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Weitzeritz Zeitung Tageszeitung und Anzeiger sw Dippoldiswalde, Schmiedeberg mA- i Anzeigenpreis: Di« <2 MÄImrter breit« ! Petitzelle 20 Relchlpfennige. Eingesandt und Reklamen 59 Reich-Pfennige. ——«a— DerandooMch« AedaUeurr SeNr Sedne. — Druck und Verlag: Larl S«-«« in Divvol-Unval-«. BezngSprel«: Für «inen Monat 2 Reichsmark mit Zotragen, einzeln« Nummern 18 Relcht- pfennige. Gemeinde - Verband! - Girokonto Nummer ü. Fernsprecher: Amt Dippoldtt- walbe Nr. ». Postscheckkonto Dresden 12 548. b Diese» Lia» eulhSU öie amMche« LekantUmachnnge» Je» Amlshauplmaanschaftz »es Amlsgerichl» «rrH »es Sla-lrai» zu Dtppol-iswal-e Montag, am 25. April 1927 93. Jahrgang Nr.9S Straßensperrung. Wegen Massenschutt wird die Straße von yeickrtSüt nach Sndls- »ort vom 27. d.M. bi! auf weiteres für sämtlichen Fährverkehr ge sperrt. Der Verkehr wird wahrend dieser Zeit über Obercars dorf und Hennersdorf verwiesen. . Reichstädt, am 25. April 1927. Der Gemeinderat. Wegen Straßenbau wird die Dorfstrahe in Wendischcarsdorf vom 27. d. M, an für die Dauer der Bauarbeit gesperrt. Der Verkehr wird über die Ralnflraße bez. Antonsweg verwiesen. Wendischcarsdorf, am 25. April 1927. Schenk, Bürgermeister OertlichcS und Tächstschcs Dippoldiswalde. Aber jetzt, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt, sagt Wilhelm Busch. Und das traf wohl auch auf das Iahrmarktswetter zu. Wer am Sonn abend vormittag geglaubt hatte, daß es schön werden würde, der wurde gründlich enttäuscht. Am Sonntag morgen regnete es ununterbrochen, ja es schneite dazwischen hinein auch ganz tüchtig und ein scharfer, kalter Nordwind blies durch die Straßen. Der Empfang der Verkäufer, die mit dem Frühzuge und dem Bormittagszuge eintrafen, war keineswegs „warm" und freundlich, aber am Nachmittag regnete es doch nur ab und zu einmal auf kurze Zeit. Es trafen daher doch recht viele Jahrmarktsbesucher ein: ein Geschäftsinhaber dürste nicht Unrecht haben, wenn er be hauptete, daß gerade das veränderliche Wetter, -er Regen am Vormittag den starken Besuch veranlaßt habe, La bei schönem Wetter wohl viele aufs Feld gegangen wären. Der Verkehr auf dem Marktplatze war also recht rege und soweit man beobachten konnte, wurde auch gekauft. Wie immer in den letzten Jahren machten Pfefferküchler, Zuckerwaren händler, die Fischel- und Eisverkäufer die besten Geschäfte. Außerordentlich störend wirkte, daß viele Radfahrer ihre Räder mit durch die Budenreihen schleppten. Sie sollten doch soviel Ueberlegung und Selbstzucht besitzen, die Räder einzustellen, statt ihre Mitmenschen durch die Räder zu be- lästigen, ihnen, wie es gestern der Fall war, die Sachen schmutzig zu machen und den Verkehr im allgemeinen zu hindern. Auch die Ladengeschäfte in der Stadt wurden gut besucht. Freilich wurde nur das Notwendige gekauft. Das Geld ist noch zu rar, als dah man sich Luxusartikel leisten dann. Soweit wir hörten, waren unsere Geschäftsleute mit Lem Jahrmarktssonntag zufrieden, mag das gleiche auch vom Montag gelten. Starker Verkehr brachte der Jahrmarkt und öie verschiedentlichen Regenschauer den Gaststätten, wo zu Zeiten kein Platz zu haben war, besonders in denen, wo außer leiblichen auch geistige Genüsse geboten wurden. Auch das Kino war gut besucht. Der heutige Montag scheint in Bezug aufs Wetter dem Sonntag ähnlich werden zu wollen. Dippoldiswalde, 24. April. Der Landesverband Sachsen vom Deutschen Pfadfinderbund, der bekanntlich das Wirtschaftsgebäude des früheren Restaurationsbekriebes im Steinbruch als Heim sich einrichkete, hatte für gestern abend zu einem Vortragsabend im „Steinbruch'-Saal