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Ms dmsser Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. S Uhr für den s°"> Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,M Md., del Postdestellung 2 Md. zuzüalilv Adtrao- . ,, . gebühr. Einzelnummern UiPfg. All-Post-nstalten Wochenblatt für Wilsdruff u Umgegend Postboten und unsere Aus. träger und Geschäftsstellen — . . s''f Pdtt Zett Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger B-tr.-bsstörungen besteh! dein Anspruch au, Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung -ing-sandter Schriftstücke -rsolgt nur, wenn Porto beill-gt. für ÄüraertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespalteneAaumzeile20Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichenDckanntmachungen40Gold- pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgedühr 20 Goldpfennig. 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Bei dieser Hitze nun auch das noch! Zwar die Sache, die von der Hanauer Quarzlampen- gesellschaft entdeckt ist, hat auch ihre Lichtseiten, wie oas bei einer derartigen Gesellschaft ja auch selbstver ständlich ist. Das ist wörtlich zu nehmen! Es sind näm lich ultraviolette Strahlen, jene dem menschlichen Auge unsichtbaren Lichtreflexe, die höchstens von den Ameisen verspürt werden; aber sie, die Strahlen nämlich, wirken. So z. B. bei der Höhensonne, durch die man verjüngt wird, angeblich wenigstens. Und jetzt hat die Hanauer Gesellschaft einen Apparat konstruiert, eine Lampe näm lich, die ultraviolette Strahlen aussendet und dadurch Fälschungen jeder Art leicht feststellbar macht. Wenn z. B. Urkunden gefälscht, Zahlen ausradiert und ver ändert sind, wenn auf Aktien Fälschungen gemacht sind oder gar eine „echte" Mauritius in den Handel gebracht wird — „vorbei, vorbei, mein schönes Kind" kann man mit Heine sagen, die ultravioletten Strahlen bringen es an den Tag; kein Bankkassierer braucht mehr Angst zu haben, einem Grünenberg in die Hände zu fallen. Wenn das ultraviolette Licht auf irgendwelche or ganische Stoffe fällt, dann beginnen diese zu fluoreszieren, also zu leuchten, verschieden je nach der Zusammen setzung der beleuchteten Stellen. Man kann Blut- und sonstige Flecken, die dem bloßen Auge nicht mehr sicht bar sind, wieder in „Erscheinung" treten lassen, kann die Herkunft von Fettflecken feststellen, sogar Fälschungen in Stosfgewcben „beleuchten". Es kommt immer darauf an, ob das Licht auf organische Stosse trifft; werden aber un organische Stoffe, also namentlich Metalle, beleuchtet, so bleiben sie dunkel. Jetzt wird die Sache kritisch. Man kann nämlich dadurch leicht feststellen, ob — Zähne echt oder falsch sind. Aber nicht bloß hinsichtlich der „Perlzähne^ so mancher Schönen ist diese Indiskretion möglich, sondern auch bei ihren Perlen. Die falschen fluoreszieren nämlich nicht, weil, sie ja nicht die Ausschei dung eines Lebewesens, sondern nur Kieselsäure sind. Was wieder die Juweliere und die Pfandleiher dankbar begrüßest werden. Weniger die Fälscher; für diese edle Zunft brechen überhaupt schlechte Tage an und sie wer den erheblich grollen dem Benediktinerpater Kögel, der die Entdeckung machte und durcharbeitete. Und mit den „echt englischen" Stoffen wird es wohl auch vorbei sein. Geschweige denn mit dem Versuch, den Un erfahrenen Kunstseide an Stelle echter Produktion des Seidenwurms aufschwatzen zu wollen. Erst einmal her mit der Quarzlampe! Also für manche würdigen Zeit genossen hat diese neue Lichtquelle ihre beträcht lichen Schattenseiten, wenn