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Nr. 187 öchrlslleilung und BcschSftsslelle: ZohannILgasjr Nr. 8 Montag, den 27. März Icinlprcch-Nnschlukl Nr. II6S2, und 1>V9I ISIS ErsolzreiAk Gezenstotz im Osten Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau melde! amtlich: Gröhes Hauptquartier, 27. März. Westlicher Kriegsschauplatz Heute früh beschädigten die Engländer durch elue umfangreiche Sprengung unsere Stellung bei St. Eloi (südlich von Dpern) in einer Ausdehnung von über IVO m und fügten der dort stehenden Kompanie Ver luste zu. In der Gegend nordöstlich und östlich von VermelleS hatten wir im Minenkampf Erfolge und machten Ge fangene. Weiter südlich bei La Baisse! le (nordöstlich von Albert) hinderten wir schwächere englische Abteilungen durch Feuer am Borgehen gegen unsere Stellung. Die Engländer beschossen in den letzten Tagen wieder die Stabt Lens. In den Argonnen und im Maas-Gebiet erfuhren die Feuerkämpfe nur vorübergehende Abschwächung. Oestlicher Kriegsschauplatz Gegen die Front unter dem Befehl des Generalfeld marschalls von Hindenburg erneuerten die Russen gestern die Angriffe mit besonderer Heftigkeit. So fliehen sie mit im Osten bisher unerhörtem Einsatz an Mensche» und Munition gegen die deutschen Linien nord westlich von Iacobstadt vor; sie erlitten dementsprechende Verloste, ohne irgendwelchen Erfolg zu erringen. Bei Welikose-Selo (südlich von Widsy) nahmen unsere Vor truppen in einem glücklichen Gefecht den Rusten 57 Ge- fangene ab und erbeuteten zwei Maschinengewehre. Wiederholte Bemühungen des Feindes gegen unsere Stellungen nordwestlich von Postawy scheiterten völlig. Nachdem südlich des Narocz-Sees mehrfache starke Angriffe von Teilen dreier russischer Armeekorps abgeschlagen waren, traten westpreuhische Regimenter bei Mokrzyce zum Gegenstoh an, um Artilleriebeobachkungs- stellen, die beim Zuräckbiegen unserer Front am 20. März verlorengegangen waren, zuräckzunehmen. Die tapfere Truppe löste ihre Aufgabe in vollem Um fange. Hierbei sowie bei der Abwehr der feindlichen An griffe wurden 21 Offiziere und 2140 Mann gefangen und eine Anzahl Maschinengewehre erbeutet. Unsere Flieger belegten die Bahnhöfe von Dünaburg, Wttejka und die Bahnanlagen an der Strecke Barano- witschi—Minsk mit Bomben. Balkan-Kriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Die Pariser Konserenzen ivtb. Paris, 27. März. (Drahlbcricht.) Asquith und die britischen Delegierten der Konferenz der Verbündeten sind um 10 Uhr am Sonntag abend angekommcn. wtb. Amsterdam, 27. März. (Drahtbcricht.) Wie ein hiesiges Blatt berichtet, werden nach englischen Zeitungen Vonar Law . und Runciman England auf der Handelskonferenz vertreten. Französischer Generalstabsbericht vtb. Paris, 27. März. (Drahtbericht.) Amtlicher Be richt von Sonntag nachmittag: Westlich der Maas war während der Nacht die Beschießung sehr heftig in den Abschnitten Malancourt, Esnes und Höhe 304, ohne Infanterietätigkelt. Oestlich der Maas war die Nacht verhältnismähig ruhig. Einige ArtUlerietätigkeit im Wovor e. Im Priesterwalde wurden zwei Handstreiche des Feindes gegen die Gräben bei Lroix des Lärmes durch Gewehrfeuer abgeschlagen, der Feind muhte sich zurückziehen und lieh «t»la« Tote auf dem Gelände. In den Bog «fen beschossen wir Verprovianiierungskolonae« bei Waltweiler. Auf der übrige« Front kein« wichtigen Ereignisse. In der Nacht zum 26. März warfen zwei unserer Flieger 16 schwerkalibrige Geschosse auf di« feindlichen Biwaks von Nantillols und Montfaucou. Amtlicher Bericht von Sonntag ab««d: I» den Ar- gonuea verstärktes Feuer auf die Berkehrskuoteupuakte. Hinter der feindlichen Front beschossen wir die Zufuhren nördlich Apremonl. Westlich der Maas heftiger Geschützkampf. Zwischen Dors und Wald Malaucourt und vor unseren Stellungen zweiter Linie kein« Infaalerielätigkeil. Oestlich der Maa« und i« Woövr« gebiet zeitweise oaterbroch««« Artlllerietätigkelt. Nufere Artillerie