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A-en-Aussa-e r«. gahr-any. Sir. »v Donnerstag, 27 Fedmar 1SZ0 Deaht-Rlckirlft: Reckirtchten »resse» Seen>vkell!ee.§aminetnummei: »»»«> Nu, für Rach>geIprS»e: Rr. «ÜOII GchnINetlung u. Hauptvelchiltsstelle: Dresden - ». l. Meetenltr°be »«/«» Be»»qsg»»t>hr »»» >«. di« »«. gedni« l»»0 bei tsglt« ,wetm»»i,er Ziistevim, sret pmis l.7» «I. Vostbe-ugevrcts >ür Munal stebrua, s.so Mk. etn>chl. W Plg. Postgebüh, «ohne Vl>sl»uI>elluna«geb<U,i> «in»klnummer 10 Psg. slnzeiaenpeette: Die «In,eigen werden noch tNoldmart berechnen dt« ein- Ivalttge »0 mn> breite Zeile :> Psg., >ür auiwiirl« so Big. gamtlienan,eigen und Siellengeluche ohne Rabatt I» Vt»., auiierdald r» Big., die so mm breiie ReNamezette soo Ptg„ außerhalb üb» Pfg. Ollerlengebüdr so PIg, Auswärtige Aniirtge gegen Vorausbezahlung Druck «. Verlag! Vievlch ck Reichardt, Dresden. Posticheck-Klo. lag» Dresde, Nachdnicknur mii deull.Quellenangab» iDresdn. Nachr.» juläiitg. Unverlangt« Schrtststücke werden nicht aulbewahr» Das Delkungsprvgramm im Reichskabinett Am -je Stellung Mol-enhauers vradtmolckaog ansoror varUnar Setirtttloltnog Berlin» 27. Febr. Das Nelchskabinett ist. wie an» gekündigt. heute vormittag IN Uhr unter dem Vorsitz des Reichskanzlers ,» der e«ticheidenden Kabinetts» fitznng znfammengetreten. Dem Kabinett wird Reichs- »»«««,«»nister Moldenhauer sein bereits bekannt, gegebenes Programm ooriegeu und den Versuch machen. eS dnrchHnsetzen. Dieser Versuch dürfte indessen kaum van Er folg gekrönt sein. In Berliner politischen Kreisen, die An hänger des Kabinetts sind, machte sich heute ein Pessimis mus bemerkbar, der alle pessimistischen Erregungen der letzten Wochen bei weitem «bertrlsft. Eine ganz besonders scharfe Sprache gegen Teile des FinanzprogrammS führt die Sozialdemokratie, die immerhin die größte KoalittonSpartet Ist. Sie labt heute durch ihr Zentralorgan die Gesamtheit de» Moldenhauerschen Programms für untragbar erklären und darauf Hinweisen, dab dieses Programm eine wesentliche Verschärfung der politischen Situation bedeute. Auch in der demokratischen Presse tippt man aus Krise. Aus der anderen Seite scheint Moldenhaner entschlossen z> sei«, mit seine« Vorschlägen g» stehen und 5« sollen. Er hält eS für ausgeschlossen, dab aus der Deutschen volkSpartet der Vorwand haften bleiben könnte, sie habe es ru»ter sozialdemokratischem Druck geduldet, dab gerade das Entgegengesetzte eintrttt, was vorher verkündet worden ist nämlich eine weitere Belastung der Wirtschaft, statt der viel gepriesenen Steuersenkung. Die Lage hat sich in der Mittagsstunde noch weiter dadurch verschärft, dab das Zentrum in den vereinigten A o u n g » Planausschüssen demonstrativ die Verschiebung der Ab stimmungen ans morgen vertagen lieb. Bei dem inzwischen von seiner leichte» Erkrankung wieder genesenen RcichSaußen- minister rief dies lebhaften Beifall hervor, doch weigerte man sich schließlich, der Forderung des Zentrums, das heute abend noch eine Kabinettssihung abhaltcn will, nachzukommen. DaS Zentrum geht bei diesem neuen Druckmittel von der Festlegung aus, dab vor der Abstimmung über de« Aoungplan und die mit Ihm zusammenhängenden Ge» setze eine Klärung der sinanzpolitischcn Lage herbei» geführt werden müsse. Zwar ist man in der Partei bereits ein Stück zurückgewichrn — früher forderte man wesentlich bindendere Beschlüsse, als nur eine Klärung der Finanzlage —. doch reicht der Druck au«, um die im KabinetlSrat an sich schon vorhandenen Schwierigkeiten »och zu vergröbern. Auch die demokratische Mittagspresse spricht von einer ernsten Situation und unterstützt Gerüchte, die aus einen be vorstehenden Rücktritt des Reick S'inaiizmiiiistcrs htndeuten. Der KabtncttSrat wurde gegen 112 Uhr unterbrochen. Heute nachmittag und morgen soll er wcitergchcn. Damit bat sich die Negierung zunächst dem oben geschilderten Druck des Zentrums entzogen. vielleicht labt dieses nun aber die Tchlusiabstimmung in den Boungplanauöschüsien »och weiter hinausichieben. Die sür heute abend angcsetzte Pressekonferenz des ReichSsinanz- ministers dürste unter diesen Umständen aussallcn. In der Wilhclmstrabe meinte mau am frühen Nachmittag, dab im Kabinett eine vermutlichere Stimmung Platz gegriffen habe Wie »ach Lage der Tinge aber eine Einigung zustande kommen soll, bleibt nach wie vor ein sehr schwieriges Problem. Konflikt in -er Preußenkoalition Berlin. 27. Februar. ES scheint beinahe, als ob sich ans dem Ministcrwcchscl im preubtichcu Unterrichtsministerium noch weitere politische Folgen ergeben werden. Die Tatsache, dab der Kandidat der sozialdemokratischen Fraktion sür diesen Posten. Herr König, durch den Widerstand der demo- kra tischen Fraktion zu Fall gebracht worden ist. bat in sozialdemokratischen Kreisen eine starke Verstimmung aus- gelöst und in demokratischen Kreisen hat man, Io erklärt üaS »Berliner Tageblatt", die Empfindung, als ob dieses Gefühl tn einer Art Nabelftlchpolitlk gegen die Demokraten Ausdruck finden will. Ein Snmptom für diese Entwicklung ist n a. die AuSetnanderlevung über die Nachfolger der zurück» tretenden demokratische» Oberprälidenten von Hel en N a s I a » und Pommern. Es scheint „ns so betont aS demokratische Blatt, im Interesse der Koalition dringend geboten z» lein, die A»aet»a»derscv»»g über die krag«, die rtnzipiellen Charakter hat. im Einvernehmen aller egterungSvarteten zu schlichten. Da» sei schon deswegen notwendig, damit die Zurück weisung der Angrislc aus die preusiische Negierung, wie Ne beispielsweise tn dem am Freitag zur Abstimmung kommenden M Ih « ra » en » v 0 t » m gegen Innenminister wrzektn «ki enthalten sind, mit voller Geschlossenheit aller Negierung». Parteien erfolgen könne. Die Sitzung -er Poungausschüffe Berlin, 27. Febr. Die vereinigten Ausschüsse des Reichs- tages setzten heute die Beratung der mit dem Gcldplrn zu sammenhängenden Gesetzentwürfe fort. Zum deutsch-belgische» M a r k a b k 0 m in e n lagen keine Wortmeldungen vor. Beim deutsch-amerikanischen Schulde »obkommen führte Abg. Dr. Reichert sDN.t aus: Ein Vorteil des Ab kommens liege darin, das, bei einer Stockung der deutschen Tributzahluugcn tede Möglichkeit von Sanktionen aus geräumt lei, während dies den anderen Gläubigerin ächten gegenüber leider nickst erreicht worden sei. Die Deutschlind sür eine» Zahlungsaufschub au>crlegtcn Zinssätze seien leider mit 31« und 5 Prozent mehrmals so hoch, wie die Frankreich und Italien eiugerüumten Zinssätze. Dadurch würden die Vorzüge dcö Abkommens znm großen Teil illusorisch gemacht. Abg. Dr. Hoetzsch (Ehr.-nat. Arb.) stellte sich auf denselben Standpunkt. Durch die faktische Verbindung der Tchulden- vcrpslichtuugcu der Alliierten gegenüber Amerika mit den Lasten Deutschlands aus dem Boungplan werden wir der in- direkte Gesamtschuldner Amerikas. Ministerialdirektor Dr. Ritter <Ausw. Amts erklärte, dab Amerika bei den Schuldensundierungsvcrhanblungen mit feinen früheren Alliierten die Napttalschuld neu scstsctze und dementsprechend die «2 JayreSzahlnngen gestaffelt hat, während bet den deutsch-amerikanischen Verhandlungen die Kapitalschuld von vornherein s:ststand. ES hat sich nur darum gehandelt, die Modalitäten der Zahlungen mit Amerika be