat jetzt an den verschie denen Plätzen deutscher Kunstpflegt zahlreiche und sehr bedeutende Vertreter gefunden. Selbst die weiteren Kreise des Publikums haben eingcsehen, daß die Malerei niemals für dergleichen Aufgaben durch irgend eine andere Methode ersetzt werden kann, und tüchtige Meister haben als eine instruktive Fixirung des Mo ments den Werth und die praktische Hilfe der Pho tographie schätzen gelernt. In Wien und in Berlin z. B. hat man niemals für gute Portraits der Oel- malerei so hohe Summen gezahlt, als innerhalb der letz ten zehn Jahre, und man darf sagen, daß in diesem Ge biete wahrhaft monumentale Leistungen an den ver schiedensten Punkten geschaffen worden sind. Gerade für Das, was früher in Deutschland bei diesem Fache vernachlässigt wurde, für die Aarbe nämlich, hat sich die neuere Kunst mit Wärme intrressirt, und die un erreichbaren Vorbilder einstiger Glanzrpochen sind nicht unbeachtet geblieben. Wir dürfen nur, wenn wir uns bloS einfach auf unser Local beschränken wollen, auf die Arbeiten von Kießling, Hofmann, Scholtz, Gommme, dem jungen Ritscher und Andern Hinweisen, um das Gesagte zu illustriren. Auch Thumann greift hier als beseelter, feiner Tech niker unvergleichlich werthvoll ein, wenn er auch, soviel mir gewicht durch Vermehrung der Hilfsquellen erlangen. Dahin gehören: die Einführung einer Pcitentstener, die Revision des Zolltarifs und der Abschluß eines neuen Handelsvertrags mit Persien. Die regelmäßige Gebah- rung der öffentlichen Schuld sei gesichert. Der Bericht der Budgetcommission constatirt, daß die Einnahmen nach dem Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahre fest gesetzt sind. Gegenüber dem Voranschlag pro 1290 zeigt das Budget pro 1291 eine Einnahmeverminderung von 184,896 und eine Ausgabevermehrung von 758,903 Beutel. Bukarest, Dienstag, 13. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Senat hat nunmehr definitiv und mit großer Majorität die Ertheilung der Concesfion zum Baue der Eisenbahnen nach Pre- deal und Okna an den englischen Unternehmer Crawley genehmigt. Ebenso genehmigte die Deputirtenkammer defi- nitiv und mit großer Majorität die Handelskon vention mit Oesterreich - Ungarn. Mehrere Mit glieder der Oppositionspartei in der Kammer, dar unter Joan Bratiano, Jepurcano, Cogolniceano, VerneSco und sechs andere Deputirte, haben ihr Mandat niedergelegt. TtMÄgeWchte. * Berlin , 12. Juli. Sc. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz ist gestern Abend in Begleitung des Hofmarschalls Grafen zu Eulenburg und des Majors und persönlichen Adjutanten v. Liebenau von Koblenz, wohin er sich von Karlsruhe zum Besuche Ihrer Ma jestät der Kaiserin begeben hatte, nach dem neuen Palais bei Potsdam zurückgekehrt. Der General der Infanterie v. Blumenthal hatte sich in Magdeburg verabschiedet. Dem Kronprinzen sind auf seiner Rückreise zahlreiche Beweise der Freude über dessen glückliche Errettung aus Lebensgefahr zu Theil geworden. Auf der Station Kreiensen hatten sich die Spitzen der Behörden und die Notablen der Umgegend versammelt, um Se. kaiscrl. und königl. Hoheit zu beglückwünschen. Am lautesten äußerte sich die Freude auf Station Seesen. Auf die Kunde von der Ankunft des Kronprinzen waren die gesammte männliche und weibliche Schuljugend, der Ge sangverein, der Turnverein und der Kriegerverein mit Tambours, Musik und Fahnen nach dem Bahnhof hin ausgezogen , wo sie auf dem Perron Ausstellung nahmen und den hohen Reisenden mit kräftigem Hoch und Tusch bewillkommneten. Auch in Magdeburg, Burg und Brandenburg wurde der Kronprinz freudig be grüßt. Auf Station Wildpark hatten sich der Kriegs minister v. Kameke, eine große Anzahl