zeigt« sich sehr tätig auf der ganze» Frout, besouders in der Gegend Griwa»- court, wo eiu Schuh au« einer unserer Batterie« mehrer« Explo sionen hervorrief, and in der Gegend Harville, wo wir «in« wichtig« Zufuhr zerfprengten. Westlich v'n Pont-K-Mousson brachte ein Scknß aus «iaem unserer Grabeageschütze, der gegen di« Deckung der Deutschen gerichtet war, ei» Lager ven Granate« z»r Explosion. Die Bahnhöfe Vigne »lies und Hattonchatel wurden von un seren weittragenden Geschützen beschossen. In den Vogesen war unsere Artillerie gegen die deutschen Werke >m Fechttale tätig. Heute morgen schoß einer unserer Piloten ein deutsches Flugzeug ab, das dicht vor unseren Linien in der Gegend Douaumont herabsiel. Ein englischer Zerstörer gesunken ntl>. Amsterdam, 27. März. (Draktbcricht.) lieber den eng lischen Angriff aus die deutschen L u s t s ch i s f a n l a g e n in NordjchlcSwig verbreitet Neuler solgendc a m t l i ch c M e l d u n g: Englische Wasserflugzeuge griffen vorgestern früh die deutsche Luftschiff bau« in Schleswig-Holstein östlich der Insel Snlt an. Die Wasser flugzeuge wurden zu den vrrabredeten Punkten dicht an der deutschen Küste von leichten Kreuzern und Torpedo Zerstörern eskortiert. Drei Wasserflugzeuge werden vermiht. Die Zerstörer «Medusa" und Lavcrock" hallen eine Kollision. Es wird bcsürchlel, dah die „Medusa" infolge des stürmischen Welters in dieser Nacht verloren ist. Aber eS besteht keine Beun ruhigung über dos Schicksal der Besatzung. Unsere Zerstörer versenkten zehn bewassnete deutsche Patrouillenboote. Es ist bisher keine Einzel heit über die Ergebnisse des Raids eingegangen, aber aus Meldungen der dänischen Presse scheint hervorzugchcn, dah cS seine Absicht erfüllt Hal. * * * Der englische Torpedobvotszerstörer „Medusa", dessen Verlust von der britischen Admiralität hier zugegeben wird, ist in der letzten Ausgabe deä .Taschenbuchs der Kriegsflotten" noch nicht verzeichnet. ES ist deshalb anzunehmen, dah eä sich um ein ganz neues Schiff handelt, das erst während des Krieges fertig ie- roorden ist. Möglicherweise ist die „Medusa" einer der beiden für Japan in England gebauten, noch nicht abgelieferten Zerstörer. Der Name deutet darauf hin, dasz sie in Gröhe und Ausrüstung der ^-Klasse entspricht und in diese eingereihk worden ist. Die drei zehn Schiffe dieser Klasse sind 1014/15 gebaut, haben 1200—1350 Tonnen Wasserverdrängung und se 120 Mann Besatzung. Be stückt sind sie mit vier 10,2 Zentimeter-Geschützen. Französischer Truppentransport gesunken tu. Sofia, 26. März. (Drahtbericht.) Ein Telegramm des «Utro' meldet aus Athen: Ein französisches Transport schiff, das mit Militär von Saloniki abfuhr, stich auf eine Mine und sank. Don der Besatzung sind 73 Mann gerettet. Ein Minensucher wurde ausgesandt, um schwimmende Minen auf zufischen. 8 Amerikaner von der „Sussex" vermißt wtd. London, 27. März. (Reuter.) Es wird bestätigt, dah sich 25 Amerikaner an Bord des «Sussex" befan den, von denen noch acht vermiht werden >vtb. Paris, 27. März. (Havas.) Die erste offizielle Liste der nach Boulogne zurückgebrachten Passagiere der .Sussex' ent hält 174 Namen, und zwar von 31 Franzosen, 44 Engländern, 53 Italienern, 24 Belgiern, 2 Aussen, 6 Spaniern, 13 Ameri kanern und einem Chilenen. >vtb. London, 27. März. (Reuter.) Drei von den ver wundeten Passagieren des Dampfers „Süsser" sind heute im Spital von Dover gestorben. Zwölf andere Passa giere sind schwer verletzt. rvtb. London, 27. März. (Drahtbericht.) Lloyds meldet aus Dover: Der englische Dampfer .Saint Cecilia" ist versenkt worden. Die Besatzung wurde gerettet. Die deutschen U-Boote im Aermelkanal D Lugano, 26. März. (Drahtbericht.) Der „Corriere della Sera' meldet: Die Torpedierung des Dampfers „Sussex" bei Folkestone ries in London allergrößtes Aufsehen hervor. Masten von Menschen strömten nach dem Viktoriabahnhof, um Mitteilungen der zahlreichen Passagiere zu erlangen. In London war