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Tagesspruch Den jungen Bäumen gibt man ihre Stützen, ' Um einst als grade Stämme frei zu stehn; Die Jugend mag des Alters Rat benützen, Sich leiten lassen, bis sie selbst kann gehn. Fr. Rückert. Weitere Zunahme der Erwerbslosigkeit. Aber Verlangsamung des Tempos. Der Beschäftigungsgrad sank auch in der Woche vom 27. Januar bis zum 1. Februar weiter ab. Die Abwärts bewegung ist zwar langsamer geworden; doch dürfte dies weniger darin begründet sein, daß die Ansätze zur Über windung der winterlichen Arbeitsruhe an Kraft und Aus- oehnung gewonnen hätten, als vielmehr darin, daß sich die Zahl der Entlassenen etwas verringerte. So prägt 'ich Ä!- ^^^tbild des Marktes die große Zurückhaltung der Wrrtschaft aus, an deren ungewisser Entwicklung das Baugewerbe in seiner unmittelbaren Abhängigkeit von der F-manzkraft der öffentlichen Hand ganz besonders tragt. Die Zahl der H a u p t u n t e r st ü tz u u g s e m p f ä n- versicherungsmäßigenArbeitslosenunterstützung '.bekanntlich nicht die Gesamtlast der Arbeitslosigkeit) betrug nach den Vormeldungen der Landesämter am 29. Januar rund 2 210 090; sie ist in der Berichtswoche um rund 70 000 gegen 90 000 in der Vorwoche und um je 140 000 in den beiden ersten Fanuarwochen anaewachsen. * Protest gegen ein Darlehen der Angestelltenversicherung. Der Hauptausschuß sür die soziale Versicherung der Privatange st eilten, der in 37 Angestelltenorgani- saüonen mehr als 800 000 Mitglieder vertritt, hat an die Reichsregierung ein Schreiben gerichtet, in dem er sich mit dem Plan eines Darlehens der Reichsvcrsicherungs- anstalt für Angestellte an die Arbeitslosenversicherung be schäftigt. Der Hauptausschuß erhebe gegen die auf getauchten Pläne schärfsten Einspruch und ersuche die Neichsregierung auf das dringendste, von jedem Ein gehen darauf Abstand zu nehmen. Dammbruch in -er Grenzmark. Das Dorf Straßforth von Wassermassen eingeschlossen. An der Küddow, dem Grenzflüsse zwischen den Kreisen Flatow und Deutsch-Krone, brach bei dem Dorfe Straßforth der Damm des an der überlandzentrale Pommern für das Elektrizitätswerk Flederborn erbauten Staubeckens. Die Wassermassen überfluteten das Dorf Straßforth; das Wasser stand stellenweise zwei Meter hoch Zahlreiches Vieh ertrank, Hausrat wurde in großen Mengen beschädigt, erhebliche Getreide- und Futtcrvor- räte wurden weggespült. Menschen sind, soweit bisher festgestellt werden tonnte, nicht zu Schaden gekommen. Eine im Vorjahre eingeweihte Betonbrücke wurde weg gerissen. Der Schaden, den die Wassermassen angertchtel haben, ist ungeheuer. Nach dem Dammbruch wälzten sich etwa drei Mil lionen Kubikmeter Wasser in der Richtung auf das eine halbe Stunde entfernte Hauptwerk und setzten dieses vier Meter tief unter Wasser. Den sofort verständigten Stau becken Bethkenhammer und Borkendorf gelang es noch rechtzeitig ihre Staubecken abzulassen und somit die größte Gefahr abzuwenden. Ein Wohnhaus, das in der Nähe des Staubeckens liegt, wurde bis zum Dach unter Wasser gesetzt; die Bewohner konnten sich auf den Dach boden retten. Das Dorf Straßforth wurde von den Wassermassen vollständig eingeschlossen. poliiischer Lärm in Heidelberg. Studentenschlägereien. Dr Mierendorf, der Pressereserent der hessischen Regierung, wollte in Heidelberg in einer von der sozia listischen Studentengruppe veranstalteten öffentlichen Ver sammlung über das Thema „Nationalsozialismus oder Sozialismus" sprechen. Der „Naiwnalsozmlrsttschc St-udputenbund" ließ vorbei ein Flugblatt verteilen, in dem er die Heidelberger Bevölkerung dazu aussorderre, in Massen in die Versammlung zu kommen, um durch ein mütigen Protest „den