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Dienstag. M 51 3 Juli 1860. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Acmter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Mueuflein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. * Dippoldiswalde. Die seit einiger Zeit hier ins Leben getretenen und von Herrn l)r. Theile in Lung- witz geleiteten Hebungen im Turnen, Zeichnen und Botanisiren werden von der Jugend in ausgedehnter Weise benutzt. Liegt die Erklärung dieses erfreulichen Umstandes einestheils in der Persönlichkeit und in der Befähigung des genannten Herrn Theile, so geht andcrntheils daraus hervor, wie vielseitig hierorts das Bedürfniß ist, den Kindern eine sorgfältige leibliche, wie geistige Ausbildung zu geben. Wir hoffen, daß hierdurch nicht nur mehrfach gehegte Bedenken gegen Errichtung einer öffentlichen Selecte bei hiesiger Stadt schule erledigt,*) sondern auch die Beschleunigung der mit genannter Anstalt beabsichtigten Reorganisation bewirkt werde. Ein aus Erwachsenen bestehender Ver ein für Turnübungen wird, wie man hört, ehestens in Thätigkeit treten. Wir hoffen von diesem eine er sprießliche Rückwirkung auf das nachhaltige Bestehen des Turnens in hiesiger Stadt, abgesehen von den vortheilhaften Folgen für das körperliche Wohlbefinden der Betheiligten. *) Bei der jetzigen Ueberfüiliing aller blassen unsrer Schule können wir nur in der Gründung einer eigentlichen Selecte, wie in vollständiger Reorganisation unseres Schulwesens, ein Heil erblicken; durch den Turn- und Zeichnen-Unterricht allein sind die Wünsche so vieler Eltern, denen auch das geistige Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt, — noch nicht gehoben. D. Red. — Die Jahresversammlung des Zwcigvercius der Gustav-Adolf-Stiftung von Dippoldiswalde und Umgegend findet morgen, Mittwoch, den 4. Juli, in Geising statt (vergl. die Inserate). — Der Berliner Verein der Gustav-Advls- Stiftung hielt am 20. Juni seine Jahresversamm lung. Die diesjährige Einn.ahmc war die reichlichste seit seinem Bestehen. Sie betrug 5008 Thlx.; sehr gering dagegen erscheint die Mitgliederzahl, 997. Magistrat und Stadtverordnete lassen jährlich der Stiftung 200 Thlr. zufließen; namhafte Beiträge kom men vom Prinz-Regenten, der Königin und vom Prinzen Karl. Angesichts der kleinen Mitgliederzahl in Berlin, gerade wie in Dresden, könnte man wohl mit Recht fragen: Wie kommt es, daß eine so national-evangelische Sache, wie die der Gustav-Adolf-Stiftung, nicht bereits alle Schichten des deutschen Volks ergriffen hat? Geradezu ist cs traurig zu nennen, daß die Zahl der Vcreinsmitglieder in einzelnen großen Städten und auch hie und da in kleineren Orten im Verhältniß zur Einwohnerzahl eine so geringe ist. Die Schuld liegt nicht an den Männern, welche an der Spitze der Vereinsverivaltnng stehen. Und dennoch, glauben wir, liegt in der ganzen Handhabung der Angelegenheit die Quelle deö Gebrechens, daß nämlich dieselbe nicht schon allgemeine Volkssachc geworden ist. Was sind die Vereinsmitglieder, außer den Vorständen? Bloße Zah ler. In de» Jabresversammlnngcn werden ihnen blos die vom Vorstände getroffenen Bestimmungen über die zu vertheilcnden Unterstützungen zur Wahl vorgelegt; in der Regel werden die Vorschläge des Vorstandes aus Achtung vor demselben genehmigt; abweichende Vorschläge von Seiten einzelner Mitglieder gehören zu den seltenen Ausnahmen. Wir glauben, daß die Theil- nahme an der Gustav-Adols-Sache einen größeren Auf schwung nehmen würde, wenn die Vereinsmitglieder selbst mehr mit den Details der Unterstützungspläne bekannt gemacht und ihnen dabei ein Wort mit zu sprechen gestattet werden könnte. Wir geben gern zu, daß dich mit einigen Umständen und Schwierigkeiten verbunden sein dürste; aber für unüberwindlich wird man sie nicht zu halten haben und es bleibt zu wünschen, daß für die größere Betheiligung der Vereinsmitglieder an der ganzen Handhabung der Vereinsangelegenheit eine angemessene Form gesunden werden möge. — Das Dresdner Journal enthält ein sehr reiches Verzcichniß der aus Sächsischen Städten für die Na tionallotterie eingesendeten Gegenstände, und leitet dasselbe mit den Worten ein: Die für die allgemeine deutsche Nation alotterie eingegangenen und noch täglich eingehenden schönen und geschmackvollen Gewinn gegenstände aus Oesterreich, Preußen, Baiern, Thü ringen rc. werden bei der (am 1. Juli eröffneten) Ausstellung auch ein reiches und ansprechendes Bild deutschen Gewerbfleißes gewähren. Die ausgedehnten Räumlichkeiten des Ausstellungslocals in dem Galerie gebäude am Neumarkt füllen sich immer mehr. Bis jetzt sind über 430,000 Loose abgesetzl. Pirna. In voriger Woche wurde der in dem Gärtner'schen Steinbrnchc in Obcrposta beschäftigte Steinbrecher Beger von einem umschlagenden Steine erschlage n. Man mißt ihm eigene Unachtsamkeit und Nachlässigkeit bei. Leipzig. Von sämmtlichcn hiesigen Gesangvereinen, die eine Zahl von 600 Sängern repräsentier», wurde im Garten des Schützenhauses unter Zöllner's Direktion ein großes Eoncert zum Besten des Arndtdenkmales abgehalten. Die Zahl der Besucher betrug 3000. Berlin. Ueber das Befinden Sr. Maj. des Königs sind wiederum bcsorgliche Gerückte verbreitet. — Aus vollkommen sicherer Quelle kommt die Mitthei- lnug, daß der Prinz-Regent von Preußen beabsich tigt, den Besuch des Kaisers Napoleon in Baden-