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Adorter Wochenblatt. Mittheil «n gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten.' Sechzehnter Jahrgang. Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blatte» durch Botengekegenhektt 25 Ngr. 16, Mittwoch, den 16. April 1851« Tagesgeschichte. Dresden, 12. April. Der heutige feierliche Schluß des Landtags wurde durch eine Predigt des vr. Har» leß in der Sophienkirchc eingeleitet. Sie fand fast vor leeren Bänken statt, denn selbst die Herren Land» stände waren verhäUnißmäßig nur spärlich vertreten. Ldir zäblten deren in Summa nur 37 und vermißten namentlich auch selbst mehrere Mitglieder des Direc- tonumS. vr. Harlcß predigte über Jae. 2, 7^ 9 und zeigte: wie wir ein irdisches Tagewerk als cdrisiliche Ackersleutc beendigten. Es gesche he dies 1) in der Kraft der Geduld. Wir hatten gesehen, wohin die Ungeduld in Fragen führe, welche der jBölker Wvbl und der Reiche Gestalt berührten. Jene Ungeduldigen seien de» Kindern gleich, welche, wenn sie das Saamenkorn der Erde anvcrtraut haben, mit dem Finger nachgraben, um zu sehen, ob der Keim noch nicht ausschlagc. Die rechte Geduld ruhe aber 2) auf dem Ernst der rechten Einkehr in uns selbst. Der Zustand der irdischen Reiche sei kein an derer, als der des Reiches Gottes auf Erden. In Lei den stünden Weizen und Unkraut unter einander. Wer für des Bölkes Wohl und das allgemeine Beste sor gen wolle, der müsse zuerst dafür sorgen, daß es gut stehe in seinem eigenen Hause. Erst aus der rechten Sor ge sür uns selbst wachse — als aus einer guten Wur zel — die Sorge für das allgemeine Beste hervor. Alles Untheil komme vom Hause und deren Hüter, und darum bedürfe es vor allen Dingen der Einkehr in uns selbst. Es bedürfe aber auch endlich 3) deS Aufblickens zu dem Herrn, der mit seinem Se gen und seinen Gerichten uns nahe sei. Niemand könne des Herrn entbehren und selbst die rechte Ge duld bestehe darin, daß man harre auf den Herrn. Darum, wenn es Abend werden wolle und Dunkel um uns her, so möchten wir unsere Sorge Gott be fehlen und geduldig harren der Frucht der Erde. Auch der Schlußact im Landhause erregte das öf fentliche Interesse nicht. Die Straßen waren nicht be lebter als gewöhnlich und nur beim Landhaus und am Schlosse bemerkte man einige Gruppen. Selbst die sonst überfüllten Tribünen des Ständehauseö bo ten beute noch ziemlichen Naum. Nur die Diploms« tcnbribüne war überfüllt. Den Confercnzbevollmäch- tigtcn war eme besondere Tribüne eingeräumt, die aber nur spärlich besetzt war. Nach 1 Uhr hielt Se. Majestät der König die gewöhnliche Auffahrt. Eine Abtheilung Cavalerie eröffnete und schloß den Zug. An der Treppe des Landhauses wurde Se. Maj. von den Directonen beider Kammern empfangen und kn den Saal der zweiten Kammer geleitet, der in der ge. wohnten Maße mit Baldachin rc. ausgeschmückt war. Neu war bloS, daß diesmal nicht nur Prinz Johann und Prinz Albert KK. HH., sondern auch Prinz Georg K. H. Se. Majestät den König begleiteten. Prinz Johann und Prinz Albert nahmen rechts und links von letzterem, Prinz Georg rechts von seinem erlauchten Baker Platz. Nachdem der Präsident v. Schönscls Sr. Maj. bei dessen Eintritt ein dreifaches „Hoch" ausgebracht hatte, verlas Se. Maj. der Kö nig sitzend folgende Thronrede: Dleine Herren.Stände! Als Ich in der Mitte deS vorigen JahreS Sie um Mich versammelte, da sprach Ich an dieser Stelle die feste Uebcrzeugung aus, Sie würden mit Mir darüber einverstanden sein, daß es vor Allem Noth thue, die wesentlichen Grundsätze der conservativen Staatsordnung wieder festzustellen und dabei an die Berfafsung, die eine lange Reihe von Jahren hindurch das Glück Sachsens begründete, vertrau ensvoll wieder anzuknüpfen. Mit hoher Befriedig- und darf Ich es heute aussprechen, Ich habe Mich nicht getäuscht! Mit treuem redlichen Eifer haben Sie Meine auf dieses Ziel gerichteten Bestrebungen unterstützt und sich dadurch um das Baterland wahr» Haft verdient gemacht. Zahlreiche Gesetzentwürfe, welche Ihnen in die« scm Sinne vorgelegt wurden, haben Ihre Zustim mung erlangt, die, zu Gesetzen erhoben, dazu bei tragen werden, die öffentliche Ordnung, Ruhe und Sicherheit zu wahren und zu befestigen, ohne doch die Keime eines wahrhaften, im Interesse des Tan» zen, wie der Einzelnen.unentbehrlichen Fortschritts zu vernichten, ohne die naturgemäße Entwickelung derselben zu hemmen. Sie haben, Meine Herren, zu den Ihnen vorg«»