eingeladen: nicht öffentlich durch die Presse, sondern direkt. Der Besuch war recht schwach, eigentlich zu schwach, selbst bei Berück sichtigung des heftigen Westwindes, der den «Anmarsch" un gemütlich machte, vor dem aber gerade die Frauenwelt sich nicht gefürchtet hatte. Aber die Besucher waren auch un pünktlich, so daß mit ziemlicher Verspätung erst die Ver anstaltung eröffnet werden konnte mit einem Truhgesang der Pfadfinder. Hierauf nahm Studienrat vr. Uhlemann, der Gauvogt, das Mort zu kurzer Beantwortung der Frage: Was ist und was will Ler Pfadfinder Heuke? Die Bewegung sei geradezu eine Notwendigkeit der Zeit. Menn vor und besonders während des Krieges mit mehr oder weniger Recht von Soldatenspielerei gesprochen worden sei, so treffe das ! heute ganz bestimmt nicht mehr zu. Die heutigen Mald- und Geländespiele seien Ritter- oder Jndianerspiele mit dem ' Ziele, dem Jungen Interesse für Wald und Feld einzuflösen und Liebe zur Natur, ihn vertraut zu machen mit der Natur und befähigt, mit Mitterungsunbilden fertig zu werden, was wiederum die Lösung praktischer Aufgaben bedinge. Hierher gehöre die Einrichtung Les Lagers und des Heimes und das Leben dort. (In Dippoldiswalde wird in diesem Jahre Ge legenheit sein, ein solches Lager sich anzusehen, wie ja auch ein Heim sich hier befindet.) Man wolle dem Jungen er kennen lassen, daß auf -er Welt es manches gibt, was besser ist, als vieles, was sonst auf ihn einwirkt. Man wolle aus Len Jungens mit einem Wort — anständige Kerle machen. Der gesund« Junge besitze Tätigkeitsdrang: ohne Betätigungs- gelegenheit aber arte dieser aus. Man wisse recht wohl die Schwierigkeiten Ler Jugenderziehung, habe aber den ein- geschiagenen Weg als den rechten erkannt. Er hoffe, auch in hiesiger Gegend Verständnis für die Bewegung zu finden. Das Gesagte wurde anschließend Lurch Lichtbilder (Pfad finder auf der Fahrt, im Lager, im Heim usw. usw.) und später Lurch einen anderen Sprecher ergänzt: Die Bewegung entstand 1905 in England, faßte 1911 in Deutschland Fuß, wo -er direkte Anlaß Ler war, den nach -en Kolonien gehenden Deutschen zu stählen im Kampfe mit -er Natur, wo Ler Eingeborene ihm bisher beträchtlich über war. Auf Druck von oben wurde während des Krieges daraus eine reine Soldatenvorbereitung. Heute aber könne davon keine Rede mehr sein. Der Junge habe Gelegenheit zur Betätigung und lerne so manches, so auch die Hausarbeit schätzen, die ! zu Hause die Mutter tut, die er aber hier selbst erledigen müsse. Das wirke erzieherisch im besten Sinne. Der Führer werde mit den Jungens wieder jung: aber alles bleibe in den richtigen Grenzen. Die Bewegung sei für den Jungen auch ein gutes und billiges Wochenend, das ihm neue Kräfte schaffe, ihn gesund erhalte. Eingestreuke Gesänge, Vor lesungen und Deklamationen ernster und heiterer Art ver vollständigten Las Programm, so -atz der Uhrzeiger doch i schon recht weit vorgerückt war, als -er Führer die Ver anstaltung schloß in der Hoffnung, datz -er AbenL beigetragen habe zur Beseitigung etwaigen Mißtrauens gegen die Pfad finder besonders in Erzieherkreisen und -ah er -er ganzen Bewegung auch hier Bahn gebrochen habe. Dippoldiswalde. Grober Unfug wurde in der Nacht zum Sonntag hier verübt. Das an der Dresdener Straße am Eingang Ler Stadt stehende Empfehlungsschil- des Kaffee hauses Taubert wurde herausgewuchket und am Zaun -es Vorgartens der Villa Anna wurden die Spitzen umgebogen, so daß sie beim Zurückbiegen wegbrechen. Auch Lampen vor Schaufenstern wurden zerschlagen. Allem Anschein -nach kommen mehrere Personen in Frage. Dippoldiswalde. Der Weißeritz-Müglitztaler .Schützengau, dem auch die hiesige Schützengesellschaft an gehört, hält seine diesjährige Gauvertreter-Versammlung am 22. Mai in Hermsdorf ab. Es werden beraten die Tagesordnung zur Hauptversammlung in Geising am 3. 