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Donnerstag. Rr. 2S. 7. März 1878. Weißerih-Keitung. Amts-Alatt für die Königs. Amtsl-auptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kerichts-Aernter und die Stadtrütl-e zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Cärl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. — Au beziehe» durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. sm die Spalten-Aei!e, oder deren Nanni, berechnet. Amlkcher Theis Bekanntmachung. Etwaige Gesuche um Unterstützungen aus Staats- oder Bezirksmitteln zu Wegebauten sind künftig zur Sicherung einer gleichmäßigen Behandlung derselben nach einem von der Königlichen Amtshauptmannschaft entworfenen und bei der selben unentgeltlich zu entnehmenden Formulare einzurichten, Was hierdurch zur Nachachtung bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 4 März 1878 Königliche Amtshanptmannfchaft. von Kessinger. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, 6. März. Die vom Stadtrathe ein gerichtete Gesellen Herberge, sowie die Verabreichung eines «stadtgeschenkes hat sich, wie man allgemein hört, insoweit bewährt, als dadurch nicht nur der Hausbettelei ein wirksamer Riegel vorgeschoben worden ist, sondern indem auch durch diese Maßregel die Empfänger genöthigt sind, die hier empfangene Unterstützung auch hier zu verzehren. Da die augenblickliche Hülfsbedürftigkeit sich natürlich in der Regel auf den Mangel an Nahrung und Obdach bezieht, so ist diesem durch die getroffene Einrichtung am geeignetsten ab geholfen. Es wäre nnn sehr erwünscht, wenn die Nachbar gemeinden, die sich zu Ortsarmenvereinen zusammengethan haben und, um dem Fechten vorzubeugen, gleichfalls ein Orts geschenk geben, sich entschließen wollten, dieses nicht in baarem Gelde, sondern wie dies hier geschieht, in einer Marke zu verabreichen, die im Orte selbst in der Schenke in Lebens mittel oder Nachtquartier umgesetzt werden könnte. Wir haben bei diesem Vorschläge nur das Interesse der betreffen den Gemeinden im Auge, das hiesige hat damit weniger zu thun. Denn wenn auch deshalb, weil sie in der Umgegend kein Unterkommen finden, einige Reisende mehr, als sonst der Fall wäre, hierher kommen und das Stadtgeschenk in An spruch nehmen, so gleicht sich das dadurch aus, daß sie die in der Umgegend erhaltenen Groschen hier mit verzehren. Wenn, wie wir hören, manche Dörfer 12, 15 Pfennige geben, so ließe sich dafür Wohl Nachtlager und Brod gewähren, was Manchen bestimmen würde, dazubleiben, um dieser Unter stützung theilhaftig zu werden, Andere aber, die den empfangnen Betrag nur in Branntwein anlegen wollen, abhalten würde, sich ein Geschenk abzuholen, das ihnen nicht anstcht. Für Dippoldiswalde würde diese Maßregel vielleicht insofern einigen Vortheil haben, daß die hiesige Herberge weniger wegen Nachtquartiers in Anspruch genommen werden würde, einen weiteren Vortheil für uns würde sie wohl kaum haben. Die um Dippoldiswalde gelegenen Mühlen haben sich der Maßregel des Stadtraths bereits angeschlossen und verab reichen ihre Unterstützung an hülfsbedürftige Reisende nicht mehr baar, sondern in Marken, die sie dann auf der Her berge einlösen. Freilich würde unser Vorschlag nur dann Werth haben, wenn alle Gemeinden gleiche Beschlüsse faßten, was durch Vermittelung der Verwaltungsbehörde geschehen möchte; aber vorläufig diesen Gedanken anzuregen, hielten wir im Interesse der Sache für gerechtfertigt. Dresden. Da in diesem Jahre der auf den 22. März fallende Bußtag mit dem Geburtstag des deutschen Kaisers zusammenfällt, so ist zu Vermeidung von Collisionen zwischen beiden Feiern vom Landes-Consistorium der gedachte Bußtag auf Freitag, den 5. April, verlegt worden. Berlin. Das Entlassungsgesuch des Finanzministers Camphausen ist noch nicht genehmigt; der Entschluß des selben, sein Amt niederzulegen, steht jedoch fest. Die Ange legenheit wird wohl erst nach Erledigung der Frage über die Stellvertretung des Reichskanzlers zum Austrag kommen. — In den Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler und der national-liberalen Partei scheint eine Lösung gefunden worden zu sein. Es wird im „Neichsanzeiger" erklärt, daß Fürst Bismarck nicht durchaus auf dem Tabaksmonopol be stehe, sondern auch einer andern Form der Heranziehung des Tabaks als Finanzquelle zustimmen würde, wofern diese nur eine hinreichend ergiebige sei. — Die Zollverhandlungen mit Oesterreich dürften zu Anfang April, und zwar in Berlin, wieder ausgenommen werden. — Mit allen gegen eine Stimme hat sich die Justiz commission des preußischen Herrenhauses für die Amtstracht der Richter, d. h. für die Robe, erklärt. Italien. Die Krönung des Papstes hat am Sonn tag stattgefunden; sie begann im Vatikan und endete in der