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Dresdner Journal : 19.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-19
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 19.07.1874
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I^rpväition Uv« Drescluvr ^ourvLl», t'rvuUvi», ^tar^-.n-titen^u«^^ Xo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 1 >. Juli. Se. Majestät der König haben dem Rector und Cantor Friedrich Moritz Schleinitz in Auerbach die goldene Medaille vom Verdienstorden zu verleihen geruht. Uichlnmtlicher Theil. Uebel sicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Köln. Münster. Aus Kurhessen. München. Kissingen. Graz. Paris. Madrid. London. St. Petersburg. Athen.) Dresdner Nachrichten. ProviuzialNachrichten. (Pegau. Meißen. Treuen. Neukirchen. Geising.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Sächsische Bäder. Cingesandte». Keuilleton. Tageskaleuder. Inserate. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Glauchau.) Statistik und Voltsmirthschaft. Emgesandte». Stand der sächsischen Sparkassen Ende Juni d. I. Bvriennachrlchten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. ' Leieyraphilche Uachnchteu. Schweinfurt, Sonnabend, 18. Juli. (Tel. d. Tresdn. Iourn.) DaS hiesige „Tageblatt" mel det, daß der von Kissingen in das hiesige Bezirks- gerichtvgesängniß eingebrachte Pfarrer Hauthaler aus Tirol gestern Vormittag bereits wieder alS völlig unbrtheiligt an dem Attentat gegen den Kürsten Bismarck sreigelassen worden ist. Kissingen, Sonnabend, 18. Juli, Mittags. (Tel. d. Drcsdn. Iourn.) Dav neueste Bulletin über das Befinden des Reichskanzlers Kürsten Bismarck coustatirt, daß das Allgemeinbefinden durch eine besser verbrachte Nacht sich gekräftigt hat; von der Anschwellung drS Gelenks ist nur noch ein unbedeutender Rest vorhanden. Die Heilung der Wunden schreitet in befriedigender Weise fort. Gestern wurde wieder ein Soolbad gekommen unter Anwendung eine» impermeablen Schutzverbandes per A^urtze. Der preußische Minister de» Innern, Graf zu Eulenburg, hat heute Vormittag dem Reichskanz ler einen Besuch abgestattet. Bis gestern Mittag waren fast 1900 Beglück- wünschungbtelegramme hier eingekommen. Versailles, Kreitag, 17. Juli, Abends. (Tel. d. Drcsdn. Iourn.) Die Nationalversammlung lehnte heute den Antrag auf Converlirung der Morgan'scheu Anleihe ad und beschloß die Jnbe- trachtnahme eines Amendements des Dcputirten Andre-, wodurch die Regierung ermächtigt werden soll, 45 Millionen, welche von dem dem Staate feiten der Bank von Krautreich rröffncten Credit übrig bleiben, in das Budget von 18^4 als außer ordentliche Einnahme einzustellen. Dagegen wurde ein Amendement de Ravenel s, welches die Regie rung behufs Deckung des Deficite zur supplemen tären Ausgabe von Schatzbonv ermächtigen wollte, abgelrhnt. Die Abstimmung über den Antrag Wolowsti wurde infolge der Jndetrachtnahme des Andre'schen Amendement» aus morgen vertagt. Sodann nahm die Versammlung mit allen gegen 1 Stimme die Vorlage betreffs Verbesserung der Vertheidigungswerke der Ostgrenze an. Oberst Denfert sprach sich gegen, General Baron de Chabaud la Tour sür die Vorlage auS; Letzterer wies dabei auf den rein defensiven Feuilletow Redigirt von Llto Banck. Der wirkliche Don Carlos. Eine Geschichte aus der Geschichte. (Nach den Forschungen von Adolph Schmidt) (Fortsetzung; aus Nr. 16<) Lie Stellung des Dou Carlos zu seiner Stiefmutter Isabella ist sür uns eine eigenthümlichc und dunkle ge blieben. Diese Stiefmutter, welche ihm eigentlich als Braut zugedacht war, Elisabeth von Valois, die Tochter Heinrich'» 