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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. Bezugs-Preis: vierteljährlich beim Kbholen von öer LeschLftsstelle 1..2 Mk., frei ins ß-ms 1,'2 Mk. Einzelne Nummer 12 Pfg. Erscheint Dienstags, Donnerstags unS Sonnabenüs Nachmittag. Nnzeigen-Preis: K Die einspaltige Zeile ober Seren Naum 22 pfg., Lokalpreis 15 Pfg. Nekilamen auf Ser ersten Seite 42 pfg. i Knzeigen-Nnnahme N bis fpätestens Mittags 12 Uhr -es Lrscheinungstages. ,-L-7» »r »! Druck unS Verlag von Hermann Nühle, OttenSorf-Olmila. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, 6rotz-Mrills. Nummer Mittwoch, den B- Dezember ^7. Jahrgang. Amt! eher Tei!. Mittwoch, den 18. Drzbr., abnds 8 Uhr, in dl' > n ' w dnni-a stönat am Aunöblett im Gemeindeamt aus. Lttenvorf-Moritzdorf, am 17. Dezember 1918. Der GememdevorAand. Weitzkrsut-Verkauf. In den Geschäften Konsum-Verein, Herrsch und Kluge wird eine letzte Sendung Meißkraut verkauft 1 Zentner kostet 8 Mk. Der Einwohnerschaft wird Abnahme dringend empfohlen. Ollendorf Morttzsorf, am 17. Dezember 1918. Der Gemeindevorstand. Kinderhort. Für den Kinderhort wird ein geeigneter Unterbringungsraum gesucht, da die alte Schule für Schulzwecke wieder benötigt wird. Angebote werden umgehend erbeten. Otter-dorf-Moritzdorf, am 17. Dezember 1918. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Aus London meldet „Handelsblad": Der Korrespondent des „Daily-Expreß" hatte in Berlin eine Unterredung mit Ebert. Dieser legte besonderen Nachdruck auf die Tatsache, daß die Entwicklung des polttrschen Zultandes nicht von der Lebensmittelversorgung zu trennen sei. So wenig Aussicht in Deutsch- lano bestände, daß die Deutschen aus politischen Gründen Bolschewisten würden, so sicher sei es, daß dies möglich wäre, aus Mangel an Lebensmitteln. Unglücklicher weise hänge die Sicherung der Lebensmittel versorgung nicht von der Regierung ab. Diese ganze Frage sei im hohen Maße ab hängig von der Weisheit unserer früheren Feinde. Nicht allein in politischen Interesse, sonvern im Interesse Europas sei es ein großer Unterschied, ob das Zentrum des Bolschewismus in Moskau oder Berlin sitzen würde. Man kann im Augenblick keine politische Organisation in Deutschland zustanoe bringen, ohne den Lebensmittelvorrat zu ver> größern. Es handele sich nicht darum, die jetzige Regierung zu beschützen, sondern die deutsche Revolution zu schützen gegen Angriffe von innen her. — Die „Zürcher Post" meldet aus Paris Es wird versichert, -aß die Könige von Belgien, England und Jtalren sowie Poincare den Besuch Wüsons erwldern und sich im ersten Halbjahre 1919 nach den Bereinigten Staaten begeben werden. — Nach in Klausenburg eingetroffenen Nachrichten ist in Bulgarien die Revolution ausgebrochen. Arbeiter und Bauern griffen an mehreren Stellen die Befatzungstruppen an und machten einen großen Teil der eng lischen und iialienischen Truppen nieder — Auch in der rumänischen Armee kam cs zu folgenschweren Ausschreitungen. — Aus Lrssabon wird gemeldet: Der Präsident der Republik Portugal ist ermordet worden. Er wurde von drei Kugeln ge troffen. Der Führer der unionifnschen Partei Bnlio Camacho wurde unter polizeilichen Schu gepellt. — Die „Köln. Ztg." ersährt aus Wien: Die Tschechen enthüllen nunmehr dos ganze System ihres Hochverrats. „Narodni Lisch" schildtrt dieses also: Alles wurde verraten: Truppenbewegungen, Munitrens - Transporte, strategische Pläne, die wirtschaftliche Lage, Stimmungen bei Hofe, Ministerbriefe, mili tärische Geheimbefehle, Sratthaltereierlaffe, Waffen - Bestellungen, belauschte Telephon- gespräche, die Börsenlage, ja sogar ganze Seiten aus Notizbüchern österreichischer Minister. Und diese Dinge gingen in Geheimschrift über die Grenze, die Originale in den Drähten der Regenschirme, in den Einbünden der Bücher, im Grisi des Koffers, als Inhalt der Knöpfe, oder mit unsichtbarer Tinte auf die seidenen Unterröcke einer Opernsängerin geschrieben oder