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MW flr Su MWt MSMlmW M, »v MM MM M öm MW r» KMMi i M 76. Jahrgang Sonntag, ve» 4. Februar 1»17 28 GtUtilldeverballdssparkasse Niederwiesa A'/» Prozeat Tägliche Ber;insung. Berkaus vo« Ku«sthonig DieuStag, d«,«. d. M., bei sämtlichen Materialwarenbändlern gegen Abgabe der NahrmraS «tttelmarke« Nr. 18, je 10« «ramm. - Preis: 88 Pf«, für -aS Pftmd. Ltädtrat Frankenberg, den 3. Februar 1917. Manöver des Schiffes aus, das stündig seinen Kurs änderte. Wir glaubten erst, daß es ein englischer Dampfer sei. Aber plötzlich kam das Signal: „Stoppt augenblicklich!" Im leiben Augenblick ging die deutsche Flagge hoch und nun stellte es sich heraus, daß das Schiff, das wir für einen friedlichen englischen Handelsdampfer angesehen hatten, «in modernes deutsches Kriegsschiff war, aus dem uns die Kanonenmündun- gen entgegenstarrten. Der deutsche Kreuzer setzte nunmehr zwei Boote in See, die mit zwei Offizieren und 30 Mann Zweier Weltanschauungen, deren Kampf auf Tod und Leben die menschliche Entwicklung oder Rückentwicklung auf Jahrhunderte hinaus bestimmen mutz. Sie sind so ver schieden, so gewih wir sagen: „Ich dien'!" und der Eng länder: „Ich verdien'!" So gewitz unsere Regimenter beim ersten Siegeszug im Westen sangen: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" und die Britensüldner drüben ihren Gassen hauer von Paddy und Dolly trällerten: „Es ist ein weiter Weg nach Tipperary!" So gewitz wir den kategorischen Im perativ über uns sehen und die Engländer den gesellschaft lichen Zwang. Kant gegen Cant. So gewiß der Engländer „ich" groß schreibt, und wir klein. In Blitz und Donner da draußen, in Kampf und Sturm der Streitenden entscheidet sich für Jahrhunderte die Stellung des Einzelmenschen zur menschlichen Gesellschaft. Gehört «r in erster Linie sich selbst, wte es der feindliche Westen will, oder gehört er dem grotzen All? Der Deutsche hat sich von jeher für den Dienst am Ding außer sich und über sich selbst entschieden, eben weil i ^^^ben. zu reich, zu tiefgründend, zu hochfliegend ist, r.Ao.thm die Erfüllung der vergänglichen eigenen Per- sönllchkeit allein genügte. Immer strebte er über sie hinaus zum Ewigen, und das war zum guten Teil der Fortschritt der Welt. Das Schlagwort unserer Feinde vom Kampf gegen die „deutsche Barbarei" täuscht kaum mehr «inen der unter» ihren Fahnen für Menschenrechte fechtenden Menschen- Es gibt eine Freiheit, die Beine aus den Tisch zu legen und durchs Zimmer zu spucken, und es gibt eine Frei heit, schweigend seine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit zu , tun- Es gibt em Recht, Inder vor «die Kanonenrohre zu I nau zur angegebenen Zeit gab «s binden, Burenfamilien verhungern zu lassen, Chinesen durch den I und die schweren Maschinenteile flog Opiumkrieg zu vergiften, und es gibt «in Recht, die Menschheit I Minuten fliegt das Achterdeck hoch", besetzt waren und die, als sie an Bord stiegen, auch, gleichzeitig mehrere Bomben mit sich nahmen. Die beiden Offiziere verlangten die Schiffspapiere zu sehen, und als es sich her ausstellte, daß das Schiff mit Stückgut nach Bordeaux segelt«, forderte der Offizier, daß das Schiff versenkt würde. Ich er klärte ihm, daß das Schiff nur zur Hälfte mit Kriegskonter bande befrachtet war und darauf kam vom Kreuzer das Sig nal, daß das Schiff nicht versenkt werden sollte. Als aber die Offiziere und Mannschaften aus den Papieren heraus fanden, daß wir Messing und Zink an Bord hatten, wurde wieder nach dem deutschen Schiff signalisiert, und jetzt kam der Befehl, daß das Schiff versenkt werden sollte. Nunmehr wurden Bomben unter Deckung im Maschinen raum angebracht und wir bestiegen die Boote. Als ich an Bord des Hilfskreuzers gekommen war, protestiert« ich bei dem Kapitän gegen die Versenkung, aber es half nichts. Als all« zur Versenkung des Schiffes notwendigen Vorbereitungen ge troffen