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Dresdner Journal : 30.01.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186201308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-01
- Tag 1862-01-30
-
Monat
1862-01
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 30.01.1862
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Majestät hab«» den von Sr. Majestät d«m König« von Württemberg zum Konsul in Dresden ernannten hiesigen Kaufmann und Fabrikbesitzer Heinrich Kämmerer in der gedachten Ei genschaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Lelegraphische Nachrichten. Tagetgeschichte. Dresden: Sächsisch« Repliken auf die österreichische Antwort bezüglich des sächsischen Bundesreformprojects. — Wien: Berichtigungen über die Stellung zu Frankreich. Marmeministerium geschaffen. — Prag: HandelskamnrerprSsidentenwahl. Gasexplosion. — Berlin: Durchlaucht-Prädicale. Preßproceß. Oberrrchnungskammervorlage. — Pots dam: Mar-Dortu-Htiftung. — Nürnberg: l»r. Sturm und vr^Momhardtj-. — Mannheim: Ei- senbahnvvrträge mit Bayern. — Itzehoe: Hoch- verrathsproceß. Paris: Seegefecht bei Algier. Thouvenel's Rote u. Herrn v. Lavalette's Antwort. — Turin: Kalergis. Subscription für Lyon. Madrid: Serrano's Vorgehen gebilligt. — Lissabon: Steuerunruhrn. — London: Aufnahme der französischen Thronrede. — Kopenhagen: Reichsrathsvorlagen. Die Bot schaft über Holstein. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte«. (Leipzig. Budissin. Roßwein. Waldenburg.) Statistik und Lolkstvirttzschaft. Kenillrton. Inserate, vörfrnnachrichten. Laßes- kalevder. V e i l a - e. Das sächsische Bnndesreformproject. Preußen« und Oesterreichs Antworten bezüglich desselben. Telegraphische Uachrichtea. Berlin, Mittwoch, ist. Januar. Nach hier eiugegangene« Nachrichten aus Ns» vo» -LÄri- ae« Lage hätte der Papst «Met. er werb« rtiurn Nuntius «ach St. Wetersb»« senden^ bwwr «Mt Blalobt^esN «siddleaudern in Warschau ver haftete« Geistliche« sreigegeben seien. Der Papst verlange in dieser Beziehung Garantien. Hannover, Die«stag, -8. Januar.*) Die Zweite Kauuuer hat den Beschluß der Erste« Ka«»er, di« einseitig erlassene Militärstrafpro- cestordnuvg enthalte «ine Lrrfassunasverletzung, an eine Lowwisfioa zu schleuniger Berichterstat tung verwiese«. *) Wiederholt, weil nicht in allen Exemplaren unser- ge strigen Blatter enthalten. Paris, Mittwoch, 2S. Januar. Unter den dem gesetzgebenden Körper mitgethriltrn diploma tischen Aktenstücken (vgl. unter Paris) figvriren auch zwei Lhouvenrl'sche Depeschen, worin gegen den Gedanken einer Annexion der Insel Sardi nien Lerwahrvng eingelegt wird. St. Petersburg, Mittwoch, 2V. Januar. Der Uuterrichtsmtnister hat vier beliebten Pro fessoren der geschloffenen Universität Erlaubniß ertheilt, in St. Petersburg öffentliche Vorlesun gen über Eivilrrcht, Crtminalrecht, vergleichende Jurisprudenz und öffentliches Lrrwaltungsrecht zu halte«. Die Adelsversammlung ist gestern durch den Generalgovveruenr Grafen Suworoff eröffnet »vor- Feuilleton. — Das fünfte Abouvementconeert der k. sächs. Kapelle, Dienstag, den 28. Januar, unter Direction des Herrn Kapellmeisters Krebs, enthielt als Programm die Ouvertüre zu „Euryanthe", zum „Wasserträger", die 8 ckur - Symphonie Nr. 1 von R. Schumann und Haydn's v äur - Symphonie Nr. 5. Weber's geniale Ouvertüre sollte man dem Theater überlassen, da seinem Reprrtoir die Oper „Euryanthe" hoffentlich nie fehlen wird; für den Concrrtsaal, namentlich für den unsrigen, eignet sich ein so glänzender, für das Theater gedachter Toneffect we niger. Schumann's 8 «iur Symphonie steht seinen spätcrn, an. Tiefe der Ideen und Größe des Styls nach, aber geistreich und originell in den Gedanken und deren Ver arbeitung zeichnet sie sich durch melodischen Fluß der Mo tive und breitere schwungvolle Linien ihres Aufbaues aus, vor Allem im ersten Satz; sie besitzt unendliche Frische, Energie der Rythmik, Ungesuchlheit in Form und Ausdruck und eine noble Brillanz der Gesammt- wrrkung. Der Componist hatte sich dies Werk, an dem noch die Rückwirkungen erster aber talentvollster Stu dien symphvnistischer Dichtung fühlbar werden, als eine Frühlings-Symphonie gedacht, und allerdings ist ihr In halt wohl auf Ritter Len; zu deuten, der mit freudiger Erscheinung dir Welt beglückt. Die Ausführung war schwungvoll und geistig belebt. Aber bei Schumann's Musik sind die innern Linien seiner Gestaltungen und Toncombinationen weniger plastisch hervortretend, als vielmehr gedeckt und verhüllt, es bedarf des genauesten und eingehendsten Studiums der Details, um in dieser Hinsicht seinen Gedankengang völlig klar und treu nach empfunden wiederzugeben. Diese Feinheit und höchste de». In seiner Eröffnungsrede hob derselbe her vor, daß ohne eiue eugr Allianz mit dem Kaiser die Wohlfahrt des Adels nicht gedacht werden könne. Der Wunsch des Kaiser« sei, da- der Adel seine bevorzugte sociale Stellung hehalte; nur wenn derselbe eine feste Stütze des Thrones bleibe, könne der Adel seinen Einfluß befestiaeu und ungelöste wichtige Aufgaben lösen. Der Ge veralgouverneur fügte hinzu, daß rr seinerseits berechtigte gemeinnützige Wünsche unterstützen werde. Tagesgeschichte. Dresden, 20. Januar. Unsre Leser finden in der Beilage unsers heutigen Blattes die Zusammenstellung der auf die Frage der Bundesreform bezüglichen sächsischen Denkschriften mit den sowohl von Ber lin als von Wien aus darauf ergangenen Rückäußerun- gen, wie solche in öffentlichen Blättern erschienen sind. Wenn wir diese Schriftstücke sämmtlich erst heute ab drucken, so ist der Grund davon darin zu suchen, daß früherhin die Ermächtigung zu Aufnahme der sächsischen Vorlage uns deshalb vorenthalten werden mußte, weil dieselbe weder in der Bundesversammlung eingebracht, noch auch allen deutschen Regierungen mitgetheilt worden war, während gegenwärtig der fragliche Schriftenwechsel bereits vollständig der Oeffentlichkeit angehört, und wir überdies uns in der Lage befinden, der zuletzt veröffent lichten Antwort des k. k. österreichischen EabinetS die jenigen Schriftstücke anzufügen, welche in deren, Folge von hier aus nach Wien abgegangen sind. Es sind dies die nachstehenden Erlasse: I. Depesche an den königlichen Gesandten Herrn v. Könneritz in Wien, ck. ck. 10. November 1861. Freiherr v. Werner hat mir den Erlaß seiner höch sten Regierung mitgetheilt, welcher an denselben zur Er widerung derjenigen Vorlagen ergangen ist, die Ew. Ercellenz in Betreff unsers Bundesreformprojects dem k. k. Cabinet zu unterbreiten beauftragt waren. Ich darf wohl voraussetzen, daß Sic durch die gütige Vrrmittc lung des Herrn Grafen v. Rechberg vollständige Kennt niß von dem Inhalte dieser Eröffnung erlangt haben und daß es einer Darlegung des letztern für Sie nicht bedarf. Indem ich Ew. rc. nun ersuche, dem kaiserlichen Herrn Minister für die eingehende Prüfung und Beleuchtung, nwlche das k. k. Cabinet unfern Vorschlägen hat zu Theil werden lassen, den Dank der königlichen Regierung aus- zuvrückrst, bitte'ich Sie, Sich zugleich in nachstehendem Sinne zu äußern. Wie Ew. rc. wissen, sind die Resultate eben jener Prüfung in einer, mit 1 — 5 bezifferten Anzahl von Einwendungen zusammengestellt worden. Es sind die selben folgendergestalt formulirt. 