einmontiert in die Kolben einer Maschine. Gegenüber der „österreichischen Bestie" war alles erlaubt. Der Verrat wuchs und nahm überhand. Tschechische Aerzte begannen in beträchtlicher Menge Blinddarmoperationen vorzunehmen, erkrankte Soldaten konnten nicht gesund ge macht werden. Die Spitäler waren gestoptt voll. Auch in Kliniken wurden Soldaten beobachtet, deren Krankheiten rätselhaft und unersorschiich waren. Unternehmungen rekla mierten die Leute aus dem Militärdienst, ob sie sie brauchen konnten oder nicht. Bürger meister, Fabrikanten, alles reklamierte, was es nur konnte. Die Kriegsanleihe wurde nicht gezeichnet, und wer es tun mußte, trachtete diese Papiere so schnell als möglich los zu werden. „Mit einem Wort: aus alles, was Oesterreich von seinen Völkern wollte, antwortete unser Volk mit einem einmütigen Nein!" Oe e tliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, zr. Dezember ,4:8. — Um den Waffenstillstaudsbedingungen zu genügen, muß sofort eine große Anzahl Lokomotwen und Wagen an die Entente adgeliefert werden. Es ist deshalb erforder. üch, um trotzdem die Abbeförderung der von der Front in die Heimat zurückkehrenden Truppen und den dringendsten Lebensmittel und Güterverkehr zu ermöglichen, den Per sonenzugsahrplan aus zahlreichen Linien der zahlreichen Limen der Sächsischen Staats eisenbahnen sofort zu ändern und noch weiter einzuschränken. Diese Fahrplanänderungen t-eten heute ein und zwar kommen die Züge! nachmittags 1,48 von Königsbrück nach Dres-i den-Hauptbahnhof und 2,23 ab Dresden-- Hauptbahnhof nach Königsbrück in Wegfall.: — Zur Beachtung bei schriftlichem Verkehr mit den Bezirkskommandos. Die täglich an wachsenden unfrankierten Sendungen an die Bezirkskommandos geben Veranlassung, auf Folgendes hinzuweisen: Portofrei sind nur An und Ummeldungsn bei Einsendung des Milttärpaffes in offenem Umschlag unter Aufschrift: Heeresfache. Dagegen müssen gewöhnliche Briefe stets frei gemacht werden. Der neue Portotarif ist zu beachten, wonach Briefe im Orts- und Vorortsverkehr bis 20 gr 10 Pfg., bis 250 gr 15 Pfg., im Fernverkehr bis 20 gr 15 Pfg., bis 250 gr 25 Pfg. kosten. (M I.) Gegenüber w'ederholter Anfragen bei dm Behörden ist darauf hinge-oiesen worden, daß rote Pserdekitten nur an kleine und unbemittelte Landwirte und Gewe be treibende, Verwundete usw. abgegeben werden. Hierüber hat das Ministerium im Interesses der Vvlksernährung nachgelassen, daß seitens! der zuständigen Behörden Mch Prüfung jedes Einzelfalles rote Karten auch für solche Landwirte ausgestellt werden, die Zugochsen zu Schlachtzwecken zur Verfügung stellen. Dabei kann aber einer weitergehenden Bevor zugung dieser Landwirte gegenüber den sonstigen Inhabern roter Pferdekarten keines falls zugemutet werden, vielmehr würden sich die betreffenden Landwirte wie alle sonstigen Karteninhaber, an den öffentlichen Ver steigerungen beteiligen müssen, ohne daß ihnen der Erwerb von Pferden gewährleistet werden kann. — Fahrzeuge und Geschirre nicht mili- < arischer Art, die von den Truppen in die Demobilmachungsorte mitgebracht werden, gelangen im Bereiche des 12. Armeekorps zur öffentlachen Versteigerung. Die Ver steigerungen finden im allgemeinen im An schluß an die Versteigerungen arbeitsfähiger Pferde statt. Der Käufer hat dadurch Ge legenheit, ine für die gekauften Pferds paffenden Geichirre zu erwerben, soweit sie für den Verkauf in Betracht kommen. Die Bekanntgabe der Versteigerungen erfolgt durch die Tageszeitungen. Händler sind vom Kaufe ausgeschlossen Jeder Käufer muß eine mit Dienststempel versehene Bescheinigung seiner Ortsbehörde vorigen, daß und wie- viele Fahrzeuge und Geschirre er für seine Wirtschaft oder sein Gewerbe nötig hat. — Nichtbelieferte Saatkarten. Zur Durch führung der von der Reichsgetreidestelle ein gerichtete Kontrolle ist es notwendig, daß der Verbleib aller ausgestellten Saatkarten über wacht wird. Deshalb müssen Saatkarten, die die Empfänger nicht zum Erwerbe von Saatgut benutzt