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siouMnNäM' Anztiger. Amtsblatt für das Köniqlicbe BcfirkSqericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZweiMdMmzigsser Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher pn»iuull«r»ll6o zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Äönigl. Gerichlsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn L. Ä. Diezel, in SLöneck der Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 185« 16* November 1861. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 12. Novbr. Unser hohes Königshaus ist durch die auf telegraphischem Wege über England eingegangene Nachricht von dem erfolgten Ableben Sr. allertreuesten Majestät des Königs Dom Pedro von Portugal (Bruders unserer Frau Prinzessin Georg und 24 Jahre alt) in die tiefste Trauer versetzt worden. (Auch Jnfant sPrinzj August liegt schwer darnieder.) Leipzig, 13. Nov. Einer unserer bekanntesten und verdientesten Mit bürger ist soeben fern von der Heimath verschieden: Generalconsul Dufour- Föronce starb gestern in London infolge eines Schlaganfalls. In der Nacht vom 9. zum 10. Nov. verschied hierselbst nach nur kurzem Krankenlager Vr. meä. Moritz Schreber, der weithin rühmlich bekannte Arzt, der besonders durch seine Schriften auf dem Gebiet der Orthopädie Be deutendes geleistet. Leipzig, 12. Nov. Vorgestern Vormittag vollzog in hiesiger Thomas kirche nach dem Gottesdienste Archidiaconus vr. Wille die Taufe eines Negers, nachdem derselbe in der christlichen Religion Unterricht erhalten hatte. Aus Kairo hierhergekommen, ist derselbe bisher der mohammedanischen Religion zu- gethan gewesen, giebt sein Alter auf 35 Jahre an und hat in der Taufe, bei der zwei Pathen ihm zur Seite standen, die Namen Christian August Leipziger erhalten. Plauen, 14. Novbr. Auch unser Stadtrath hat im Verein mit den Stadtverordneten eine Petition an unsere hohe Staatsregierung um Errichtung eines Gewerbegerichts in hiesiger Stadt heute beschlossen. Preußen. Breslau, 11. Novbr. Ihre Majestäten der König und die Königin sind mit hohem Gefolge soeben, 3 Uhr 'Nachmittags, hier einge troffen und haben sich unter dem Geläute aller Glocken nach dem königlichen Schlöffe begeben. In den prachtvoll geschmückten Straßen wogte trotz des un günstigen Wetters eine zahllose Menschenmenge, die Ihre Majestäten mit nicht enden wollendem Jubel begrüßte. Baiern. München, 12. Novbr. In dem Landtagsabschiede werden sämmtliche durch die Kammern angenommene Gesetze sanctionirt und die Mehr zahl der Anträge, darunter der über die Verhältnisse der Jsraelitex, sowie auch die Aufhebung der Biertaxe genehmigt. Ferner heißt es in demselben: Der König fühle in seinem landesväterlichen Herzen das lebhafte Bedürfniß, die freudige Anerkennung der echt baierschen, zugleich deutschen Gesinnung laut aus zusprechen, welche die Volksvertreter den Bestrebungen gegenüber bewährt haben, die seine wohlbegründete Selbstständigkeit gefährden würden. Darin bekunde sich auch das zwischen ihm und seinem Volke bestehende innige Berständniß, auf welches der König mit gerechtem Stolze blicke. In dieser vertrauensvollen Einigkeit, heißt eS schließlich, wollen wir den Stürmen, welche die Zukunft vielleicht im Schooße birgt, getrost entgegengehen. Oesterreich. Ein mährisches Blatt giebt, den Klerus in Oesterreich betreffend, folgende statistische Daten. Die nichtregulirte Geistlichkeit umfaßt 55,370 Personen, darunter 1 Patriarch, 4 Primaten, 11 Erzbischöfe, 58 Bi schöfe, 24 Weihbischöfe, 12,863 Pfarrer, 539 geistliche Professoren. ES bestehen ferner 720 Männerklöster mit 59 Aebten, 45 Provinzialen, 6754 Priestern, 645 Klerikern, 240 Novizen und 1917 Laienbrüdern. Die