1) Der Dresdner Entwurf scheint die völkerrecht lichen Beziehungen des Deutschen Bundes zum Auslande in nachthriliger Weise zu alteriren. 2) Der Dresdner Entwurf verändert auch im In nern Deutschlands die Basis des Bundesvcrhältnisses und hebt zugleich das Gleichgewicht zwischen Oesterreich und Preußen auf, indem er factisch die gesammte preu ßische Monarchie dem Bunde incorporirt. 3) Der Vorschlag, der Delegirtenversammlung am Bunde nicht ausschließlich einen legislativen Beruf, son dern auch eine, wenn gleich- sehr bedingte Competenz der politischen Fragen zuzuweisen, dürfte mit dem Wesen und der Natur eines Staatenvereins, an welchem zwei Großmächte Theil nehmen, schwer in Einklang zu brin gen sein. 4) Es erscheint als nicht wenig problematisch, ob die Bestimmungen des sächsischen Entwurfs dem ange strebten Zwecke einer Vereinfachung und Beschleunigung der Bundesgeschäfte auch wirklich zu entsprechen geeignet seien. 5) Das sächsische Project verlangt von Oesterreich das Opfer des bleibenden Präsidiums, ohne für eine Consolidation der deutschen Zustände, wie sie auf dem österreichischen sowohl, als dem gesammtdeutschen Stand punkte als Aequivalent für das Aufgeben der einheit lichen Form betrachtet werden könnte, hinreichende Sicher heit darzubieten. Die gegenübergestellte nähere Entwickelung dieser ver schiedenen Entgegnungen ist, gleich der begleitenden De pesche, Gegenstand unsrer ernstesten Aufmerksamkeit. Ich muß mir Vorbehalten, die Ergebnisse der Betrachtungen, zu denen wir uns dadurch aufgefordert finden, zum Ge genftande einer ausführlichen Mittheilung an Ew. rc. zu machen. Indessen darf ich schon jetzt Hervorheden, daß zwischen den verzeichneten sünf Punkten ein Unter schied insofern sich für uns herausstellt, daß wir bei den ersten beiden das Gewicht der gemachten Einwendungen anzuerkennen haben und zugleich der Meinung sind, daß denselben leicht mit einem nachträglichen Zusätze sich be gegnen lassen würde, während wir bei Punkt 3 und 4 uns mit den dargelegten Ansichten allerdings nicht ein zuvcrstehen vermögen und in deren Durchführung das Gegentheil von Dem, was wir zu erreichen hoffen, zu erblicken haben würden', bei Punkt 5 aber endlich eine Aufgabe uns gestellt sehen, die wir nicht allein als eine schwierige, sondern als eine unerfüllbare betrachten müssen. Für den Augenblick inzwischen liegt uns die Frage am nächsten, wie wir die einmal angeregte Frage, in welcher, wie wir aus der Depesche des Herrn Grasen v. Rechberg mit Genugthuung ersehen, das k. k. Cabinet im Allgemeinen die diesseitige Initiative, als mit dessen voller Zustimmung ergriffen betrachtet, geschäftlich weiter zu behandeln Haden. Es liegt einmal in der Beschaffenheit der Zeitver hältnisse und mehr noch in der Natur des betreffenden Gegenstandes, daß die öffentliche Aufmerksamkeit durch ihr viel verzweigtes Organ, die Presse, sich jeder Ver handlung, die darauf Bezug hat, sofort bemächtigt. Dies ist im vorliegenden Falle ganz besonders und zum Theil in beklagenswerther Weise geschehen. Erfindungen der seltsamsten Art bahnen allmählich den Weg zu halben Enthüllungen, diese wieder zu vollständigen Entstellun gen, diese endlich zu lheilwcisen Berichtigungen. So hat sich allmählich von den Ew. rc. erinnerlichen Zeitungs notizen, welche mit einer dreistündigen Conferenz in München nebst obligatem Adtreten Ew. rc. und einer von mir in der Schweiz gegen einen hochgestellten öster reichischen Beamten gethanen Aeußerung begannen, daß es eine