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M«S7 Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Würger und Landmann. it! ——. 1'» - - :»Dresve«, in der SMdi- ttvn, kl. Meiß». Ireitag, Preis r vierteljährlich i2'/,Ngr. Zu beziehen durch * alle lgl. Post- Anstalten. , 9. September 1864. Mhsben. Ü)5'N n-n^ -i , —— — ————-— ' ' - Redaettur und Verleger: Friedrich Walther. Politische »eltfchau. Deutschland. Die nach längerem Zögern am 25. Aug. in Wien eröffneten Friedensunterhandlungen sind nach der Ab haltung Meier Sitzungen plötzlich wieder in's Stocken gerathen und die Erwartung, daß bis zum 1b. Sept., von welchem Tage an von der Kündigung deS Waffenstillstandes Gebrauch gemacht «erden kann, der Abschluß deS Frieden- ermöglicht werden würde, hat sich demnach nicht bestätigt. Die Unterbrechung der Ver handlungen ist zunächst durch die Schwierigkeit der finanziellen Auseinandersetzung herbeigeführt worden, ein Punkt, der offenbar in den Präliminarien nicht die genaue Fassung gefunden hat, welche seine hohe Wichtigkeit erheischt. Da den abzutretenden Herzogthümern ihr Antheil an der dänischen Staatsschuld auf- gebürdet werden soll, so ist eS vollständig gerechtfertigt, daß ihnen auch der entsprechende Antheil an dem Aktivvermögen der bis herigen dänischen Monarchie gesichert, oder durch Abzug von der ihnen zugrtheilten Staatsschuld ausgeglichen - werde. Davon wollen aber die dänischen Bevollmächtigten nichts wissen, indem sie behaupten, daß die finanzielle Lage Dänemarks ein solche- Opfer nicht gestatte, ja daß durch eine solche Forderung geradezu die Fortexistenz der Monarchie in Frage gestellt werde. Dänemark einen so großen Lerritorial-Berlust zuzumuthen, wie er durch die Ab tretung der Herzogtümer erfolge, und ihm zugleich seinen finanziellen Ruin aufzuerlegen, sei eine Forderung, welche niemals auf Er füllung rechnen könne, denn weder das gegenwärtiae, noch irgend ein nachfolgende- Ministerium werde in der Lage sein, die Billigung der dänischen Volksvertretung für einen derartigen Kriedensschluß zu erlangen. Durch diese entschiedene Erklärung der dänischen Bevollmächtigten wurde der Fortgang der Verhandlungen unterbrochen und es hat sich eine vorherige genaue Feststellung der dänischen Finanzverhältniffe, sowie die Einholung neuer Weisungen au- Kopenhagen nöthig gemacht. Wie es heißt, haben die Bevollmächtigten Oesterreichs und Preußens einen Mittelweg einzuschlagen und den deutschen Herzogthümern min desten- einen Antheil an der Ablösungssumme, de- Sundzolls zu sichern gesucht; ob aber dieses Verlangen in Kopenhagen Ge hör finden wird, ist noch sehr zweifelhaft. Wenigstens wlrd ver sichert, daß die dänische Regierung in ihren finanziellen Auf stellungen eine Begehrlichkeit zeigt, welcher, ohne die größte Un gerechtigkeit gegen die Herzogthümer zu verüben, nicht gewillfahrt werden kann. (Ein Telegramm aus Wien meldet, daß am 6. Sept, wieder eine Sitzung der Friedens-Confrrenz stattgefunden hat; in derselben wurde die Grenzregulirung-feage bi- auf einen noch streitigen Punkt zur Erledigung gebracht.) Aus Frankfurt a. M. wird berichtet, daß die Regierungen von Oesterreich, Preußen, Sachsen und Hannover übereingekommen sind, eine Commission von Offizieren nach Kiel einzuberufen, um die Besatzun-sverhältniffe von Rendsburg zu ordnen. — DaS « den Großherzog von Oldenburg Seiten der österreichischen Regierung ergangene Ersuchen, sich mit der Vorlage seiner Be- gründungsschrist zu beeilen, hat zur Folge gehabt, daß nunmehr die UebergaVd jener Schrift an die Bundesversammlung für die nächsten Lage in bestimmte