von Offi zieren der Potsdamer Garnison und ein überaus zahl reiches Publicum zur Begrüßung aufgestellt, unter letzterem viele Damen, welche Se. kaiserl. und königl. Hoheit mit wehenden Tüchern bewillkommneten. Bei der Ankunft auf Station Wildpark verließ der Kronprinz rasch den Wagen und ging mit kurzem mili tärischen Gruße nach dem Wartesalon, wo Ihre kaiserl. und königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin mit den äl ter» Prinzen und Prinzessinnen den durch Gottes Gnade glücklich bewahrten Gemahl und Vater in sichtlicher Be wegung erwartet hatte. Erst nach dieser Begrüßung im Familienkreise trat der Kronprinz wieder auf den Perron zurück, um auf diesem die beglückwünschende Begrüßung der dort versammelten Offiziere entgegenzunchmen. — Der Bundesrath hat, wie der „D. R.- u. St.-A." heute meldet, in seiner Sitzung vom 25. vor. Nits, be schlossen: die Commissare der verbündeten Regierungen bei den Berathungen der Neichstagscommission über die Justizgesctzcntwürfe dahin mit Instruction zu versehen: 1) daß sie der gemeinsamen Ucberzeugung der verbün deten Regierungen entschiedenen Ausdruck geben, es sei dringend geboten, die Institution der Handelsgerichte, soweit dieselbe durch das Interesse des Handelsverkehrs gefordert werde, durch die Gesetzgebung nicht auszu- brkannt ist, diese Sphäre nur in freier idealistischer Weise vorwaltend gestreift hat. Von diesen Künstlern und ihren übrigen deutschen Genossen ist in der Wieder gabe des Charakters, in der Carnation, in der Behand lung des Costums und der oft so edel durchcomponirten Grsammtausfassung mehr echt historische Färbung und malerische Intention geboten worden, als von vielen der besten neueren Historienmaler. Und in der That, wenn die Portraitmaler das Glück genießen, dankbare Aufträge zu erhalten, so haben sie den Vorsprung einer direkten Wiedergabe des realen Lebens und das unver brüchliche Recht, im vollen Sinne ces Wortes modern sein zu dürfen. Und dabei tritt dem Portraitmaler, gleich dem Genremaler die Nöthigung nahe, sich alle Finessen der Technik anzueignen, um, wie Kaulbach diabolisch, aber sehr treffend sagte, Reize, die oft dem Gesichte fehlen, wo anders erschaffen zu können. Dies Mittel, wenn es nicht von der Hauptaufgabe abzicht, ist von unvergleichlicher Wirkung. Die Nieder länder und Franzosen, die niemals in der Portrait maserei so conventionell und handwerksmäßig geworden sind, wie wir es eine lange Epoche hindurch vorherrschend waren, haben sich dessen stets befleißigt. In neuerer Zeit wurde diese Stütze der malerischen Gcsammtwirkung, mit der im Bunde nicht nur ein treues Bildniß, sondern auch ein anziehendes oder interessantes Bild hergestellt wird, durch Knaus in delicatester Weise cultivirt, und man darf hinzusügen, durch Makart zu übermüthigen, aber in ihrer Abschweifung genialen Nebcneffecten prunk voll hingeführt. Fern von willkürlichen Abschweifungen, doch desto wärmer sich auf sinnvolle Auffassung, auf die Reize des Kolorits beschränkend, sind die ausgestellten Arbeiten von Leon Pohle in Weimar. Der talentvolle Künstler hat sich in dem fruchtbaren collegialischen Zusammen schlichen, und daß sie 2) jedenfalls dahin zu wirken suchsn, die Reichstagscommission möge, auch wenn sie bei dcm gefaßten Beschlusse auf Wegfall der Handels gerichte stehen bleiben sollte, sich darum der eventuellen Berathung der cinschlagenden Bestimmungen über Han delsgerichte, wie dieselben von den verbündeten Regie rungen in dem Entwürfe der Civilproceßordnung und des Gerichtsvcrfassungsgesetzes vorgrschlagrn sind, nicht entziehen. — Die Reichstagscommission zur Vor- berathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungsgesetzes, einer