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ZchöiümnM TagMütt und Mittwoch, den 5. Juli 1882 ^L153 Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Gegenüber der von Eugen Richter im Reichstage gemachten Aeußerung, „daß die Zunahme der Fidei kommisse und ihre Arrondirung durch Ausschlachten von Bauerngütern die Ursache der starken Auswanderungen aus Lauenburg sei", bemerkt die Norddeutsche": „Wenn Fürst Bismarck die in seinem Besitze eingeschlossenen Grundstücke augekaufl hat, so hat er damit der Verkäufern einen wesent lichen Dienst erwiesen, denn er hat höhere Preise bezahlt, als Andere anlegen würden. Die Zahl der Arbeiter auf den Besitzungen Bismarck's in Lauen burg hat sich, seitdem Fürst Bismarck dort Besitzer geworden, von 106 auf 263 erhöht; der Arbeits lohn im Sachsenwalde ist von Mk. 1. 3 auf Mk. 2. 2 gestiegen; das Loos der Arbeiter hat sich also unter Bismarck's Besitz um 100 pCt. verbessert. Ausge wandert sind 1880 aus Lauenburg nur 8 Personen." In der preußischen Presse wird die Frage erör tert, ob für die Förderung des Verkehrs Secundär- bahnen oder Kanäle vorzuziehen seien. Man scheint sich im Allgemeinen der Meinung Hinzunei gen, daß der Entwickelung des Secundärbahnwesens die nächste Zukunft gewidmet sein muß. Einige große Kanäle aus den Mittelpunkten der Massen industrie, wie von Westphalen und Oberschlesien, nach den großen Consumtwnsorten und besonders nach dem Meere würden allerdings von großem Vortheil sein. In dieser Hinsicht kämen in Frage: der Rhein-Ems-Kanal, die Kanäle zur Weser und Elbe, die Kanalverbindungen zwischen Rhein und Maas und aus dem schlesischen Montanrevier zur Oder. 339 Stück dergleichen Stangen von 5 bis 15 ein. untere Stärke und 5 bis 14 m. Länge — in 31 Haufen — an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Der Versammlungsort ist bei dem Bahnwärterhaus am Wasseruhls- dorfer Wege. Waldenburg, am 3. Juli 1882. Der städtische Forst- und Wirthschafts-Ausschuß. Limmer, Stadtrath. Frankreich. Unter Grövy's Vorsitz hat jüngst ein großer Kriegsrath stattgefunden; an demselben nahmen theil: der Kriegsminister Billot, ferner die Generale Chanzy, Carterel, Frecourt, Greslet, Borel, Gallifet, Canrobert und Villenot, die Präsidenten des Artillerie- Comitees und des Festungs-Comitees, die Chefs der Intendantur, des Genies und der Marine u. A. m. Beschlossen wurde zunächst die Einführung eines neuen Gewehrsystems, die Creirung freiwilliger Eclaireurs, eine Aenderung der Organisation der Festungs-Artillerie, die Wiedereinführung der Tam bours, die Errichtung eines stets auf Kriegsfuß ste henden Expeditionscorps u. s. w. Ferner wurden wichtige Beschlüsse bezüglich der Organisation der Landesvertheidigung gefaßt. Ueber letztere Verhand lungen wird das strengste Geheimniß beobachtet, doch will man wissen, daß nur allgemeine Fragen und keine speziellen Maßregeln beralhen worden sind. Mit der egyptischen Affaire und mit den englischen Rüstungen soll sich der Kriegsrath gar nicht befaßt haben. Von Toulon aus ist das französische aus 6 Pan zerschiffen, 1 Kreuzer und 1 Aviso bestehende Evo lutionsgeschwader in See gegangen und wird aus indirectem Wege, längs der tunesischen und Iripolitanischen Küste nach Egypten gehen. Non Bona (Algier) aus werden dem Geschwader die letzten Ordres zugehe». In Toulon werden Trans- porlschiffe zur sofortigen Beförderung von 15,000 ms 20,000 Mann bereit gehalten. Zwei weitere Panzerkorvetten werden armirt und in 3 Tagen Der Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich I Mk. 30 Pf. dem Geschwader nachfolgen; außerdem soll eine Reservedivision formirt werden. Italien. Angesichts der orientalischen Verwicklungen hat die Regierung die Auflösung der Kammer, welche in Folge des neuen Wahlgesetzes bereits beschlossen war, auf unbestimmte Zeit verschoben und daher die Kammer am Mittwoch nur vertagt. Die unerwartet eingetretene Möglichkeit, Kriegsfonds sowie Kriegs vollmachten vom Parlament verlangen zu müssen, welche nach italienischem Gesetze der Regierung Dictorialgewalt unter Suspendirung des Parlaments verleihen, machte die Abänderung des Beschlusses nöthig. In allen Land- und See-Arsenalen Italiens herrscht die größte Rührigkeit, um Angesichts drohender Eventualitäten schlagfertig zu sein. Diese Rüstungen erfolgen in aller Stille. England. Im englischen Kriegsministerium fand unter dem Vorsitze des Generals Wolseley eine Comiteesitzung statt, um falls eine Einberufung der Reserven nöthig wird, die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen. Es verlautet, die Einberufung der Reserve werde unverzüglich erfolgen, es sei die Ordre nach ' Chatham ergangen, die Panzerschiffe erster Klasse, „Agamemnon" und „Ajax", zum sofortigen Aus laufen bereit zu lassen. In Woolwich werden Vorbereitungen