man so sagen darf. Vor den Fortschritten der Technik ist eben nichts sicher! Vor allem wird sich neben der Kriminalpolizei besonders die Medizin der neuen Entdeckung freuen; außerdem die Bakteriologie, deren Arbeit dadurch sehr erleichtert wird. So manches mag jetzt aufgeklärt wer den, was bisher der Aufhellung spottete. Alles durch die ultravioletten Strahlen. Aber auch der Einbrecher wird, um keine Enttäuschung zu erleben, den Geldschrank erst einmal ultraviolett bestrahlen, um sestzustellen, ob wirk liche Wertpapiere darin enthalten sind oder der Geld schrank wegen Mangels an Inhalt licht„tot" bleibt. Man sieht alfo, daß jedes Ding seine zwei Seiten hat. Wenn man nur nicht auf die Idee kommt, bei man chen „Prominenten des öffentlichen Lebens den Kopf auf seinen Inhalt zu prüfen! Denn da würden die bösen Ultravioletten es vielleicht auch an den Tag bringen daß dort weder organische noch anorganische Stoffe drinstecken, sondern — gar nichts. Minister- und Reichsratsreisen. ' Im Westen und im Osten Deutschlands. , Reichskanzler Dr. Marx ist auf seiner Besuchsfahrt durch Ke befreiten Gebiete des Rhcmlandcs überall herzlich EP-, iangen und von den Bürgermeistern der besuchten! Ltädte als Befreier der ersten Zone begrüßt worden. Kon Mörs ging die Reise nach Xanten, wo der Reich»-> anzler in einer kurzen Rede Glückwünsche des Reichsprä-, I identen von Hindenburg zur Befreiung von der ! remden Besatzung überbrachte. Nach Xanten wurden die alten s Ftädte Calcar und Cleve besucht. Zur selben Zeit er- - olgte in Essen ein preußischer Ministerbesuch: zu Verhand-! ringen im Vcrbandspräsidium des Ruhrsiedlungsverbandes ! ind dort der preußische Wohlfahrtsminister Htrtsieser und! ?er Staatssekretär Scheidt eingetroffen. Inzwischen setzten§ m der Ostgrenze des Reiches die Mitglieder des! Keichs rat es ihre , Ostpreußcnrcise «rt. Von Marienburg ging es nach Elbing, wo auf B'e Ansprache des Oberbürgermeisters der württemhergUche ,-Aaudte, Staatsrat Dr. Bösler, als Sprecher des Rcichs- . "klärte, daß der Reichsrat alles tun wolle, was er > «n rönne, um .Ostpreußen zu üelfew Großer Empfang fand MWVWWgkMMerKMloMeiM Ser MW Botschafter Sei Briaad Eigener Fernspttchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Der deutsche Botschafter in Paris, Herr von Hoesch, hat niit Ministerpräsident Briand eins längere Unter, redung gehabt. In dieser Unterredung übermittelte der Botschafter dem französischen Ministerpräsidenten deu Wunsch der deutschen Regierung, daß die Truppenbestände der Alliierten im Rheinland sobald wie möglich vermin- dert würden und wies gleichzeitig auf den Eindruck hin, den die letzten Noten der Interalliierten Militärkontroll kommission in Berlin gemacht haben. Nach französischen Blättermeldungen soll nunmehr der Inhalt der Noten Gegenstand von Verhand lungen zwischen Berlin und Paris bilden. Es wurde auch von einer Konferenz in Paris gesprochen, in der die angeschnittenen Fragen endgültig geregelt werden sollten, bevor Deutschland in den Völkerbund ausgenommen würde. In deutschen Regierungskreisen werde, so teilen die Pariser Blätter weiter mit, versichert, daß die deutsche Negierung die Note als undiskutierbar zurückgesandt hätte, wenn deren Vorhandensein nicht durch eine In diskretion b e k a n n t geworden wäre, über deren Ursprung noch Dunkel herrscht. Eingeweihte deutsche Kreise wollen im übrigen wissen, daß der Ton der letzten Noten des Generals Walch auffallend unhöflich sein soll, ein Umstand, der die Reichsregierung mit bewogen hat, vorläufig