7. 1927 und Beschlüsse gefaßt für das Mettinbundesschiehen in Freiberg. — Tagesordnung zur 6. Sitzung des Bezirksausschusses Ler Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, Freitag, am 29. April 1927, vormittags 10 Uhr, im amtshauptmannschafk- lichen Sitzungssaals. Oeffentliche Sitzung. Abrechnung über das Betriebsergebnis der vier Bezirkskraftwagenlinien auf Monat Februar 1927. — Aufnahme eines Wohnungsbau- -arlehns des Bezirksverbandes seitens der Gemeinde Höcken dorf für den Gemeindeamtsneubau. — Geschäftsordnung der Stadtverordneten der Stadt Bärenstein. — 1. Nachtrag zur Verfassung der Gemeinde Oberfrauendorf. — Abtretung von Gemeindeland in Röthenbach an das dortige Schullehn als Ersatz für die von diesem an den Schneidemüller Götzelt überlassene Baustelle. — Berufung der Deutschen Reichs bahngesellschaft gegen die seitens des Stadkrats zu Glashütte erfolgte Abweisung ihres Einspruchs in Sachsen der Heran ziehung der der genannten Gesellschaft gehörigen Glashütter ! Grundstücke zur ortsgesetzlichen Feuerschutzabgabe. — i Gemeindelandverkauf zu Bauzwecken in Wendischcarsdorf. i — Veräußerung eines städtischen Flurstücks in Frauenstein > zu Bauzwecken. — Nichtöffentliche Sitzung. — In der Nacht zum 24. April sind in Ruppendorf in einer Gastwirtschaft mittels Einbruch 13 M. gestohlen , worden. Der Dieb wendete sich dann nach Borlas und , brach hier in gleicher Weise wie in R. nach Herausschneiden von Fensterscheiben an 2 Stellen ein, konnte aber bares Geld nicht finden und zog daher wieder ab, ohne etwas mitzu- - nehmen. Der Spürhund verfolgte eine Spur bis Lübau, dort ging sie verloren. Auch bei den Hartmannsdorf—Frieders- dorfer Einbrüchen, worüber wir Sonnabend schrieben, konnte der Hund nur ein Stück Lie Spur verfolgen, dann wurde ! sie durch frischgefallenen Schnee verweht. < Schmiedeberg. Die Interessengemeinschaft der Rundfunk- l kellnehmer halte für Donnerstag zu einem Vortrag Les In- 5 Habers der Firma „Erna"—Dresden, Zeschendorf, in die l Buschmühle eingeladen. Das Regenwetter hatte jedoch viele s der Funkfreunde abgehalten, so -atz nur ein kleiner Teil mit Angehörigen und einigen Gästen erschienen war. Ihre Erwartungen wurden jedoch nicht so erfüllt, wie man gehofft c hatte, da Z. ohne jegliche Apparate gekommen war, um r einen rein technischen Vortrag über -ie neuesten Errungen- ( schäften des Rundfunkwesens zu halten. Nachdem der Vor- sitzende die Anwesenden begrüßt und des obliegenden Miß- d Verständnisses wegen um Entschuldigung gebeten, erteilte er Z. das Wort zu seinem Vortrag über: Moderne Entwicklung der Radiotechnik", — 1. wie spare ich an Geld, 2. wie baue ich mir ein gutes Empfangsgerät und 3. welche vorteilhafte Schaltung wähle ich? — Um jedoch Lie Geduld Ler an wesenden Gäste nicht allzulang in Anspruch zu nehmen, hielt der Vortragende seine für Rundfunk-Bastler gewiß sehr interessanten Ausführungen in etwas gedrängte Form. Er besprach die verschiedenen Typen von Empfangsgeräten, Niederfrequenzverstärkung mit Transformatoren, oder nur mit hochohmigen Widerständen: Neutrokyne-Empfänger, Hochfrequenz mit Audion und Niederfrequenz. Er gab dabei verschiedene Winke für -ie Verbesserung -er Empfangs- ! Möglichkeit. Des Weiteren suchte er -ie Vorteile eines Emp fangs mittels Rahmenantenne hervorzuheben un- kam auch auf Lie neuerdings mehrfach angepriesenen Netzanschluß- geräke zu sprechen. Dieselben sind für Wechselstrom vorteil haft anwendbar, für Gleichstrom