Strafproceßordnung und einer Civilproceßordnung nebst Einführungsgesetzen hat sich in ihrer Sitzung vom 10. Juli auf 7 Wochen vertagt. Den Rest der Straf- Pro crßordnung gedenkt dieselbe im Laufe des Sep tember durchzuberathen. München, 11. Juli. Die von der „Augsb. Abdztg." gebrachte und vom Telegraphen weiter verbreitete Nach richt, daß beabsichtigt sei, die Kammern bald nach beendeten Wahlen, gegen Mitte August, gewissermaßen zu eiger Probe einzuberufen rc., entbehrt, wie dem „Nürnb. Corr." aus verlässigster Quelle versichert wird, jeder Begründung. Es ist eine Berufung der Kammern erst gPen Ende September erforderlich und ein früherer Termin hierfür auch nicht beabsichtigt. — Weiter schreibt der „Aürub. Corr.": Durch Vermittelung einer uns persönlich bekannten, vollkommen vertrauenswürdigen Persö^iichkeit des weltlichen Standes in München werden wir vchr einer Person geistlichen Standes um Aufnahme nachstctender Erklärung in Sachen der „Eingabe aus der Sjelsorggeistlichkeit der Erzdiöcese Mün ch cn-M ei sing" ersucht: „Ler „„offene Brief"" an den Herrn Erzbischof existirt, ist von einem Geistlichen der Eridiöccse nach genommener Einsicht gebilligt, wenn auch nach Lage der Sache natürlich nicht unterzeichnet worden. Durch eine Uebereilung kam er zu früh in die Presse, wofür den vr. Möller aber keine Schuld trifft. Dieser Herr ist weder mystificirt worden, noch hat er mystificirt." * Wien, 12. Juli. Se. kaiserl. Hoheit der Erz herzog Kronprinz Rudolph hat in der Nacht sehr ruhig geschlafen; die Eintrocknung des Exanthems schreitet vor. Das allgemeine Befinden ist gut. — Das „St. Frdbl." schreibt: Ucber die Vorfälle in der Herzegowina, die in den letzten Tagen den Anlaß zu sehr alarmirendcn Nachrichten gegeben, erhalten wir folgende authentische Mittheilungen: Die Vorfälle in der Herzegowina, die hier und da auch mit dem bedeut samen Namen „Aufstände" bezeichnet werden, sind Re nitenzfälle, wie sie in diesen Gegenden der Türkei jähr lich vorkommen, sich mehr oder weniger ausdreitend und seiten der Bevölkerung ausschließlich darauf be rechnet, sich von der Steuerlast zu befreien und ähnliche Privilegien zu erzwingen, wie sie einzelnen Grenzdistric- ten anläßlich der Unterdrückung des letzten großen montenegrinischen Aufstandes gewährt wurden. Soweit die eingelangten Berichte erkennen lasten, ist die Be wegung auf wenige Grenzortschaften localisirt, und ist es zu ernsteren Zusammenstößen bisher nicht gekommen, da der Vali von Serajewo vorher nähere Instructionen aus Konstantinopel und eventuell auch Verstärkungen zu erwarten scheint, um dann nöthigenfalls mit ganzer Energie gegen die Renitenten vorgehen zu können. GrenzübeÄretungen gegen Oesterreich scheinen bisher nicht vorgekommen zu sein. Es ist, wie uns berichtet wird, dafür genügende Vorsorge getroffen, daß unsere Grenze in jedem Falle respectirt werde und den Auf- ständigen — wenn man die Steuerrenitenten so nennen will — von österreichischer Seite keinerlei Ermunterung und Succurs zugche, obwohl, wie berichtet wird, zwei Dörfer in der Herzegowina an unsere Freundschaft appellirten, indem sie österreichische Fahnen aufzogen. Ein Zeichen, daß die Vorfälle in der Herzegowina augen- blicks keine höhere politische Bedeutung beanspruchen, sehen wir darin, daß unser Minister des Auswärtigen, Graf Andrassy sich gestern zur Fortsetzung seines Ur laubs nach Terebes begeben und daß auch Sectionschef Hofmann dieser Tage Wien verläßt und nach Römer ¬ wirken der Weimaraner Genossen rasch und glücklich entwickelt. Er läßt auf seinem einfachen, gesunden Wege in nächster Zukunft schon eine beachtenswerthe Meisterschaft