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MsimfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, I Das .Wttsd-uff-r Tag°b-°,.- °rsch»n. an allc^ RM.°' L"t°7b°st°llung Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. rm Alonur, v» ' gedübr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend N°tWu.kunm-Aus. trägerund GeschöstsfMlen oder iontt Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung ^Z^ng"°^^ BstL-ndung -iugesanbte-Schristststeke -efa.g. nur, wennParw b-ittegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts. gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. A für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die S gesi alt-ne Naumzette 20 Npfg., di- ^gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs, ps-nnige, die Sgespaltene Reklamezeile im texttichen Teile 4 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dor- Af LZSL F-'nl»-°ch-r: Am. Wilsdruff Nr. « «DSZZS durch Fernruf übermitieltcn Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage e.ngezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anz. nehmen -llcDermittlung-stellcn entgegen. Wilsdruss-Dresden Postscheck.: Dresden 2640 Sonnabend, den 1. November 1930 TeIegr.»Adr.: „Amtsblatt" Nr. 255 — 89. Jahrgang RWmhMlliiW mit de» Mm jetzt tst zu erkennen, daß man sich in einen« schier u n - verantwortlichen Leichtsinn auf die überstürzte Fahrt nach Indien, auf die „Propaganda"fahri begeben hat, die nach ein paar Stunden so furchtbar endete. Ein einziges Mal hatte man das Luftschiff vorher auf eine Probefahrt geschickt, die ganz unbefriedigende Ergebnisse zeigte, bedenkliche Mängel offenbarte. Versagen der Motoren, ganz ungenügende Dirigierbarkeit, Über belastung weit über das ausgerechnete Gewicht des Luft schiffes hinaus und dazu noch künstliche, sorgfäli'g ver heimlichte Ausbalancierung des viel;'« schweren Schwanz stückes, und endlich, wohl das Unglaublichste: eine Ver kürzung der Probefahrt um ein Drittel der vorgeschrie benen Zeit, — das sind nur ein paar vorläufige Feststellun gen über die Ursachen der Katastrophe. Und es ist fast ein Urteilsspruch, daß die Hauptverantwortlichen selbst nun Opfer dieser Katastrophe geworben sind, Opfer einer allzu großen Sorglosigkeit. Dr. Pr. An M'lMnschVeig wird gezahlt. Die amtliche Mitteilung. Amtlich wird mitgeteilt: In der Frage der Weiter zahlung der Polizeigelder an Braunschweig hat der Reichskanzler folgendes Telegramm an das Staats ministerium in Braunschweig gerichtet: „Der Herr Reichs minister des Innern hat mir von dem Inhalt des Schreibens Kenntnis gegeben, das er am 27. d. M. an die braunschweigische Regierung gerichtet hat und in dem er zum Ausdruck bringt, daß er sich die Entscheidung über die weitere Auszahlung der auf das Land Braunschweig entfallenden Zuschüsse zu den Polizeikosten zunächst Vor behalten müsse. Nachdem die Angelegenheit zum Gegen stand einer Aussprache innerhalb der Reichsregierung ge macht ist, beehre ich mich mitzuteilen, daß auch das Reichs- kabinett sich die endgültige Entscheidung vorbehält. Für die Regelung des Zwischenzustandes ist der Herr Reichs- Minister des Innern zuständig, der hierüber gleichzeitig besondere Mitteilung macht." Wie vom Reichsminister des Innern mitgeteilt wird, tritt in der Zwischenzeit in der Auszahlung der Polizei gelder eine Unterbrechung nicht ein, vielmehr ist die Aus zahlung für November inzwischen bereits erfolgt. Der braunschweigische Innenminister Frantzen hat sieben von den 20 Schulräten des Landes ihres Dienstes Sparsamkeit und SreWerabsetzung. Arbeitschaffung. In der Reichskanzlei fanden die Besprechungen des Reichskanzlers Dr. Brüning und des Reichsfinanz Ministers Dietrich mit den Vertretern der Länder Thüringen, beide Mecklenburg, Anhalt, Oldenburg, Braunschweig und beide Lippe über das Finanz- und Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung statt. Es folgte die Verhandlung mit Hamburg, Bremen und Lübeck. Es handelte sich