aber, -er damit verbundenen Gefahr wegen, verboten. — Auch Lie Lautsprecher haben eine wesentliche Verbesserung erfahren. Bevorzugt werden neuerdings ganz besonders die trichterlosen, von denen es i einige recht empfehlenswerte Typen gibt. Zum Schluffe unterzog der Vortragende noch die Löwe-Mehrfachröhre einer besonderen Kritik. Als beste hiervon ist die Niederfrequenz röhre zu nennen: die für Hochfrequenz ist allerdings noch nicht auf der Höhe. Eine modernere Art ist die Zwischenfre- quenzröhre. Der von den Funkbastlern mit vielem Interesse aufgenommene Vortrag löste noch eine lebhafte Diskussion im engen Kreise mit dem Vortragenden aus. — Damit aber auch -ie übrigen Anwesenden noch auf ihre Rechnung kommen sollten, inzwischen hatte der Vorsitzende in Ver bindung mit Krumpolk für Lie Herbeibringung einiger Emp fangsapparate gesorgt. So führte uns in liebenswürdiger Weise Goldbach—Dönschten mit seinen beiden selbstgebauten, modernen Empfangsapparaten -ie Großsender Wien, Langenberg, Königswusterhausen usw. in tadelloser Wieder gabe Lurch Lautsprecher vor. Die Schaltung Les größeren Empfängers enthielt 2 Löwe-Mehrfachröhren, 1 Lreifach und 1 zweifach. Der kleinere Apparat war für Hochfrequenz, 1 Audion und zweimal Niederfrequenz. Der Redner ver sprach noch, recht bald wieder zu kommen, um Las Ver säumte gewissermaßen nachzuholen und einen reinen Vor führungsabend zu bieten. Altenberg. Vor Tagen wurde ein größeres Schulmädchen, das von einer Reise heimkehrte, im sogenannten Menden busch von einem Manne angehalten, der dem Kinde seine Begleitung anbot. Er bedrohte das Mädchen ernstlich, ent fernte sich aber schließlich, ohne dem Kinde ein Leid zuzufiigen. — Ein ähnlicher Fall trug sich in Ler Karwoche in derselben Gegend zu. Als ein junges Mädchen aus Bärenstein nach ihrer Arbeitsstätte in Altenberg ging, wurde es plötzlich von einem Menschen aufgehalten und angepackt. Die An gefallene eilte zurück nach Bärenstein und holte ihren Vater zu Hilfe. Es war aber keine Spur mehr von dem Ilebeltäter zu entdecken. Lauenstein. Am Freitag weilte hier eine dreigliedrige italienische Kommission, um die Ueberführung der sterblichen Ueberreste Ler hier begraben liegenden italienischen Ge fangenen vorzubereiten. Die Leichen wurden ausgegraben und ihre Ueberreste in mitgebrachte Särge umgebettet, um mit Auto nach dem Sammelfriedhof in Berlin überführt zu werden. " Liebenau. Schon seit langer Zeit macht sich in Len Teich anlagen unserer Gemeinde das Vorhandensein von Bisam ratten bemerkbar, ohne daß es gelungen wäre, die gefähr lichen Nagetiere unschädlich zu machen. Jetzt ist es Guts besitzer Gräfe beschieden gewesen, drei dieser Schädlinge zu erschießen. Hoffentlich gelingt es, durch Aufmerksamkeit einer weiteren Verbreitung Ler gefürchteten Tiere vorzu beugen. Poffendorf. Als am 19. April ein Lastkraftwagen die Staatsstraße durchfuhr, hatte sich ein Junge angehängt. In der Nähe der elterlichen Wohnung ließ er los und wollte die Straße kreuzen. Im gleichen Augenblick kam ein Personenkraftwagen entgegen, Ler den Jungen überfahren hätte, wenn -er Autofahrer nicht stark gebremst und seinen Wagen zur Seite gerissen hätte. Der Leichtsinn, unachtsam direkt hinter Fahrzeugen die Straße zu kreuzen, hätte hier fast wieder ein Menschenleben gefordert. Großenhain. Am 20. April wurden auf der Straße Merzdorf—Elsterwerda von 58 Obstbäumchen -ie Kronen abgebrochen. In Fragen kommt derselbe etwa 50 Jahre alte unbekannte Bettler, der sich Matthias Werner nennt un- Ende März in Flur Lonnewitz und auf der Straße Oschatz- Riesa in Flur Wadewitz und Canitz von 22 Obstbäumchen die Kronen abgebrochen hatte.