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66. Jahrgang Sonnabend, den 7. Juli 1900 Nr. 77. Sg. 1153 e. sr. 407 O. Theile, di« Spaltenz eil« 20Psg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonnabend Abend um 8 Uhr beginnt mit dem Zapfenstreich das offizielle Programm der Dippoldiswalde! großen Woche, während vorher schon bei Konzert im Schützenzelt und in der Halle die Gedie genheit von Keller und Küche der Herren Preußler und Müller aufs Gründlichste ausprobirt werden wird. Um uns über alles der Schaulust und dem Vergnügen Dar gebotene zu orientiren, unternehmen wir auch einen Rund gang durch den Festplatz und kehren dabei in dem Schank lokal zur Schützenlust bei Mutter Stephan und im Schützen haus ein und erwarten dann, hoffentlich treten recht warme Abende ein, die Rückkunft des Schühenzuges, um im Kreise von Freunden und Bekannten die persönlichen Dispositionen über die kommenden Festtage zu treffen. Für den Sonntag ist es Ehre für jeden echten Schützen freund und Schützenbruder, 1/212 Uhr am Schühenfrühstück theilzunehmen und dann >/r3 Uhr sich mit zum Auszuge zu stellen. Derselbe wird nicht nur von der Schützen kompagnie, sondern auch von verschiedenen hiesigen Ver einen gebildet werden. Von den Wirthen, Verkäufern und Schaustellern schon sehnsüchtig erwartet, mag sich dann ein jeder nach seinem Geschmack gütlich thun, während die Schützen dem Vogel auf den Leib rücken. Den Glanzpunkt des 2. Tages wird unstreitig der um Nachbestellungen aus die „Weiheritz-Zeitung" für das 3. Quartal werden jederzeit noch von allen Postämtem, Bries trägem, sowie von der Verlagserpedition in Dippoldiswalde angenommen. Der Abonnementspreis beträgt nur l M. 25 Ps. 2 Uhr stattfindcnde Festzug bilden, der uns das liebliche Bild der Blumenkönigin mit ihren, Gefolge vorführen soll. Die Vergnügungsdeputation der Schützengesellschaft hat immer mit glücklichem Griff Neues und Schönes ge boten und wird gewiß auch dies Jahr durch prächtigen Ausputz überraschen. Weiter ist man bedacht darauf ge wesen, der Illumination des Festplatzes Neues hinzuzu fügen, so daß sich der Aufenthalt am Abend noch feen hafter gestalten wird. Gedenkt man schon am Montag den Vogelkönig proklamiren zu können, so wird der Dienstag den Scheibenkönig bringen, nach deren Einzug durch die volkbelebten, hoffentlich reich illuminirten Straßen (und zwar Garten-, Freiberger, Altenberger Straße, Schul- und Kirchplatz, Rosengasse, Vrauhofstraße, Oberthorplatz, Herrengasse, Markt) auf der Aue durch Herrn Heller- Dresden ein Feuerwerk abgebrannt werden wird, aus dessen reichhaltigem Programm wir nur nennen wollen die chinesischen Tourbillons mit Gold- und Silberregen, die Garnitur Brillant-Horizontal-Feuerräder mit Leucht kugelspiel und Wasserfall, den mechanischen Turner, ver schiedene Sachen am Reck ausftthrend, 1 Fontain-Garnitur, darstellend einen Feuerbaum mit einer drehenden Pyramide als Krone und mehrfacher Verwandlung. Wir sehen, es wird vielerlei geboten und dabei haben wir kleinerer Ueberraschungen noch gar nicht gedacht. Somit können wir mit guter Zuversicht, wenn das Wetter sonst gnädig zum Feste, recht viel Vergnügen wünschen. Dippoldiswalde. Die „Unteroffizier-Gesellschaft" vom 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12 in Dresden hatte am 4. Juli unsere Stadt zum Zielpunkt eines Ausfluges erwählt. Wohl war das Wetter trüb und feucht, doch hat es dem Vergnügen des Vereins keinen Abbruch gethan. Nach Benutzung der Bahn bis Hainsberg war der Weg bis Spechtritz zu Fuß zurückgelegt worden, wo man sich Blatte« «in« sehr wick- same verbreittmg findet werden mit 10 Psap die Spalten,eil« oder der«» Raum berechnet. Ta bellarischeimd complichchr Inserat« mit entsprech«« Der Vertrieb von Maaren verschiedenster Art durch Verkauf von sogenannten Gutscheinen (Gutschein-, Hydra- oder Gellahandel) hat in letzter Zeit auch in Sachsen einen erheblichen Umfang angenommen, sodaß in den Kreisen der Gewerbe treibenden eine weitgehende und berechtigte Beunruhigung