bei diesen Besprechungen darum, die Zustimmung der Länder im Reichsrat zu den vom Reichskabinett verabschiedeten Vorlagen zu erlangen, ins besondere auch bei den verfassungsändernden Gesetzen. Für das Gesetz über die Einschränkung der Personal aufwendungen von Ländern und Gemeinden und die Vor lage über die Senkung der Realsteuern ist eine quali fizierte Mehrheit im Reichsrat und im Reichstag erforder lich. Das Bestreben der Reichsregierung dürfte dahin gehen, nach Möglichkeit zu sichern, daß von den Ländern im Reichsrat keine oder nur kleinere Abänderungsantragc gestellt werden. Öffentliche Arbeiten. Die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten A.-G. hat sich die nötigen Mittel gesichert, um für Zwecke der wert- schaffenden Arbettslosenfürsorge Darlehen im Betrage von 45 Millionen Mark geben zu könne«. Diese Mittel stammen hauptsächlich aus den lausenden Einnahmen an Zinsen und Amortisationen aus den der Gesellschaft be kanntlich vom Reich überwiesenen Darlehen, noch nicht aber aus einer Ausländsanleihe, über die die Verhandlun gen noch nicht abgeschlossen sind. Unter Berücksichtigung der Grundförderung der Reichsanstatt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung der Darlehnsgewähruna der Länder und der eigenen Aufwendungen der Träger können damit Arbeiten im Gesamtwerte von ungefähr 250 Millionen Mark in Angriff genommen werden, über die Durchführung der Arbeiten wird mit den Ländern verhandelt Senkung von Fleisch- und Brotpreisen. Im Reichsministerium für Ernährung nnd Landwirt schaft finden Vorbesprechungen mit den Vertretern des Fleischer- und des Bäckergewerbes über die beabsichtigte Herabsetzung der Fleisch- und Brotpreise statt. Vorläufig sind die Erwägungen mit den beteiligten Handwerkskreisen noch im Gange. Man ist sich nicht darüber in Zweifel, daß eine Preissenkung für die beiden hauptsächlichsten Lebensmittel angestrebt werden muß; es läßt sich zurzeit aber noch nicht übersehen, wo der Hebel angesetzt werden mutz. Gorgen des Alltags. Frauenrebellion. - Hohe Handlungsunkosten. Unverantwortliche Sorglostgkett. Fetzt fangen auch die Frauen an zu „rebellieren". Sie wollen auch endlich etwas merken von dem Preis abbau über den so viel gesprochen und geschrieben wird. Rebelliert haben sie schon lange, einzeln aber, — und nun ist's organisiert geschehen. Die Hausfrauenvereinc Groß- Berlins haben den Bäckern die Aufforderung zugehen lassen sie sollten die Brotpreise senken; was in München geschehen sei, müsse auch in Berlin möglich sein. Und wenn diesem Ersuchen nicht Folge geleistet werde, dann würden die organisierten Hausfrauen zusammen mit andern Ver braucherorganisationen die Hilfe der Behörden heran holen, um ihrer „Anregung" Nachdruck zu verschaffen. Und man muß bei diesem Vorgehen der Hausfrauen daran denken daß der größte Teil des deutschen Konsums durch dieHändederdeutschenHausfrau geht, hinter ihr die Hauptmasse der Verbraucherschaft steht. Daß ste vor allem es ist, die sich mit dem Handel in engster Be rührung befindet und es nur allzu empfindlich fpürt, wenn dem Ehemann „zwecks Kosten- und Preissenkung" der Lohn und das Gehalt gekürzt wird, sie selbst aber berm Einkauf im Bäcker- und Schlächterladen, im Milch- und Gemüsekeller nichts oder nach ihrer Meinung viel zu wenig von einem Sinken der Lebens- und Genußmittel preise merkt. Sie liest von einer Herabsetzung der Kohlen preise, aber hört schon sehr bald, daß trotzdem Gas, Wasser und Elektrizität, also die Tarife der Versorgungsbetriebe, von gewissen Kommunen nicht verbilligt werden sollen. Auch hiergegen will die Reichszentrale der deutschen Haus frauenvereine Sturm laufen; sie verweist auf das be kannte Schreiben des Reichswirtschaftsministeriums, wo nach sich dei den Gemeindetarifen die Kohlenpreisermaßr- gung unbedingt auswirken müßte, die Landesbehörden in diesem Sinne Schritte tun sollten. Das würde natürlich auch beim Kleinhandel im Interesse seiner Kostensenkung laut genug