Volltext Seite (XML)
WHmtz-Zeit«W Amtsblatt Injerare, rvelche b«t d« bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk' same Verbreitung finden» »erden mit 1V Pfg. di« Spaltenjeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di- Spaltenzeil« WPsg. Tne „Weißerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« to Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für di- Königliche Umtshauptmamschast Dippoldiswalde sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtriithe . zu Dippoldiswalde und Iraumftem Verantwortlicher Redakteur: Psui Ichne in Dippoldiswalde. 56. Jchrgang. Dienstag, den 29. April 1890 Nr. 50. Die Keife -es Wßdenten Tarnst. Carnot, das gegenwärtige Staatsoberhaupt Frank reichs, hat bekanntlich schon von seinem Amtsantritte an die Gepflogenheit gehabt, größere Reisen nach den verschiedensteil Theilen des Landes zu unternehmen, um sich hierdurch der Bevölkerung in seiner vollen präsidentlichen Würde zu zeigen und durch sein persön liches Erscheinen überall das republikanische Bewußt sein zu stärken und der Republik womöglich neue Freunde zu gewinnen. Auch seine gegenwärtige Reise nach dem Süden Frankreichs und nach Korsika verfolgt diesen politischen Zweck und wenn man nach dem äußerlichen Verlaufe urtheilen darf, den die Präsi- dentenfahrt bis jetzt genommen hat, so kann man sie allerdings als einen neuen Triumph der republika nischen Sache in Frankreich betrachten. Der Empfang, welcher Carnot in Aix, Marseille und Toulon, den ersten Hauptsiationen seiner Reise, bereitet wurde, trug unstreitig einen sehr herzlichen Charakter und bekundete hierdurch, wie dies auch aus allen an den Präsidenten gerichteten Begrüßungsansprachen hervorging, daß das Ansehen der Republik sich selbst unter der theilweise noch royalistisch gesinnten Bevölkerung der Provence mehr und mehr befestigt. Denselben Erfolg kann man auch dem Erscheinen Carnots auf der Insel Korsika nachsagen, wohin sich der Präsident von Toulon aus einschiffte. Die Korsen gelten noch heute zum größten Theile als Anhänger oes VonapartiSmus und wenn man erwägt, daß Korsika das Geburtsland des welten stürmenden Titanen Napoleon l. ist, von dessen Glanz und Ruhm auch ein Strahl auf seine Heimathsinsel zurückfiel, so erscheint die bonapartistische Gesinnung der Korsen wohl begreiflich. Um so bemerkenswerther ist es, daß Herrn Carnot auf Korsika ein sehr sympa thischer und festlicher Empfang zu Theil wurde, nament lich in den beiden Hauptorten Ajaccio — der Vater stadt des ersten Napoleon — und Bastia, und daß es anscheinend nirgends zu einer bonapartistischen Kund gebung kam, die doch ziemlich nahe gelegen hätte. Gewiß wird Niemand behaupten wollen, daß alle Korsen nunmehr mit einem Male zu eifrigen Republikanern geworden seien, aber die Anwesenheit des Staatsober hauptes auf ihrer Insel hat ihnen doch aufs Neue die Thatsache zum Bewußtsein gebracht, daß Korsika zu einem großen republikanischen Staatswesen gehört, daß der Republikanismus die herrschende Macht in Frank reich ist und falls diese Wirkung des Präsidentenbe suches auf die korsikanische Bevölkerung nachhält, so wird Carnot mit seiner Reise nach der Heimathsinsel der Napoleoniden auf einen nicht zu unterschätzenden Erfolg zurückblicken können. Wenn die jüngste poli tische Reise Carnots somit zunächst vom Standpunkte der französischen Republikaner aus voll Genugtuung begrüßt werden darf, so kann dies jedoch schließlich auch nach anderen Gesichtspunkten hin gelten. Es spricht gewiß nicht nur für die innere Ruhe Frank reichs, sondern auch für das Vertrauen, welches seine maßgebenden Staatsmänner in die auswärtige Lage setzen, wenn Carnot keine Bedenken getragen hat, sich so lange vom Mittelpunkte der Geschäfte zu entfernen und deshalb ist seine Reise auch als ein erfreuliches Zeichen für die friedliche Lage Frankreichs im Innern, wie für seine normalen internationalen Beziehungen zu betrachten. Besonders bedeutsam ist in letzterer Beziehung die in Toulon erfolgte Begrüßung Carnots durch ein italienisches Geschwader und durch einen