ahnen, und viele dazu gehörige Bedingun gen hat er bereits erfüllt. Sein „Bildniß einer alten Thüringerin" und sein Genrebild „Im Mai" sind Perlen des diesjährigen Kunstsalons. Wenn im letztem Gemälde eine liebenswürdige lyrische Anmuth der Dar stellung jeden Beschauer anheimelt, so müssen wir im erstgenannten Portraitbilde die klar ausgesprochene Cha rakteristik des Kopfes, dir wohlthueudc coloristische Durch führung des Ganzen, die treffliche Bchanvlung des Costums bewundern. Hier ist ein guter reiner Stil des Vortrags zur Errungenschaft einer individuellen und zugleich na tional typischen Portraitdarstellung durchgedrungen. (Fortsetzung folgt.) Naturforscherversammlung. Die Geschäftsführer der 48. Versammlung deutscher Naturforscher und Acrzte, Dr. A. Rollctt und Or. L. v. Pedal, laden zur Reise nach der schönen Hauptstadt Steicr- marks ein. Die 47. Versammlung deutscher Natur forscher und Aerzte in Breslau hat zum diesjährigen Versammlungsort die Stadt Graz erwählt. Die Staats- rcgierung, der Landtag von Steiermark und die Stadt- vertretung haben zur Förderung der wissenschaftlichen Zwecke der Versammlung nnd zum würdigen Empsang derselben reichliche Geldmittel zur Verfügung gestellt. Eine große Anzahl von Herren aus den verschiedensten Berufskreisen hat sich, aufgcfordert von den Geschäfts führern, vereinigt, um den verehrten Gästen durch gute Unterkunft und Veranstaltung von Festlichkeiten den Aufenthalt in Graz zu einem möglichst angenehmen zu machen. Viele deutsche und sämmtliche österreichische Eisrnbahnverwaltungen haben bereitwilligst Fahrpreis bad reisen wird. Bei der Pflichttreue ^ses Grafen An drassy darf man überzeugt seid, daß eine derartige Ent völkerung des auswärtigen Amtes nicht eintreten würde, wenn auch nur ein ernstes Wölkchen am Horizont sich zeigen würde. (Privatmittheilungen zufolge, welche der „Pr." zugehen, hat von türkischer Säte noch keine Truppenbewegung stattgefunden, und sieht m«n in Kon stantinopel der Entwickelung der Dinge mit demselben Gleichmuthe entgegen wie in Wien.) Brünn, 12. Juli. In Betreff des Strikes tele- graphirt man der „N. fr. Pr.": Anläßlich der am Sonn abend stattgefundcnen Arbeitcransammluug und des Ein zuges der Arbeiter in die Stadt ist gestern wieder eine wanicnde Kundmachung von Seite des Bürgermeisters erschienen. Gestern war wieder eine Arbeiterdeputation zum Bürgermeister beschieden, welcher sie aufforderte, Geduld zu haben, und ihr vor Allem Ruhe und Ord nung empfahl. Die Deputation war auch beim Statt halter. Derselbe erklärte, er habe sein Möglichstes ge- than; wie er die Arbeiter nicht zur Arbeit, so könne er die Fabrikanten nicht zu Concessionen zwingen. Für die Aufrechthaltung der Ordnung müsse er unter allen Umständen sorgen, habe dazu auch höhern Auftrag. Für heute Nachmittag 5 Uhr sind 22 Arbeitervertraucns- männer zur Handelskammer cingeladen. Als die Depu- tat'vn gestern Nachmittag den auf dem alten Obrowitzer Friedhöfe versammelten Arbeitern Bericht erstattete, ent stand ein großer Lärm. Ein Polizeicommissar wurde von Weibern und Kindern unter großem Geschrei um ringt und mußte sich schleunigst zurückziehen. Heute durchziehen zahlreiche Arbeitcrgruppcn die Zeile; gear beitet wird weniger, als sonst. Einzelne Fabriken, wo eine geringe Arbeiterzahl arbeitet, werden von der Po lizei streng bewacht, da Mittags beim Verlassen ^cr Fabriken Ausschreitungen befürchtet werden. Die Stim mung dcr Arbeiter ist eine ungemein erregte. 