1i. von Frankreich, wurde ihm plötzlich dadurch entzogen, baß sein Vater dieselbe als seine dritte Ge mahlin, als Königin Isabella hcirathete. Es geschah 1560 und König Philipp war damals in seinem besten Alter, nämlich zwriunddreißig Jahre. Isabella (Elisa beth) soll den König bei der Vermählung mit so eigen - thümlicher Schärfe angeblickt haben, daß er fragte, ob sie etwa graue Haare auf seinem Kopfe suche t Dem Prinzen aber trat sie so gütig und rücksichtsvoll entge gen, raß er sich sofort zu ihr hingezogen fühlte. Jeden falls läßt sich eine gegenseitige innige Herzcnsnriaung zwischen beiden jungen Personen annrhmen. De Ihou sagt: sehr oft habe man den Prinzen, wenn er aus den Gemächern der Königin kam, mit der er lange und häufige Unterhaltungen pflog, sich bitter darüber be nagen hören, daß sein Vater sie ihm geraubt. Elaudia, eine Hojdame Isabella's, berichtete an Katharine von Medici, die Mutter der jungen Königin, der Infant speise ost Abends mit der Königin und der Prinzessin Johanna, er liebe seine Stiefmutter so, daß er immer von ihr spräche, »ich glaube", fügt dir Hofdame hinzu, Charakter der Vorlage hin und hob hervor, daß er die friedlichen Absichten der Nachbarn Krank reichs nicht im Entferntesten bezweifle. Am Schluß der Sitzung beantragte die Bud- getcvmmisfiov die Ablehnung des Andrö'schen Amendements, weil die gedachten 45 Millionen bereits auf dem Liquidationsconto in Anrechnung gebracht seien. Die Kortfetzung der Berathuvg der Kinanzprojectr erfolgt morgen. Ein Telegramm der „Jnd^pendance belae" aus Paris bestätigt, daß der Minister deS Innern, de Kourtou, seine Demission eingereicht habe, welche der Marschallpräsident Mac Mahon weder an- nahm, noch ablrhnte. Zu dem Entlassungsgesuche soll der Minister außer durch die allgemeine poli- tische Lage auch durch seine Differenz mit dem Polizeipräfecten von Paris, Renault, in der An gelegenheit des Bonapartistischen Comitvs bestimmt worden sein. (Vgl. unter „Tagesaejchichte".) Haag, Kreitag, 17. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) tti. I. Heemskerk, Mitglied des StaatS- rathS, ist vom König mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt worden. Madrid, Kreitag, 17. Juli, Morgens. (W. T B.) Wie der „Jmparcial" erfährt, wäre eine neue Aushebung von 100,099 Mann aus den Al tersklassen zwischen dem 23. und 35. Lebensjahre in Aussicht genommen. Hier eingelavgten Nachrichten zufolge haben die Carlisten an der Küste von Bivcaya etwa 1099 Personen aufgehoben und die Absicht ausge sprochen, dieselben erschießen zu lassen, sobald rin Angriff feiten der Regierungvtruppen erfolgt. Nach hier eingegaugrnen Nachrichten hat in Lerida der Octroiavgaben wegen ein VolkSauf- lauf stattgesunden, bei dem mehrere Personen ver wundet wurden. Die Stadt ist militärisch besetzt worden. London, Kreitag, 17. Juli, AbendS. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses brachte Sheridan zur Sprache, daß 2 englische Unterthanen in Aegypten von Arabern angegrissen worden seien, die ein Verwandter deS Khcdive an geführt haben solle. Der UnterstaatSsecretär im Departement deS Auswärtigen, Sir R. Bourke, erklärte, letzteres sei unrichtig, und seien die Schuldigen sofort vor Gericht gestellt und zur Zwangsarbeit vrrurthrilt worden. Von Seiten Englands könne irgend rin weiteres Verlangen au die ägyptische Regierung nicht gestellt werden. - s- —- - - - Lagesgeschichie. Dresden, l8. Juli. Sicherem Vernehmen nach ist die Finanzdeputation derErstenKammer in der Lerathung des Einkommensteuergesetzes so weit vorgeschritten, daß gestern die erste Lesung beendet und der Referent mit Anfertigung des Berichtes beauftragt wurde, worauf sofort die zweite Lesung beginnen soll. Wie verlautet, hofft die Deputation ihre Arbeiten mit Ende dieses Monats ganz beenden zu können. * Berlin, 17. Juli. Aus Gastein wird gemeldet, daß Se. Majestät der Kaiser heute Morgen sein erstes Bad genommen und dann einen längeren Spazier gang auf dem Käiserwege nach dem Kötschthal zu ge macht habe. — Sc. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz hat gestern in Begleitung des Prinzen v. Wales eurem Truppenmanöver in Alderjhott beige wohnt. Infolge eines Zusammenstoßes mit einem Retter stürzte das Pserd des Prinzen v. Wales, der bei diesem Unfall jedoch völlig unbeschädigt blieb. Gestern Abend waren der Kronprinz und die Kronprinzessin auf einem, ihnen zu Ehren vom Earl Granville gegebenen Diner anwesend, nachdem sie vorher den Besuch des Herzogs v. Edinburgh empfangen hatten. — Aus Kissin gen liegt wenig Reue» vor; das Befinden des Fürslen- Reichskanzlers ist ein befriedigendes. Die Masse „daß er ihr näher verwandt sein möchte". Isabella schrieb ihrer Mutter selbst in Betreff Philipp'» mit srostiger Gemessenheit, daß sie einen guteir Ehemann habe und ihren Henn alle Tage sehe, zugleich aber fühle sie sich glücklich, weil sie sich in guter Gesellschaft befinde. Don Earlos hinterließ in einem eigenhändigen Schriftstück den Ausdruck, daß ihm unter den wenigen befreundeten Seelen die Königin Isabella an erster Stelle stehe, mit dem Zusatz, daß sie stets gegen ihn sehr liebevoll gewesen sei. Schmidt sagt, es wäre ein sehr sophistisches Unternehmen, die Temperatur dieser Steigung bei beiden Theilen nach Graden messen oder sie gar hinwegläugnrn zu wollen. Handelte es sich bei derselben auch wahrscheinlich nur um Theilnahme, Freundschaft und Seclenaustausch, nicht um strafbare Leidenschaft, so mußte doch die Vertraulichkeit Beider das Mißsallen des argwöhnischen zurückgesetzten Königs er regen. Im folgenden Jahre bereits bezog Ton Earlos die Hochschule von Alcala mit seinem Oheim Ton Jo hann von Oesterreich, dem natürlichen Sohne Karl's V. und niit Alexander Farnese, dem Sohne der Margarethe von Parma, dieser natürlichen Tochter Karl's V. Earlos selbst war bekanntlich der Sohn der portugiesischen Prin zessin Marie. Diese drei Jünglinge schlossen sich eng aneinander an. Wir wissen nichts von des Prinzen Universitätsstudicn, aber cs ist sicher, daß er sie gut an gewandt hat. Seine geistige Entwickelung und sein von ihm selbst fein, maßvoll und intelligent ausgeführtcs Testament legen davon Zcugniß genug ab. Ter österreichische Gesandte Dietrichstein wurde offen bar durch seine Begegnung mit dem Infanten über rascht; er sand den wirklichen Ton Earlos ganz anders, als er ihm von einer heuchlerischen Hofpattri geschildert worden. Er sagt: der Infant hat mit mir vielmals geredet und viel gefragt, wie es sein Brauch ist, aber der öffentlichen und privaten Kundgebungen allseitiger Theilnahme wächst mit jedem Tage an; der Drpeschen- verkehr ist ein jo immenser geworden, daß für die Kissinger Telegtaphenstatton ein Aushilfepersonal von IE Beamten abgeordnet worden ist. Von den meisten deutschen Bundessürsten, den Senaten der freien Reichs städte, sowie von unzähligen Stadt- und Landgemeinden sind Glückwünsche ringegangen, ebenso von vielen aus wärtigen Potentaten, darunter, außer den gestern bereits erwähnten, vo« Kaiser und der Kaiserin von Rußland, vom Sultan und vom Khedive und, wie versichert wird, auch direct vo» Marschall Mac Mahon; Fürst Bismarck soll seinen Dank dafür dem Marschallpräsidenten durch Vermittelung