speziellen Abgesandten des Königs von Italien, den Admiral Lovera, denn der Vorgang schließt die un erquickliche Reihe gegenseitiger Reibungen und Eifer süchteleien zwischen Frankreich und Italien ab und eröffnet gegründete Aussichten auf eine freundschaft liche Wiederannäherung beider Staaten, welche ganz den gegenwärtigen Friedenstendenzen in der europä ischen Politik entsprechen würde. In Frankreich selbst fühlt man diese allgemeinere Bedeutung der jüngsten Präsidentenfahrt, wie die Auslastungen der Tages- presse hierüber bekunden, und Carnot darf darum der seiner bevorstehenden Rückkehr nach Paris einer herz lichen Begrüßung seitens der Hauptstadt gewiß sein. Lokales rrnd Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. April. Mit der milden Frühjahrswitterung beginnen auch wieder die Spiele der Kinde: im Freien. Gewiß kann man sich nur freuen, wenn Kinder, munter und gesund, sich ihres Lebens freuen und sich im heiteren Spiele vergnügen. Jedenfalls aber hat das ohne Belästigung der Pastanten zu geschehen. Auf viel begangenen und befahrenen Wegen sollten übrigens Reifentreiben, Ballwerfen und dergl., schon der Gefahr wegen, überfahren zu werden, gar nicht vorgenommen werden. Dann ist aber auch das Verlangen wohl gerechtfertigt, daß bei den Spielen im Freien öffentliche Anlagen gehörig respektirt und geschont werden. Die Rabatten um die Kirche herum können zu völliger Entwickelung kaum kommen. Als ob die Wege nicht breit genug wären, geht es mit Vorliebe über Grasplätze und durch die Büsche. Es ist unbedingt Sache der Eltern, ihren Kindern die Pflicht einzuschärfen, daß das, was Einzelne für die Gemeinde mit Kosten und Mühe zum Schmuck und zur Freude geschaffen haben und pflegen, nicht dazu da ist, von wilden Buben und Mädchen verdorben zu werden. — Während, wie wir hören, in Rabenau zum 1. Mai — wo dort gerade Jahrmarkt stattfindet — min destens 2000 sozialdemokratische Ausflügler angemeldet sind, sollen für hier deren 300 zu erwarten sein. — Von dem Vorstande des kgl. Forstrentamtes Frauenstein erhalten wir, den Einsturz des Förder schachtes des Hermsdorfer Kalkwerkes betreffend, fol gende Zuschrift, welche, von Nebensächlichem abgesehen, unseren Bericht darüber nur bestätigt: „In Nr. 48 Ihres Blattes bringen Sie einen Bericht über den Einsturz des Förderschachtes bei dem fiskalischen Kalk werke in Hermsdorf, welcher unrichtige Angaben ent hält. Zunächst, wenn auch von untergeordneter Be deutung, ist zu berichtigen, daß der Einsturz des Förder schachtes nicht Donnerstag, sondern Mittwoch voriger Woche erfolgt ist. Sodann und hauptsächlich ist der Bemerkung, daß die Benutzung des Schachtgebäudes ziemlich bis zur Katastrophe stattgesunden habe und der Betrieb trotz Warnungen von fachmännischer Seite bis zum letzten Augenblick aufrecht erhalten worden sei, zu widersprechen. Denn einestheils sind derartige Warnungen an die Kalkwerks-Verwaltung nicht ge kommen, anderntheils ist der Betrieb bereits am Diens tag Vormittag eingestellt worden, zu welchem Zeitpunkte die unausgesetzten sorgfältigsten Beobachtungen feiten der Werksverwaltung das Nahen des kritischen Momentes erkennen ließen. Besichtigung und Prüfung des bau fälligen Gebäudes von berufener fachmännischer Seite haben wiederholt stattgefunden, zuletzt 8 Tage vor dem Einstürze, und ist auf Grund der dabei gemachten Wahrnehmungen der Betrieb, selbstverständlich unter Beobachtung der nöthigen Vorsicht, weiter geführt worden. Daß die ergriffenen Vorsichtsmaßregeln in erster Linie auf den Schutz von Menschenleben gerichtet waren, bedarf wohl nicht erst der Versicherung. Der Einsturz des Gebäudes war zu erwarten und konnte die Werksverwaltung nicht überraschen, ist aber insofern mit Glück verlaufen, als dadurch die höchst gefährliche und den Kalkwerksbetrieb für längere Zeit behindernde Abtragung behoben ist. Wenn Ihr Berichterstatter von Kühnheit und Sorglosigkeit der Werksdirektion spricht, mit welcher der Betrieb bis zum letzten Augenblick aufrecht erhalten worden sei, so ist er nicht gehörig unterrichtet. Da dem