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MOrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «P,",'.U-P-1<-nst!,7.?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «^llünorn dbherer D-waI>, Krieg odr, ,onst>g > B-,r>rbLiIörun,«n destehi kein Anspruch aus Lieferung ZMu>".d«KL^ A.,u,.pr.i,-r.-ALchfen°ung «instand.« Schriftstück- erfpig. nur, wenn P--,- deiUegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespaitencRaumzeile20Doldpfennig, die IgefpaliencZeile deraunlichenBekannimachungen 10Dolde Pfennig, die 3 gefallene Rediamezeile im leztlichen Teile lvü Goldpfennig. Rcchwcifungrgedühr 20 Loldpfennig. Bor. geschriebene Drscheinungs- läge und Piatzvorschriften werden nachMSglichk.it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig!. Anzeige». annahmibisvoim.lbUhr l Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Auzc ueu übtrnehme»» wir Lerne Garantie. Jeder NabaNanipruch erlischt, wenn der Benag durch Klage eingezogen werd en muß oder der Austra ggeber in Konkurs gerät. Anzeig en nch men alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 295 —84 Jahrgang Teiegr Adr: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Sonntag 20 Dezember 1825 I!I! !t«M VI»»«»! il »I I!ll MM IIWIl III, IVIÜÜW illilt Verwirrung. Näscher, als der immer Mieder Erde von neuem Einhüllende Dezemberschnee vergeht und verweht, sind die Wlütenträume der Großen Koalition für die Regierung des Reiches zerstoben. Herr K o ch hat es gut gemeint, er hat vor allen Dingen in einem gewissen Eiltempo zum sZiel kommen wollen. Aber je stürmischer er vordrängte, desto höher türmte sich um ihn herum im Kreise der Frak tionsführer, mit denen er es zu tun hatte, der Wall des Unbehagens, der Bedenklichkeiten, ja des gegenseitigen Mißtrauens, und als aus Morgen und Abend ein Tag und noch ein Tag geworden war, lag das arme Kind leblos am Boden. Den Todesstoß führte die Sozialdemokratie, Nachdem vorher schon das Zentrum durch seine Weige rung, tzie Leitung und damit die Hauptverautwortung für die neue Koalitionsregierung zu übernehmen, sich in diesem Falle nicht gerade besonders opferfreudig gezeigt hatte. Wie immer will natürlich auch diesmal niemand der Vater aller Hindernisse gewesen sein. Die Schuld- jrage, ohne die es bei uns in Deutschland ja nicht abgeht, wird zwischen den Beteiligten hin- und hergewcndet mit dem gleichen negativen Erfolg wie in anderen Fällen auch. Und was übrigbleibt, ist ein Zustand der Parteiver- hrirrung, der für den Fortgang der politischen Arbeit »ichts weniger als zuträglich ist. Die Sozialdemokraten müssen sich jetzt den- Dlben Vorwurf gefallen lasten, mit dem im Höhepunkt des Locarnokampfes die Deutsch nationalen über» fchüttet wurden: daß sie nicht den Mut gehabt hätten, die Verantwortung zu übernehmen, die ihnen von der historischen Stunde zugewiesen war, daß auch sie vor den vroteststürmen aus dem Lande zurückgewichen seien, genau » wie es der deutschnationalen Parteileitung nachgesagt worden war, als sie zu einem Zeitpunkt, da es niemand Lwartet hatte, ihre Minister aus dem Neichskabinett zrr- Mckzog. Mit der Großen Koalition, gebildet unter der Präsidentschaft Hindenburgs, hoffte man, für absehbare Keit über den Berg aller parlamentarischen Regierungs- p-wierigkeiten hinwegkommen zu können. Statt dessen hat ich nun auch unter den Linksparteien eine Kluft aufgetan, Ke sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so bald wieder schließen wird. Gemeinplätze für die Zusammenstellung nnes sogenannten Arbeitsprogramms sind natürlich jeder- lrit rasch zu finden, sowie es sich aber darum handelt, ton Worten zu Taten überzugehrn, sich zu bestimmten poli- Ische» Entschlüssen zu verpflichten, unweigerlich uns un-° Widerruflich, nehmen die Dinge doch ein anderes Gesicht, w. Das haben in diesem Falle, als über die Wirtschaft^ jm» Sozialpolitik der nächsten Wochen und Monate zu Entscheiden war, die Demokraten ncht weniger vri- vürt als das Zentrum und die Deutsche Volks- fartei, von der Bayerischen Volkspartei und »o» der Wirtschaftspariei gar nicht erst zu reorn. Man kann ungemein leicht zu Ergebnissen gelangen, wenn Pan die Fragen der Erwerbslosigkeit, der Arbeitszeit, der Versorgung von Gehalts- und Lohnempfängern für sich stlein betrachtet, als bestünde zwischen ihnen und den kltionellen Erfordernissen der Wirtschaft nicht der geringste Zusammenhang. Aber die Henne, die rn Deutschland cäher wirklich goldene Eier gelegt hatte, ist mittlerweile » erschrecklich abgemagert, daß von ihr keinerlei Kraft- , ristungen mehr zu erwarten sind. Statt sie vollends ab- üschlachten, müssen wir alle Anstrengungen zusammentun, r.r sie zunächst einmal wieder einigermaßen aufzupäppeln, erst wenn das gelungen ist, wird sich über Lie Fort- tchrung der Sozialpolitik wieder reden lasten. Einstweilen aber weiß noch niemand zu sagen, was Zn» werden soll. Der Reichstag ist in die Ferien ge-- Langen, und der Reichspräsident will sich die Sache, nachdem die Parteien sich bei der Neubildung der .Legierung soviel Zeit gelassen haben, nun auch seinerseits loch bis nach Weihnachten überlegen. Das ist gewiß kein, «genehmer Zustand, wenn man bedenkt, daß inzwischen 's: große wie die kleine Politik nicht stillssteht, daß in Zaris über die wichtigen Fragen des internatio- alen Luftverkehrs verhandelt, daß die Entschei- . ung des Völkerbundrats über Mossul vielleicht sehr bald ' ene Verwicklungen im Orient zur Folge haben wird, daß ' ie deutsch-polnischen Wirtschaftsverhandlungen eben erst aieder in Gang gekommen sind, daß die krisenhafte Lage er französischen Regierung auch Deutschland fortgesetzt u angespanntester Aufmerksamkeit nötigt. Noch größere Zerlegenheiten freilich können durch den wachsenden N o t- and im Innern entstehen. Schon bei der Behand- >mg der Beamtenbesoldungsfragen haben wir es gesehen, jvie sehr sich die Schwierigkeiten häuften, weil das kabinett sich nicht im Vollbesitz der Rcgierungsgemalt Kihlte, ohne die neue Verpflichtungen dem Volksganzen gegenüber nicht übernommen werden dürfen. Wer weiß, vir bald andere Fragen ähnlicher Art auftanchen werden, tir keinen Aufschub zulasten, zumal wenn sie mit ver ro- iusten Dringlichkeit vertreten werden, die gewisse Kreise innrer dann anzuwenden pflegen, wenn es ihnen um — roMische Nebenabsichten zu tun ist. Wir haben für den Krst dieses Jahres keine im wahren 'Sinne oes Wortes llürnsfähige Regierung. Oberste Sorge der berufenen Pächter des Reiches muß es fein, darauf zu achten, daß kicker Zustand der Schwäche an der Spitz; des Reiches Jie MbmitNW sm die MWW-KonMz. Genf, 18. Dezember. Das Generalsekretariat des Völker bundes teilt den Text der an die Regierungen der Vereinigten Staaten, Deutschland und die Union der Sowjetrepubliken ge richteten Einladungen mit, in der diese aufgefordert werden, sich in der vorbereitenden Kommission für die Abrüstungskonferenz, die am 15. Februar 1926 in Genf zusammentreten soll, ver treten zu lassen. Die Aufgabe dieser Kommission, so heißt es in der Einladung, wird darin bestehen, die Abrüstungskonferenz vorzubereiten, deren Einberufung auf einen möglichst naben Zeit punkt vorgesehen ist. Sodann wird das bereits bekannte Pro gramm der Arbeiten des vorbereitenden Ausschusses für die Ab rüstungskonferenz angegeben. Das Schreiben fährt dann fort: Die Fage kann nur dann mit sicherer Aussicht auf das Zustande kommen einer vollständigen Lösung behandelt werden, wenn sie in ihrer Gesamtheit und in Zusammenarbeit aller Nationen be trachtet wird. Die Probleme, die geprüft werden sollen, be ziehen sich auf alle Seiten des Abrüstungsproblems, gehen alle Nationen der Welt an. Die Einladung ist von dem gegenwärti gen Ratspräsidenten