tze» deutschen Botschafters in Paris haben ausdrücken lsssen. — Mit Bezug auf eine durch die Zeitungen gehende Notiz, daß der CulluSminister l)r. Falk in der letzten Zeit mit Briesen überschüttet wor den sei, welche Bedrohungen seiner Person und der des Fürsten Bismarck enthielten, sieht die „St. Allg. Ztg." sich nach eingezvgener Erkundigung mitzutheilcn in der Lage, daß der Eultusminister zwar häufig auS Anlaß der von ihm vertretenen Klrchenpolitik Schmäh- und Drohbriefs erhalten hat, daß ihm deren aber gerade in den beiden letzten Monaten keine zugegangen sind. — In Briefs der gewerblichen'Fortbildungs schulen hak Staatsminister Oi. Falt eine Verfügung an die königl. Regierungen erlassen, in welcher eine sorg same Förderung dieser „ebensowohl für die sittliche Tüchtigkeit der aus der Volksschule entlassenen Jugend, wie für die Erhöhung der Gewerbstüchtigkeit der arbeitenden Klassen überaus bedeutungsvollen Ein richtung" warm empfohlen, und die Bewilligung von Staatszuschüssen unter einigen Bedingungen, nament lich der gleichzeitigen Heranziehung der Gemeinden zu deren Pflege und Unterhaltung, in bestimmte Aussicht gestellt wird. — Die „Germania" hält den Zeitpunkt für geeignet, um den weit verbreiteten Ge rüchten von angeblich auf der Fuldaer Bi schoss - conferenz beschlossenen friedlichenEinleitungSversuchcn folgendes schroffe Dementi entgegcnzustellen: „'Nachdem wir bereits früher dazu ermächtigt waren, werden wir jetzt noch einmal von osficieller Seite veranlaßt und autorisirt zu der wiederholten Erklärung, daß die am Giabe des heiligen Bonifacius im verstossenen Juni versammelt gewesenen Bischöfe und Vertreter von Bis- thümeni Preußens ii» keinerlei Weise und unter keinerlei Form Vermittelungsvorjchläge nach Berlin gesandt Haden, daß sie von den wiederholt aufs Entschiedenste ausge sprochenen kirchlichen Principicn auch nicht um Haares Breite adweichen werden, und daß darum alle bezüglichen Verr.iseluugsuachrichtrn der „„liberalen"" Blätter, mö gen ne officiösen Ursprungs oder selbstständige Leistung sein, sich als vollständige Erfindung und als z-iu lltvi- cllrm großer Verlegenheit charakterisiren."— ImReichs- eisenvahnamt werden gegenwärtig Instructionen aus- geardeitet, welche sich auf die Auslegung des kürzlich erlassenen neuenBetriebsreglemcnts beziehen und welche den Eisenbahnverwaltungen genauen Ausschluß geben über die Handhabung der durch das neue Regle ment getroffenen wichtigsten Bestimmungen. Es liegt, wie die „D. R.-E." hört, in der Absicht der Reichs behörde, das neue Betriebsrcglement bis zum l. Januar 1875 auf sämmtlichen deutschen Eisenbahnlinien einzu führen. — Die zur Theilnahme an den Uebungslagern von Iönköping abcommandirt gewesenen preußischen Offiziere sind mit höchst anerkennenden Berichten über die ihnen in Schweden sowohl von Seiten des königl. Hofes, wie der Militärauloritätcn gewordene freundliche Aufnahme hierher zurückgckehrt. Posen, 16. Juli. Der „Kuryer Poznanski" erfährt aus sicherer Quelle, daß auf Antrag der Staatsanwalt schaft sämmtliche an die Adresse des Domherrn Koryt- kowsli in Gnescn gerichteten Briefe von dem dortigen KreiSgerichtc in Empfang genommen und eröffnet wer den. Wie die „Pos. Ztg." hört, hängt diese Maßregel mit dem strafgerichtlichen Verfahren zusammen, welches gegen Hrn. Korytkowski deshalb eingeleitet worden ist, seine Fragen sind gar nicht ungereimt, im Gegenthcil, sie stehen ihm sehr wohl an, er hat ein treffliches Gr dächtniß und macht davon einen äußerst scharfen Ge brauch ; das giebt Anlaß, daß er in seinen Reden ost zu frei erscheint. Er ist aber offenbar