sonders zu regeln. Dabei sind gegenüber der Regelung dcö BoungplaneS einige Verbesserungen erzielt worden, die aber natürlich im Verhältnis zu der Gesamtlast des PoungplineS nur von untergeordneter Bedeutung sein können Daraus ergibt sich zugleich, dab ein Vergleich zwischen den ZluösäNen, die die Vereinigte» Staaten dem Schulde»s»nbie- rungsabkvmincn mit Frankreich oder Italien zugrunde gelegt haben und den Zinssätzen, die Deutschland im Fall eines Zahlungsinoratortuins zu zahlen hat, nickst angängig ist. Die mit Amerika vereinbarten Zinssätze wäbrend eines etwaigen Moratoriums können nur verglichen werden mit den Zinssätzen, die der Aoungplan für den Kall eines Moratoriums festgesetzt hat. Dabei ist festzustcllen. daß die mit Amerika vereinbarten Zins sätze günstiger sind als die des VoungplaneS. Ob sich die Hois- »ungen aus einen amerikanischen Schuldennachlab eines Tages erfüllen, vermag heute kein Mensch zu tagen Keinesfalls sind sie aber durch das Abkommen verbaut Die Verschiedenheit der Formulierung der S a u k t t 0 n s a u s h e b u n g erklärt sich ganz einfach daraus, dab bei dem Abschluß des amerikanischen Abkommens noch nicht feststand, in welcher Weile diese krage mit den übrigen Mächten geregelt wird In der Sache selbst Ist die Regelung gleich, nämlich die, Sab cs Sanktionen in Znsnnft nicht mehr gibt. Am DonncrStagmtttag wurde die Beratung der ?1oung- gesetze tn den vereinigten NeichStagSauöschüsscn zu Ende ge führt. Die Abstimmung wird am Freitagvormittag 11 Uhr in den Ausschüssen stattfinden. Ma-chenhan-el Polen-Amerika Warschau, 27. Febr. Nach langer, mühevoller Zusammen arbeit zwischen derp 0 lntschcn und der amerikanischen Polizei ist cs nun gelungen, eine ausgcbrettete Bande inter nationaler Pabsälscher und Mädchenhändler auszu- hcben. Insgesamt wurden tn den letzten Tagen 17 Mitglieder dieser Bande tn Warschau und ü tn Amerika, darunter der beurlaubte Bizekonsul des amerikanischen General konsulats in Warschau. Harry Hall, verhaftet. Der Führer der Bande scheint ein gewisser» in Neunork ver- haftcter BaSkin gewesen zu sein, der zahlreiche Schein- chen abschlob, um dann seine scwetltge Frau mit gefälschten Papieren tn die Bereinigten Staaten etnzuschmnggeln. Er vermittelte auch sonst Einreisen nach Amerika ans Grund ge fälschter Pässe, wobei ihm der verhaftete Bizekonsul behilflich gewesen zu sein scheint. Baöktn erhielt Beträge zwischen Mü und 1000 Dollar. »er-ebllche Mrmmg vor MdttteMiidlern Skandal ans de« Lehrter Bahnhof — verdächtig« vartets» oertrLge Berlin. 27. Februar. Auf dem Lehrter Bahnhof kam eS am Mittwochabend gegen 11 Uhr an» einem eigenartigen Anlab zu schweren Skandalszenen. Zwvls tunge Mädchen waren, zum Teil mit ihren Angehörigen, versammelt, die von einer südamerikanilchen Agentur angeblich für zwei Vartets- Unternehmungen tn Buenos Aires engagiert waren. Trotz Wie der Leipziger Maffendiebftahl ausgeMr» wurde Berlin, 27. Febr. lEtg. Drahtm.s Der Wafsendiebstahl, der tn Leipzig verübt wurde — gestohlen wurden 80 leichte Maschinengewehre ohne Munition —. geschah aus einem Ge bäude, das in der Nähe der Kasernen liegt, aber nicht zum Kaser nenbezirk gehört. Deshalb hat dieses Gebäude auch keine eigene Wache. Nur eine Streispatrouille geht tn der Nacht mehrfach an den Gebäuden vorbei. Nur so ist es zu verstehen, daß von dem Diebstahl nichts bemerkt worden ist, denn auch zum Wegschassen von 30 leichten Maschinengewehren wäre immer- hin eine ganze Anzahl von Personen notwendig. Wahrschein lich ist ein M 0 t 0 r l a st w a g e n sür diesen Zweck gebraucht worden. Die Untersuchung des Falles wird von den