den Text der Noten weiter geheimzuhalten. Wie lächerlich das Vorgehen der Interalliierten Mi- litärkontrollkommissiou auch im Ausland wirkt, zeigt eine Berliner Meldung des in London erscheinenden „Daily Chronicle", in der das Blatt zu den Noten Stellung nimmt. In diesem Artikel heißt es: Die Alliierten haben stets darauf bestanden, daß die deutsche Armee keinen wirklichen Oberbefehlshaber besitzen dürfe. Daraufhin ist v. Seeckts Stellung abgeändert worden. Jetzt wird ver langt, daß das deutsche Heer doch einen wirklichen Ober befehlshaber besitzen müsse, daß dieser aber nicht der Ge neral von Seeckt sein dürfe. Der Korrespondent sagt, dieser Unsinn stärke lediglich die Reaktionäre und Monarchisten in Deutschland und man brauche sich nicht darüber zu wundern, daß die ganze deutsche Presse dieses Vorgehen der Kommission 2ls ungeheuerlich betrachte. jGraf Lerchenfeld Gesandter in Wien Das Agrement erteilt. Der seit einigen Wochen verwaiste Posten des deut Achen Gesandten in Wien wird nunmehr wieder besetz werden. Gras Hugo Lerchenfeld wird als diplo matischer Vertreter Deutschlands in der Donaustadt seine: Einzug halten, nachdem die österreichische Bundesregic rung auf Anfrage der Reichsregierung ihre Zustimmung zu der Kandidatur gegeben Dat. Graf Lerchenfeld steht im 55. Lebensjahre und ent ^stammt dem bayerischen Verwaltungsdienst. Nach de: iÄra Kahr war er acht Monate Ministerpräsident in Bah lern. Seit 1925 gehört Gras Lerchenfeld auch dem Reichs Kag an, und zwar ist er von der Bayerischen Volksparte aufgestellt worden. Deutsch - Amerika - Stiftung. Für Anstalten der freien Wohlfahrtspflege. -— Nach jahrelangem segensreichen Wirke» für die not leidende deutsche Bevölkerung, besonders für sie deutsche Kinderwelt, hat das „Central Com- lNitteeJuc. fortheReliefofDistreßinGer- many and Austria" in Newyork nun seine eigent liche Sammeltätigkeit eingestellt. Es hat jedoch be schlossen, als Bindeglied zwischen den 150 000 in dem Central Committee zusammengefaßten Amerikanern deut-' scher Abkunft und der deutschen Wohlfahrtspflege und zu-j zleich als Sammelbecken für etwa noch weiter anfallend^ Gaben oder Legate ein Liquidationskomites bestehen zu! lassen. Der Vorsitzende dieses Liquidationskomitces, Herr' Otto von Schrenk aus Newyork, weilt gegenwärtigl in Berlin, um mit der Deutschen Liga der freien! Wohlfahrtspflege über die Errichtung einer Stiftung auss ven Restmitteln des Central Committees zu beraten. Aus dieser Stiftung sollen Anstaltenderfreien! Wohlfahrtspflege in Deutschland kurzfristige Dar lehen für bestimmte, genau formulierte Zwecke erhaltend Dem Präsidium der Deutschen Liga der freien Wohl-! sahrtspflege ist ein Scheck über 72 000 Dollar als Grund-j stock dieser Stiftung übergeben worden. sann aus ver Weiterreise M Königsberg statt, nurger- neister Dr. Gör del er erörterte die Notwendigkeit einer Hilfeleistung für die infolge der Grenzziehung stark benach- .eiligte Provinz und für die Stadt Königsberg. Im Namen >er Reichsratsmitglieder erklärte der Vertreter Braun schweigs, daß der Reichsrat den festen Willen habe, der ibgeschnürten Provinz zu helfen. Auf die schwierige Lage Dstpreutzens wies dann in einer Übersicht über die Wrrt- lchaftslage der Provinz auch der Präsident der Land- virtschastskammer von Ostpreußen, Dr. Brandes, hin. Ls sei im Anschluß hieran mitgeteilt, daß in kurzem ein Unter- insfchnß des Preußischen Landtagsostausschus- e s eine Besichtigungs- und Studienfahrt durch die Provinz Grenzmark —Posen —West Preuße» antreten