1^1 Paris, 11. Juli Der Marschallpräsideut Mac Mahon beschäftigt sich sehr angelegentlich mit der Or ganisation der Unterstützungen und Hilfsarbeiten in den von Ueberschwemmungen heimgesuchten Departe ments. Es heißt, daß er auch die überschwemmten Bezirke der Normandie besuchen wolle. Die Nachrichten aus den Provinz-n sind noch immer sehr traurig. Die letzten Gewitter haben in den verschiedensten Landes theilen unberechenbaren Schaden angerichtet. Im unteren Beaujolais beispielsweise, zwischen Mücon und Ville- franche, sind auf einer Strecke von 30 Kilometern alle Weinpflamungen vollständig verhagelt. Schlecht sind auch die Nachrichten aus der Schweiz von der Schweizer grenze und der südöstlichen Zone. Die Rhone geht sehr hoch; ihre Nebenflüsse sind zum Theil ausgetreten; bei Romans und Valence ffsib mehrere-PttsiMtt ertrunken, und dabei hängt der Himmel immer noch voll schwerer Regenwolken. Paris, 12. Juli (Tel.) Verschiedene Journale ver öffentlichen eine anscheinend amtliche Berichtigung der umlaufenden Nachrichten über einen in Rom kürzlich stattgehabten Volksauflauf anläßlich der Erscheinung eines französischen Offiziers in Uniform. Es wird in der Berichtigung hervorgehoben, daß der Auflauf ledig lich durch die Neugier des Publicums hrrvorgerufen worden sei und daß bei demselben keinerlei feindselige Manifestationen stattgefundcn hätten. Die Polizei hätte sich beeilt, die Neugierigen zu zerstreuen. (Der betreffende Offizier heißt Jougla, ist Bataillonschcf im 83. Lmicn- regiment und hatte sich nicht nur überall in der fran zösischen Uniform gezeigt, sondern auch in derselben im Vatican einen Besuch abgestattet, was die vermehrte Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.) Brüssel, 10. Juli. Der „Moniteur" hat, wie be reits telegraphisch gemeldet, gestern das Gesetz, betreffend die Strafbestimmung gegen Anerbietungen oder Vorschläge, gewisse Verbrechen zu begehen (Paragraph Duchesne), veröffentlicht. Dasselbe lautet in dcrUebcr- sctzung: Art. 1. Jeder, welcher direkt angeboten oder vorgeschlagen hat, ein mit Todesstrafe oder Zwangsarbeit bedrohtes Ver ermäßigungen bewilligt. Die Freude, mit welcher die Einladung von Seite der schönen und aufstrebenden Hauptstadt Steiermarks von der Versammlung zu Bres lau ausgenommen wurde, und das gute Andenken, wel ches der vor 30 Jahren in Graz abgeh«ltenen Statur forscherversammlung so lange bewahrt blieb, erfüllen die obengenannten Geschäftsführer mit dcr frohen Hoff nung, daß auch die diesjährige Versammlung eine recht zahlreich besuchte sein werde. Die Versammlung wird die Zeit vom 18. bis zum 24. September 1875 um fassen. Die erste allgemeine Sitzung findet schon am l8. September 10 Uhr Morgens Statt. Um l Uhr werden die Scctionen conslituirt. Nichtdeutschen Ge lehrten ist die Theilnahme an dcr Versammlung gestattet und ist deren Bethciligung au derselben erwünscht. Für die Mitglieder und Theiluehmer werden Aufnahme karten gegen Entrichtung von 1" Mark oder 5 Gulden österr Währung ausgegebcn. Fahrpreisermäßigungen für die Eisenbahnen finden nur auf Grund einer Mitglied» oder Theilnehmerkarte Statt. Wer Fahrpreisermäßigung erlangen, oder sich einer Wohnung voraus versichern will, wird gebeten, den Betrag für die Aufnahmckarte portofrei an „das Anmcldcburcau der Naturforscherver- sammlung im Rathhaus zu Graz" bei Zeiten einzusendcn undanzugebcn, objer die Versammlung alssMitglied oder als Theiluehmer zu besuchen gedenkt. Anfragen oder Mittheilungen in wissenschaftlichen Angelegenheiten wolle man nach Graz an „die Geschäftsführung der Naturforschcrversammlung" (Universitätsgebäude) richten. Literatur. Von dem trefflichen Reisebuch „Die Schweiz nebst den angrenzenden Theilen von Ober italien, Savoyen und Tirol" von Karl Bädeker ist soeben (Leipzig, Verlag von Karl Bädckcr, 1875) die
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