Donquirotiade sei, mit der alten Bundesreform regieren zu wollen — Thatsachen, deren Erfindung Sie Selbst zu constatiren in der Lage sind — ein Ausbau entwickelt, dee^schließtich deu Kern unsers Projekts dem großen Publicum dargelegt hat. Unvermeidlicher-, aber zugleich erklärlicherweise ist dieser Proceß dadurch erleichtert worden, daß wir, sehr schuldiger Rücksichten wegen, vor der Inangriffnahme einer Ausarbeitung mit Wien in vorläufiges Vernehmen getreten und doch auch diejenigen mittelstaatlichen Re gierungen, mit welchen wir seit Jahren in den engbe- freundetsten Beziehungen stehen, vorgängige Eröffnung zu machen hatten. Das Thatsächliche selbst kann nicht mehr unberück sichtigt bleiben. Unsre Stellung den übrigen Regierun gen gegenüber ist, wenn wir länger mit einer Mitthei lung zögern, eine kaum haltbare, und ganz besonders gilt dies der königlich preußischen Regierung gegenüber. Sind wir nicht rn der Lage, uns irgendwie auf ein Einverständniß von Seiten anderer Regierungen berufen zu könne«, so sind wir dagegen uns selbst und andern Regierungen, insbesondere der königlich preußischen, schuldig zu sagen, was wir gewollt und aus welchen Motiven wir es gewollt. Ich zweifle keinen Augenblick, daß Graf Rechberg diese Auffassung zu würdigen wissen und es nicht allein begreiflich finden, sondern sogar billigen wird, wenn wir, unter den vorwaltenden Umständen, zunächst den königl. Gesandten in Berlin beauftragen, dem königl. preußischen Herrn Minister d^r auswärtigen Angelegen heiten unser Project nebst Denkschrift zu vertraulicher Kenntnißuahme zu übergeben und zwar mit nachstehen' den begleitenden Bemerkungen. Die sächsische Regierung habe die Nothwendigkeit einer Verständigung der deutschen Regierungen über die Art und Weise wie, und über das Maß, innerhalb des sen die Bundestinrichtungen den gerechten Forderungen der Zeit entsprechend modificirt werden möchten, zu leb haft empfunden, um sich nicht aufgrfordert zu fühlen, dazu durch Vorschläge einen Impuls zu geben. Gleich wie sie hierzu allen deutschen Regierungen gleichen Be ruf zuerkenne, so auch sei sie weit davon entfernt, in ihren Vorschlägen das einzige Mittel zu einer gedeih lichen Lösung zu erblicken, vielmehr werde sie jeden an- derweiten Vorschlag, den ihr Entgegenkommen Hervor rufen möchte, falls er Hoffnung auf Erreichung des Zweckes gewähren und größere Aussicht auf Zustimmung haben sollte, freudig begrüßen. Es würde ein Jrrthum sein, zu glauben, daß die sächsische Regierung zu der Formulirung des vorgelegten Projekts feiten anderer Regierungen ein Mandat erhalten habe. Ein solches liege ebensowenig vor, als eine vorläufige Zustimmung anderer Regierungen. Letzteres gelte' insbesondere von dem k. k. Cabinet, welchem der Vorschlag zunächst unter breitet worden sei, aus Gründen, deren Rechtfertigung die königl. preußische Regierung in dem Inhalte des Projects selbst erkennen werde. Wir können glauben, daß hiermit den Geboten der Offenheit und Loyalität ebensosehr als der Rücksicht der Zweckmäßigkeit genügt sei. Eine noch bestimmtere und eingänglichere Erklärung, soweit sie das kaiserl. Cabinet für nothwendig erachten sollte, dürfte seinem eigenem Er messen zu überlassen sein, sowie dazu unfehlbar gesandt- schaftliche Anregungen ohnedies Anlaß geben werden, unser Project möge in Berlin mitgetheilt werden oder nicht. Wohl könnte die Frage sich uns aufwerfen, ob wir zuvor den Versuch machen sollten, unser Project, unter Berücksichtigung der von dem k. k. Cabinet gemachten Einwendungen zu modificiren und dann erst zu einer Vorlage in Berlin