Aussicht gestellt worden tst. Wie au- Wien gemeldet wird, hat übrigen- der Großherzog eine Unter stützung seiner Ansprüche von dem österreichischen Kabinett nicht Sech-unvzwanzigster Jahrgang. HI. lLuartal. zu erwarten. Die Stimme des letzteren soll vielmehr dem Her zog von Augustenburg gesichert sein. Die herzoglich nassauische Regierung hat von Neuem gezeigt, wie wenig sie sich an die Beschlüsse der Volksvertretung zu kehren gewöhnt ist. Die Stände hatten bekanntlich den für einen Spottpreis erfolgten Verkauf der Abtei Marienstadt an den Bischof von Limburg für null und nichtig erklärt. (S. Nr. 35.) Von der »Regierung ist dieser Beschluß gänzlich unbeachtet gelassen und das umfängliche Grundstück dem Bischof abgetreten worden, welcher Anstalten trifft, dort eine Jesuitenanstalt einzurichten. Im Großherzogthum Hessen hat die zwischen der Abge ordnetenkammer und der Regierung herrschende Meinungsver schiedenheit beinahe dazu geführt, den Abschluß deS Budgets zu verhindern und somit den vorhandenen Conflict zu einer bedenk lichen Höhe zu steigern. Die erste Kammer, welche bisher mit Her Regierung stimmte, hat jedoch zuletzt durch Modifikation ihrer Beschlüsse auch eine Nachgiebigkeit der zweiten Kammer herbei geführt. Es handelte sich schließlich noch um die Abminderung der Gesandtschaftsgehalte um weitere 28,500 Fl., sowie um die Stellung eines Divisionärs. In beiden Punkten gab die Abge ordnetenkammer endlich nach. Trotzdem ist von dem Budget, wie es die Regierung vorgelegt, im Einverständnisse beider Kam mern die Summe von 300,000 Fl. gestrichen worden. In Würtemberg hat die Regierung aus Anlaß der An wesenheit des Kaisers von Rußland die Fremdenpolizei in auf fälliger Weise verschärft. In Friedrichshafen darf während des Aufenthalts der kaiserlichen Familie vom See aus Niemand dort landen, der sich nicht durch einen Paß oder eine Paßkarte legiti- miven kann. Für die Umwohner des Bodensee s, welche seit Jahren an den ungehemmtesten Verkehr gewöhnt sind, ist diese Maßregel, welche vorzugsweise gegen die in der Schweiz ver weilenden Polen gerichtet sein mag, sehr beschwerlich. Die mit dem 1. Juli v. I. in s Leben getretene neue Re- gulirung der Elbzölle, welche für den Handel und die Schiff fahrt so bedeutende Abgabenermäßigungen brachte, konnte bei dem äußerst geringen Wafferstande des vorigen Jahres ihre Wirkungen im vollen Maße noch nicht äußern. Im ersten Se mester deS laufenden Jahre- sind jedoch die Folgen, welche jene Maßregel für die günstige Entwickelung des ElbverkehrS herbei- geführt hat, trotz deS lange andauernden Winters bereit- in er freulicher Weise hervorgetreten. Der Schifffahrtsverkehr hat sich bedeutend gesteigert, so daß der beibehaltene einzige Elbzoll in Wittenberge trotz der niedrigen Tarifsätze ein Ergebniß lieferte, welches die Regierungen von Oesterreich, Preußen, Sachsen und Hamburg jedes finanziellen Opfers überhebt. Bekanntlich hatten diese Regierungen, um nur die Reform endlich zu Stande zu bringen, den übrigen Uferstaaten die feste Summe von jährlich 66,000 Thlrn. von dem Einkommen deS in Wittenberge zu er hebenden Zolle- garantirt und sich bei einem Deficit zu dessen Deckung au- eigenen Mitteln verpflichtet. Die Einnahme jener Zollstätte hat sich aber trotz der bedeutenden Ermäßigungen im ersten Semester d. I.. so gesteigert, daß jene Garantie - Summe überschritten, mithin jeder Zuschuß vermieden worden ist. Schleswig-Holstein. Die nicht zum Corp- der Ritter schaft gehörigen größeren schleswig-holsteinschen Gutsbesitzer fangen jetzt ebenfalls an, sich zu rührqn und ihr Votum giebt den er- 37