getroffen, um beträchtlichere Genietruppen nach Aegypten zu befördern. In Woolwich ist Ordre eingetroffen, für 1000 Maulesel Geschirr zur Bespannung von 6 Gebirgsbatterien fertig zu stellen. Egypten. Derwisch Pascha hat die Bevölkerung in einer Proclamation aufgefordert, dem Khedive zu gehorchen und sich mit den Europäern zu vertragen, dennoch wird, wie dem „Temps" aus Alexandrien gemeldet wird, eine auswärtige militärische Action als unvermeidlich betrachtet. Wie das egyptische Blatt „Taif" berichtet, hat Arabi Pascha dem Generalgouverneur von Cordo- fan den Befehl erthellt, von den in dieser Provinz stehenden egyptischen Truppen schleunigst 2400 Mann nach Nubien zur Verstärkung der dort gegen das Heer des falschen Propheten kämpfenden Negertrup- pen zu senden. In dem am 1. d. in Alexandrien abgehaltenen Ministerrath soll Arabi Pascha ein Massenauf gebot der Bevölkerung vorgeschlagen haben, die Minister der Finanzen und der öffentlichen Arbeiten hätten sich dem Vorschläge widersetzt und eine Ent scheidung darüber sei noch nicht erfolgt. Die Be festigungsarbeiten werden inzwischen dort ununter brochen fortgesetzt, einige Werke sind bereits mit schweren Geschützen armirt, die in der Richtung auf den Hafen aufgestellt sind. Amerika. Eingelroffene Depeschen aus Washington über die Hinrichtung Guiteau's theilen mit, daß wahn witzige Eitelkeit und Sensationslust, der Grundzug des Präsidentenmörders, ihn auch in seinen letzten Lebensstunden bis zu seinem Tode beherrscht haben. Auf seinen Grabstein wünscht er die Inschrift: „Hier ruht Guiteau, der Patriot und Christ." Im Uebri- gen aß, schrieb, badete er mit Ostensation und ließ Kotzauction. Künftigen Montag, den 10. Juli dieses Jahres, von Nachmittags 2 Nhr an , Bi-,- MN ll-IS-m.MAE-I- und 11 — 18 m. Länge, .. "Waldenburg, 4. Juli 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Zusammenkunft zwischen Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser von Oesterreich findet nun voraussichtlich nächsten Monat statt, ob in Gastein oder in Ischl, darüber ist noch keine Entscheidung getroffen. Bismarck trifft erst in Gastein ein, wenn Kaiser Wilhelm seine Kur dortselbst bereits beendet hat. Kaiser Wilhelm wird allem Erwarten nach im September von Breslau aus über Görlitz nach Dresden kommen, um, wie längst bekannt, den Manöver» der sächsischen Truppen beizuwohnen und Dresden auf einige Tage zu besuchen. In Görlitz trifft man bereits Vorbereitungen, dem glorreichen Monarchen den würdigsten Empfang zu bereiten. Der deutsche Kronprinz und die Kronprin zessin gedenken in der zweiten Hälfte des Monats Juli eine Reise nach der Schweiz anzutreten. Das kronprinzliche Paar beabsichtigt weniger, sich an einem Punkte der Schweiz längere Zeit niederzu lassen, als vielmehr Touren durch die Schweiz zu machen, um die ihm bisher unbekannten Theile des herrliche» Gebirgslandes kennen zu lernen. Der „Reichs-Anzeiger" publicirt Verfügungen des preußischen Kultusministers vom 29. Juni, wonach i» Ausführung des Kirchengesetzes vom 31. Mai 1882 die geistlichen Lehramtscandidaten von der vorgeschriebenen wissenschaftlichen Staats-Prüfung zu befreiende Zeugnisse von Universitäts-Lehrern auszustellen, vom Dekan einer philosophischen Fa- kultät zu beglaubigen oder von letzterem auf Grund einer Bescheinigung eines Universitätslehrers selbst auszuserllgen, dem zuständigen Oberpräsidenten (für Hohenzollern die Regierungspräsidenten) einzureichen sind. Zuständig ist der Oberpräsident der Provinz, worin der betr. Kandidat eine Anstellung als Geist licher wünscht oder worin die zuletzt besuchte Uni versität oder das Seminar gelegen ist. Hinsichtlich der kirchlichen Seminare bleibt eine weitere Regelung Vorbehalten. Die Besucher einer außerhalb Preu ßens gelegenen deutschen Universität können den Nachweis auch durch andere urkundliche Beläae führen. Bei dem Bureau des Reichstags mehren sich die Petitionen und Eingaben gegen die Zwangsim pfung. Die betreffenden Petitionen werden jeden falls noch in diesem Jahre zur Berathung gelangen. Im Laufe des Sommers soll ferner zu Berlin ein Kongreß der Jmpfgegner stattfinden, ^auf dessen Tagesordnung die zu erlassenden Eingaben an den Reichskanzler und an den Reichstag wegen Ab- Ichaffung des Zmangs-Jmpfungsgesetzes gestellt sind. Der Oberbürgermeister v. Forckenbeck und der Bürgermeister Duncker in Berlin haben die Ein ladung der Stadt Parrs zum Einweihunqsseste des neuen dortigen Rathhauses ab gelehnt Da der deutsche Botschafter in Paris die Einladung ange nommen hat, so wird man vergebens nach volitiicbe» Gründen suchen. Außer Berlin wird auch Wie bei dem Feste am 13. Juli in Paris nicht vertre ten sein. Waldenburger Anzeiger Annahme von Inseraten für d" nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg