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Amts- Nr. 290 Dienstag den 18. Dezember 191» j 78. Jahrg Alle pvstanstilien, p»stb»t«n s»v!e »ns»re Ni^Sger »n» Grkhästsst-Üe nehmen tedermN BesteNnneen «n1ge,en. / Zm A«Ne höherer G«»«Ii — Nele» oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten »der der Seftrdernng»etnrichtungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung »der «nf Nachzahlung de« Bezugspreise«. Ferner Hot d«r Inserent in den »dengenannten ALNe» keine Ansprache, fast« »le Z»iiun« »erfpttet, in »eschrtnktem Umfang« »der nicht erscheint. / Sinzed »er>auf«pre>« der Nummer 1» Pf«, x Zuschriften find nicht persönlich zu «chressteren, sinder» an de, »erlag, dle Schrlstleltung »der »le <pefibLst«steste. Arwnpme Austhristen »leiden nnher»chstchst«t. / Bnrliuer Ltertretnng: Berst» SW. «6. Mr die Amtshauptmaunschaft Meißen, für das Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. S. Mr düs und Llmgegend. « ? " Erscheint seit -em Zähre 1844. MM V » m^ns-m^ »n»la^ N.L." ">us-re« Ziel, «erlchtllche Einziehung, »PHD FD U D Inserenten bedingen die Berechnung »,« Brutto-Zeile» ch^ ^ G U R MUdrug^-r^nb-A»^m^^ »der sttstschweigen» -l« «rfüNung«o?t . Äi»°-^s"?nr«"nnÄ.^L Amtsgericht und de« Stadtrat z« Wilsdruff reutamt zu Tharandt. Dostich.-.Konto, N,. sss>< Amtlicher Teil. Versteigerung. Am IS. und 20. Dezember 1919 werden von vormittags 9 Uhr ab im HeereSgut- lager Dre-den-Friedrichstadt, Waltherstr. 88 (Lager der Sachs. Eisenhandelsges.) in größeren Posten MunitionSpackgefäße aller Art (Kästen, Kisten und Körbe), Feldkücheneinzelteile und Halbbootteile (Eisen- und Blechteile) öffentlich versteigert. Die zur Versteigerung gelangenden Gegenstände können werktags in der Zeit von 9—1 Uhr besichtigt werden. Die Grundlage der Versteigerung bilden dir VersteigerungSbedingungrn, die bei Be- ginn der Versteigerung durch Verlesen öffentlich bekanntgemacht werden. Es wird schon jetzt darauf hingewiesen, daß die Versteigerung nur gegen sofortige Bezahlung stattfindet und Gewähr für Mängel der Sache oder im Recht seitens der Landesstelle für die ver steigerten Sachen nicht übernommen wird. Kriegsanleihe wird vom Selbstzeichner zum Nennwert an Zahlungsstatt angenommen. Der Nachweis der Selbstzeichnung ist sofort zu führen. (Vergl. Bekanntmachung vom 20. Juni 1919 betr. Neuregelung des Verfahrens bei Annahme von Kriegsanleihe an Zahlungsstatt beim Kauf von Heeresgut — Sächs. Staatszeitung vom 21. Juni 1919.) iziL Reichsverwertungsamt, Laudesstelle Sachse«. Dir Men MU DzkM öi; 1V Ist vormittag; msziigest» Fettverteilung. - k Abschnitt X der LandeSfettkarte sowie auf die Krankenbutterkarten werden aus die Zeit vom 15. bis 21. Dezember 1919 50 S Butter ausgegeben. Außerdem werden für jede« Versor,u«gsberechtigte« ««d Seldstversorger des Kommunalverbandes Meißen Land auf Reihe II Abschnitt 2 der Auslandsfeltkarte 50 x Margarine verteilt. Der Preis für dar Pfund Margarine beträgt 5 Mk. 20 Pfg. Meißen, am 13. Dezember 1919. Lt 82 11 O. Kommunalverband Meitze« Land. Ammliz dm 18. JeztM M eßend; 7 Ast öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Die Tagesordnung hängt im Verwaltungs-Gebäude aus. ^z Wilsdruff, am 15. Dezember 1919. Der Stadtverordnetenvorsteher. Unsere Valutanot in englischem Lichte. Eine Mark — 8^ Pfennig! Don anderer Seite wird zu dem gleichen traurigen Kapitel geschrieben: „Die deutsche Mark gilt im neutralen Auslande nur noch 8^ Pfennige; wenn der Ausländer also mit 85 Mark in der Tasche, in ausländischer Währung, herkommt, kann er für 1000 Mark dafür kaufen. Die Folge davon ist der große Ausverkauf allen deutschen Besitzes. Ganze Warenlager verschwinden. Man kann schon heute in ganz Berlin keinen Eimer aus weißem Steingut fürs Schlafzimmer erhalten, weder in Sonder- aeichäkten noch in Warenhäusern. Unsere Valuianoi. Ei« englisches Urteil. Der „Economist*, das bekannte Londoner Finanzblati, veröffentlicht ans der Feder seines Berliner Bericht erstatters eine Betrachtung über unser Währungselend, die uns zwar nicht gerade Neues erzählt, zwischen den Zeilen aber doch allerlei beachtenswerte Winke gibt. Zu berücksichtigen ist, daß der Aufsatz Mitte November ge schrieben ist, daß die hier geschilderten Verhältnisse also inzwischen noch ärger geworden find. Man liest da: „Die ganze deutsche Presse beschäftigt sich mit dem Stur, der Mark und der Wirkung, die er auf den Abfluß der Reste des deutschen Nationalvermögens ausübt. Vor allem erregt man sich über den Warenverkauf ins Ausland zu Preisen, die lächerlich niedrig sind, wenn man sie in Gold umrechnet. Man erkennt, daß Deutschland dem Ruin entgegengeht» wenn es weiterhin Auslandswaren mit Marken bezahlt, die weniger als ein Achtel ihres Goldwertes haben, noch dazu mit der Verpflichtung, diese Marken eines TageS rn Gold einzulösen, und gleichzeitig hochwertige Waren dem Ausland zu einem Preise verkauft, der ein Drittel oder ein Viertel ihres Weltmarktpreises beträgt. So stellt sich Aber die Lage dar. Der Gegensatz zwischen der niedrigen Kaufkraft der Mark im Ausland und ihrer hohen Kaufkraft hier im Jnlcmd erzeugt seltsame wirtschaftliche Zustände, die man am besten «m Beispielen beleuchten kann. Ein Engländer kann beute in Berlin für weniger als ein Viertel der Summe leben, die er in England nötig hat. I« runde» Zahlen rechne ,ch. daß die Preise m Deutschland auf das Drei« bis Vierfache des Friedenssian-^ gestiegen sind, sie Enziand nur «ff das Zwei« gjuhaibfache. D* «o» «der kür ei» Ms*b das «n Daß Derr Erzberger dieser Tage bei der zweiten Lesung des Notopfers mit etwas derber Handbewegung auf seine dicke Mehrheit hinwies, ist ihnen offenbar nichts weniger als angenehm gewesen, und sie sehen der letzten Ab stimmung mit einigem Herzklopfen entgegen. An dem Widerstand aus den Kreisen von Handel und Industrie, von Banken und Verkehr kann gerade die demokratische Partei unmöglich achtlos oorübergehen — es scheint aber, als warte sie auf ein Wunder, das sich in allerletzter Stunde noch einstellen soll, während es Loch einzig und allein möglich wäre, mit Entschlossenheit zuzugreifen, ehe die Entscheidung gefallen ist. Das ist Las Wesen der Verantwortung; wer in so kritischen Augenblicken zaudert, sich auf den Ehegenofsen verläßt, der von ihm die auf- haltende Tat erwartet, die nur bei gemeinsamer Über legung gedeihen kann, der läuft Gefahr, kaltgestellt zu werben. Ganz ähnlich steht es mit dem Betriebsrätegesetz. Die erheblichsten Steine des Anstoßes glaubt man zwar schon aus dem Wege geräumt zu haben, aber es stellen sich immer wieder neue Bedenken und Bedenklichkeiten ein, und in dem Versuch, auch ihnen gerecht zu werden, hat die Vorlage nach und nach eine schier unmögliche Gestalt angenommen. Wie sie jetzt aussieht, kann sie keinem Teile mehr zur rechten Freude gereichen; das „soziale Weihnachtsgeschenk", das die Reichsregierung mit ihr der deutschen Arbeiterschaft zugedacht hatte, kann unter dem Christbaum ruhig fehlen, es wird nirgends vermißt werden. Man hat sich auch schon so gut wie entschlossen, die Verabschiedung LeS Gesetzes jetzt nicht übers Knie zu brechen, sondern sich dazu bis nach der Weihnachtspause Zeit zu lassen. So besteht wenigstens die Möglichkeit, aus dieser Zwangsehe einen Sprößling hervorgeben zu lassen, den man nicht gleich von seinem ersten Tage an als totgeborenes Kind zu bezeichnen braucht. Auch LwangSehelinder wollen ausgetrageu sein. Frieden nur 20 Mark wert war, beute ISO Mark erhält, kann man in Berlin mehr als viermal billiger leben als in London. Was Wunder, Laß Berlin jetzt von Ausländern überflutet wird, namentlich von russischen Flüchtlingen, die nach Stock holm oder Kopenhagen entwischten mit soviel Geld in der Tasche, um ein Jahr lang zu leben, und die sich in Deutsch land in der Lage sehen, mit demselben Geld vier Jahre oder länger auszukommen! Und da ganz Nordeuropa entdeckt hat, daß die deutsche Währung in gar keinem Verhältnis mehr zu den deutschen Warenpreisen stekt, so strömt alles hierher zu sammen und kaust, was es kann." Der Artikeischreiber be spricht dann eingehend die sür Deutsche unerschwinglich tzohen Preise aller Waren, die umgekehrt sür die Ausländer durch di« Valutadifferen» geradezu lächerlich billig sind, und fährt fort, indem er sagt: „Das ist natürlich eine ganz unhaltbare Lage. Sie müßte gebessert werden durch ein starkes Ansteigen der deutschen Mark; da aber Deutschland nicht in grobem Mab- stabe ausfükren kann und die Mark noch immer über die Grenze geschmuggelt wird, so vollzieht sich der Ausgleich durch ein scharfes und ständiges Anziehen aller Prelle. Das ist für die Deulkchen natürlich die schlechteste Lösun«; es zwingt sie zu ständigen Erhöhungen der Löhne und Gehälter, wodurch die Mark wieder dauernd auf ihrem tiefen Stande gehalten, ja noch weiter entwertet wird. Doch sie fällt so schnell, daß selbst der verwegenste Preissteigerer nicht mehr mitkommen kann: darum sinken die Preise der Gebrauctzs- waren, in Gold gerecknet. immer noch; in den zehn Tagen, die ich Lier bin, ist alles für mich merklich billiger geworden. Und so strömt man überall her „zum deutschen Ausverkauf". Kunstwerke verschwinden. Die Läden in der Wilhelmstraße, Lützowstrabe, Kleiststraße sind belagert von skandinavischen Kunsthändlern, die alles so billig finden — obwobl die deutschen Verkäufer die Preise um viele hundert Prozent er höbt haben —, daß sie mit verbundenen Augen kaufen. Das Ganze ist eine der seltsamsten Erscheinungen im Wirtschafts leben und eine sonderbare Umkedrung der Verhältnisse, wie sie kur, nach der russischen Revolution bestanden." Als der englische Verfasser dieses schrieb, war das englische Pfund gleich 160 Mark, während es heute schon rund 200 Mark kostet. Aus -euifchen Dokumenten. Weitere Randbemerkungen Wilhelms ll Bon ausschlaggebender Bedeutung war vor Kriegs» ausbruch natürlich die Haltung Rußlands. Emerleits wußte man, daß sich Rußland als unbedingter Schutzherr aller flämischen Staaten betrachtete, glaubte aber trotzdem nicht, daß ihm und besonders dem Zaren die Rolle liegen würde, die Mörder von Serafewo zu decken. Emen Ein blick in diese Dinge gewähren zwei längere Tepelchen Les Petersburger Botschafters an den Kanzler und des dortigen Militärbevollmächtigten an den Kaiser. Beide find wiederum mit unten angefügten Randbemerkungen Wilhelm« II. versehen. , Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die deutsch« Antwortnote ist nunmehr nach Paris abge- tandt worden. * Dem Reichsrat ist ein Gesetz zur Bekämpfung der Spiel klubs zugegangen. * Der Eisendabnminister erklärt, Lab eine neue Sperre sür den Personenverkehr nicht zu befürchte» lei. * In Leipzig wurde am 13. Dezember der Demokratische Parteitag unter Vorsitz des Senators Petersen eröffnet. * Der englische Geschäftsträger in Berlin, Sir William Tyrenn, wird seinen Posten am 1. Januar antreten. * Bei den Pariser Beratungen über die Hilfeleistung für Wien schilderte die österreichische Delegation die Notlage des Landes. * In Paris wurde der österreichischen Delegation zugesagt, daß Olierreich monatlich nach Möglichkeit 50000 Tonne» Ge treide erhalten tolle. * Die holländische zweite Kammer hat den Marineetat mit 46 aeoen 33 Stimmen abgelehnt. Oie Zwangsehe. Aus parlamentarischen Kreisen wird uns geschrieben: Die Not des Vaterlandes hat dazu geführt, daß für Lie Regierung im Reich wie in Preußen sich Parteien zusammenfanden, die bis dahin allenfalls in der Opposition für längere oder kürzere Zeit gemeinsame Ziele verfolgt hatten, in der ungleich schwierigeren Übung schaffender Regierungskunst dagegen noch so gut wie gar keine praktische Erfahrung besaßen. Eine Zwangsehe nannte Kultusminister Haenisch das so entstandene Verhältnis zwischen Mehrheitssozialisten, Demokraten und Zentrum der preußischen Landesversammlung. Die Umstände, die sie herbeigeführt, dauerten noch an — er meinte damit die „Brüderlichkeiten" unter den beiden sozialistischen Parteien — und wer die gegenwärtig bestehende Krise in der Re gierungsmehrheit verlängern oder gar verschärfen wolle, der möge bedenken, daß man zwar den Anfang eines Bruches fehen könne, über daS Ende aber nicht mehr Herr sei. Daß auch die Reichsspitze die Lage als gefährdet ansiebt, beweist die Konferenz des Reichspräsidenten mit Zentrumsführern beider Fraktionen. Sie diente natürlich nur der Klärung, nicht der eilfertigen Lösung der Mei nungsverschiedenheiten, die, weil sie die Einschätzung geistiger Werte betreffen und den innersten Kern von Weltanschauungen ausmachen, viel zu tief sitzen, alS daß sie durch ein paar freundliche Worte zu beheben wären. Aber man hat wenigstens dafür Sorge getragen, daß vorläufig in den strittigen Dingen keine Entscheidung ge fällt zu werden braucht; die weiteren Ausschußberatungen über die Frage der Zusammensetzung der Schuldeputationen wurden ausgesetzt, damit nach dem scharfen Vorstoß des Zentrums die Gemüter sich zunächst einmal wieder etwas beruhigen, damit durch unformelle Aussprache von Man» zu Mann, unter vier Augen sozusagen, die Empfindlich keiten hüben uud drüben ausgeglichen und neue Wege zu einer Verständigung gefunden werden können. In der Ehe muß auch vielerlei geglättet und unterdrückt werden, was, wenn man es ungehindert wollte gewähren kaffen, den „ewigen Bund" nur zu bald wieder sprengen müßte. Die Zwangkehe ist ein noch viel empfindlicheres Jnsiru- ment; um >o vorsichtiger, um so duldsamer sollte man damit umgehen. Wie in Preußen das Zentrum, so möchten im Reich die Demokraten außer der Reihe tanzen. Reichsnot- opfer und Bitriebsräteaefetz bade» M ikne» a«a«ta«.