Leipziger Behörden ausgcsührt. Man nimmt mit Bestimmtheit an, daß hier «ine radikale Linksorganisation die Hand im Spiel hat. Diele Annahme wird dadurch unterstützt, daß auch in anderen Orten, z. B. L t 0 l p, der Versuch gemacht wurde, in ein Munitionsdepot etnzudringen, wobei allerdings zwei Täter verhaftet werden konnten, die als Angehörige der Kom munistischen Partei fcstgestellt wurden. Die Probefahrt -er „Europa" been-et snrhaven, 27. Febr. Der Lloydschuelldampfer „Europa* iß nach seiner glänzend verlauseneu Probefahrt Donnerstag früh nach der Elbmttndnng zurückgekehrt und beim Fener» schiss „Elbe lli" vor Anker gegangen. Et» Tender dcS Nord deutschen Lloyd brachte zahlreiche Angestellte der Reederei und der Werft Blohm <K Bob an Bord der „Europa", die gegen Mittag in Bremerhaven einlicf. örtmkchr »er „Monlr-eerri>iilkk"zkMi!i!g Hamburg, 27. Februar. lEig. Drahtm.s Die Besatzung des im Bcagle-Kanal an der Tttdipive Argentiniens unter- aegaitgenen MotorickstsseS „Monte Cervantes" ist heute an Bord des SchwestcrsckiifseS „Monte T a r m i c n t 0" im hiesigen Hasen cingetrvsscn. Es handelt sich um einige hundert Mann, zu deren Begrüßung sich zahlreiche Angehörige und Freunde am Hase» cinaesunden hatten. Von ihrem persön lichen Geväck hat die Schisfsbcsatzuiig nur wenig bergen können. Ein großer Teil der Leute ist ohne Mantel in Ham burg elngctrossen. Ei» anderer Teil konnte von Fahrgästen mit warmen Kleidungsstücken versehen werden. Gin -eutfchee Schritt in Lissabon Berlin, 27. Febr. sEtgcne Meldung.» Im Zusammen hang mit dem von Portugal an eine französische Luftverkehrs gesellschaft gegebenen Monopol für einen Transozean- vcrkchr nach Südamerika, gegen daS der Gesandte der Vereinigten Staaten Einspruch erhob, hat auch der deutsche Gesandte tn Lissabon, v. Baligand, entsprechende Schritte bet der portugiesischen Negierung unternommen. ES handelt sich bei diesem Schritt nicht um einen formellen Protest, sondern um eine informatorische Rückiorachc dcS Vertreters des Deut schen Reiches mit dem Staatssekretär des portugiesischen Aus wärtigen Amtes. der Bemühungen amtlicher Stellen war eS nlch» gelungen» die Mädchen von der Annahme des Engagements zurück- zuhalten. Die Agentin, die schon im vorige» Jahre eine größere Gruppe Berliner Mädchen nach Südamerika gebracht hatte, hatte letzt wieder Verträge abgeschlossen, die den Zweck deS UniernebmenS keineswegs einwandsrci erscheinen ließen. Da die Polizei aber keine Handhabe zum Einschreiten hatte, mußte sie eS mit aniehen, daß Mittwochabend wieder tunge Mädcken nach Hamburg abrcisten. um von dort nach Buenos Aires z» gelangen. Vor der gestrigen Abreiie waren aber mehrere Angehöriae der Mädchen io gewarnt worden, daß sie Verdacht schöpften. AIS sich am Mittwochabend die Mädchen zur Abreiie versammelten, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Leiterin deS Unternehmens. Die Angestellten der Aaenttn wurden von den Angehörigen bedroht, und e» kam zu einer Schlägerei, der erst durch Schutzpolizctbeamte ein Ende gemacht werden konnte. Unter dem Eindruck dieses Vorfälle- entschlossen sich drei Mädchen, von der Abreise nach Buenos Aires Abstand z» nehmen. Ein inindcrtährigeS Mädchen, da- leinen Eltern entlaufen war. hielt die Polizei zurück Die übrigen neun l'bren mit dem fahrplanmäßigen Zuge nach Hamburg. ES wurde auch be kannt. daß keine- der Vkädck>e- »llerdanv« den Fnßal» des Vertrages nach Buenos Aires kennt. Die Truppe, der von dem Berliner argentinischen General, kvnlul da» Visum verweigert worden ist. reist ohne Bisn« zunächst bis Montevideo. Snternationale Paßfälscher verhaftet