begrüßt werde«, — aber trotzdem hat der Reichsarbeitsminsster uur allzu recht, wenn er vor kurzem in einem Interview erklärte: „Bei einer Milchversorgungs organisation, bei der der Bauer 10 bis 12 Pfennige pro Liter erhält, der großstädtische Verbraucher aber 30 Pfen nige bezahlen mutz, ist etwas nicht in Ordnung!" * Preisunterschiede von 150 Prozent zwischen dem, was der Erzeuger erhält, und dem, was der Verbraucher zahlen muß, — da ist nicht nur „etwas", sondern eine ganze Menge „nicht in Ordnung". Natürlich sind derartige Spannen längst nicht etwa die Regel, sondern erfreulicher weise nur Ausnahmen, aber gerade diese sind es, die beim Verbraucher so böses Blut machen. Auf der anderen Seite versichert der Lebensmittelhandel — soweit es sich nicht um Markenartikel der Genußmittelbranche handelt—, daß er aufs äußerste kalkuliere, aber heute mit dem Drei fachen an Handlungsunkosten gegenüber der Vorkriegszeit belastet sei. Zur schärfsten Kalkulation sei er schon genötigt im Hinblick aus die Konkurrenz der Kon sumvereine, der Warenhäuser und auf die gesunkene Kauf kraft weitester Verbraucherkreise, dann aber auch infolge der „Übersetzung" gerade in diesem Wirtschaftszweige. Und daher erleben wir es, daß zwar — allgemein ge sprochen — bei den Jndustriekartellen, -syndikaten und sonstigen Konventionen, also bei dem Warenerzeuger, viel fach Preisherabsetzungen durch einen mehr oder weniger sanften Druck, durch Absatznot und durch die Zurück haltung der Käufer herbeigeführt worden sind, daß aber nun doch nicht eine entsprechend starke Welle des Preisabbaues bis zum Verbraucher hinunter durch die ganze deutsche Wirtschaft gegangen ist oder geht. Man hat eben die Folgen einer Lockerung der „Preisdiktatur" dieser Kartelle usw. stark überschätzt, hat auch zuwenig an die fixen Kosten gedacht, die für den Handel durch die Transport- und sonstigen Preise der öffentlichen Hand fest gelegt sind. Denn ebensowenig wie man einige Hoffnung daraus hegen kann, daß z. B. nun die Eisenbahn «vegen der Kohlenpreisermäßigung ihre Tarife hcrab- setzt — während sie sehr schnell verteuert wurden, als der Kohlenpreis stieg —, ist auch damit zu rechnen, daß etwa Berlin im Interesse der Verkaufspreise für Lebensmittel z. B. die auf das Dreifache gesteigerten Standgelder indenMarkthallen ermäßigt. Auch hier hört man immer nur das „Wir können nicht", genau so, wie das auch jetzt wieder die Erzeuger von Markenartikeln erklärt haben. Wobei übrigens das Reich mit schlechtem Beispiel vorangeht; denn zurzeit wandern 30 Gesetz entwürfe an den Reichsrat, die eine umfangreiche Sieuer- undFinanzreform zumJnhalt haben, darunter aber nicht- eine Steuersenkung von irgendwelcher Bedeutung. * Sorgen des Alltags — gewiß! Aber das sind doch große und zermürbende Sorgen, lind zwischen dieses Grau zucken wie Blitzschläge gerade in letzter Zeit so viele schrecklicheEreignisse, die das Grau für allzu viele in das Schwarz des Todes umwandelten. Und während Man die Gründe für die Grubenkatastrophen m Nreder- schlesicn und im Aachener Revier noch immer nicht hat fest- ftellen können, kommt aus London seltsame Kunde über die Ergebnisse der Untersuchung, die wegen derExPlo s r o n ° es Luftschisfes „R. 1 01" veranftaltet wird. Schon Das demokratische und soziale Ideal. Ministerpräsident Braun vor der sozialistischen Studentenschaft. Bei einer Kundgebung der sozialistischen Stubenten- schaft in Berlin hielt der preussische Ministerpräsident Dr. Braun eine Ansprache, in der er u. a. erklärte: Wo in der Welt für Freiheit und Menschenrechte gekämpft wurde, hätte immer die begeisterte akademische Jugend in« Vordergründe gestanden. Ein großer Teil der jetzige.