meisten Klöster be sitzen die reformirten Franciscaner (165), Observanten-FranciScaner (72), Pia- risten (60), Conventual-Franciscaner (45), Dominicaner (41), Cisterzienser (48), Benedictiner (37), Barmherzigen Brüder (31), Jesuiten (17), Prämonstratenser (15), Basilianer griechischen Ritus (26). Die Zahl der Frauenklöster beträgt 298 mit 5198 Nonnen, worunter die Barmherzigen Schwestern des heiligen Vincentius mit 85 und die Ursulinerinnen mit 25 Klöstern die zahlreichsten sind. Das gesammie Kirchenvermögen betrüge nach derselben Quelle 185,672,967 Fl. mit 19,639,713 Fl. jährlicher Einkünfte. Am höchsten dotirt sind die Erzbis- thümer Olmütz mit 300,800 Fl., in Prag mit 71,680 Fl., das Bisthum Linz mit 51,250 Fl., das Prager Capitel mit 80,000 Fl., die regulirten Chorherren in Klosterneuburg mit 158,000 Fl., Herzogenburg 51,000 Fl., St.-Florian 95,000 Fl., die Kreuzherren in Prag 54,000 Fl., die Prämonstratenser in Schlögel 53,150 Fl., in Töpl 223,000 Fl., Barnabiten in Wien 54,450 Fl., Benedictiner in Mölk 190,000 Fl., bei den Schotten in Wien 197,000 Fl., in Seitenstetten 92,600 Fl., in Göttweih 71,600 Fl., bei St.-Peter in Salz burg 87,500 Fl,, in Kremsmünster 191,700 Fl., in Admont 52,760 Fl., in Si.-Lambrecht 50,200 Fl., Cisterzienser in Heiligenkreuz 93,900 Fl., Zwettl 50,000 Fl., Hohenfurch 51,500 Fl., Ossegg 87,900 Fl. Rußland. Die „Oesterr. Ztg." bespricht die neuesten Vorgänge in Rußland. „Rußland — sagt sie — ist von der Bewegung erfaßt worden oder vielmehr die Gewalten, welche lange unterirdisch fortarbeiteten, streben ans Tages licht, wollen Raum haben, wollen sich Lust machen. Man hat Rußland einen Riesen mit thönernen Füßen genannt, wir müssen das Treffende des Gleichnisses bezweifeln, aber daß es im Innern des Riesenleibes gähre und tobe, hat man zwar immer behauptet, aber auch immer lächerlich gefunden. . . Alexander II. ist milde, ist wohlwollender als sein Vater, aber er imponirt den Bewegungs elementen weniger. Die personificirte Energie wurde von ihnen in Nikolaus gefürchtet; der weichere Charakter seines Sohnes ermuthigt sie, sich vorzuwagen. Auf der granitnen Unterlage dieses harten Charakters stemmte sich der Adel und stemmte sich jedem populären Elemente entgegen. Jetzt hat der Adel seinen festen Stützpunkt verloren, und der Landmann, ledig der Fesseln der Leibeigen schaft, sieht mit ganz andern Augen auf die mächtigen Herren hin, als zur Zeit, wo er ihnen gehörte mit Haut und Haar. Die Aufhebung der Leibeigenschaft, hat den Volksgeist in Fluß gebracht, und es ist auch die Fessel der geistig Ge knechteten morsch geworden. Zu reden über die schwebende Frage mußte gestattet werden, aber einmal zum Worte gekommen, sagte man auch über andere Dinge seine Meinung, um die man nicht gefragt wurde. Eine sociale Umgestaltung war vorgenommen worden, aber diese läßt sich auf die Dauer nur durch ent sprechende politische Einrichtungen regeln, diese müssen folgen. Die bisherigen patriarchalischen Verhältnisse sind gelöst, die alten Administrationsformen ent sprechen ebenfalls nicht mehr, es bedarf neuer, die gegeben werden müssen. Rußland geht einer Reorganisation entgegen, und eS kann auf diesem Wege leicht von der Revolution überrascht werden. Im Interesse der civilisirten Welt wäre eS, daß in diesem gewaltigen Reiche ein Umgestaltungsproceß glücklich zu Ende gebracht würde." Aus Warschau, 9. Nov., wird der A. Pr. Ztg. geschrieben', daß ver läßlicher Quelle zufolge dieser Tage auf den Gütern deS Grafen Zamoyski in einem Kloster im Lublinschen eine bedeutende Anzahl Gewehre, man sagt 15,000 Stück, in Beschlag genommen worden sind. Der Prior, mehrere Geistliche und der Verwalter sind festgenommen worden.