man einfach sprachlos vor Erstaunen, dah ein deutsches U-Boot in den Kanal zwischen Folkestone und Dieppe eindringen konnte, war doch jeder Eng länder überzeugt gewesen, dah der Kanal an seinen beiden Enden durch Ketten gegen U-Boote gesichert sei. Während 14 Monate war es möglich gewesen, sich gegen das Eindringen deutscher U-Boote in den Kanal zu schützen. Zwar war in den letzten Monaten der Schiff fahrtsdienst über den Kanal mehrmals eingestellt worden, weil sich deutsche U-Boote dort herumlrieben. Der Dienst wurde jedoch immer wieder ausgenommen. Um zu wissen, was inzwischen aus dem Eindring ling geworden, mühte die englische Admiralität ihre Geheimnisse ent- hüllen. In London schreibt man das Geschehnis einer unglücklichen Ver kettung von Umständen zu, erwartet jedoch, dah sich diese Fälle nicht wiederholen. Die Bevölkerung von Dover und Folkestone dis Beachn- head harrte auf den Klippen und am Küstenrand die ganze Nacht hin- durch aus. Die Kastenwachen alarmierten alle erreichbaren Dampfer, damit sie der .Sussex' Hilfe bringen sollten. (.B. T.') Gin holländisches „Rettungsschiff" "tb. Haag, 27. März. (Drahtberlcht.) Das Marine departement teilt mit: Der Dampfer .Atlas", der von der Regierung als Rettungsschiff in der Nordsee ausgerüstet wurde, ist heute früh ausgefahren. Das Schiff ist mit drahtloser Telegraphie und allen notwendigen Behelfen zur Hilfeleistung an Schissen in Seenot und Schiffbruch ausgestattct und führt anher der niederländischen eine Flagge mit grünem Kreuz am Dortopp, während an den beiden Seitenwänden in weihen Lettern die Aufschrift .Rettungsschiff AtlaS" angebracht ist. Diese Aufschrift ist nachts be leuchtet. Das Schiff wird in der Nähe des Noordhindec Leuchtschiffes sich aushalten. An Bord befindet sich ein Seeoffizier, der mit der Leitung des Nrktuügckoerkes betraut ist. Innere Politik Or. ). Zm Deutschen Reichstage entlud sich am letzten Freitag ein Gewitter von ungemeiner Heftigkeit. Die .ältesten Leute" er innern sich nicht, etwas Aehnl'.chcs erlebt zu haben. Zwar be schränkte sich der Sturm wesentlich auf die Wetterccke der äußersten Linken. Es war eigentlich mehr eine Fraktionssitzung der sozialdemokratischen Parte« in dem sonst den Vollsitzungen dienen den Saale. Aber was sich da in voller Öffentlichkeit abspielte, er scheint uns von ungeheuerer Wichtigkeit für unser gesamtes Volks leben. Die ganze deutsche Presse hallt davon wider. Auch in diesen Blättern hat bereits der Berliner «^-Mitarbeiter Ausfüh rungen gemacht, denen wir übrigens durchaus beipflichten können. Es ist zweifellos richtig daß sich zunächst nur die Reichstaasfraktion gespalten hat, nicht die sozialdemokratische Partei als solche. Allein die Gegensätze im Reichstage sind eben doch daS Widersplel der Gegensätze in der Wählerschaft. Auch die Abgeordneten gehören zum Volke. Dies gilt unseres Erachtens für alle Parteten. Darum ist es gcwih nicht voreilig, wenn man schon jetzt grundsätzliche Be trachtungen anstellt. Hierzu liegt für uns um so mehr Ver anlassung vor, als das bekannte Leipziger Organ der Sozialdemo kratie mit anerkennenswerter Schnelligkeit bereits Stellung ge nommen hat. Natürlich im Sinne der 18 Genosten, die sich unter Führung von Haase und Ledcbour abgesondert haben. Hinzu rechnen kann man übrigens wohl schon heute die 15 Männer der Hoch-Partei, da sic innerlich zu jenen gehören dürften. Es handelt sich also um eine Absplitterung von ungefähr einem Dritteile der Partei. Jede volemische und persönliche Zuspitzung in dieser ernsten Sache erscheint uns unnütz und unangebracht. Wir gehen aber wohl nicht fehl in der Annahme: die „Leipziger Volkszeitung" hat mit ihrem Schlußsätze: „Wir hoffen und wir arbeiten dafür, daß die deutsche Arbeiterklasse die Einheit ihrer Bewegung gegen die Mehrheit derAeichstagsfraktion zu wahren wissen wird" angekündipk, daß sie die Politik der Haase und Lede- bour auch sachlich billigt und vertreten will. Ebenso