« Ju gend an den deutschen Hochschule« habe sich bewußt ab gekehrt von allen demokrasischen und sozialen Gedankengün- gen und juble einem engen und ungeistigen Nationalis mus entgegen. Diesem Nationalismus Gefolgschaft zu leisten, sei schon allein eine Todsünde gegen den Geist der Jugendlichkeit. Er verkenne nicht die furchtbare Lage der heutigen akademischen Ing nd. Es sei zu erwarten gewesen, daß der Pendelschlag eines geistigen Radikalismus nach allen Seiten schärfer aus schlagen würde als in normalen Zeiten; aber was man heute erlebe, sei kein geistiger Radikalismus, sondern man gebe sich mit einer ans Unfaßbare grenzenden Kritik losigkeit den allerprimitivsten politischen Hcilslehren hin, die vor keiner ernsthaften Prüfung bestehen könnten. Das geistige Argument sei durch den Knüppel und den Schlag ring ersetzt. Es gelte, dieser Jugend das demokratisch- soziale Ideal entgegenzuhalten. Die Reichsverfassung von Weimar sei eine Sammlung gesetzmäßig garantierter frei heitlicher Bestimmungen, auf die das langsam zur De mokratie reifende deutsche Volk nicht verzichten werde. Stahlhelm an Herve. Eine Antwort nach Paris. Zu den wiederholten Anfragen des Herausgebers der französischen Zeitung „La Victoire", Gustave Herve, an den Stahlhelm hat jetzt der Bundeskanzler des Stab! Klar ist ein schlimmes.Mißverhältnis zwischen Vieh- und Fleischpreisen, die Spanne zwischen Erzeuger und Verbraucher wird als zu hoch beklagt. Das gleiche trifft zu für <>iue ganze Reihe anderer Lebensmittel, bei denen der Produzent auf dürftige Abnahmepreise angewiesen ist, während die Waren sehr teuer an den letzten Käufer gelangen Für Milch, Mehl, Brot und Kartoffeln trifft das in gleicher Weise zu. Der Zer splitterung und dem langen Wege des Handels schiebt man hier große Schuld zu Die Schweinepreise sind beispielsweise seit dem Jahresbeginn bis etwa zum September am rund 20 Mark pro Zentner Lebendgewicht gefallen ohne daß der Kundschaft durchweg die Preiszugeständnisse. die auf Grund einer solchen Verbilligung angebracht wären gemacht worden sind Das Fleischergewerbe betont aber immer wieder, feine Existenzmöglichkei« habe sich überhaupt nicht gehoben, eher ver schlechtert In vieler Beziehung liegen die Dinge beim Brot ähnlich So kommen gerade in der Jetzlzeft nicht selten Klagen aus den Reihen der Bäckerinnungen über die wirt schaftliche Lage des Bäckergewerbes Die Großhandelspreise für Getreide sind aber ganz merklich gefnnken Die Brotpreise haben diese Senkung nichi mftgemacht Wo also liegt die Ver anlassung für die unerwünschten Zustände? Die behördliche Untersuchung wird boffenftich endlich Möglichkeiten eröffnen zu der erwünschten und auch nmwenvigen Preissenkuno * Brüning und Dietrich in Dresden. Weiterhin befriedigender Verlauf der Verhandlungen mit den Ländern. Reichskanzler Dr. Brüning hat sich in Begleitung des Staatssekretärs Dr. Pünder nach Dresocn begeben, um der sächsischen Staatsregierung seinen Besuch abzustatten. Er benutzt seine Anwesenheit in Dresden dazu, um in gleicher Weise, wie dies mit den übrigen Ländern bereits geschehen ist, zur Vorbereitung der in der kommenden Woche beginnenden Beratungen des Rcichsrales die Haupt fragen des Wirtschafts- und Finanzplanes der Neichs- regierung zn erörtern. Aus diesem Grunde schließt sich auch der Stellvertreter des Reichskanzlers, Neichsfinanz- ministcr Dr. Dietrich, der Reise an. Die bisherigen Besprechungen des Reichskanzlers und Hes Reichsfinanzministers mit den Vertretern einer Reihe von deutschen Ländern haben in Regierungskreisen durch aus den Eindruck hinterlassen, daß bei aller Kritik der Länder dennoch die Beratungen des Reichsrates im we sentlichen ohne Schwierigkeiten vor sich gehen könnten. Der Grund liegt in der Hauptsache darin, daß das Wirtschafts- und Finanzprogramm der Reichsregierung eine Fülle von aufeinander angewiesenen Bestimmungen enthält, die nicht einzeln abgeändert werden können, ohne das gesamte Gesetzeswerk zu gefährden. entyoveii. Fünf von diesen Schulräten gehören der S. P. D. an. Minister Frantzen erklärt, daß die Pensionierung der sieben Schulräte aus Sparsarkeitsrück- sichteu erfolgte. Die Sozialdemokratische Partei dagegen behauptet, Frantzen habe aus politischen Antrieben qe handelt.