zu schreiten. In der That haben wir diese Frage reiflich bedacht und wir fühlten uns dazu umsomehr aufgefordert, als zwar der uns vorliegende Erlaß des k. k. Cabiuets ein hierauf zielendes Verlangen nicht betont, gleichwohl aber der Herr Graf Rechberg den Wunsch zu erkennen gegeben hatte, wir möchten mit der nach Berlin zu machenden Mittheilung dis nach Empfang der Antwort des k. k. Cabinets Anstand nehmen. Abgesehen indessen von dem Umstande, daß bei der großen Ausdehnung der in Wien ausgestellten Bedenken der Versuch einer Verständigung einen langen Zeitraum erfordern müßte, während dessen wir genöthigt sein wür den, der preußischen Regierung gegenüber der dort er warteten Eröffnung Anstand zu geben, ohne nur irgend wie Aussicht auf ein vollständiges Einverständniß zu haben, denn der Eingang des uns vorliegenden Erlasses hebt ausdrücklich hervor, daß eine umfassende Prüfung des diesseitigen Erlasses noch Vorbehalten bleib«, und die gegenwärtige Eröffnung nur bestimmt sei, allgemeine Ge sichtspunkte aufzustellen, so glaubten wir eS uns selbst sowohl, als der Sache, um die es sich handelt, schuldig zu sein, uns von der Ausgabe, die uns zufallen könnte, und wenn ich es sagen darf, von der Rolle, die wir zu übernehmen haben würden, Rechenschaft zu geben. Diese Betrachtung aber führte uns zu der Erkenntniß daß, soll unsre Stellung nicht eine unklare und sogar schiefe werden, wir nur zwischen zwei Dingen zu wählen haben. Entweder nämlich bringen wir nach Berlin einen Vorschlag, mit welchem die kaiserl. Regierung, wenn auch nur im Allgemeinen, entschieden einverstanden ist. In diesem Falle mußten unsre eignen Ansichten und Wünsche vor dem großen Vortheile dieser Zustimmung in den Hintergrund treten. Dieser Vortheil würde aber^erst dann ein wirklicher sein, wenn jene Zustimmung eine entschieden beschlossene wäre und wir dieselbe in Aus sicht stellen könnten. Ohne diese Vorbedingung setzen wir nicht allein uns selbst, sondern noch mehr daS kais. die Verabschiedung des völlig unbrauchbaren Intendanten des kaiserlichen Theaters, doch möchte der Ersatz des selben durch den Komponisten Verdi sich nur als ein Ge rücht erweisen. Das fünfte mittelrheinische Musikfest im Sommer dieses Jahres wird in Darmstadt abgehalteu werden, und hat der Großhcrzog die Benutzung des Hoftheaters für die musikalischen Aufführungen bereits bewilligt. -f Zur Errichtung eines Winkelried-Denkmals hat sich in der Schweiz ein Konnte gebildet, der allerorts Sammlungen veranstalten läßt. Von Basel aus gingen bei demselben bereits 10,000 Frcs. ein. In den übrigen Cantonen sollen die Beiträge ebenso reichlich fließen. -f Die Rede, welche Graf Walewski am 22. Januar in der Commission für das schriftstellerische Eigenthum hielt und die der „Moniteur" vollständig mitthrilt, be gann mit Homer und schloß mit Lamartine. Ihr Grund gedanke war, daß das geistige Eigenthum unverjährbar, ein Familienerbe sei und als solches von den Gesetzen geschützt werden müsse, wie denn ja auch der Kaiser oder vielmehr der Prinz Louis Napoleon sich 1844 dahin ausgesprocken habe, daß „da« Geisteswerk ein Eigenthum ist, ebenso wie ein Stück Land, wie ein Haus, dieselben Rechte genießen muß und nur aus allgemein nützlichen Gründen veräußert werden muß". Sollten diese eng herzigen Grundsätze, welche jedes geistige Nationaleigen- thum läugnen und es dem Monopol dieses oder jenes Buchhändlers überlassen, wie es verwaltet werden soll, in Frankreich durchdringen, so würden ihnen doch hoffent lich die andern europäischen Regierungen ihre Zustim mung versagen. musikalische