stellen wir fest, daß der Vertreter von Leipzig-Land zu den Achtzehn zählt. Das alles ist für niemand von uns überraschend. Es ist Sache der Leip ziger Genossen, nicht unsere, selbst zu entscheiden, ob und wohin sie sich von ihrem Blatte führen lassen wollen. Allein im Interesse unseres politischen Lebens in Gegenwart und Zukunft halten wir es für unsere vaterländische Pflicht, die Gegensätze scharf herauszu heben, die die größte Partei des Reichstages auseinandergeristen haben. Das kann nicht besser und Kürzer geschehen, als durch eine Gegenüberstellung besten, was am Freitag von hüben und von drüben gesagt worden ist. Ob Herr Haase einen Disziplinbruch oder Treubruch begangen hak, kümmert uns nicht. Das ist eine häus liche Angelegenheit der Fraktion. Offenbar hak die Minderheit die anderen planmäßig überrascht, den Bruch also absichtlich herbei geführt. Wir sind, gerade weil wir die Sache sehr ernst nehmen — aus welchem Grunde wir auch von Herrn Liebknecht, der in der Sitzung wieder einen Anfall bekam, nicht reden —, eher ge neigt, zuzuaesteken, daß in außerordentlichen Fällen auch außer ordentliche Maßregeln angewendet werden können und müssen. Zumal im Kriege! Was also hat Herr Haase gesagt? Der steno graphische und von dem Redner, der darüber zu verfügen hat, durchgesehene Bericht liegt noch nicht vor. Auch war es bei dem Lärm, den die Freunde und Feinde auS der Fraktion des Redners verübten, schwer, ganze Sätze mit dem Gehör zu erfassen und festzu halten. Offenbar war übrigens die Rede wörtlich vorbereitet, wle das ganz natürlich ist. Sie mußte abgebrochen werden. Ihr Ziel war zweifellos — wir glauben, nicht ungerecht zu sein — die Er klärung, daß der Redner und seine Anhänger für diesen Krieg, dessen Weiterführung sie mißbilligten, weitere Mittel nicht ver- willigen wollten. Das würde damit übereinstimmen, daß ungefähr dieselben Abgeordneten bereits gegen den letzten Kriegskredik ge stimmt hatten. Nebenbei: eine Anzahl anderer hat damals zwar nicht dagegen gestimmt, sich aber bei der Abstimmung aus dem Saale entfernt. Was unseres Erachtens nicht bester ist. Das Vaterland darf sagen: Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich Zurück zu Herrn Hase. Nachdem er als seine Ansicht — er muß es ja wissen! — ausgesprochen hatte, daß es am Schlüsse dieses Krieges weder Sieger noch Besiegte geben werde, klagte er. daß die Arbeiter für Interessen Kämpfen sollten, die sie nicht berührten. Dann sagte er: Die Arbeiterklasse kann nicht die Waffen erheben gegen die, mit denen sie durch Gemeinsamkeit der Ideen verbunden ist! Hier setzten Unterbrechungen ein, die den Redner hinderten, seinen Standpunkt weiter sachlich zu begründen. Man hörte nur noch einzelne Worte, wie komplette Narren" — auf wen bezog sich dies? — und „gewissenlose Menschen". Nach dem Berichte der .Leipziger VolkSzeiaung" hätte Herr Haase nur gesagt: .Für die sozialistischen Arbeiter ist es die herbste Tragik, daß die gemeinsame Idee der Völkersolidarität ' Allein dieser äußere Unter ¬ schied ist doch wohl gleichgültig. Demgegenüber erklärte Herr Scheidemann: Ich darf annchmen, daß die große Mehrzahl meiner Freunde auch jetzt noch zu d«5n Worten steht, die Sie alle als Erklärung unserer Fraktion am 4. August 1914 gehört haben: Wir machen wahr, was wir immer gesagt haben, in der Stunde der Not lasten wir unser Vaterland nicht im Stich?" Was heißt das? Hier das Bekenntnis zum Vaterlande, dort zur Völkersolidarität! Der nationale Flügel der Sozialdemo kratie, dem bei aller Wahrung der Arbeiterinleressen doch das Vaterland über alles geht, sondert sich scharf von der internatio- nalen Richtung, die die Gemeinsamkeit der Ideen in den Vorder grund stellt. Und zwar die Gemeinsamkeit auch mit den Angehöri gen solcher Staaten, die uns jetzt bekriegen und unser nationales Dasein vernichten wollen. Alles andere ist nur Beiwerk. Auf jenen Gegensatz allein kommt es an. Mer ihn zu verdrmkeln