gottesfürchtig und ein großer Freund der Gerechtigkeit und Wahrheit. Unwahrheit duldet er nicht, und wer ihn unwahr behan delt hat, von dem mag er nichts mehr wissen. Er hat tapfere, redliche, tugendhafte Leute lieb, er will, daß ihm gut und fleißig gedient werde, und Ten, der dieses thut, den liebt und jördert er; auch ist er sehr gaststei. Was in der Jugend mit ihm versäumt worden, tem hat man hinterher abhelsen wollen, und wie man ihn vormals hätte behandeln sollen, so will man ihn jetzt behandeln, was er bei seinem stolzen Gemüthe durchaus nicht duldet. Alle seine Tiencr wurden ihm gegen seinen Willen ge geben und sein Vater hat ihn niemals selbstständig zu Etwas gebraucht, an keinem Staatsgeschäfte Thcil nehmen lassen, und dies schmerzte ihn am meisten. Rach solchen Aeußerungen ist es klar, daß Dietrich stein im Ton Earlos Entschiedenheit des Eharaktcrs und Klarheit des Verstandes erkannte, und so auch ur- theilten Andere über den Prinzen. Honorato Juan, Hernan Suarrz und Diego de Ehaves dachten dasselbe. An die Herzogin Margarethe von Parma wurde von ihrem (Korrespondenten aus Spanien geschrieben: Ton Carlos gab in Bezug auf seine Persönlichkeit und auf seinen Geist zu großen Hoffnungen Anlaß. Gar manche seiner witzigen und pikanten originellen Aeußerungen dienten den Spaniern zum Entzücken, sie gingen von Mund zu Muud, was seine Widersacher verdroß. Reben den böswilligen Gerüchten über Geistesstörungen des Prinzen wurden auch andere Verleumdungen und Fabeln absichtlich über ihn ausaesprengt. Ten, Venetianrr Tiepolo schwatzte man aus, der Prinz habe lein Per- weit er, ebenso wie der Weihbijchos Ianiszewski, die Ver waltung der Erzoiöcese Gnesen in unmittelbarem Auf trage des Papstes forlführt. Köln, 17. Juli. (K.Bl.) Die Kaiserin Eugenie kam gestern mit vem Schnellzuge von London um t Uhr hier an und setzte ihre Reise nach der Schweiz um 5 Uhr weiter fort. Münster, Ui. Juli. Die Geistlichen Busch zu Rorup bei Cösfelv, Fortkamp zu Seppenrade bei Lüding hausen und Kemper zu Eggenrode sind, wie man der „K. Vtksztg." schreibt, aus dem Regierungsbezirke Münster ausgewiesen worden. AuS Kurheffen, 15. Juli, schreibt man dem „Fr. Iourn.": Bisthumsverweser Hahne hat jetzt aus jein am 5. Juni d. I. an den Kaiser gerichtetes Immediat gesuch um Freilassung der in Hast befindlichen Bischöfe und Priester ein Antwortschreiben erhallen. In dem selben ist, wie wir hören, gejagt, daß der erbetene Gna denact bei der principiellen Weigerung deS Elerus, die Gesetze anzuerkennen, nicht nur nicht erfolgen könne, sondern auch wirkungslos sein würde. * München, 1 ü. Juli. Iu der K ammer derReichs - räthe staud heute, wie bereits telegraphisch gemeldet, die bekannte Beschwerde heS IesuitenpaterS Grasen Fugger zur Verhandlung, in welcher statt des Frhrn. ' v. Frankenstein, der im Ausschuß mit seinem Vorschlag, die Beschwerde sür begründet zu erklären, in der Min derheit geblieben war, Rcichsrath v. Bomhard reserirte. Er sprach sich zunächst für die formelle Zulässigkeit der Beschwerde aus, wurde aber von Haubenjchmieo und Frhrn. v. Schrenk bekämpft, da nicht jede Besugniß, welche irgend eilt Adminijtrativgesctz dem Staatsbürger gebe, ein constitutionelles Recht sei, über dessen etwaige Verletzung beim Landtag Beschwerde erhoben werden könne. Andererseits unterstützten Frhr. v. Aretin und Prof. v. Pözl die Anschauung des Referenten, daß die Beschwerde formell zulässig sei, da die Praxis längst die Eompetcnzfrage der Kammern zu Gunsten der Beschwerde entschieden habe. In der Abstimmnng wurde die for male Zulässigkeit gegen 3 Stimmen (außer den beiden