Scialoja unterzeichnet. Vas Schreckgespenst cker Er- «erdrlosigkeit. Lunsvme um Li von yunaert. Berlin, 18. Dezember. In der Zeit vom 16. bis 30. No vember ist die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Erwerbslosensürsorge von 473 00V auf 664 000, d. h. um rund 42 v. H. gestiegen. Im einzelnen hat sich die Zahl der männ lichen Hauptunterstützungsempfänger von 432 000 auf 619 000, die der weiblichen Hauptunterstützungsempfänger von 41 000 auf 59 000 erhöht. Die Zahl der Zuschlagsempfänger (unter- stützungsberechtigten Angehörigen von Hauptunterstutzungsem- pfängern) ist von 572 000 auf 819 500 gestiegen. Vorläufige Stillegung der Aaa. Berlin. Als Ergebnis der gerichtlichen Gläubigcrver- sammlung der Aga <Dr. E. Stinnes) ergibt sich, datz der Betrieb der Aga bis^ auf weiteres eingestellt wird. Nach den Erläuterungen des Status durch den Konkursverwalter be tragen die zusammengesaßten Aktiven 8,7 Millionen Mark, von denen nach Abzug der bevorrechteten Forderungen ein Aktivrcft von 1,7 Millionen Mark verbleib». Schätzungsweise pellt sich die Passivität aus 17 Millionen Mark, von denen 3,7 Millionen auf Warenverpflichtungen, 1,3 Millionen auf Wechsel und 12 Millionen auf Schadcnscrsatzansprüche fallen. Es würde sick, demnach eine Quote von 10 «/L ergeben. Beendigung der Zerstörungsmaßnahmen bei Krupp Düsseldorf. Nunmehr steht scsi, daß auch die Inter alliierte Militürkontrollkommission in Düsseldorf und die ihr unterstellten Bureaus in Essen und Köln am 1. Januar aufge löst werden. Tamil hört auch die interalliierte Kontrolle bei der Firma Krupp in Essen auf, bei der die letzten beanstandeten Maschinen vor kurzem zerstört worden sind. — Ein deutscher polarstug geplant. Frankfurt a. M. Mit Unterstützung deutscher und 'deutsch-amerikanischer Förderer und Interessenten will dex hier lebende Nordpolfahrcr Theodor Lerner im Mai nächsten Jahres eine deutsche arktische Flugzeugcxpcdition unternehmen. Als Expcditionsflugzcug dient ein mit den neuesten Verbesse- jrungcn ausgcstattetes Dornicr-Wal-Flugboot, das chckanntlich 'auch von Amundsen benutzt wurde. Der Zweck dieser Expe dition ist keineswegs ausschließlich eiu Rckordflug über den Pol nach Alaska, sondern die deutsche Expedition will in all^ mählich steigenden Leistungen wertvolle arktische Forschungs arbeit ausführen. Tllmlt im tschechischen Parlamente Die Sturmsitzung. Paris, 18. Dezember. Die heutige Sitzung des tschechi schen Abgeordnetenhauses, die der Verlesung der Regierungs erklärung durch den Ministerpräsidenten Evchla gewidmet war, stand vollkommen im Zeichen eines tosenden Tumultes. Kaum war der Ministerpräsident erschienen, so setzte von seiten der Slo wakischen Volkspartei und der Ungarischen Nationalparlei ein ohrenbetäubendes Schreien, Pfeifen, Pultdeckclschlagen ein. Vor der Mimsterbank, wo sich zum Schutze alle Abgeordneten der Koalition zusammengeschart hatten, gab es bald ein Handgemenge zwischen Slowaken und Tschechen. In dem Augenblick, als dir Verlesung begann, setzten auch die Deutschen Nationalen und die Deutschen Nationalsozialisten zu lärmen und schließlich auch die Kommunisten mit Pfeifen und Lärmen ein. Plötzlich schar ten sich die Slowaken zusammen und stimmten dröhnend die slo wakische Trutzhymne an. Als die Slowaken geendet halten, hörte man den deutschen Zwischenruf: Es lebe die Selbstbestimmung! Und schon waren alle deutschen Abgeordneten aufgestanden und intonierten Deutschland, Deutschland über alles. Der Minister präsident, einige Minister und das ganze Präsidium waren offensichtlich außer Fassung gebracht. Erst nach Beendigung des Liedes brach der Sturm los. Der Tumult endete damit, daß die Koalitionsparteien schließlich auf Veranlassung des Ministerprä sidenten langsam den Saal verließen. richt von Gegenkräften in der Tiefe für allerhand drmNe Zwecke ausgenutzt