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Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. . Zu beziehen durch alle Post anstalten. ^§11. 10 Februar 1863 ! '^1^- P«is pr» Quartal !y Ngr. Inserate di« Spalten-Zeise 8 Pfg. Weißeritz-Ieitung Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Jem! er «ad Stadträthe Z« Dippoldiswalde, /raueasteiu und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswald«. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, am 7. Febr. (Die Seumefeier in Teplitz.) Anknüpfend an den kurzen Bericht über die hier stattgefundene Seumefeier (s. Nr. 9 d. Bl.), haben wir zu demselben noch nachzutragen, daß sich unser Ort auch bei der gleichen Feier in Teplitz, auf dessen Friedhöfe unser Seume seine letzte Ruhestätte gefunden, nicht unbetheiligt gelassen hat. In Folge der von dort in der Deutschen Allgemeinen Zeitung und anderen Blättern an alle deutsche Gesang- und Turn vereine erlassenen Aufforderung, an der, am 29. Jan. d. Js., dem 100jährigen Geburtstage Seume's, in Teplitz veranstalteten Gedächtnißfeier, wenn nicht durch Deputationen, doch wenigstens durch Einsendung von Kränzen zum Schmuck des Grabes, theilzunehmen, ist am 28. Jan. ein Jmmortellenkranz mit einigen Wid mungsworten von hier dahin abgesendet worden, hat die freundlichste Aufnahme und unter der übergroßen Zahl gleicher Zeichen der Theilnahme vieler anderen deutschen Turn- und Gesangvereine auf dem Grab steine selbst seinen Platz gefunden. Nach dem Berichte des Augenzeugen von hier ist die Gedächtnißfeier in Teplitz in würdigster, wahrhaft großartiger Weise ab gehalten worden. Nachdem sich Vormittags 0? 10 Uhr sämmtliche Vereine, Gäste rc. am Schulplatze versam melt hatten, hat man sich von da in feierlichem Zuge, gebildet aus dem Tchützencorps mit der Musikcapelle, den Sängern und Turnern mit Kränzen rc., dem Fest ausschuß, dem Bürgermeister und Stadtverordneten, den Gästen und Deputationen, den Gesangvereinen und Turnern, im Ganzen ohngefähr 2500 Thcilnehmer zählend, nach dem Friedhöfe begeben und dort nach dem Vortrage zweier Lieder von Klopstock („Du wirst auf erstehn") und Seume („Die Gesänge") dem Manen Seume's durch Niederlegung der eingegangenen Kränze und sonstigen Spenden auf das Grab, die verdiente Huldigung erwiesen. Nach dem Vortrage des Schenken- dorf'schen Liedes: „Freiheit die ich meine," bewegte sich dann der Zug nach dem Fcsthause, wo die Festrede gehalten wurde. Darauf erfolgte die Enthüllung der an dem Sterbehause Seume's angebrachten Votivtafel und deren Uebergabe an die Stadt. Zum. Schluß wurde noch das Arndt'sche Vaterlandslied angestimmt und hier mit endigte die öffentliche Feier des Festtages, die von einem wohlthuenden patriotischen Ernst und Geist durch weht, gewiß allen Theilnehmern eine erhebende Er innerung bleiben wird. Dresden. Der Courierzng der sächsisch-schle sischen Staatsbahn, der am Abend des 4. Febr. um 1t Uhr Dresden in der Richtung nach Schlesien bin verlassen hat, iü ungefähr eine Viertelmeile hinter Bischofswerda, in Folge des Springens eine- Rad reifens an der Locomotive entgleist. Die Maschine bat die Spur verlassen, dabei sämmtliche vier Schienen stränge der dort doppelgleisigen Bahn durchbrochen und ist 230 Ellen von dem Punkte, wo die ersten Spuren der Entgleisung sichtbar waren, sich überschla gend in den Bahngraben gestürzt, wo sie sehr.beschä digt noch liegt. Leider ist hierbei der wackere Führer dieser Locomotive, Marxen mit Namen, der, wie der Zustand der Maschine zeigt, bis zum letzten Augen blicke seine Schuldigkeit gethan hat, sofort getöbtet worden. Die Personen-, Gepäck- und Postwagen haben sich, neben dem Gleise hinlaufend, zum Theil bis über die Räder in den Grund gewühlt und sind ebenfalls beschädigt. Außer dem erwähnten traurigen Vorfälle ist keine Verletzung eines Passagiers oder Beamten zu beklagen, und es liegt, da der Unfall lediglich in dem oben erwähnten Schadhaftwerden der' Maschine seine Ursache hak, keinerlei Verschuldung des Personals bei demselben vor. — Am Sonntag (8. Febr.) hat die sächsisch-böh mische Dampfschiffahrtsgesellschaft wieder ihre Fahrten eröffnet. Stollberg. Am Morgen des 1. Febr. ist hier in unmittelbarer Nähe des Postamtes ein Feuer auS- gebrochen, wodurch ein PrivathauS und die daran stoßende Posthalterei in Asche gelegt wurden. Ein drittes Haus wurde eingeriffen. Man vermuther bös willige Brandstiftung. Berlin. Aus Anlaß der 50jährigen Feier des Aufrufs an die Freiwilligen (am 3. Febr.) waren verschiedene Festlichkeiten von Seiten der Stadt veranstaltet worden; leider war aber das Ende der selben beklagenswerth, indem es nach dem Schlüsse des Fackelzugs auf dem Dönhofsplatze zu blutigem Con- flicte zwischen dem Pöbel und der Polizei kam. Er sterer, der schon darüber sich ungehalten geberdete, daß der Fackelzug der Studentenschaft sich nicht vom Pa riserplatze aus, wie es allgemein geheißen, sondern vom Ziethenplatze aus in Bewegung gesetzt hatte, so daß er sich dadurch gefoppt glaubte, erhob sich auf dem Dönhofsplatze ein brüllendes Geschrei, verhöhnte und insultirte die Polizeimannschaft, so daß diese von der blanken Waffe Gebrauch machen und zu zahlreichen Arretirungen schreiten mußte. Die nun nach allen Richtungen hin auSeinandergcsprengten Hausen suchten später in den Straßen an einzelnen Schutzleuten ihr Müthchen zu kühlen, (»dem sie dieselbe» en ma88v überfielen und auf brutale Weise mißhandelten. Nur