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^^otizen über Brotbalkmaschincricil nnf der Londoner Jn- dttstricansstcllnn.q. Von Professor Rühlman n. Es gibt zur Zeit noch wenige mechanische Arbeiten, wobei Maschinen weder zur Unterstützung noch zum Ersätze der Menschen hände verwandt werden können; zu den Wenigen derartigen Beispielen gehört aber vor Allem die Brotbäckerei. Während sich bei nur einiger maßen ausgedehnter Fabrikation von sogenanntem Schiffszwieback, der englischen Biskuits, theilweise auch bei massenhafter Erzeugung gewisser Konditoreiwaren rc., zum Bearbeiten des betreffenden Teiges die Maschine (Knetmaschine) bereits mehrfach Eingang verschaff! hat, l wollte cs bisher noch immer nicht gelingen, gleiche Erfolge bei der Brotbäckcrci zu erzielen. In unserem deutschen Vaterlande gehört aber auch die Anwen- i düng von Knetmaschinen, selbst bei ausgedehnten Brotbäckereien, immer noch zu den Ausnahmen, obwohl es Thatsache ist, daß die guten Sorten der bis jetzt bekannt gewordenen Knetmaschinen schneller, gleichförmigcr, zuverlässiger und mit weniger Kraftanstrcngung arbeiten, als dies Menschenkände vermögen *), daß ganz besonders aber die Knetmaschine von der Reinlichkeit geboten wird! Zu dem Bemerkenswcrthesten und Neuesten, was die Lon- ! doncr Industrie-Ausstellung aus dem Gebiete der mechanischen Brot- ! fabrikation anfzuweiseu hatte, gehörten die Knetmaschinen und mecha- ! nischcn Backöfen der Herren Gebrüder Vicars und Komp, in Liver pool l^ lioat 8lronk kouueii)-, 8eel 8trsot), die im östlichen Annexe "Klasse VII., L. Katalognummer 1732) zu finden waren Von rechter Bedeutung erschien mir eigentlich die V icars'sche Ansstellnng^crst dann , als mir Gclegenbeit geboten worden war, die großartige «chiyezwiebackbäckerei von Peck, Frcan und Komp, bei London (Bermondsey oder Dockhead London) zu besichtigen, wo Vicars Knetmaschinen, so wie ihre Backöfen mit endloser Kctten- ') Allerdings bleiben alle anderen Arbeiten, welche der Bäcker vor und nach dem Kneten zu verrichten hat, auch bei den Knetmaschinen noch dieselben, weshalb eine recht hervortretcndc Ersparung an Hand arbeit und Zeit auch erst bei größeren Betrieben bemerkbar wird. Jndcß hat Referent wiederholt eine Hand Knetmaschine in der Bäckerei des den Lesern der Mittheilungen durch seinen bewährten Steinkohlenbackofen wohl bekannten Herrn Bäckermeister Essen in Osnabück im Gange gesehen, mit der man in jeder Beziehung wohl zufrieden war. bewegung für die aus gclicdcrten Blechplatten gebildete Backsohle mit entschiedenem Erfolge in ausgedehntestem Maße Anwendung fanden'). Vicars Knetmaschinen gehören zu derjenigen Gattung "), wo sich die Knetwerkzeuge, radiale schraubenblattförmige Arme (wie bei gewissen Thonschneidcmühlcn), an einer vertikalen Achse befinden, wobei jedoch zwei solcher Achsen neben einander in einem gemeinsamen feststehenden hölzernen Tröge von ovaler Form angebracht sind. Beide Vertikalwellen drehen sich übrigens in entgegengesetzten Rich tungen, so daß die schraubenförmigen (in jeder Welle in verschiedenen Höhen angebrachten) Schienen beim Arbeiten über- und untereinander Weggehen und derartig wirken, daß der Teig stets längs der innern Welle vertikal niederwärts gepreßt wird, während er an der andern gleichzeitig vertikal aufwärts steigt. Bei kontinuirlicher Arbeit sind die Tröge auf kleine Rollen gestellt um sie transportfähig zu machen, zu welchem Ende die Rührwelle ausgehobcn und nach Vollendung des Knetprozesses die betreffenden Tröge mit andern ausgewcchselt werden können. Dabei ist der Gang der Arbeit folgender. Mehl, das Gährungsmittel (gewöhnlich Bierhefe), Salz und Wasser werben in den betreffenden, von der Knetmaschine entfernt stehenden, ovalen Holztrog gebracht und zum sogenannten Anmachcn unter die Knet maschine geschoben, wo die innigste Vermengung aller dieser Theile in 5 bis 10 Minuten vollendet ist. Hierauf entfernt man den Trog mit seinem Inhalte von der Maschine und läßt ihn je nach Umständen 6 oder 8 Stunden gähren. Sodann bringt man den Trog mit der Teigmasse abermals unter diese Knetmaschine (nachdem man vorher ein anderes Quantum Mehl und Wasser zugebracht hat) und läßt über haupt ein zweites Durcharbeiten stattfinden, was gewöhnlich nicht länger als etwa 6 bis 8 Minuten währt. Nachdem der Trog wiederum von der Maschine entfernt ist, läßt man die Masse zum Auögähren noch zwei oder drei Stunden stehen, **l Vicars führen in ihren Ankündigungen eine bedeutende Zahl Adressen und Namen auf, wo ihre mechanischen Backöfen im Betrieb sind. Darnnter sind 10 von London, 16 von Liverpool, 6 von Glasgow, 48 auS verschiedenen anderen Orten Englands, Schottlands und Irland«, und endlich 22 vom AuSlandc, darnnier Ealcutta, Sydney, Melbourne, Shanghai, Bombay, Konstantinopel, 'New chork. ') Wer sich über die verschiedenen Gattungen von Knetmaschinen, welche bis jetzt wirklich zur Anwendung gelangt sind, recht übersichtlich zu unter richten wünscht, dem kann nicht genug ein wcrthvoller Artikel „Teig knetmaschine" im Abschnitte „Brotbäckerei" Bd. II. der Supplemente zu Precht!'S technologischer Encyklopädie, empfohlen werden.