waren, rief der Kapitän des Hilfskreuzers dem Kapi tän Anders und sagte zu ihm: „Nun passen Sie mal genau auf" — und dabei zog er seine Uhr — „in zwei Minuten er folgt die Explosion im Maschinenraum!" Und richtig: Ge nau zur angegebenen Zeit gab «s einen furchtbaren Knall " " - 7 3en in die Luft. „In drei sterdeck hoch", sagte d«r Kapitän ruhig, Vie äeuttcde Fault Bon Rudolf Stratz Deutschland stellte mit seinem Friedensangebot die Welt auf die Probe. Die feindliche Welt hat die Probe nicht be standen oder so bestanden, wie es der der unsere Gegner kannte, von vornherein ahnte, wie es auch dem Weichsten, dem Wohlmeinendsten, dem Weltfremdesten unter uns letzt bei dieser Antwort klar wurde, einer Antwort an uns, die schon vor Jahrhunderten ein Engländer einen Schotten sagen ließ: „Ich bin so tief hineingewallt in Blut, Daß, wollt' ich ab nunmehr vom Wahne stehn, Umkehr so lästig wär' als durchzugehn!" Shakespeare ist tot. Macbeth lebt m semen Nachfol gern, den blutttiefenden Advokaten a. D., die an Themse,, Tiber und Seine, den blutgierigen Machthabern, Ine an der Newa ihren Völkern das Grab schaufeln. Er ist «in« Stümper gegen sie. Denn sie begehen den Mord der Morde — den Mord an der Menschheit. Deutschland kämpft für die Menschheit, indem es gegen die halbe Menschheit kämpft. Nicht Deutschlands Schuld ist es, wenn weiterhin das Faustrecht auf Erden gilt. Und auch nicht Deutschlands Nachteil gegenüber seinen Feinden. Deutschland hatte im Frieden als Volk der Dichter und Denker Goethes Faust. Deutschland hat im Krieg, als ein Volk von Helden draußen, Götzens eiserne Faust, und noch fliegen von ihrem Schlag die Splitter wie einst vom Rats herrntisch in Heilbronn und werden über die Erde fliegen, bis aus der Völkerdämmerung der deutsche Tag und der Helle Morgen unserer Verbündeten steigt. Dann wird die Menschheit unserer Feinde fragen: „Was habt ihr getan?" Und ihre Antwort wird das Schweigen der Überführten Verbrecher sein. Schon jetzt liegen, seit der i Ablehnung des Friedensangebots, die zehn Karten, mit denen der Zehnverband sein „Va bangue" spielt, offen auf dem Tisch. Die Gründe und Ziele ihres Vernichtungskrieges gegen I uns sind enthüllt. Auf feiten unserer Feinde stehen keine I Schlachtengötter, die gewaltig wie Werkzeuge der Weltge schichte ihre Völker mit sich reißen. Der Zar ist wahrhaftig kein „Kleiner Korporal", sein gekrönter Britenvetter kein I „Alter Fritz". Auf feiten unserer Feinde wetterleuchten keine I großen Gedanken, wie sie in früheren Jahrhunderten die Menschheit teilten und entzündeten, — wohnen überhaupt I kaum Gedanken, die sich über die jedem Kosaken und sedem ! englischen Minister geläufigen Vorstellungen von toten deut- I schen Männern und Frauen, brennenden deutschen Dörfern, I geraubtem deutschen Eigentum erheben. Und wo noch Zweifel I sein könnten, da erläutern Zehnverbandsnoten an die Neu- I tralen den Zweck des Kriegs: den — zum Glück ohnmächtigen I Millionenmord durch Hungerblockade an deutschen Frauen I und Kindern, den Millionendiebstahl an deutschem Gut im I Ausland, von den langen Fingern der Briten bis zu den I schmutzigen von Portugiesen und Lazzaroney, die Massen- ! Zwangsvorstellungen und Luftspiegelungen eines Tobsüch tigen von in die Luft gesprengten deutschen Fabriken, brand- I geschwärzten deutschen Bahnhöfen, verkohlten deutschen Werf- I ten, geplünderten deutschen Bankgebäuden. Man kann von I Staatsmännern, die kondensierte Kindermilch für ein Kriegs- I gerät erklärten, nichts anderes erwarten. Es ist ihre Welt- I anschauung und dieser Krieg ein Titanenstreit der Welt- I anschauungen überhaupt. Vie IjapettMt im MsMcben vrean Der norwegische Kapitän Anders vom Dampfer „Hallb- jorg", der von dem deutschen Hilfskreuzer versenkt wurde, gibt über seine Begegnung mit d«m deutschen Hilfskreuzer und seinen Aufenthalt auf ihm folgende Schilderung, Vie das Kopenhagener Blatt „Politiken" veröffentlicht: Am 23. November segelte der Dampfer „Hallbjorg", aus Newyork, um nach Frankreich zu fahren. Am 4. Dezember wurde mir gemeldet, daß ein Dampfer in Sicht sei. Als ich auf die Kommandobrücke kam, fielen mir die merkwürdigen Vie Leit itt reif gemsrclr» Die Abweisung, die das deutsche Friedensangebot von feiten der Gegner gefunden hat, zwingt Deutschland zur Weiterführung des Krieges mit allen Mitteln. Nach wie vor steht das deutsche Volk auf dem Standpunkt, daß im Namen der Menschlichkeit jede Stunde, die eine Verkürzung des blutigen Ringens bedeutet, einer gewonnenen Schlacht gleichkommt, und gerade unter diesen Gesichtspunkten ver- suchen seine politischen und militärischen Führer die Stunde der Entscheidung herbeizuführen. In diesem Sipne ist die Erklärung der Kriegszone um England und im Mittelmeer gedacht, und in Einmütigkeit haben sich Regierung, di« Leitung der Flotte und des Heeres zu dieser schwerwiegen den Maßnahme entschlossen. Es gilt, einen Herzstoß gegen den Gegner zu führen, und England, den hartnäckigsten Feind, an keinem Lebensnerv zu treffen. Nicht von heute zu morgen ist der Entschluß zur Tat gereist, lang und wohl erwogen ist der Plan und gegründet auf tatsächliche Voraussetzungen, die sein glückliches Gelingen rechtfertigen. Die Tätigkeit unserer Unterseeboote in den zweieinhalb Kriegsjahren hat den leitenden Stellen genügend Beurteilungs möglichleiten verschafft, ob und wann die Stunde kommen mutzte, in der es galt, von dieser Waffe uneingeschränkten Gebrauch zu machen. Die Zahl unserer U-Boot« hat sich um ein Beträchtliches vermehrt, ihr Aktionsradius hat sich bedeutend erweitert, eine große Zahl von kühnen Führern und Mannschaften ist in der harten Schule des Krieges herangewachsen, und die Technik d«r Waffe hat sich bedeutend verbessert. Im Verein hiermit bieten die praktischen Er gebnisse des bisherigen Unterseebootkrieges die Gewähr da für, daß der Augenblick für seine Ausdehnung günstig ge wählt ist. Die englische Handelsflotte hat, wie die letzten Ergeb nisse des bisherigen Unterseebootkrieges zeigen, empfindliche Verluste erlitten, die trotz aller Anstrengungen nicht gut zumachen sind. Allein bis Dezember sind 430 000 Tonnen .Schiffsraums dank der Tätigkeit unserer U-Boote verloren gegangen; hierzu kommt, daß die Qualität des Ersatzes sich naturgemäß mehr und mehr verschlechtert. Schon heule ist England genötigt, unzulängliches Material zu verwenden, und alte Kästen, die seit langem ein ruhiges Dasein in weltvergessenen Häfen geführt hatten, wieder in den Dienst zu stellen, nur um die Tonnagennot einigermaßen zu lindern. Aas gleiche ist mit dem Mannschaftsbestand der Fall. Ein großer Teil der englischen Schiffe ist bereits heute mit mangelhaft ausgebildeten und unzuverlässigen Farbigen be mannt, die, wie die Erfahrung zeigt, eher eine Gefährdung als einen Nutzen für die englische Schiffahrt bedeuten. Auch die Hilfe der Neutralen, die bisher für England als Lücken büßer gedient haben, wird unter.den veränderten Umständen in Fortfall kommen. Bereits jetzt ziehen es neutrale Reeder vor, trotz der höchsten Frachtsätze, ihre Schiffe aufzulegen icnd sie für die Zeit nach dem Kriege zu sichern, anstatt sie weiter zu Nutz und Frommen Englands zu opfern. In Gemeinschaft mit den Neutralen wird nach Friedensschluß der deutschen Handelsflotte dadurch die Möglichkeit gegeben sein, unter günstigen Bedingungen ihren Frachttaum zum Nutzen der deutschen Volkswirtschaft in den Dienst des Welt verkehrs zu stellen. Besonders schwer ins Gewicht fallend ist ferner der Um stand, daß der schlechte Ausfall der Weltweizenernte unsere Gegner verhindert hat, sich genügend mit Vorräten zu ver sehen, die sie in den Stand setzen, aus eigenem zu zehren; sie sind im Gegenteil weiterhin stark auf die Zufuhr über See angewiesen, und die Waffe des Hungerkrieges, die England schamlos gegen deutsch« Frauen, Kinder und