eingetreten ist. Das Wesentliche dieses Gutscheinhandels besteht bekanntlich darin, daß der Käufer gegen Leistung einer geringen Anzahlung von dem Geschäftsinhaber zunächst nicht den Kaufsgegenstand selbst, dessen angeblicher Werth mehrmals höher ist als die Anzahlung, sondern nur einen sogenannten Berechtigungs- oder Waarenbezugsschein erhält. Mit diesem Berechtigungsscheine sind eine bestimmte An zahl von sogenannten Gutscheinen als Abschnitte verbunden, welche der Käufer an Dritte abzusetzen hat. Der Preis eines solchen Gutscheines, welcher übrigens meist nach Ablauf einer gewissen, nicht langen Zeit verfällt, ist vom Geschäftsinhaber so bestimmt, daß der Käufer, wenn er jeden derselben veräußert, den Betrag seiner für den Berechtigungs schein geleisteten Zahlung von den Erwerbern der Gutscheine wieder erhält. Aber erst dann, wenn nun weiter diese Erwerber der Gutscheine sämmtlich ihrerseits gegen Rück gabe derselben und gegen Entrichtung einer gleich hohen Anzahlung Waarenbezugs- scheine je mit der gleichen, bestimmten Anzahl Gutscheinabschnitten gelöst haben, kann endlich der erste Käufer vom Geschäftsinhaber die Maare verlangen. Die neuen In haber von Bezugsscheinen erhalten gleichfalls erst die Waare, wenn sie die mit den selben verbundenen Gutscheine abgesetzt und ihre Abnehmer abermals Berechtigungs scheine mit Abschnitten bezogen haben. Diese Art des Handels, bei welcher der Geschäftsinhaber rücksichtslos die Käufer an sich zu reißen, zugleich zu seinen Agenten zu machen sucht und den Markt mit Be zugsscheinen auf seine Maaren überschwemmt, bedeutet eine verderbliche Konkurrenz für den soliden Geschäftsmann, der sich zur Benutzung der gleichen Mittel nicht verstehen mag, sie birgt aber andererseits auch die Gefahr einer finanziellen Schädigung gerade der unbemittelten und weniger geschäftskundigen Bevölkerungsklassen in sich. Wenn beispielsweise erstmalig 100 Personen für etwa 8 Mark je einen Berechti gungsschein mit je vier Gutscheinen erwerben, so müssen in zweiter Stelle 400 Personen Berechtigungsscheine für insgesammt 3200 Mark bezogen haben, bevor die ersteren ihre Waare erhalten. Die im zweiten Gliede stehenden 400 Berechtigungsschein-Inhaber können den Kaufgegenstand erst fordern, wenn sie 1600 Gutscheine abgesetzt und die an dritter Stelle kommenden 1600 Erwerber ihrerseits für 12 800 Mark Bezugsscheine gelöst haben. Wird auf diese Weise weiter Glied an Glied gefügt, so ergiebt sich die folgende Reihe: 100 -s- 400 -s- 1600 -s- 6400 -j- 25600 -s- 102400 -s- 409600 u. s. w. Es liegt daher auf der Hand, daß der Absatz der Gutscheine mit der Zeit immer schwieriger wird und daß dann eine große Zahl derselben verfällt und werthlos wird. Ohne sichere Aussicht auf das Verfallen vieler Gutscheine würden die Unternehmer, die doch mit ihrem Unternehmen nicht Opfer bringen, sondern Gewinn machen wollen, nicht im Stande sein, den früheren Gutschein-Erwerbern Maaren von höherem Werthe zu auffallend niedrigem Preise in Aussicht zu stellen. Ferner wird für den Käufer die Kontrole darüber, ob diejenigen, welche von ihm Gutscheine erworben haben, und ihrer seits von dem Geschäftsinhaber Berechtigungsscheine bezogen und bezahlt haben, in den späteren Stadien des Geschäftsbetriebes kaum durchführbar sein. Endlich tritt eine Be nachteiligung des Käufers dann ein, wenn die von dem Geschäftsinhaber gelieferten Maaren unbrauchbar sind, oder nicht den zugesicherten Werth haben, oder wenn der Vcrsnkwortlicher Nedarteur: Paul Jelpre. - Druck und Verlag von Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Anterhaltungsblatt". Mit land- und Reisig-Auktion auf dem Schmiedeberger Reviere Mittwoch, den II. Juli d. I., sollen ca. 300 rm unaufbereitetes weiches Brenn reisig auf den Schlägen in Abth. 90 und 91 an Ort und Stelle parthienweise unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Zusammenkunft: früh 8 Uhr am Wettinplatze. König!. Forstrevierverwaltung Schmiedeberg, am 5. Juli 1900. I. V.: von Egidy. abermals der Bahn