Burschen" die rechte Antwort zu er teilen. Der Versammlungsfaal war bei Beginn der Ver sammlung durch eine große Zahl organisierter National sozialisten besetzt, unter denen sich auch die Heidelberger Korporationen befanden. Als der Redner begann, ertönte im Saal ein ohrenbetäubender Lärm, und es war un möglich, dem Redner Ruhe zu verschaffen. Die National sozialisten griffen nach dem W. T. B. die sozialistischer Teilnehmer mit Stuhlbeinen tätlich an und sprengten di Versammlung. Das überfallkdmando konnte nicht anderes tun, als die Versammlung zu schließen und de; Saal zu räumen. Einige Personen erlitten leichtere Ver letzungen. Der nene amerikanische Bsischaster. Senator Sackett inBerlin. Mittwoch nachmittag ist der als Nachfolger Schur- mans zum Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland ernannte Senator Sackett in Berlin einge troffen. Er gilt als ein vortrefflicher Kenner der Wirt schaft und der finanzpolitischen Fragen, wie schon aus Frederic M. Sackett. seiner bisherigen Tätigkeit im Finanzausschuß des ameri kanischen Senates hervorgeht. In seinem Privatleben ist er Bergwerksbesitzer. Mehrfach gab er die Erklärung ab, seine Politik im Sinne der weiteren Vertiefung der scutsch-amerikanischen Beziehungen halten zu wollen. Die Untersuchung im Jalle MuMrffer. Der Verdacht gegen den Kommerzienrat noch nicht entkräftet. Wie die Gerichtspressestelle Bayreuth über den Fall des der Ermordung seiner Gattin bezichtigten Kulm bacher Kommerzienrates Meußdörsfer mitteilt, er scheinen die Selbstbezichtigungen der Arbeiter Schuberth und Popp mit Rücksicht aus die keines falls geklärten Vorgänge, durch die sie veranlaßt wurden, und auf die übrigen der Untersuchungsbehörde bekannten Umstünde nicht so überzeugend, daß die Untersuchung ver Aufgabe enthoben wäre, die Angaben der beiden in allen ihren zum Teil unklaren, zum Teil widersprechenden Einzelheiten auf ihre Richtigkeit zu prüfen und die Zu sammenhänge klarzustellen. Insbesondere haben die merkwürdigen Angaben Meußdörsfers über sein Verhalten beim erstmaligen Betreten des Schlafzimmers, in dem die ermordete Frau lag, durch die Selbstbezichtigungen Schuberths und Popps noch keine Erklärung gefunden. Verhaftung zweier Fabrikanten. Die gefährlichen Benzolvergiftungen. Die beiden Inhaber einer Gummifabrik in Wien, in der sich in der letzten Zeit mehrere Fälle von Benzolver giftungen ereigneten Dr. Hörnes und Architekt Durvay, wurden mit der Begründung, daß sie ausländische Staats angehörige seien und Fluchtverdacht bestehe, verhaftet und ins Kreisgericht eingeliesert. Zm Zeichen -er Abrüstun 400-Millionen-Kredit für Frankreichs Luftverteidigung. Bei der Beratung' des Haushalts des Luftfahrtministe- ciums in der Französischen Kammer forderte der Abgeordnete r clesalle von der radikalen Linken die Verbesserung derLust- r nteidigung Frankreichs an der Nord- und Nordostgrenze. " m Falle eines Krieges mit Deutschland würde der inbruch in erster Linie auf dem Luftwege erfolgen. Mau müsse deshalb eine ausreichende Menge von Bombenflug- 'eugen an der Nord- und Nordostgrenze in Bereitschaft haben. Der Luftfahrtminister erklärte hierauf, daß er vom Kriegs ministerium einen Kredit von 400 Millionen Frank erhalten habe, um eine gründliche Neuorganisation der Verteidigung t urchzuführcn. Rsl.gionSvergehen vor dem Reichsgericht. Revision des bayerischen Landtagsabgeordneten Streicher verworfen. Das Reichsgericht in Leipzig bestätigte durch Verwerfung der Revision des Urteils des Schwurgerichts Nürnberg, das den Landtagsabgeordneten Streicher zu 2 und den Schrift leiter Holz zu 3 Monaten Gefängnis, beide wegen Reli- gionsvergehens verurteilt hat. Der „Stürmer", für den Holz verantwortlich zeichnet, hatte im Zusanunenhang mit der Mordaffäre Husmann-Daube behauptet, es handle sich wahr scheinlich wieder nm einen jüdischen Nitualmord. Das Schwur-, gericht hatte hierin Vorwürfe gegen die jüdische Religions gemeinschaft erblickt. Die Megerimgö-ie in -er Arktis. Ei el so ns Tod gilt als sicher. Der Kapitän des nahe dem Nordkap überwinternden Sowjetschiffes „Stawropol" berichtet, daß gemeinsame Flüge russischer und amerikanischer Flieger zum Absturzorte Eiel- sons endgültig die Tatsache des Todes Eielsons und Borlands ergeben haben. Die Lage des abgestürzten Flug zeugs läßt keinen Zweifel übrig. Ausgrabungen zur Bergung der Leichen sind im Gange Explosion im Warenhaus. Acht Verletzte. — Schwerer Schaden. Im Maschincnraum eines Warenhauses in Brooklyn explodierten zwei Benzinüehülter. Es entstand ein Brand, der die Garage des Warenhauses völlig zerstörte. Acht Personen wurden verletzt, zwei davon lebensgefährlich. Fünfzehn Last kraftwagen verbrannten und zwanzig andere wurden schwer beschädigt. Schwarze Rauchwolken hüllten die ganze Nachbar schaft ein. 3S6V0 Arbeiter streiken. Lohnkampf in der Newyorker Bekleidungsindustrie. 35 000 Arbeiter der Newnorker Bekleidungsindustrie sind in den Streik getreten. Die Streikenden fordern die Ein führung der Fünftagewoche und die Abschaffung des Mkord- systems. Sie Verteidiger im Tscherwonzenprozeß. Ein englisches DemcnH. Im Tscherwonzenfälfcherprozetz kamen nach dem Plädoyer des Verteidigers der beiden Georgier die Verteidiger -dei anderen Angeklagten zu Wort. Auch sie verwahrte» sich gegen die Behauptung des Staatsanwalts, daß den Anacklagten jede, politische Beweggrund sür die Tscherwonzenfalschungcn ab- gesprochcn werden müsse. Einer der Verteidiger erklärte, daß die Tscherwonzen nicht als ausländisches Geld im Sinne des Paragraphen 146 des Strafgesetzbuches anzusehen seien. Aus London kommt die Nachricht, daß der konservative . Politiker Locker-Lampson und Sir Henry Deter- ding die im Tschcrwonzcnfälscherprozcß von emem der Ver teidiger vorgebracbte Behauptung, daß sie im Januar 1926 eine Konferenz mit General Hoffmann gehabt hätten, nm einen gemeinsamen engllsch-deutschen Angrisf auf die Sowjetregie rung zu erörtern, entschieden in Abrede stellen. ! poMisGe kunckschau Deutsches Reich Eingabe des Deutschen Rentnerbundes. Der Vorsitzende des Deutschen Rentnerbnndes e. P. hat an den Neichstagsvizepräsidcnten Esser als Vor sitzendem des Sozialpolitischen Ausschusses des Reichs tages ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. beißt: Fm So hab' ich Liebste bich gefunbek Roma« vo« Margarete Etzer. 108. Fortsetzung (Nachdruck verboten) „Du machst von all den Selbstverständlichkeiten viel zu viel Worte." „Ich weiß ferner, daß du bei dem Brand in Obereck die Leitung übernommen hattest!" Da legte sie ihm die Hand aus die Lippen: „Und ich weiß, wer mir in sener Nacht das Leben rettete." Und dankst du es dem Retter?" „Bon ganzem Herzen!" Und ihre Augen strahlten ihm ihre Liebe und ihre Herzensfreudigkeit unverhüllt entgegen. Ueberwältigt zog er sie fest an seine Brust und drückte einen lan gen, langen Kuß auf diese schönen Aug«i. „Du liebe, liebe Frau!!" Gundula legte ihm beide Arme vertrauend um den Hals, und hinter seinem Rücken schlossen sich ihre Hände in heißem inbrünstigem Dankgebet. Laver aber sah ihren frommen Augen an, daß sie -es Himmels reichsten Segen auf ihren Bund herab flehte. Er fing sich die lieben Hände und bedeckte sie mit langen und innigen Küssen. „Mein Glück! Mein liebes Glück!" Und dann stand Gundula auf, nahm ihn bei der Hand und sagte einfach: „Komm!" Und er ließ sich gern führen. Hand in