Greise ange wendet hat, wird sich jetzt gegen ihr« Träger richten. Im Gegensatz zu det englischen Erklärung, die deutlich gegen die Neutralen gerichtet ist, nimmt Deutschland weit gehende Rücksicht aus die Bedürfnisse der kleinen Nationen. Die Grenze des von Deutschland festgesetzten Kriegsgebietes ist derart gezogen, daß ein Verkehr der Neutralen untereiw andet ungehindert bleibt. Deshalb ist es zu hoffen, daß im neutralen Auslande allgemein die Berechtigung des deut schen Standpunktes und der gute Wille Deutschlands an erkannt wird, und daß es möglich ist, die Unterseebootwaffe in ihrer ganzen Schärfe anzuwenden, ohne daß bisherige gute Beziehungen getrübt zu werden brauchen. All das berechtigt das deutsche Volk zu der Hoffnung, daß das Vertrauen, das es in den zwei Kriegsjahren mit Recht zu seinen politischen und militärischen Führern gehabt hat, auch diesmal nicht enttäuscht werden wird. Kanzler und Heeresleitung haben wie noch stets in gemeinsamer Arbeit unter Erwägung aller Möglichkeiten auch diesmal die Stunde der Tat bestimmt. Wie die Arme«, so wird, davon ist das deutsche Volk einmütig überzeugt, auch die deutsche Marine ihre Schuldigkeit tun, um den Gegner, wo «s auch sein mag, zu treffen und dem Vaterlande durch verschärften Kampf den ersehnten Frieden zu bring««. zur selben Zeit mit einer Spektralanalyse und den Röntgen strahlen, dem Diphterieserum und dem Salvarfan zu be schenken. Es gibt eine Zivilsation, unter der Irland ver hungert, Frankreich sich entvölkert, Rußland in die Berg werke wandert. Und es gibt ein« Zivilisation, die zu gleicher Zeit in einem Siebzigmillionenvolk jedem einzelnen seiner Arbeiter die Sorge um Alter, Krankheit und Unfall ab nahm. So ist dieser Krieg der „Letzten Milliarde", „des Ge schäfts wie immer", „der sausenden Schecks" in letzter Linie nicht ein Krieg gegen den sagenhaften „deutschen Militaris mus", sondern gegen den deutschen Idealismus, diese unsern Feinden seit Jahrzehnten verdächtige, von ihnen in instinktiver Angst gehaßte, Unbekannte Macht, in der ein Mensch ein Ding nur seiner selbst willen tut, da arbeitet, wo es ikm keinen Nutzen bringt, da gehorcht, wo es nur der Allgemein heit stammt. An Stelle dieses ewig jungen, ewig deutschen, ewig die Welt mit goldenem Uebersluß durchströmenden deutschen Idealismus die näselnde Nüchternheit, die eisig zosammen- geknifsenen, dünnen Geschästslippen, das Rechenbrett vor der Stirne, das Scheckbuch als Schutzschild vor dem Heiden, und dazu die krankhafte Verlogenheit, die sich vor dem keuchenden Kuli und hungernden Hindu noch in den Mantel christlicher Liebe hüllt, — das ist der Geist, aus dem heraus England die von ihm mit Wahnsinn geschlagen« Menschheit zur Schlachtbank schleppt. Doch der deutsch« Idealismus ist ein zäher Geselle. Mond und Sterne sind ihm nicht zu hoch, aber auch der Sprung aus Fausts Studierstube m den Schützengraben nicht zu weit. Im Gegenteil: er wird dort nur noch stärker. Größer. Lacht von tausend Lippen, strahlt aus tausend Augen, wo man es noch gar nicht ahnte. Leuch tet, weil es jetzt endlich von ihm wie im Lied der Bäter heißt: „Das ganze Deutschland foll es sein!" Nichts mehr von dem, was früher seine verschiedenen Erscheinungsformen trennte! Nichts mehr von Rom und Wittenberg, von Kapi tal und Arbeit, von Nord und Süd, von Stadt und Land! Den Feinden wird einst noch vor dem Tag grauen, da sie freventlich den friedsamen deutschen Michel in den Erz engel Michael Mit dem flammenden Schwert verwandelten^ Aus den Wolken dieser Geisterschlacht steigt die Ent scheidung hinab in das Kanonengebrüll aus Erden. Es ist eine Konstantinschlacht, die wir schlagen. Alle guten Geister Deutschlands und der Menschheit umschweben unsere Fahnen, und über ihnen leuchtet das Licht von oben: In hoc signo vinces! In diesem Zeichen wirst du siegen! In diesem Geist durch Kampf zum Sieg und durch den Sieg zum deutschen Frieden.