genannten Rednern Prinz Luitpold) anerkannt. Zu der materielle» Würdigung der Beschwerde sprachen Referent v. Bomhard, Frhr. v. Schrenk, Haubenschmied und Di. v. Pözl für deren Verwerfung; Frhr. v. Frankenstein, v. Aretin und Bischof v. Dinkel für ihre Beiahung. Lie Minister v. Pseuser und v. Lutz rechtfertigten den Stand punkt der StaalSregierung und ersuchten, die Beschwerde zu verwerfen. Minister v. Pfeufer legte dar, da^ das Iesuitengesetz im Hinblick auf die Bayern zuftehenden Refcrvalrechtt nicht zu beanstanden sei. DaS Icfuilengesetz sei nur eine Novelle zum Freizügigkeitsgesctze, zu dessen Emanirung bas Reich offenbar competent geweseit. Den Satz, daß daS betreffende Reichsgesetz in Bayern nicht anwendbar sei, müsse er als einen lediglich theoretischen betrachten; würde derselbe praktisch zur Geltung gebracht werden wollen, dann würde die Staatsregierung schon wissen, was zu thun ihres Amtes ist. Minister v. Lutz setzte auseinander, daß die dayersche Staatsregierung nicht besugt gewesen wäre, gegen die Reichscompetenz bezüglich der Vercinsgcsctzgebung zu protestiren, dieje (Kompetenz sei durch die Versailler Verträge ausdrück lich ausgesprochen; er führte weiter aus, warum er das Ie- suitengefctz in Bayern zur Ausführung gebracht habe. Die Verwerfung der Fugger'jchen Beschwerde erfolgte mit 27 gegen 1l Stimmen. Für die Verwerfung der Beschwerde stimmten u. A. die Prinzen Luitpold und Leopold, die Minister v. Pfretzschner und v. Prauckh, sowie Stiftspropst v. Döllinger; zu Gunsten der Be schwerde volttten u. A. die Prinzen Ludwig und Adalbert, Erzbischof v. Scherr und Bischof v. Dinkel. München, 17. Jul. (Tel.) Dem „Bayr. Cour." zufolge verlautet, daß Se. Majestät der Kaiser- Wilhelm auf der Rückreise von Gastein abermals München berühren und von da aus dem König Lud wig in Berg, resp. Hohenschwangau einen Besuch ab statten werde. gnügcn am Studium, noch an Waffenübungen, noch am Retten, noch anderen anständigen Dingen; sondern nur am Uebelthun; auch sei er von 'Natur ungesund, über alle Maßen schwach und sieche dahin. Lust habe er einzig und allein zum Essen. Er esse so gierig und so viel, daß cs mcht zu sehr» sei, und wenn er eben ge gessen habe, so fange er von 'Neuen wieder an. Man besorge, er werde bei diesem Leben nicht lange leben können. Dieses Prognostikum: „nicht lange leben kön nen" zieht sich wie eine vorbereitende Mahnung höchst dämonisch durch alle diese Aussprüche seiner Gegner, durch alle Hofktatschereien, die der König verbreiten ließ. Konnte man nicht durch diese ausgestreuten Meinungen eventuell selbst einen unnatürlichen Tod natürlich er klären 7 Das sittliche Gcsühl drängt begreiflicher Weise dahin, einen solchen Lchrcckensgedanken zu verneinen, sagt Schmidt, obgleich es die Art Philipp's war, sich auf alle Möglichkeiten vorzubereiten, seine Entschlüsse aber nur langsam reisen zu lassen und deshalb bedächtig nach allen Seiten hin so lange zu laviren, bis die volle Reife des Entschlusses eintrat. (Fortsetzung folgt.) Die Indianer Kalifornien», früher auf weit über 100,000 Köpfe, jetzt auf kaum 20,000 geschätzt, schwinden immer mehr dahin; sie sind auf den Ausstetbettat gesetzt und rettungslos dem Untergänge geweiht. Viele Stämme sind bis aus den letzten Mann verschwunden; die Kugel- büchse der Weißen, die ansteckenden Krankheiten, das Abdämmen der Flüsse, welche ihnen ihr Hauptnahrungs mittel, die Fische, liefetten, das Verscheuchen des Wildts, das Alles hat dazu beigelrageu, ihre Zahl rasch zu ver- Mndmt. Li« Iubiaucr in Calijoruien waren und sinh
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