wird. Wsawn für die KoKvafsergeWdigtea Der Schaden auf 100 Millionen Mark geschätzt. f Beim preußischen Innenministerium sind nunmehr vie ersten zusammenfassenden Berichte über die Hoch- ivasserverwüstungen in Preußen eingelaufen. Trotzdem lind genauere zahlenmäßige Feststellungen über den Um- ! fang der Schäden noch nicht möglich. Ganz roh geschätzt, ist vielleicht eineMillionMorgenKulturland von der Überschwemmung heimgesucht und verwüstet worden, überschlägt man den Schaden pro Morgen mit 100 Mark, dann würde sich danach der Ge samtschaden auf aunäherud 100 Millionen Mark beziffern. Ein abschließendes Bild ist im Augenblick schon! oeshalb »och nicht möglich, weil neue Unwetterkatastrophen zu den aüen Schäden hinzugekommen sind, so in Hirsch berg, das besonders böse mitgenommen wurde, und im Eichsfeld. Ein zahlenmäßig genaues Bild über den Um- l fang der Schäden wird man^ günstigenfalls erst in etwa! 4 bis 6 Wochen geben können. Für die erste Hilfe hat Preußen 3 Millionen zur Ver- f füguug gestellt. Im Laufs dieser Woche werden von der! Staatsregierung voraussichtlich weitere 3 Millionen flüssig gemacht werden. Mit dieser ersten finanziellen Hilfe will man der Verschleuderung von Vieh Vorbeugen, die notwendigen Deichausbesserungen vornehmen und Futter für das Vieh beschaffen. Vom Landwirtschaftsministerium, sind ow Forsten zur Viehweide freigegeben worden; eben- l so sind mit der Reichsbahn Verhandlungen ausgenommen worden, damit zu ermäßigten Tarifen das Vieh der Not-f standsgebiete zum Teil nach geschützteren Weideplätzen f transportiert werden kann. - Churchill über -asAblommen mitLaillaur Erklärungen im Unterhause. Im Englischen Unterhause äußerte sich Churchil über das Schuldenabkommen mit Frankreich das in London unterschrieben worden ist. Er leitete sei» Erklärung mit Mitteilungen über die sogenannte Sicher heitsklausel ein und wies darauf hin, daß eine Verbi» düng zwischen dem Schuldenabkommen und dem Dawes Plan nicht bestehe. England habe daran festgehalten, das Frankreichs Leistungen ausfchließlich auf Frankreich! eigener Kraft beruhen müßten. Als Zahlungsschema sei festgesetzt worden für dieses Jahr vier Millionen, dann sechs Millionen, ach Millionen und zehn Millionen, bis im Jahre 1930 zu» erstenmal die vollen 12)4 Millionen fällig werden. Voi 1931 bis 1950 bleibe die Nate 12l^ Millionen und werd' dann aus weitere 31 Jahre auf 14 Millionen Pfund fest gesetzt als Ausgleich für die niedrigeren Zahlungen ü de» ersten fünf Jahren. Auf Anfragen aus dem Hause erklärte Churchill, das keine Möglichkeit offen gelassen fei, Deutschland ar Frankreichs Stelle als Schuldner einzuschieben Frankreich bleibe stets gegenüber England haftbar Abd-er-Krims Verbannungsori. Die Insel Nounion. Aus Paris wird amtlich mitgetcilt, daß Abd - ek Krim, der den Spaniern und Franzose» in Marokko: so viel zu schasse» gemacht und dann, als er sich umzingelt- ff sah, sich freiwillig den Franzosen ergeben hat, auf der ' Insel Röunion interniert werden wird. i -r- Die im Indischen Ozean, 185 Kilometer südwestlich von Mauritius und 780 Kilometer östlich von Madagas kar gelegene Insel Nvunion, der künftige Wohnsitz Abd-el- Krims, hieß vor der Französischen Revolution, als in Frankreich die Bourbonen regierten, Ile Bourbon und in der Napolcouzeit Ile Bonaparte. Gleich Mauritius ist sie 1505 von dem Portugiesen Mascarenhas entdeckt und nach ihm benannt worden. 1613 nahm ein Franzose im Namen Ludwigs XIV. von Madagaskar aus Besitz von der Insel. Von 1810 bis 1815 war sie in enaluwen