Forstrentamte Frauenstein die Administration des Kalkwerks Hermsdorf übertragen ist, so ersuche ich Sie, in Ihrem Blatte baldigst eine Be richtigung des betr. Artikels zu bringen, damit das Publikum die nöthige Aufklärung erhält und die Kalk' werks-Administration sowohl als auch die Lokalver waltung des Kalkwerks von dem Verdachte der Kühn heit und Sorglosigkeit im Werksbetriebe entlastet wird." — Im Gasthofe zur „guten Hoffnung" in Nassau finden am S. und 6. Mai, im Gasthof zur „grünen Tanne" in Hermsdorf am 8. Mai und im Franke'scheu Gasthofe in Frauenstein am S. Mai Holzauktionen über im Nassauer bez. Frauenstetner Forstrevier auf bereitete Hölzer statt. Die umfänglichen Bekannt machungen veröffentlichen wir in nächster Nummer. — Bei den vielfach unklaren Anschauungen, die im Publikum wie in Arbeiterkreisen über die Berech tigung der letzteren herrschen, am 1. Mai willkürlich zu feiern, sei in Erinnerung gebracht, daß I. nach der Reichsgewerbeordnung Gesellen und Gehilfen vor Ab lauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne vorherige Aufkündigung entlassen werden können, wenn sie die Arbeit unbefugt eingestellt haben, und daß 2. nach einer neuerlichen Entscheidung des Reichsgerichts Die jenigen, welche durch Wort oder Schrift dazu auf fordern, die Arbeit ohne vorherige Aufkündigung zu verlassen, auf Grund des § HO des D. St.-G.-B. mit Geldstrafe bis zu 600 M. oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft werden. — Ein Mißbrauch, welcher in weitem Umfange in die Ausübung des Koalitionrechtes sich eingeschlichen hat, ist der Kontraktbruch. Man wird sich der scharfen Worte erinnern, mit welchen der Kaiser im vorigen Jahre der Deputation der rheinisch-westfälischen Bergarbeiter gegenüber den bei der Arbeitseinstellung vorgekommenen Kontraktbruch tadelte. Man wird sich aber zugleich vergegenwärtigen müssen, daß ein solcher Rechtsbruch die Arbeiter von vornherein ins Unrecht setzt und so sich leicht auch der Erreichung an sich be rechtigter und erlangbarer Ziele derselben entgegenstellt, Es liegt daher gerade im Interesse der Arbeiter, wenn durch wirksame Ahndung dieses Rechtsbruches die Inne haltung des Arbeitsvertrages auch bei Arbeitsein stellungen mehr als bisher gesichert wird. Wir denken dabei nicht entfernt an eine strafrechtliche Ahndung des Kontraktbruches. Wohl aber erscheint es uns ernster Erwägung zu bedürfen, ob der den Arbeitgebern recht lich wegen Kontraktbruches der Arbeiter zustehende Ent schädigungsanspruch nicht durch eine einfachere und wirksamere Einrichtung zu ersetzen sein möchte. Der Gedanke liegt nahe, den Ersatz nach dem Vorgänge bei Beleidigungen, Forst- und Feldfreveln, Verletzung des Patent- und Musterschutzes in einer festen, nach dem Verhältniß des Arbeitsverdienstes in der Zeit des Kontraktbruches zu bemessenden Lohnbuße zu suchen. Es würden damit die Weitläufigkeiten und Schwierig keiten der Entschädigungsprozesse vermieden, und es wäre dabei eine einfache, glatte und rasche Ahndung des Kontraktbruches, welche eben deshalb vorbeugend wirken dürste, gesichert. Es wäre gerade im Interesse der Arbeiter dringend zu wünschen, wenn diese Frage anläßlich der jetzt in Fluß befindlichen Arbeiterschutz gesetzgebung mit geregelt würde, und es scheint nach Allem, was man hört, auch beabsichtigt zu sein, dem Mißbrauch, welcher mit dem Kontraktbruch getrieben wird, zu steuern. — Es ist jetzt wieder die Zeit da, wo die Kar toffeln zu keimen beginnen; es ist daher auch daran zu erinnern, welche Gefahren sich mit der Verfütterung , solcher Kartoffeln verbinden. Jede Kartoffel enthält stets geringe Mengen von Solanin, eines sehr scharfen Gistes; jedoch sind die vorhandenen Mengen gewöhn lich kaum nennenswerth und können auf den Gesund heitszustand der Thiere in keiner Weise schädlich wirken. Anders ist es bei gekeimten Kartoffeln; bei diesen wachsen die vorhandenen Spuren von Solanin zu er heblichen Mengen an, besonders in den Keimlingen, selbst bis 0,1 Prozent. Sie rufen, in den Thier körper gelangt, Vergiftung hervor, welche sich in