Han- traten sie aus der Hütke und Gundula zog ihn an den Rau- -es Abgrun-es. Mit leicht bebenden Fingern deutete sie hinunter: „Dort unten, Laver, wartet viel Arbeit auf -ich, und -u mußt bald kommen." Er sah sie mit ruhigem, klarem Blick an: „Heute, morgen, wann du willst!" uns gemeinsam überlegen." Natürlich kam es vorerst dazu nicht. Er zog sie ne- j ben sich in das Gras. „Weißt du wohl, wie oft ich von diesem Platz ans in den letzten Tagen und Nächten mit Heitzer Sehnsucht da herunter geschaut habe? Und -atz ich zweimal „fen sterln" bei dir war, weißt du auch nicht." Ganz erstaunt sah sie ihn an: „Du?" „Das erstemal nach dem Brand in Obereck, und dann noch einmal später, als ich des Nachts ununterbro chen -as Licht in deiner Stube leuchten sah. Da be kam ich es mit der Angst, du könntest krank sein, und habe mich auf den Weg gemacht." „Und davon habe ich nichts geahnt, nichts hat mir -eine Nähe verraten. Und wieviel bange Zweifel wä ren mir erspart geblieben." „Zweifel?" „Weil du nicht kamst." „Ich bin ein krasser Egoist mein Liebling. Da.? kannst du daran sehen. Ich mutzte das grötzte Opfer ha ben, das eine liebende Frau zu bringen imstande ist: über sich selbst hinauszuwachsen in Heitzer Liebe, wenn ich meinen ganzen Glauben an Frauenliebe, an Men schentreue wiederfinden sollte. Und -atz du so stolz un- tapfer das Opfer brachtest, vergetz ich dir nie." Gundula hatte mit selig leuchtenden Augen an ihn geschmiegt zugehört. Aber plötzlich wurde ihr Kops schwer und ihr Gesicht tiefblatz. Heftig erschrocken rüttelte Laver sie unwillkürlich und fragte voll Angst: „Schätzer!, um Gottes willen, was ist dir?" Da hauchte sie mit einem verschämten Lächeln: „Nicht böse sein, mich hungert nur." Und mit dem Ruf: „Oh, ich Barbar!!" sprang er auf und rannte zur Hütte, und kam in kurzer Zeit mit einem Glas Milch und einem Brot zurück. Mit zärtlichem Geschick füt terte er sie und atmete auf, als sie wieder rote Wangen bekam. Er gab sich aber noch nicht zufrieden und rannte noch einmal zur Hütte, um mit einem Glas Enzian und einem großen Blatt voll frischer Beeren zurückzukom men. Gundula nahm beides gern an. Als sic den Enzian getrunken hatte, fragte sie: „Weißt du noch, wann wir den schon einmal ge braucht haben, um meine Lebensgeister zu wecken? Ich mutz doch ein recht schwächliches Ding sein!" „Na höre einmal, das latz ich meiner Gundel nun um keinen Preis nachsagen. Ich weitz sehr wohl, -atz du die Nacht mit unserem Jagdabenteucr meinst, da mals lebte der arme Berty noch, und du hattest mir durch deine Geistesgegenwart das Leben gerettet!" Gundula sah seinem Gesicht an, datz er plötzlich an Inge dachte. Leise, mit blassem, ernstem Gesicht sagte er: „Ich wollte, ich brauchte dort unten nichts mehr zu finden, was mich an eine schlimme Zeit gemahnt." Da legte sie mit einem guten, festen Druck ihre Hände auf seine Finger: „Dn findest nichts mehr, was böse Erinnerungen wecken müßte!" Er drückte sein Gesicht fest in ihre kühlen Hände. Es tat ihm so wohl, und aller Aufruhr ebbte ab. Und dann berieten sie, wie man am geschicktesten Lavers Heimkehr erklären könnte. Gundula machte nach lan gem Hin und Her den Vorschlag: „Am besten wird es sein, wenn du nach Enterrot- tach hinuntergehst und für ein paar Tage im Sana torium dort absteigst. Schickst von dort aus ein Tele gramm, in dem dn deine Heimkehr meldest und um einen Wagen zur Abholung ersuchst. Offiziell kehrst du also aus dem Sanatorium zurück. Es ist so, glaube ich, am unverfänglichsten. Der plötzliche Tod Erschrocken hielt Gundula inne, er aber sah sic ruhig an: „Sprich doch weiter, Gundel, das ist doch übc: wunden." „Darf ich das glauben?" (Fortsetzung folgt.)