anvertraute, um gegen 3 Uhr hier einzu treffen. Unter den vollen, das Ereigniß weithin verkündenden Klängen der Stadtkapelle nahm der sich rasch zum Zuge gruppirende Verein, mit Damen mehr als 150 Personen zählend, seinen Weg durch die Stadt nach dem Schützen- Hause, woselbst man sich nach eigenommenem Mahle den Freuden eines Tänzchens im ansprechend geschmückten Saale hingab. Auf erfolgte Einladung hatten sich im Verlauf« der Festlichkeit eine Anzahl von Mitgliedern des hiesigen König!. Sächs. Militärvereins eingestellt, welche durch ihren Vorstand, Herrn Sekretär Henke, den werthen Kameraden nebst Damen einen herzlichen Willkommengruß darbrachlen. Der Herr Wachtmeister Neumann als Vorsteher gab dem Danke seines Vereins hierauf beredten Ausdruck. In Lust und Freude verrannen die Stunden und der Abschied nahte allzu rasch. Nach lebhaftem Wechsel kameradschaft licher Scheidegrüße erfolgte Abends nach 9 Uhr unter dem Geleite der hiesigen Militärvereinsmitglieder der Abmarsch nach dem Bahnhöfe, wo die scheidenden Gäste den Zurück bleibenden die Versicherung gaben, ein selten schönes Fest hier verlebt zu haben. — Geschäftsbericht des Vorschußvereins auf Monat Juni. Einnahme: Geschäftsantheile M. 100. — Spar einlagen M. 22 703. — Zins-Coupons 1099 M. — Zurückgezahlte Vorschüsse 10 090 M. — Provision 401 M. 25 Pf. — Zinsen 966 M. 10 Pf. — Ausgabe: Zurückgczahlte Vorschüsse 9183 M. — Zurückgezahlte Spareinlagen 8802 M. — Zinsen 103 M. 27 Pf. — Ausgezahlte Dividenden 270 M. — Regieaufwand 19 M. .^Ahütte. Ein Nachtsonderzug verkehrt auf der Strecke Mügeln—Geising-Altenberg am nächsten Sonntag zur Erleichterung des Besuches des 13. Deutschen Bundes schießens in Dresden. Der Zug hat Anschluß an den Gesperrt wird vom 9. bis mit 12. dieses Monats der Dorfweg in Fürstenwalde wegen Massen schüttung. Der Verkehr wird unterdessen über Liebenau bezw. Müglitz gewiesen. Dippoldiswalde, am 5. Juni 1900. Königliche Amtshauptmannschaft. Lossow. Geschäftsinhaber, dem lange vor Lieferung der Waare erhebliche Anzahlungen anvertraut wurden, vor der Zeit der Lieferung in Konkurs verfällt. Die Königliche Amtshauptmannschaft nimmt Veranlassung, hiermit auf die Ge fahren dieses Gutscheinhandels aufmerksam zu machen. Die Polizeibehörden des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes aber werden an gewiesen, dem fraglichen Gutscheinhandel ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen und etwaige dabei vorkommende Zuwiderhandlungen gegen die bestehenden Gesetze oder gegen die in den betr. Formularen enthaltenen Zusicherungen zur Anzeige zu bringen. Insbesondere ist gegen Inhaber von Gutscheinen, die ohne im Besitze eines- Wandergewerbescheines zu sein, außerhalb ihres Wohnortes durch den Absatz von Gutscheinen Waarenbestellungen aufsuchen, auf Grund von 8 l48, Ziffer 7 der Ge- werbeordnung, und gegen Geschäftsinhaber, die durch wissentlich unwahre und zur Irreführung geeignete Angaben thatsachlicher Art gegen 8 4 des Gesetzes zur Be kämpfung des unlauteren Wettbewerbes vom 27. Mai 1396 verstoßen, auf Grund dieser Vorschrift einzuschreiten und über alle Vorkommnisse gedachter Art unverweilt anher Anzeige zu erstatten. «, Dippoldiswalde, den 4. Juli 1900. * Die Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. 506 -X. Herr Gemeindeältester Ernst August Hermann Orgus in Reinhardtsgrimma ist als stellvertretender Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Reinhardtsgrimma in Pflicht genommen worden. Dippoldiswalde, am 2. Juli 1900. Königliche Amtshauptmannschaft. Lossow. "DK erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donner«- taa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M. 2l> Pjg., zweimonatlich .g-IPfa., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ro Psg- — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wkißeritz-Mung DU ' Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. ' - N p,tükl>ti M die Migliche Amtshauptmannschast, das Königlich- Amtsgericht und dm KtadkaH zu Dippoldiswalde.