Correctheit der Ausführung fehlte. Aber auch in den übrigen sonst trefflichen Productionen ließ sich diesmal oft ein letzter Schliff des Vortrags und eine schöne, maßvolle Ausgleichung der Tonkraft und des Toncolorits vermissen; namentlich gaben die Blechinstru mente ihre Fortestellen zu roh au«. C. Banck. Dresden. Herr vr. Semler beginnt einen zweiten Cyklus seiner Vorlesungen, in dem er Shakespeare als Dichter des „Komischen" behandeln wird, über welches Thema er zudem in nächster Zeit eine besondere Schrift herausgeben will. j- Prof. Adolph Bils aus Athen, von früher her in Dresden noch vortheilhast bekannt, hat gegenwärtig wiederum in der zweiten Etage des Gewandhauses seinen Zaubersalon eröffnet und giebt dort Vorstellungen in der Experimentalphysik und modernen Magie. Auf brillant decorirter und beleuchteter Bühne, umgeben von seinen Schwarzkünstlerapparaten, tritt der moderne Magier im Saloncostüm vor das Publicum und läßt eine Menge, alle Tage wechselnde Productionen rasch, präcis und glänzend am staunenden Auge des Zuschauers vorübergaukeln. Nicht Alles ist neu, doch selbst dem öfter Gesehenen weiß der griechische Zauberer durch ge wandte Sicherheit eine neue Seite abzuheren. Außer den Thaler-, Becher , Kugel- und Kartenkünsten, in denen der Herr Professor seine Fingerfertigkeit leuchten läßt, sind es besonders die elektromagnetischen Erperimentc, welche das Interesse fesseln. Zu diesen Erperimentrn gehört die sichere Geldkasse, die GlaSuhr, die sich selbst schlagende Trommel, die allwissende Glocke, die viel Kopf zerbrechen verursacht und wie Das« zu rechnen versteht. Auch da- Problem, Pakete auf dem elektromagnetischen Telegraphen zu befördern, wußte der Herr Professor aus sinnreiche Weise zu lösen. Daß eS nicht an unerschöpf lichen und wandernden Flaschen, an Tauben- und Meer schweinchen-Intermezzos fehlt, versteht sich von selbst. Neben der Verwandlung zweier Hühner-Eier in lebende Damen erregt besonders noch ein Kunststück Staunen und Beifall, das unvergleichliche Verschwinden der Fräul. Louise Bils nämlich, die auf das Kommando ihres Herrn Papas im Sinne des Wortes spurlos verdustet. Ueber dieses Kunststück aber schließt sich dann eilig das Schäm tuch oder die Verlegenheitsschürze aller Schau- und Taschen spiele: der Vorhang, und man verläßt den Schauplatz der Ueberraschungen mit angenehmer Befriedigung, aber auch mit der bitter» Ueberzeugung, nichts von den vor geführten Unbegreiflichkeiten und Ueberraschungen rnt- räthseln und besonders nachahmen zu können, was dem Besucher des Zauberers um so schmerzlicher fällt, als der Sohn Athens, laut Affiche, Demjenigen 1000 Ducaten verspricht, der eine seiner Vorstellungen nachmachen kann. Theater. In München ist der bisherige inter imistische Leiter der Hofbühne, der Inspector Schmitt mit der weitern Fortführung der Geschäfte unter dem Titel Jntendenzrath betraut. — In Paris giebt ein Stück im Gaite-Theater, dessen zehnter Vorstellung der Kaiser und die Kaiserin bei wohnten und zu dem für den einen Monat bereits alle Plätze vergriffen sind, einen neuesten Beweis von der Gesunkenheit des dortigen Geschmacks. Es genügt, zu jagen, daß der allerdings sehr „pikante" und zu brillanten Rollen und Bühncn-Effecten benutzte Stoff der Art ist, daß, wenn etwas Achnliches in unser» deutschen Gerichts hallen vorkommt, nur bei geschlossenen Thüren verhan delt wird. In Paris ergiebt so abscheuliches Material Monate lang ein Kassestück in einem Volkstheater. — In St. Petersburg erwartet man jetzt sehr bestimmt
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