wird. Dr. Sy. kegieruiWMrrng erst im Zanuar. ». Berlin, 18. Dezember. . Reichspräsident von Hindenburg hat mit Rücksicht auf s.e schon begonnenen Weihnachtsferien des Reichstages jen Reichskanzler Dr. Luther und die Reichsminister Nsucht, die Geschäfte auch fernerhin weiterzuführen. Der 'eichspräsident wird seine weiteren Entschließungen in er Frage der Neubildung der Neichsregierung rechtzeitig >r dem am 12. Januar nächsten Jahres erfolgenden Kiederzusammentritt des Reichstages fassen. * Zentrum und Große KoaMon. Die Zentrumsfraktion des Reichstages trat vor der kbreise der Mitglieder von Berlin zu einer Besprechung s.'r politischen Lage zusammen, über die Sitzung wurd^ olgender Bericht ausgegeben: .Die Zentrumsfraktion ses sreichstages hat sich eingehend mit der durch die Ablehnung »er Sozialdemokraten geschaffenen Lage besaßt. Sie hält knmütig an ihrer bisherigen Auffassung fest, daß die strotze Koalition allein den Erfordernissen ser Gegenwart entspricht, und wird dieses Ziel auch weiterhin »rit aller Entschiedenheit verfolgen. Auf Wunsch der keichstagsfraktion wird der Vorsitzende der Partei, Reichskanzler a. D. Marx, den Parteivorstand mrd Lie korstände der Zentrumssraktionen des Reichstages und s:s Landtages vor dem Wiederzusamiüenireten des Neichs- ages zu einer Besprechung über die zu unternehmende« bchritte einberufe»." ZapauWe LruppttlverMlWkll . - . in der KandKurei. Nach einer Meldung der Londoner „Daily Mail" haben japanische Truppe»» die Hauptstadt der Marrvschurei auf Ersuchen der dortigen Konsuln besetzt, um die dort wohnenden Ausländer gegen Ausschreitungen chinesischer Tnüwru Lu schütze». Aus Tienttju wird berichtot. Laü Tschangtsolins Alliierte, die Truppen des Generäls Feng in Toschow, 160 Meilen südlich von Peking, geschlagen hätten. General Schangtschungschang, der Sohn des Mar schalls Tschangtsolin, marschiere aus Tientsin, um den dort kämpfende»» Abteilungen Tschangtsolins zu Hilfe zu kommen. Die japanischen Truppen, die infolge des Kampfes zwischen den rivalisierenden chinesischen Generälen zu.itz Schutze der Ausländer nach Mulden entsandt worden sind^ haben den beiden chinesischen Generälen Tschangtsolin «nh Kuosungling die Mitteilung zugehen lassen, daß ihre Trup, Pen sich sechs Meilen von der Stadt entfernt halten müßten. Die japanischen Truppen verwehren allen bewaffneten Chinesen den Eintritt in das Stadtgebiet. Die beiden chinesischen Generäle sind über die Warnung der Japaner sehr aufgebracht. Sie wollten ihren Kampf austragen und der Sieger werde versuchen, die Stadt von den Japaner« ; wieder zurückzuerhalten. - Eme rapanLsche Rech<ferLi§ung. Der japanische Geschäftsträger in Berlin, Ito, weist ans die vertragliche Berechtigung Japans hin, in der Mandschurei gewisse militärische Streitkräfte zu unter halten, um die mandschurische Bahn und ihre Zone zu be schützen. Namentlich in der Iüomandschnrei gäbe es viele Japaner und japanische Unternehmungen, die durch den chinesischen Bürgerkrieg gefährdet seien. > Falls die Eisenbahnzone und die japanischen Inter essen gefährdet werden sollten, werde Japan gezwungen sein, seine Rechte sowie das Leben und den Besitz seiner Landsleute zu beschützen. Aus diese»« Grunde habe Japan sich entschlossen, seine Garnison in der Mandschurei zu verstärken, die «ach den Angabe« Itos bisher 2460 Mann betrage. Nachdrücklich bemerkte noch der japanische Geschäfts träger, daß die Entsendung ver japanischen Truppen die, bisher von Japan befolgte Politik der Nichteinmischung' in Chinas innere Konflikte nicht berühre. ' Vmefilsttischss Lubehagen. I« etwas anderem Lichte erscheint allerdings die' Rechtfertigung Japans, wenn man die zu den Vorgänge» in China aus Amerika vorliegenden Nachrichten berück-- sichtigt. So läßt das Staatsdepartement in Washington Lie Nachricht dementiere»^ daß sich per gmerikanische Kon-