haben, spätestens nach Ablauf dec Saatzeit an die Stelle, die sie ausgestellt hat, zurückgeliefert werden. Diese Stelle sorgt für Weiterleitung der Karten an die Reichsgetreidestelle. Es wird besonders darauf hingenuesen, daA.die Rückgabe solcher unbelieferter Saatkarten im eigenen Interesse der Landwirte liegt, da deren Wirtschafts- i karten bei Ausstellung der Saatkarten um fdie in letzteren angegebenen Saatgulmengeu belastet worden sind. Erfolgt keine Rückgabe, so bleibt die Belastung bestehen, obwohl der Landwirt das Saatgut nicht bezogen hat. — Die Schwierigkeiten der Arbeits beschaffung, Ernährung und Unterbringung ! gerade in Groß-Berlin veranlassen uns zu i einer dringenden Warnung vor dem Zuzug solcher Personen nach Groß-Berlin, welche hier weder Wohnung noch Arbeit haben. Wenn es nicht gelingt, diesen Zustrom erwerbs- und obdachloser Personen nach Groß-Berlin zu verhindern, muß es dort zu einem allgemeinen Zusammenbruch kommen, der von den schwerwiegendsten Folgen für ganz Deutschland werden könnte. Wir bitten daher, dafür Sorge tragen zu wollen, daß mit allen Mitteln in geeigneter Weise dem Zustrom arbeits- und erwerbsloser Personen nach Groß-Berlin vorgebeugt wird, insbesondere durch öffentliche, in die Augen fallende und stets wiederholte Warnungen der Bevölkerung. Dresden' In der Nacht zum Sonntag kam es hier zu neuen großen Krawallen. Nach Mitternacht rottete sich eine Menschen menge aus halbwüchsigen Burschen und Mädchen, darunter 16- bis 17 jährige Mädchen, in der Reitbahnstraße unmittelbar in der Nähe des Hauptbahnhofes zusammen und drang unter Führung von Matrosen und Soldaten in das Konzerthaus ein, um dort uoch angeblich anfgespeicherten Lebens mitteln zu forschen Da man dort nichts sand, machte man seinem Aerger Luft durch n-sigm Lärm, der die Einwohner der um liegenden Straßen aus dem Schlaf weckte. Die Militärwache vom Hauptbahnhof rückte mit gefälltem Bajonnett heran, die SpartacuS- Leute kamen von der Sidoninestraße und den unmittelbar abei gelegenen Nebenstraßen herbei und setzten sich in der Reitbahnstraße ur Wehr. Es begann eine große Schießerei, die lange andauerte Es gab Tote und Ver wundete. Da die Spartacus-Leute die Toten und Verwundeten Mitnahmen, konnten deren Namen bisher nicht festgestellt werden. 14 Personen wurden verhaftet, darunter Soldaten und Matrosen und ein Spartacus-Redakteur aus Bayern. Die Gefangenen wurden fort geschafft, um eine Befreiung durch Spartacisten zu ve hindern. Dis Zahl der Toten wird auf fünf angegeben, die der Verwundeten beträgt vierzig, darunter befinden sich neun von der Militärwache. — Wie an dieser Stelle über den an der Straßenbahnbeamtenswitwe Döge, Barbara straße 47, am 17. November verübten Raub mord berichtet wurde, richtete sich der Verdacht der Täterschaft aus den 25 Jahre alten Metallsreher Alfred Schüßler aus Marksuhl m Thüringen. Er war nach der Tat von hier flüchtig geworden. Trotzdem gelang es Bemühungen der Kriminalpolizei, derart überführende Beweise für die Täterschaft Schüßlers herbeizuführen, daß sich der gegen ihn gehegte Verdacht als richtig erwies. Die Verständigung sämtlicher Polizeibehörden, denen ein Lichtbild Schüßlers zugestellt worden war, hatte den Erfolg, daß der Gesuchte am 13. Dezember in Leipzig in einer Schankwirtschaft festgenommen wurde. Im Laufe des 15. dss. Mts. wurde er durch hiesige Beamte hierher gebracht und der Staatsanwaltschaft zuaeführt. Schüßler gibt die an der verwitweren Döge verübte Bluttat u. Ec kommt ferner noch zu einem außer halb Sachsens begangenen Mord in Frage. Plauen i. V. Wegen plötzlicher Er blindung mußten mehrere Soldaten dem Garnisonlazarett zugeführt werden. Die Er blindung ist höchstwahrscheinlich auf den Genuß von Ameisenspiritus zurückzuführen. Wie die Untersuchung ergab, enthielt der Ameisenspiritus Methylalkohol. MitteilunM des Lebeusmittelamtes. In sämtlichen Geschäften werden abgegeben: 1 Pfund Marmelade, Eier, Stück 55 Pfg. Von Mittwoch ab Margarine.